Ansichten eines Informatikers

Der Untergang der Costa Concordia

Hadmut
15.1.2012 9:05

Von Schiffsbau und Nautik hab ich keine Ahnung. Trotzdem (oder deswegen?) bin ich gerade etwas verblüfft, daß fast genau 100 Jahre nach Untergang der Titanic (ich warte ja nur drauf, daß irgendwelche Esoteriker das als „Echo” des Titanic-Untergangs ausgeben) auch ein ganz neues und modernes Schiff durch Kollision mit Felsen so verblüffend schnell, und vor allem so schnell, daß eine geordnete Evakuierung nicht mehr möglich ist, sinken kann. Zumal es ja angeblich wieder erhebliche Probleme mit der Nutzung und Wasserung der Rettungsboote gegeben haben soll. (Wobei ich ja mal ganz blöd fragen muß, warum Rettungsboote eigentlich keine Räder haben – damit sie bei Schlagseite am Schiffsrumpf runterfahren können.)

Daß Schiffe in dieser Größe gebaut werden, hat etwas mit Marketing, etwas mit Betriebswirtschaft und etwas mit breitem Urlaubsangebot zu tun. Und etwas mit dem Verhältnis von Volumen (=Passagierkapazität) zu Oberfläche. Möglicherweise haben diese Pötte das maximal beherrschbare Größenverhältnis überschritten.

32 Kommentare (RSS-Feed)

Stefan W.
15.1.2012 9:49
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Die Titanic war ja noch ein Verkehrsmittel, wenn auch mit unterschiedlich luxuriösem Drumrum.

Heute fahren die Leute aber nicht Schiff, um irgendwohin zu kommen, sondern um den Mythos “luxuriöse Schiffreise” nachzuerleben, und was könnte da ein besseres Event sein als wirklich sinken?

Von den Toten abgesehen war es also rundum ein Gewinn, von dem man noch den Enkeln berichten kann, und die Toten machen da natürlich die Würze aus. Echter Grusel, kaltes Wasser, keine Luft, das Schiff neigt sich zur Seite. Panik.

Idiotensichere Schiffe, die unsinkbar sind, könnte man vielleicht bauen, aber nicht wirtschaftlich.

Dass man sich mit 4000 Leuten auf so ein Monsterluxusschiff begibt, auf ein Hotel ohne Stadt drumrum, das kann ich gar nicht nachvollziehen. Lt. Wikipedia kostet so ein Gerät 450 Mio. Bei 4000 Passagieren kommt man auf 100.000 € die jeder Platz einspielen muss, alleine für die Anschaffungskosten, d.h. Personal, Treibstoff, Küche, Kulturprogramm usw. ist noch gar nicht dabei.

Wo die Schwierigkeit der Navigation solcher Monstren liegt, dass die nicht nur sichere Wege benutzen, und meist auf Autopilot fahren, oder mit Schlepper? Keine Ahnung.

Wie wird jetzt eigentlich der Schrott geborgen?


Hadmut
15.1.2012 10:17
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Stimmt, das ist ein relevanter Unterschied. Wenn ich mich recht erinnere, diente die Titanic vorrangig der Reise nach Amerika, und nur in der Oberklasse zusätzlich dem Vergnügen, während die heutigen Pötte reine Vergnügungsdampfer sind. Die 450 Mio kommen mir eher zu knapp vor. Ist das nur das Schiff selbst oder ist da die Inneneinrichtung und Ausstattung mit drin?

Bergen kann man solche Havaristen meines Wissen nicht ohne weiteres. Eine Bewegung des gefluteten Schiffes hält die Schiffsstruktur nicht und leerpumpen können sie es so auch nicht. Deshalb bleiben so halb gesunkene Schiffe ja auch öfters mal da liegen. Die Queen Elizabeth lag ja auch lange im Hafen von Hong Kong rum, bis sie sie schließlich doch teils zerlegt und den Rest einfach eingemauert haben.

Könnte sich aber sowieso erledigen, denn irgendwo hab ich heute morgen gelesen, daß das Schiff derzeit deshalb nicht ganz versunken ist, weil das Wasser da nur 30 Meter tief ist, sie aber fürchten, daß das Schiff in tieferes Gewässer abrutscht und ganz versinkt. Dann wird’s eben ein neues Taucherparadies.


nichtnaut
15.1.2012 10:22
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>beherrschbare Größenverhältnis überschritten

Ich könnte mir vorstellen (bin in der Thematik auch kein Fachmann) dass gerade umgekehrt ein größeres Schiff länger auf dem Wasser bleiben kann als ein kleineres: bei gleichem Schaden ist z.B. das Verhältnis der nicht gefluteten Abteilungen (die zwischen Schottwänden) zu den gefluteten größer. Beim Umgang mit langen Rissen hat man von der Titanic durchaus in Form von Längsschotts gelernt. Und die CC ist auch noch nicht gesunken. Erst recht nicht in 2,5 Stunden wie die Titanic. Die Schlagseite würde ich auch nicht als Sinken bezeichnen. Ja, es sieht brachial aus, und ja, Leute bekommen Panik und springen ins kalte Wasser – aber die Opferzahlen halten sich vergleichsweise in Grenzen: man Vergleiche, wenn das gestattet sei, mit Eschede: da gab es wegen des Radreifens mehr Opfer – sowohl absolut als auch relativ zur Passagieranzahl. Außerdem hat sich die Schlagseite – wenn man den kursierenden Informationen glaubt – auch erst mehrere Stunden nach der Kollision eingestellt. Dass man die Zeit nicht besser/organisierter genutzt hat, muss da nicht inhärent zur Schiffsgröße sein.


Hadmut
15.1.2012 10:45
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@nichtnaut: Es ist schon naheliegend, daß ein größeres Schiff länger auf dem Wasser bleiben kann. Nur: Ein um den Faktor in Längenmaßen größeres Schiff hat ein ungefähr x3 mal so großes Volumen und damit vermutlich auch in dieser Größenordnung höheres Passagieraufkommen. Fraglich ist aber, ob es auch dementsprechend länger über Wasser bleibt. Immerhin hatte man den Passagieren wohl gesagt, daß sie sich erst mal warme Kleidung aus ihrer Kabine holen sollen. Und in so einem Riesen-Pott zur Kabine zu laufen kann eine ziemliche Wanderung werden.

Ein anderes Problem ist, daß ein großes Schiff eben nicht den gleich großen Schaden erleidet, sondern meist einen größeren. Denn dessen Masse und Trägheit steigt mit der dritten Potenz, nicht aber die Festigkeit der Schiffshülle. Bezogen auf die Schiffsgröße sind die großen viel verletzlicher. Ich will’s mal absurd überspitzt sagen: Ich bin schon beim rumschippern mit Schlauch-, Ruder und kleinen Segelbooten gegen Felsen gebrettert oder dran vorbeigeschrammt, und da ist – außer Kratzern in der Farbe – gar nichts passiert. Beim Rafting im Wildwasser sind wir mit voll besetztem Schlauchboot mehrfach in die Felsen, gar kein Problem. Weil einfach das Verhältnis von Bewegungsenergie, Trägheit und Rumpffestigkeit ein anderes ist. Daher würde ich Dir zwar noch zustimmen, daß ein großes Schiff bei gleichem Schaden länger über Wasser bleibt als ein kleines, aber nicht bei gleichem Ereignis. Weil es eben auch Schaden nehmen kann. Ein 50-Meter-Schiff kann man eben nicht auf 70 Meter Länge aufschlitzen.


Asd
15.1.2012 11:37
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Vielleicht glaubt einfach niemand mehr daran, dass sowas passiert – deshalb werden die Passagiere möglicherweise nicht aufgeklärt, was in diesem Fall zu tun ist. Interessieren würde ich mich als Passagier wohl auch nicht dafür, wenn das Ding mehrere Bars, Schwimmbecken usw. hat.

Selbst glauben würd ich das wohl erst, wenn Panik ausbricht und das Schiff deutlich schief liegt. Dementsprechend sind sicherlich die ersten paar Minuten verschwendet worden.

Hab noch keine derartige Fahrt unternommen, einmal würd ich mir so ein Schiff ja gern aus der Nähe anschauen und ein bisschen staunen, was da so möglich ist. Aber einen erholsamen Urlaub stelle ich mir anders vor…


Hadmut
15.1.2012 12:37
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Oh, sie werden aufgeklärt. Angeblich war die Aufklärung/Übung für den nächsten Tag geplant.


FF
15.1.2012 12:40
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Natürlich ist der Kahn de facto gesunken! Zum Glück ist das Wasser vor dieser Insel da nur 30 Meter tief. Wären es 300 oder 3000, wäre das Ding durchgerauscht.

Ich bin ja nur ein harmloser Fahrtensegler, der gelegentlich mit Freunden und einer gecharterten 12-Meter-Jacht auf dem Mittelmeer rumschippert. Aber diese Monsterpötte sind für mich eine Perversion in doppelter Hinsicht:

1) touristisch – wo liegt der Reiz einer schwimmenden Shopping-Mall? Mit bekackten Theatern, Kinos, Hotels und Fitness-Tempeln drumherum? Das hab’ ich doch zu Hause eh schon!

2) seemännisch – jetzt, wo das Ding so schön auf der Seite liegt, beachte man das Mißverhältnis zwischen Überwasser- und Unterwasserschiff. Grotesk! Deswegen sind vor 500 Jahren die Hansekoggen aus der Mode gekommen: weil sie mit ihren hohen Aufbauten viel zu leicht kenterten.

Von der ästhetischen Katastrophe – man betrachte die Bilder vom sagenhaft scheußlichen Interieur – will ich hier schweigen.

PS.: Auf die Ursachenforschung bin ich gespannt. Habe gehört, der Kapitän sei vom Kurs abgewichen und extra so nahe an die Insel herangefahren, weil von dort irgendwelche Besatzungsmitglieder stammten. Dabei stand dann ein nichtkartographierter Felsen im Weg.

PPS.: Kapitän und Offiziere sind wohl sämtlich Italiener… An dieser Stelle breche ich ab.


yasar
15.1.2012 12:51
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Mich wundert es, daß die mnicht gleich vor dem Ablegen erstmal eine Probealarm vorschreiben. Denn was nützt es, wenn man erst am letzten Tag noch als “Highlight” den Ernstfall durchspielt.

Übrigens heutige Rettungsdboote sind nicht mehr solche Boote wie früher, sondern kleine Tonnen, die erst dann aufgehen, wenn die im Wasser sind aud dann aufgepustet werden.

Siehe auch http://medien.wdr.de/m/1315731600/maus/wdr_fernsehen_die_maus_20110911.mp4


yasar
15.1.2012 12:53
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Hier noch mal mit weniger Typos:

Mich wundert es, daß die nicht gleich vor dem Ablegen erstmal einen Probealarm vorschreiben. Denn was nützt es, wenn man erst am letzten Tag noch als “Highlight” den Ernstfall durchspielt.

Übrigens heutige Rettungsboote/inseln sind nicht mehr solche Boote wie früher, sondern kleine Tonnen, die erst dann aufgehen und zu “Inseln” werden, wenn die im Wasser sind und dann aufgepustet werden.

Christoph von der Maus hat das mal gezeigt:
http://medien.wdr.de/m/1315731600/maus/wdr_fernsehen_die_maus_20110911.mp4


yasar
15.1.2012 12:54
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Korrektur: OK, daß mit dem erst im Wasser aufgehen hatte ich falsch in erinnerung. (Habe mir gerade den Film nochmal angeschaut.)


Thomas Wagner
15.1.2012 21:19
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Ich habe auf einem AIDA- Kreuzfahrer (Aidavita) als Tontechniker gearbeitet. Deshalb hat mich die Katastrophe der Costa Concordia also besonders interessiert und beschäftigt.

Bevor ich aufs Schiff konnte, musste ich, wie alle Crewmitglieder, einen Sicherheitskurs absolvieren, Brandbekämpfung, Verhalten im Havariefall, Evakuierung etc. Auf dem Schiff angekommen, gingen die Drills weiter, etwa ein Drill pro Woche.
Alle Passagiere müssen laut internatiomalem Reglement innerhalb von 24 h nach Einborden an einer Seenotrettungsübung teilnehmen, dem sogenannten Pax Muster Drill. Dabei werden alle Passagier zu sogenannten Musterstations gerufen,per Kabinennummer abgeglichen und sollen dann, wenn wirklich Havarie ist, von der Crew zu den Rettungsbooten geleitet.
Allerdings scheinen im Falle der CC jeden Tag neue Passagiere an Bord gekommen zu und andere abgestiegen zu sein, so dass eine zentrale Seenotrettungsübung,bei uns jeden Sonntag 10 Uhr, schwieriger zu bewerkstelligen gewesen sein dürfte. Und wenn die Reise am Freitag erst losgegangen sein soll, dann war die nächste Seenotrettungsübung wohl erst am nächsten Tag geplant.

Es gibt ca. ein Drittel mehr Rettungsmittel (Rettungsboote und Rettungsflöße) als Personen (Pax und Crew)an Bord sind.
Die Schwimmwesten sind für jeden Passagier und für jede Crewmitglied in seiner jeweiligen Kabine. Ausserdem gibt es nochmal zusätzliche Rettungswesten auf dem Deck, auf dem auch die Boote sind.
Die Sicherheitseinrichtungen und -maßnahmen sind also aus meiner Sicht durchaus auf der Höhe der Zeit. Aber grau ist alle Theorie…

So ein Schiff ist wirklich ein riesiger Kahn mit kilometerlangen Gängen im Inneren. Das größte Problem für die meisten am Beginn einer Reise ist die Orientierung im Inneren des Schiffs. Die Gänge sehen alle ziemlich gleich aus, endlos lang und öfter auch recht verwinkelt.
Dazu kommt dann im Fall eines Stromausfalls die Dunkelheit. Die soll zwar durch selbstleuchtende Markierungen in Bodennähe aufgefangen werden, aber unser Safetyoffizier sagte mir, das die wohl nicht allzulange nachleuchten würden. Hinzu kommt, dass, wenn ein Schiff krängt (“schief liegt”), die Orientierung sicher noch schwerer wird.

Die Crew bei uns an Bord war aus ca 25 Nationen zusammengesetzt. Schiffssprache ist englisch, die Crew ist meist sehr jung. Im Falle einer Panik würden viele (ältere) Pasagiere wohl nicht sehr auf die Anweisungen der Crew hören, so auch meine Erfahrung schon bei den Seenotrettungsübungen ohne Panik.

Die Schiffe sind in Sektionen aufgeteilt. Diese werden ausserhalb des Hafens mittels wasserdichten Schotten verschlossen, deren Geschlossenheit strengstens durch Meldesysteme auf der Brücke kontrolliert wird. Auch wenn das Loch im Rumpf riesig war, soweit ich das anhalt der Bilder beurteilen kann, hätte man mühelos mit einem Transporter durch das Leck fahren können,so sollten die Sektionen doch eine Situation wie bei der CC verhindern können. Laut Aussage unseres Saftetyoffz. sollte das Schiff auch bei Flutung von 3 Sektionen noch schwimmfähig bleiben.

Offensichtlich muss also einiges schief gelaufen sein im Falle der CC.

Soweit ein paar Infos eines “Insiders”, wenn auch nur grob angerissen.
Mein Beileid allen Opfern und deren Angehörigen.


Hadmut
15.1.2012 22:04
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Ich lese da überhaupt immer mehr Details, die mir seltsam erscheinen.

Ich dachte bisher, Havarie und das auf Grund laufen wäre der gleiche Vorgang gewesen. Vorhin aber habe ich irgendwo gelesen, daß sie sich erst an einem Felsen den Rumpf aufgeschlitzt haben, dann haben sie rumgedreht, sind Richtung Hafen gefahren und dann bei der Hafeneinfahrt auf Grund gelaufen und umgekippt. Wäre es vielleicht besser gewesen, nicht umzudrehen?

Irgendwo gab es auch eine Karte der automatisch gesendeten GPS-Positionen. Angeblich gibt es da eine unerklärliche Lücke. Das Schiff hat wohl vor, während und nach der Havarie mehrere Minuten lang keine Position gesendet. Da ja mehrfach die Rede von einem Stromausfall war, drängt sich ein Zusammenhang auf. Warum aber etwas so wichtiges wie die Übermittlung von Position, Kurs, Geschwindigkeit keine gepufferte Stromversorgung hat und redundant ausgelegt ist, will mir partout nicht einleuchten. Genausowenig, wie ein so modernes Schiff angeblich vom Kurs abkommen kann, ohne daß die Crew das bemerkt. Mein Auto-Navi meckert, wenn ich falsch abbiege, und sogar fürs Fahrrad und für zu Fuß habe ich Navis. Da paßt doch irgendwas nicht zusammen.


Michael
15.1.2012 21:47
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Ähm, größere Schiffe haben aber hauptsächlich Rettungsboote* und Rettungsinseln nur noch zusätzlich.

*) Wobei diese heute nicht mehr viel mit dem Aussehen und Funktionalität der Rettungsboote der Titanic zu tun haben.


Jens der Andere
15.1.2012 22:07
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Rettungsinseln hätte man sicher zu Wasser bringen und auslösen können. Die Frage ist nur: auf welcher Schiffsseite? Die hebt man ja nicht mal so eben über die Reling. Also wären sie wahrscheinlich auf der “ehemals oberen” Schiffsseite im Wasser gelandet. Da ist dann schwer hinzukoemmen. Bei den Rettunsbooten gilt sicher ähnliches.

Wobei das Schiff ja nicht unterging, sondern anscheinend auf Grund liegt. Da ist man eigentlich auf dem Wrack überhalb der Wasserlinie immer noch besser ‘dran als in der Rettungsinsel. Ist aber sicher vom Sofa aus einfach zu beurteilen 🙂

Man unterschätze auch nicht das Risiko, die Passagiere in die Rettungsinseln zu bringen. Das heißt unter Umständen, daß die Leute mit ihren seltsamen Rettungswesten ins Wasser müssen (13 Grad!), um dann die Insel zu erreichen und hinenzuklettern. Dann inzwischen klatschnass.

Hm. Nicht einfach.


FF
15.1.2012 22:15
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Ich muß auch sagen, das klingt für meine Ohren alles sehr spanisch. (Oder italienisch?) Ein Kapitän, der steif und fest behauptet, auf einen nichtkartographierten Felsen gelaufen zu sein – in einem Seegebiet, das seit mindestens 3000 Jahren stark befahren ist und fast genauso lange kartographiert wird!

Wer hat da über Nacht einen Felsen liegen lassen? Komisch, das alles.


Hadmut
15.1.2012 22:21
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@FF: Ich habe gelesen, die örtlichen Fischer hätten der Presse gesagt, das wäre Unfug mit dem nicht kartografierten Felsen. Die Gegend wäre als sehr felsig geradezu bekannt und berüchtigt, und die Felsen wären auch in den Karten.

Daß allerdings über Nacht Felsen im Meer auftauchen, ist gar nicht so unmöglich. Bei der Menge an Erdbeben und Vulkanausbrüchen, die es in der letzten Zeit gab (in Italien gab es doch auch unlängst geologische Ereignisse) gibt es durchaus einige Veränderungen des Meeresbodens. Insofern würde ich mal nicht pauschal unterstellen, daß alle Karten korrekt sind, nur weil die Wege seit 3000 Jahren befahren werden. Da kann schon mal unbemerkt unter Wasser irgendwo ein Felsen hochfahren. So kommt ja auch ab und zu mal ne ganze Insel hoch.


Thomas Wagner
16.1.2012 0:11
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Rettungsinseln werden entweder manuell ausgelöst, oder falls das Schiff schneller als gedacht versinkt, durch den Wasserdruck.

Wenn das Schiff noch nicht gesunken ist kommt man per Rutsche in einem Schlauch trocken in die Rettungsinsel. Allerdings habe ich bei den Fotos von der CC keine Schläüche hängen sehen.


John
16.1.2012 2:33
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@Hadmut: Das Schiff ist mit 500 Mio. Euro versichert. Dies beinhaltet anscheinend nur die Hülle und die Maschinen.
(lang-IT: Ma i 500 milioni di dollari riguardano soltanto la copertura della nave, scafo e macchina. )

Auf jeden Fall wurde schon ein Bergungsunternehmen beauftragt schnell den Treibstoff abzupumpen.

http://www3.lastampa.it/cronache/sezioni/articolo/lstp/438346/

Das Kreuzfahrt-Unternehmen besitzt übrigens 100 Kreuzfahrtschiffe und hat einen Marktanteil von 49% am Kreuzfahrttourismus.


John
16.1.2012 2:37
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Ergänzend: Anscheinend sind die Sicherheitsmechanismen von der Entwicklungsseite nur auf Schiffe ausgelegt, welche ca. die halbe Größe dieses Schiffes nicht überschreiten. [Citation needed]

Das Rettungsinselkonzept von Bohrinseln wäre wohl eventuell für eine so massive Schräglage besser geeignet als gewöhnliche Rettungsboote.

Anscheinend besteht die Möglichkeit, dass es bis zu 30min dauert bis das Schiff wieder Manövrierfähig wird nach einem Elektronikausfall, siehe Queen Mary 2 [Citation needed].


Thomas Wagner
16.1.2012 4:46
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Hier mal ein Link zum Rettungsfloßsystem (MES):

http://de.wikipedia.org/wiki/Marine_Evacuation_System


Puri
16.1.2012 10:01
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Ich finde das Ganze auch sehr interessant, und ist für mich als kompletten Seefahrtslaien auch sehr schwer vorstellbar im Jahre 2012.

In meiner Naivität bin ich schon davon ausgegangen, dass es
a) wie schon bei der Titanic versprochen (nahezu) durch (teilweises) Aufreissen des Rumpfes unmöglich ist ein solches Schiff zu versenken (man erinnere sich da an die Bilder vom Falklandkrieg, wo britische Schiffe von Raketen getroffen wurden und klaffende Löcher an der Seite hatten – und trotzdem nicht sanken)
b) es akurate Seekarten von den Küstenregionen gibt, nahezu in Echtzeit über Satelliten bestimmt, die einen zumindest warnen wenn man in “felsen”-gefährdete Gewässer einfährt
c) Schiffe dieser Größenordnung mit einem Radar/Sonar ausgestattet sind, die zumindest soweit reichen dass man vor Hindernissen noch rechtzeitig ausweichen kann

Vielleicht war ich auch einfach zu technikgläubig, und solche Katastrophen führen einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Oder es gibt diese ganzen Vorrichtungen, und der Verantwortliche hat beschlossen sie zu ignorieren – was uns wieder zur Informatik zurückführt, wo jedes Programm halt nur so gut sein kann wie sein Anwender.


Jens der Andere
16.1.2012 10:34
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@John: Weil es so lange dauert, bis der 486er Windows NT gebootet hat?


FF
16.1.2012 11:20
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Las gestern, daß es unter den Kapitänen der CC eine Art informellen Wettbewerb gab, wer den Passagieren mit waghalsigen Manövern dicht unter Land “mehr bieten” könne.

Und daß es Groupie-Passagiere gäbe, die genau deswegen nur bei einem bestimmten “verwegenen” Lieblingskapitän mitfahren wollten…

Okay, es ist ein Klischee, aber wenn ich derlei Spielchen mit der italienischen Mentalität in Beziehung setze, ersteht vor meinem Auge der Kapitäns-Papagallo zur See – in weißer Uniform, schicker Sonnenbrille und dem obligatorischen Goldkettchen, der mit anderen Papagalli in Uniform darum wetteifert, wer die dicksten Eier hat.

Es ist ein Klischee, daß Klischees nicht stimmen.

PS.: Nein, ich mag sie nicht besonders, unsere italienischen Poser-Freunde mit ihrem Riesenmundwerk und ihrer nervigen Präpotenz, die sich nach ihren großen Abenteuern von Mama den Rotz von der Nase wischen und sich opulent bekochen lassen.


Hadmut
16.1.2012 11:31
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Ja, sowas hab ich auch mehrfach gelesen.

Zu dem Klischee würde auch passen, daß laut diversen Meldungen (und einem Interview mit einem Passagier heute morgen im Radio) nur die Inder und die Philipinos aus der Besatzung sich um die Rettung gekümmert und die Italiener das Weite gesucht und den Passagieren die Plätze in den Rettungsbooten weggenommen haben. Angeblich soll der Kapitän ja auch sehr frühzeitig ausgebüchst sein. Erinnert mich an die Kategorie der Witze von den kürzesten Büchern der Welt – Englische Kochkunst, Italienische Heldentaten,…


Marianne
16.1.2012 15:53
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Natürlich wissen wir nicht genau was passiert ist, aber zwei Sachen finde ich bemerkenswert.

1. Nach Auskunft eines Seemanns müssen Besatzungsmitglieder als erste in die Rettungsboote, um sie zu steuern und das Kommando zu übernehmen. Logisch, keine 50 pro Boot. Aber alles was wir hören ist dass Besatzungsmitglieder vor den Passagieren in den Booten waren.

2. Die Nachrichtenlage ist widersprüchlich. Handykamerabilder auf Nachrichtensender 1: Dunkelheit, Menschen, Geschrei. Meldung: Panik an Bord! Selbe Aufnahme auf Nachrichternsender 2, aber kompletter: Ruhige Menschen in Rettungswesten, wartend, das Licht fällt aus, Geschrei, das Licht geht an, weiter ruhige, wartende Menschen. Auf den selben beiden Nachrichtensendern wurde das Interview mit dem Kapitän unterschiedlich und sinnverfälschend übersetzt. Leider war der Originalton so leise, dass ich nicht hören konnte was er wirklich sagte.

Das mit dem Drittel mehr Rettungsmittel hatte ich ungefähr vermutet, finde ich aber unzureichend. Wenn ein Schiff auf der Seite liegt sind 50% der Rettungsboote dieser Art unbrauchbar. Die auf der oben liegenden Seite wahrscheinlich auch weitgehend. Ich hätte mit mindestens dem doppelten der Rettungsmittel kalkuliert. Aber ich bin halt auch kein Reeder der die Priorität bei der Rendite setzt.

Rettungsboote mit Rädern wären nicht schlecht, aber ich frage mich wieso man nicht diese aufblasbaren Rettungsinseln verwendet. Die müsste man immer nutzen können, sogar von der unter Wasser liegenden Seite aus, die tauchen ja auf.


Hadmut
16.1.2012 15:55
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Sie haben auch aufblasbare Rettungsinseln gehabt, man kann diverse davon rumschwimmen und auch noch am Rumpf hängen sehen. Es gibt sogar ein Foto, auf dem sich Polizeitaucher, die an einer Strickleiter festmachen, so ein Ding als Basisstation geschnappt haben.


Marianne
16.1.2012 18:51
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Schon, aber hingen an der Bordwand nicht diese Holz- oder Kunststoffboote die dann, wie Du sagtest ohne Räder, nicht mehr runtergelassen werden konnten?


John
17.1.2012 17:46
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http://orf.at/stories/2100054/2099981/

Bezüglich der Kosten:
Allein der Selbstbehalt der Kreuzfahrtgesellschaft Costa liegt bei 30 Millionen Dollar (23,5 Mio. Euro).

Die bisherigen Angaben der Versicherer deuteten jedoch auf eine Gesamtschadenssumme zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Dollar (zwischen 395 Mio. und 789 Mio. Euro) hin.

Industriekreisen zufolge war die „Costa Concordia“ für 405 Millionen Euro (513 Mio. Dollar) versichert.

Sollte etwa noch der Tank leckschlagen und Treibstoff ins Mittelmeer gelangen, dürfte die Rechnung um ein Vielfaches größer ausfallen. Neben Forderungen von Passagieren und Angehörigen von Getöteten muss der Eigentümer auch für die Kosten der Sicherung und Bergung des Schiffs aufkommen, falls diese überhaupt möglich sein sollte.
(2400 Liter Schweröl)


John
17.1.2012 18:08
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MarkusK
18.1.2012 10:06
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@John
2400 Tonnen Schweröl, nicht Liter.
Mit 2400 Litern kämen die nicht weit.


Helmut
19.1.2012 11:52
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Die Lage auf der “Costa Concordia” hat sich jetzt dramatisiert, weil Rettungskräfte ihre Bergungsarbeiten unterbrochen mussten, da das Schiff droht zu sinken. Es wurden mittlerweile 11 Leichen geborgen, über 20 Menschen werden weiterhin vermisst. Der Kapitän wurde aus der U-Haft entlassen, steht aber unter Hausarrest.


yasar
2.4.2012 17:50
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Hier noch ein Beitrag von Kopfball zum Thema costa Concordia/Titanic

http://medien.wdr.de/m/1333100309/kopfball
/wdr_fernsehen_kopfball_20120401.mp4