Fotografie ist weiblich (geworden)
Heute habe ich mir einen Sonntagsausflug in die drei Pinakotheken in München gegönnt.
Ich wandle leidenschaftlich gerne durch Museen. Zwar meistens eher im Ausland und auf Reisen, aber die Museen vor der eigenen Nase sollte man auch mal besichtigen. Und trotz fleißiger Teilnahmen an den langen Museumsnächten und dem Besuch selbst solcher Ungewöhnlichkeiten wie dem Kartoffelmuseum habe ich sie noch immer nicht alle wichtigen durch. (Ach, ich war durchaus schon in den Pinakotheken, aber das war während den Jahrgangsfahrten in der Oberstufe, das ist verjährt.) Und nachdem mir bei der Kälte gerade nichts besseres einfällt und die Eintritte in den Pinakotheken sonntags deutlich niedriger sind, habe ich die drei heute mal abgeklappert. So wirklich aus den Latschen gerissen hat’s mich jetzt auch nicht. War schon einiges gut und sehenswert, aber zu den Orten, die man unbedingt besucht haben muß, bevor man stirbt, würde ich es jetzt nicht zählen.
Ich hatte zwar – man weiß ja nie – eine Kompaktknipse dabei, habe aber nicht fotografiert. Eigentlich fotografiere ich in Museen eher ungern bzw. lasse es meist bleiben. Ein wesentlicher Grund ist, daß es mir meist wenig Spaß macht, weil man eigentlich nur etwas abschießt, was jemand anderes gemacht und wieder jemand anderes arrangiert hat. Ich mag es (auch auf Workshops) nicht so, wenn jemand anders das alles aufbaut und man dann die Kamera hinhält und gerade mal auf den Knopf drückt. Deshalb mache ich das eigentlich nur im Rahmen von Reiseberichten, oder – wie gerade neulich – im Auftrag, einen Katalog zu erstellen.
Der zweite Grund ist, daß man in Museen als normaler Besucher eigentlich nicht vernünftig fotografieren kann. Es ist meist zu dunkel, das Licht (auch zum Schutz der Exponate) nur mittelprächtig oder gar gedimmt, manchmal ungleichmäßig und dazu das Blitzen und Aufnahmen mit Stativ verboten. (In manchen Ländern ist es üblich, daß man höchstens ein Objektiv mit in das Museum nehmen darf.) In der Regel werden das keine guten Bilder, weil man das ohne Stativ verwackelt, auch wenn man das dann vielleicht nicht direkt sieht. (Meine Taschenknipse hat sogar eine spezielle Betriebsart für Museen. Sie macht einfach ganz schnell 10 gleiche Bilder hinterheinander und sucht das kontraststärkste – also am wenigsten verwackelte – heraus. Sagt doch eigentlich schon viel.)
Der dritte Grund sind das Urheberrecht und die Leute, die da herumlaufen. In der Totalen hat man immer irgendwelche Leute im Bild und damit die Gefahr von unmittelbarem Ärger, und ansonsten die Urheberrechtsprobleme mit dem abgebildeten Kunstwerk, falls es um Kunst geht. Bemerkenswerterweise sind in den Pinakotheken Bilder selbst von alten Bildern, deren Urheberrecht längst abgelaufen ist bzw. niemals bestand, das Fotografieren nur für private Zwecke erlaubt, weil die eben ihre Kosten auch mit dem Verkauf von Büchern, Postkarten usw. reinholen wollen. Einerseits finde ich es ärgerlich, daß man von Gemälden, die urheberrechtlich nicht (mehr) geschützt sind, nicht einfach gute Reproaufnahmen herunterladen kann, sondern da mühsam selbst schlechte Aufnahmen machen soll, andererseits habe ich Verständnis dafür, daß sie die Kosten reinholen und die Eintrittspreise trotzdem niedrig halten wollen, weil nur so jeder Zugang zum Museum hat.
Und viertens: Was will man damit? Ein unscharfes Foto von einem Museumsexponant, das vorher schon hunderttausend andere Leute fotografiert haben, ist stinkend langweilig und sagt über den Fotografen nichts aus.
Umsomehr war ich heute verblüfft, wie unglaublich viele Leute mit der Kamera durchs Museum laufen. Gelegentlich mal das Museum oder ihre Freunde, hauptsächlich aber die Exponate abfotografieren. Und bemerkenswerterweise nur selten mit kleinen Kompaktknipsen. Auch die ehedem beliebten Bridge-Kameras sind kaum zu sehen. Die hatten fast alle – die schon totgesagten – Spiegelreflexkameras, digital natürlich. Ich habe heute sicherlich weit über hundert DSLRs gesehen, vielleicht sogar über zweihundert.
Dabei ist mir aber (wieder einmal, ich hatte es schon mehrfach im Blog angesprochen, nachdem es mir in Städten aufgefallen war) etwas aufgefallen – subjektiv, nicht wirklich nachgezählt, aber es war auffällig: Die deutliche Mehrzahl der Leute, die mit Spiegelreflexkameras herumlaufen und fotografieren, sind Frauen.
Das ist erstaunlich und bemerkenswert. Denn bisher war die Fotografie mit gehobenen Geräten eine Männerdomäne. Zwar haben die Kamerahersteller schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts (so mit der Technik zwischen 1900 und 1930) häufig auch die Frauen als Kundenzielgruppe angesprochen, weil damals besonders viele Frauen auf die Fotografie kamen, aber mit kleinen, leichten und unkomplizierten Geräten. Die kürzlich in Insolvenz gegangene Kodak war darin besonders aktiv, aber auch Agfa hat da mitgemischt. Und auch in letzter Zeit prägt die Werbung ja das Klischee, daß Frauen irgendwie auf kleine, simple, idiotensichere Weibchenknipsen in bonbon- oder pastellfarbenen Schmuckgehäusen im Barbie-Chic stünden. Sowas in rosa zum Beispiel. Und im Buhlen um die weibliche Kundschaft gab es in letzter Zeit auch einige Spiegelreflexmodelle in knallrot. Schrecklich.
Komischerweise scheint die Realität gerade andersherum zu laufen als es die Werbebranche auf dem Plan hat. Es sind inzwischen eher die Männer, die kleine, handliche Taschenkameras verwenden und eher die Frauen, die mit einer Spiegelreflex unterwegs sind.
Dabei sind mir noch ein paar Sachen aufgefallen:
- Frauen verwenden da nicht nur die billigen Einsteiger-DSLRs mit Kit-Objektiv, kommt freilich auch vor, sondern sie haben häufig die preislich gehobenen Modelle aus dem mittleren Segment, die für die sehr ambitionierten Amateure und die Semiprofis gedacht sind.
Die richtig dicken, teuren und schweren Profi-Klopper wie Nikon D3 oder Canon EOS-1 habe ich bisher nur extrem selten in Frauenhand entdeckt. Und teure Edelkameras wie etwa ne Leice noch gar nicht.
- Frauen scheinen Canon gegenüber Nikon deutlich zu bevorzugen.
- Was mir heute sehr aufgefallen ist: Männer sind eher alleine unterwegs, Frauen sehr häufig in kleinen Gruppen, meist zu dritt, natürlich jede mit Kamera.
- Was man allerdings noch sagen muß ist, daß Frauen sich technisch weniger Mühe geben. Steht jemand lange vor einem Bild, sucht den Ausschnitt, stellt die Kamera ein, prüft, probiert, ist es meist ein Mann. Drückt jemand einfach drauf, und verreißt beim Auslösen auch noch deutlich sichtbar die Kamera, so daß man geradezu sieht, daß es verwackelt ist, ist es meist eine Frau. Und wenn man den Leuten auf den Monitor schielt, was dabei herauskommt: Bei Frauen habe ich häufiger schiefe Bilder entdeckt. Vielleicht habe ich bei Frauen auch nur häufiger hingeschielt.
- Noch was seltsames ist mir aufgefallen: Ich war in der Cafeteria einer Pinakothek mittagessen. Wie ich da so rumgehe fällt mir auf, daß gar nicht so wenige Spiegelreflexkameras völlig unbewacht irgendwo auf Tischen oder sogar auf dem Boden offen rumstehen, hätte man problemlos klauen können. Einfach mitnehmen. Wäre unbemerkt geblieben. Und bei so vielen Leuten, die mit Kameras rumlaufen, hätten man sie als Dieb nicht mal wegstecken müssen, sondern sich einfach um den Hals gehängt. Weil’s mich sehr interessiert hat, hab ich mal geguckt und gewartet oder gefragt, wem die Kameras gehören. Alle Besitzer dieser Kameras, die da so unbewacht und klaugefärdet irgendwo rumlagen, waren weiblich. (Und in allen Fällen waren sie in Gespräche mit anderen Frauen vertieft.) Das Verhältnis der Frau zu ihrer Kamera scheint ein anderes als das des Mannes zu sein. Der Mann beschäftigt sich mit der Kamera und vergißt seinen Gesprächspartner.
Nachdem mir das so aufgefallen war, habe ich natürlich auch darauf geachtet, welche Bilder und Fotografien präsentiert wurden. Ich kann mich nicht erinnern, bei irgendeinem der vielen Gemälde die Angabe einer Frau als Malerin gesehen zu haben. Als Bildinhalte oder Statuen sind Frauen freilich sehr beliebt (und nicht selten mehr oder weniger nackt).
Eine Ausstellung mit Fotografien von 1846 bis 1900 aus Neapel und Umgebung gefällt mir sehr gut, die rund 150 Jahre alten Albumin-Abzüge haben häufig eine Schärfe, eine Auflösung, ein Detailreichtum, die man selbst heute nur schwer findet. Unglaublich, welche hohe Qualität die Fotografie in ihrer Anfangszeit erreichte, an die heute vieles nicht heranreicht. Und die Bilder dann auch noch 150 Jahre problemlos überstehen und trotzdem knackig, konstrastreich, scharf bleiben. Aber: Alle Fotografen waren Männer. Frauen bestenfalls Objekte. Was mich an meine Sammlung von Büchern über Aktfotografie erinnert. Ich besitze einige Bücher über die pikantesten bekannten Ferkeleien von vor 1900, ein Sammelsurium von frühen Albernheiten. Hinter der Kamera nur Männer, vor der Kamera häufig Frauen (wie üblich spärlich bis gar nicht bekleidet. 😉 ).
Anders sieht es in der Neuzeit aus. Es gibt eine Ausstellung der Fotografin Sabine Hornig, die ich aber irgendwie bei meinem Rundgang nicht gefunden oder übersehen habe (die Ausstellung, nicht die Fotografin). In der Alten Pinakothek hingen aber auch Fotos von ihr, so als Besonderheit zwischen den alten Gemälden, so angeblich als Gegenüberstellung und Kontrast. Nur: Weder fand ich die Fotografien irgendwie gut oder erwähnenswert, noch konnte ich irgendeinen Zusammenhang mit den Gemälden feststellen, die wirkten auf mich da einfach deplatziert und als Fremdkörper. Hinterließ einen ganz schalen Nachgeschmack als habe man eine Fotografin partout auf Galerieniveau heben wollen. Irgendwo stand sogar, sie hätte schon im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Wer mich als Fotograf beeindrucken will, muß mich mit den Bildern und nicht mit seiner Liste von Auszeichnungen beeindrucken. Und diese Bilder beeindrucken mich gar nicht. Null.
Was ich irgendwo auch schade finde. Es gibt zwar weniger bekannte Fotografinnen als männliche Fotografen, darunter aber einige exzellente (oder zumindest charakteristische). Man könnte tolle Ausstellungen mit Fotos nur von Fotografinnen machen. Warum macht man das nicht mal? Denn gerade beim Fotografischen Blick, auch und besonders in der Aktfotografie, haben Frauen einen anderen Blick als Männer. Das herauszuarbeiten wäre doch mal höchst interessant.
Ich hatte oben geschrieben, daß die Werbeklischees der Frauen mit Handtaschenknipsen und der Männer mit den dicken Kanonen nicht mehr mit der Realität übereinstimmten. Als ich nach dem Museumsgang mit der S-Bahn nach Hause fuhr, habe ich in den S-Bahn-Stationen am Stachus und am Marienplatz zu meiner Überraschung noch etwas bemerkenswertes „entdeckt”. Wobei „entdeckt” eigentlich das falsche Wort ist, weil es unmöglich war, es zu übersehen – es muß einem aber „auffallen”: Jede Menge der großen Plakatwände zugepflastert mit Werbung für die Canon EOS 60D Spiegelreflexkamera. Und wer hält sie sich werbeträchtig ans Auge? Eine Frau. Canon hat offenbar gemerkt, wer da die neue Käufergruppe und was deren Interesse ist. Und bietet ordentliche Technik statt rosa Spielzeug an.
10 Kommentare (RSS-Feed)
Ich weiß jetzt nicht, ob Du Männle oder Weible bist, spielt aber eigentlich keine Rolle.
Es stimmt nicht, daß die DSLRs immer größer und klobige werden. Im Gegenteil, die werden kleiner. Die Einstiegsmodelle von Canon und Nikon sind inzwischen kaum größer als eine Bridgekamera oder die neumodischen EVILs (electronic viewfinder, interchangeable lens), also die Systemkameras mit Wechselobjektiven ohne optischen Sucher. Die unteren Amateurmodelle sind zudem aus Kunststoff gebaut, und ebenso die preisgünstigeren Objektive. Nikon hat beispielsweise eine Reihe sehr guter aber preisgünstiger Festbrennweiten (die mit der 1.8 Lichtstärke), deren Gehäuse aus Kunststoff gebaut ist und die sehr kurz und leicht sind. Auch Zoom-Objektive gibt es in leichter Ausführung. Zusammen mit den kleinen Modellen von Nikon oder Canon (oder auch Sony oder all die anderen) ergibt das kleine leichte Kameras. Nimm beispielsweise mal eine Nikon D3100 oder Canon EOS 600D in irgendeinem Blödmarkt in die Hand. Die sind richtig klein. Und auch im teuren Bereich ist eine D800 tatsächlich etwas kleiner als eine D700.
Ich muß Dir aber sagen, daß ich – mag paradox klingen – eigentlich ganz zufrieden damit, daß meine D300s mit einem 24-70 oder 70-200 ein ziemlicher Brocken ist, denn die liegt so einfach viel besser in der Hand. Schwerer zu schleppen, und kann durchaus am Hals schmerzen, aber die Bilder sind dadurch besser. Man verwackelt deutlich weniger und es fotografiert sich einfach besser. Ein ganz wesentlicher Punkt ist dabei eine gute Fototasche. Für das gefühlte Gewicht ist eine gute Fototasche von enormer Wichtigkeit. Ich verwende eine Tenba Messenger, bei der die Ausrüstung nicht vom Körper wegsteht, sondern eng an der Hüfte anliegt und sich um den Körper wölbt. Damit habe ich auch eine schwerer Fotoausrüstung schon stundenlang problemlos herumgetragen.
Und viele Kameras sind für meine Hände einfach zu klein. Schon an meiner Minolta 7000i habe ich extra eine Bodenplatte angeschraubt, damit sie besser in der Hand liegt. Auch die Nikon liegt mir gut in der Hand, weil sie etwas größer ist. Die unteren Modelle von Nikon und Canon sind mir einfach zu klein. Mir kippt die Kamera zu leicht weg, wenn der rechte Handballen die Kamera nicht stützt sondern in der Luft hängt. Insofern müßten die für jemanden mit nicht so großen Händen eigentlich prima sein.
Habe gerade nochmal nagesehen, bin ein Männchen. Ich vergleiche das immer noch mit meiner alten, treugedienten analog Spiegelreflex (Olympus) und dagegen erscheinen sie mir klobiger. Vielleicht mag ich objektiv falsch liegen, aber Kunststoffgehäuse wecken in mir Mißtrauen. Meine alte hat mich vom Polarkreis über die Wüste bis den Dschungel und auf 6.000 Höhenmeter begleitet. Ich hatte nie ein Problem und sie hat etliche derbe Stöße abbekommen. Metall bekommt ggf Beulen & Ratscher, Plastik bricht i.d.R. Und die Kunststoffgehäuse bei den Kameras finde ich meist nicht sehr vertrauenerweckend, aber ich muß auch zugeben, daß meine Kameras Gebrauchsgegenstände und keine Heiligtümer sind.
Bei der Fototasche und der notwendigen Unterstützung durch den Handballen gebe ich Dir vollkommen recht. Bei den kleinen Knipsen verreiße ich sehr schnell, weil die nicht richtig in der Hand liegen.
Man sollte die Plastikgehäuse keinesfalls unterschätzen. Metall verbiegt, Kunststoff kehrt in gewissen Grenzen in seine Form zurück. Kritisch ist eher, daß Kunststoff nicht übermäßig schlagresistent ist und sich bei schweren Objektiven verwinden also zu Unschärfe führen kann. Grundsätzlich ist aber gegen Kunststoff nichts einzuwenden. Man bekommt aber auch schon für überschaubares Geld welche mit Metallgehäuse (z. B. Nikon D7000 oder Canon irgendwas).
Die Klobigkeit kann täuschen, weil die heute einfach anders designed sind und rundere Kurven sowie einen Griff sowie ein Batteriefach haben. Das heißt aber nicht, daß sie es auch sind. Die alten analogen waren halt sechziger/siebziger-Jahre Design und deshalb flach, außerdem im wesentlichen an den Filmtransportmechanismen orientiert, das sah etwas graziler aus.
In Deinem Fall würde ich aber empfehlen, sich erst mal klar zu werden, was man überhaupt will.
Weißt Du denn noch, was Deine Olympus damals neu gekostet hat?
Mal etwas international. Venedig:
Männer und Frauenanteil etwa gleich, Nikon weit vor Canon, Sony überhaupt nicht entdeckt.
Die meisten Nikonfotografen(in) fotografieren mit Vollautomatik (Blitz klappte ständig auf, auch bei vollen Sonnenschein, Gegenlichtsituation?) Jedenfall hab ich die Nikons nach einer Weile immer von weiten am ausgeklappten Blitz erkannt.
Frauen, meist asiatischer Herkunft hatten meist Nikon und die Gegenlichtblenden waren meist falsch herum aufgesteckt. Wirklich! 🙂
Ja, das verblüfft viele Leute, daß man gerade bei Sonnenschein blitzen könnte bzw. die Kamera will. Tatsächlich ist es aber so, daß bei Sonnenschein die Kontraste sehr hoch sind und die Kamera versucht, das mittels Blitz auszugleichen. Deshalb fotografieren viele fortgeschrittene Fotografen gar nicht so gerne bei starker Sonne oder zur Mittagszeit, weil die Kontraste wirklich schwer in den Griff zu kriegen sind.
Amüsant zu sehen ist aber auch, wenn die Leute von der Tribüne im Fußballstadio o.ä. fotografieren und man ständig das Geglitzer von den Blitzen sieht, als ob der Blitz da irgendetwas bringen würde.
Auch Digitalkameras haben ja eine sogenannte Blitzsynchronzeit, die meist so zwischen 1/200 und 1/300 liegt. Auch bei den moderneren Analog-Kameras lagen die Synchronzeiten ungefähr in dem Bereich, etwas drunter. Vor ca. 15-20 Jahren kamen deshalb topmoderne Blitzgeräte in den Handel (Ich hatte damals den Minolta 5200i deswegen), die – was sich für viele doppelt paradox und unsinnig anhört – einen sogenannten Langzeitblitz hatten, damit man auch bei starker Sonne blitzen kann.
Der Witz daran ist folgender: Wenn man mit Schärfentiefe und offener Blende arbeiten will, kommt man unweigerlich in kurze Belichtungszeiten weit kürzer als die minimale Synchronzeit. Der Blitz brennt zwar nur etwa 1/50.000 Sekunde, aber unterhalb der Synchronzeit ist der Schlitzverschluß nicht mehr an allen Stellen gleichzeitig offen, weil der hintere Vorhang schon startet, bevor der vordere angekommen ist. Deshalb käme der Blitz nur an einer Stelle des Bildes an. Leuchtet der Blitz durch besondere Technik aber deutlich länger als Blitze es sonst tun, dann wird trotz kurzer Belichtungszeit von bsp. 1/1000 das ganze Bild vom Blitz erfaßt. Also kann man damit auch bei starker Sonne und offener Blende blitzen. Die einfacheren Kameras können das zwar nicht, aber grundsätzlich ist Blitzen bei vollem Sonnenschein gar nicht so blöd, wie sich das anhört, sondern im Gegenteil eine ziemlich anspruchsvolle Sache. Und man braucht hammermäßig viel Blitzleistung.
Das mit den Gegenlichtblenden ist auch bei deutschen Frauen ein Problem. Ich hatte bei einer Reise 2002 das erste Mal eine Kamera mit so einer sog. „tulpenförmiger” Sonnenblende dabei. Und die war außen auch noch silbern lackiert. Zwischendurch hab ich mich gewundert, warum die Mädels mich alle so komisch-angewidert angucken. Bis mir irgendwann gegen Ende der Reise mal eine sagte, daß sie das total bescheuert fänden, daß ich da mit so einer Angeber-Rosette rumlaufe, ob man die nicht weglassen könnte. Die dachten, das wäre so eine Angeber-Schwanzverlängerung, weil das so nach Science-Fiction aussieht. Als ob man beim Fotografieren extra cool aussehen wolle und ich deshalb jedesmal das Ding draufstecke.
Erst als ich ihnen dann das Ding mal zum Durckgucken gegeben habe und ihnen erklärt habe, daß eben diese Form herauskommt, wenn man aus einem zylindrischen langen Rohr die rechteckigen Bildausschnitte für die verschiedenen Brennweiten des Zoomobjektives herausschneidet, ist denen das Licht aufgegangen, daß das einen technischen Grund hat und keine Angeberei ist, daß man vorne dieses bizarr geformte Teil drauf hat. Und gerade die asiatischen Frauen sind oft – wie soll ich jetzt sagen – mehr nach Mode und Aussehen als Technik orientiert. Das kann gut sein, daß die das einfach nicht verstanden haben, wofür die gut ist.
Übrigens habe ich meine Gegenlichtblende bei Nichtgebrauch auch immer falsch herum drauf. Fast alle sind nämlich inzwischen so gebaut, daß man sie zum Transport platzsparend verkehrt herum auf das Objektiv steckt. Deshalb sind die auch in der Verpackung so drauf. Man muß aber freilich kapieren, daß man die vor dem Foto abnimmt und rumdreht.
@Coolpic
Meinst Du jetzt die Streulichtblenden der Asiatinnen oder die der Kameras? 😉
Das mit verkehrt herum aufgesteckten Streulichblenden habe ich auch schon öfter gesehen, ich hatte bisher vermutet, die hätten die aus praktischen Erwägungen so geparkt weil gerade nicht notwendig, da das Objektiv dadurch kürzer wird.
@Hadmut
ad hoc nicht, aber das Ganze war nicht billig. Das erste war eine komplette Ausrüstung (WW, Tele, Fischauge, Taschen) gebraucht für mehrere tsd DM. Super erhalten, er hat die verkauft weil er festgestellt hat, das Fotografieren nichts für ihn ist. Später habe ich mir dann noch ein weiterentwickeltes Gehäuse neu für ca. 800 DM nachgekauft.
Ich werde mir demnächst einfach mal ein paar Kameras aus dem Laden hier für ein paar Tage ausleihen.
@Anmibe: Genau darauf will ich ja eigentlich auch hinaus. Du kannst schlecht eine Ausrüstung, die schon gebraucht mehrere Tausend DM gekostet hat, von der Stabilität her mit den Einsteigerkameras vergleichen, die es manchmal schon für 300-400 Euro neu gibt, die aber im Gegensatz zur alten auch noch Computer, Monitor usw. drin hat, Videos aufnehmen kann… So fair muß man da schon sein.
Vielleicht dachten die Damen an solche Taschenlampen mit “assault crown” a.k.a. “strike bezel”.
Mir fällt ein, letztens hab ich jemanden beraten, welche DSLR angeschafft werden soll. Budget durchaus im Rahmen für ein gutes Objektiv, wenn man von einem neuen Body mit “100 Megapixel” absieht. Beispielsweise eine gebrauchte EOS 400D reicht vollkommen aus, solange es nicht um möglichst viele und schnelle Serienbilder geht. Eine Woche später erfahre ich: Gekauft wurde ein neuer Body, den gabs in einem tollen Kit im Blödmarkt… das erste Objektiv war ein 18-55mm (ohne Bildstabilisator). Das zweite wird gar nicht verwendet, weil man ja nur eines braucht und eigentlich keine Ahnung, was dieses besser macht.
Ich mach doch oft die Erfahrung, dass ein paarhundert Euro hier und dort anscheinend nichts sind und wenn man eine neue Kamera sucht, dann kauft man eben gleich eine DSLR, da wird nicht mit einer kleinen kompakten rumgekleckert. Lust auf Recherchen vor dem Kauf, nein.
Zugegeben, meine DSLR hat derzeit auch nur ein Objektiv oben und wird nicht so oft verwendet – dafür kann ich sie bei extremem Wetter einsetzen und sie wird dennoch viele Jahre halten, da ich gut mit ihr umgehe und im Bedarfsfall leihe ich mir eben mal ein Objektiv. Immerhin ist die darin verbaute Technik höchst interessant – ganz ehrlich, Fotos zu machen ist nur die Hälfte der Geschichte; mich freut es, ein Stück Technik in der Hand zu halten, das auf mein Kommando einen Motor in Gang setzt, der in Bruchteilen einer Sekunde den Spiegel wegklappt und dabei ein beruhigendes mechanische Klicken von sich gibt.
Hier in Berlin habe ich in den letzten Jahren ähnliche Beobachtungen gemacht. Da ich mich für eine neue Kamera interessiere schaue ich seit einiger Zeit genauer hin, was so benutzt wird und dabei ist mir auch aufgefallen, daß bemerkenswert viele Frauen mit Spiegelreflex rumlaufen, kannte ich von früher überhaupt nicht, schon gar nicht bei Touristinnen. Auch die Vorliebe für Canon kann ich bestätigen.
Ich persönlich kann mich für die DSLR nicht so recht begeistern, ich habe den Eindruck die werden immer größer und klobiger (ich habe auch keine sehr großen Hände). Irgendwie habe ich keine Lust immer einen Ziegelstein am Hals zu haben.