Ansichten eines Informatikers

Konformitätsdruck gegen selbständiges Denken

Hadmut
22.6.2012 9:51

In unserer Gesellschaft bildet sich ein hoher Druck auf konformes Verhalten selbst bei unsinniger Verhaltensweise, als wollte man Menschen darauf dressieren, daß sie alles tun, was man ihnen sagt, selbst wenn es offensichtlicher Unfug ist. Kritisches Denken wird nicht akzeptiert.

Da gibt es eine Vierjährige, die nicht nur sprachlich sehr begabt ist, sondern offenbar auch eine Menge Grips und eine eigene Meinung im Kopf hat und kritisch denken kann.

Bei einem „Delfin-Test” sollte sie künstliche Wörter nachsprechen, die es nicht gibt.

Die Kleine weigerte sich aber, weil sie das für unvernünftig und unsinnig hielt, Wörter nachzusprechen, die es nicht gibt. Was ja eine überaus bemerkenswerte Handlung für eine Vierjährige ist und auf einen ziemlichen Entwicklungsvorsprung schließen lässt.

Weil der Test aber das konforme Befolgen von selbst unsinnigen Handlungsanweisungen und nicht das Selber-Denken beurteilt, ist sie durch den Test gefallen.

31 Kommentare (RSS-Feed)

Alex
22.6.2012 10:31
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Nuja, das Kind hat ja noch 12 Jahre Schule vor sich, in denen ihr jede Art Denken ausgetrieben werden kann.

Interessant finde ich aber, dass es so einen Test gibt, und auch einen Nachfolgetest, und der Nachfolgetest als auch zusätzliche Sprachschulung verpflichtend sein können.

Der erste Test ist offensichtlich idiotisch konzipiert – aber eine Datenerhebung ansich finde ich nicht schlimm. Aber dass sich daraus zwingende Konsequenzen ergeben wundert mich dann doch etwas.


Christian
22.6.2012 11:34
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Mannohmann, ich hoffe das Kind kann sich seinen Kopf durch unser Bildungssystem hindurch bewahren.

Ich erinnere mich an was ähnliches als ich im Kindergarten war. Ich sollte für einen Test ein Symbol zeichnen, es waren mehrere und die Zeile hatte ziemlich viel Platz. Die Anweisung war, ich dürfte es versuchen, bis die Zeile voll war, oder so ähnlich, so genau ist meine Erinnerung nicht mehr.

Jedenfalls zeichnete ich die Form meist gleich im ersten Versuch richtig und der Rest war nur noch Wiederholung. Bei einem auf dem “Bauch” liegenden D, ein Kreisschnitt, ich hielt es für eine Schale, war mir das dann zu langweilig. Ich zeichnete bei jeder Wiederholung ein kleines Kästchen mehr obendrauf, bis ein Schiff daraus wurde. (Damals liebte ich Schiffe)

Die Erzieherinnen waren recht ratlos, wie das zu beurteilen wäre. Schließlich überredete man mich dazu, die Zeile nochmal zu “schreiben” diesmal ohne die Aufbauten.


Hadmut
22.6.2012 11:49
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Ich war so im Alter von 4 oder 5 Jahren mal bei so einem Mal-Test, wo sie Kindern einen Wasserfarbenkasten hinstellen und malen lassen, und das dann irgendwie tiefenpsychologisch interpretieren. Die Kindergärten verlangten das damals irgendwie von allen Kindern.

Ich hatte damals so eine Phase, in der Schwarz meine absolute Lieblingsfarbe war. Alles, was ich bekommen habe, mußte wenn irgend möglich schwarz sein, das hat mir einfach am besten gefallen. Grün war doof, Blau langweilig, Rot hab ich gehasst. Professionelles Schwarz war einfach mein Ding.

Zum Entsetzen der Psychologen hab ich da nur mit schwarz gemalt und alle anderen Farbtöpfe ignoriert. Teufel, Hölle und Weltuntergang haben die da rausgelesen. Sie meinten, man müsse mich unbedingt dazu zwingen, die anderen Farben zu benutzen. Haben mir das Bild und die schwarze Farbe weggenommen und mich angewiesen, ein neues Bild zu malen. Zu deren Doppel-Entsetzen habe ich dann erstmal alle anderen Farben so lange miteinander verrührt, bis ein dunkelgrau herauskam, und dann damit weitergemalt. Mein Vater hat ihnen damals dann klargemacht „Mein Sohn darf malen in welcher Farbe er will! Basta!”

Damals war halt LSD-bunt kulturelle Pflicht.
Heute gilt Schwarz-Weiß-Fotografie als Fine Art und besondere fotografische Herausforderung.


Christian
22.6.2012 11:49
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Nachtrag: Gerade per Google gefunden: http://bildungsklick.de/a/53246/sprachtests-in-nrw-es-geht-nicht-um-die-kinder/

Das Problem ist offenbar schon alt (siehe Kommentare unter dem Artikel) aber es wird anscheinend nichts daran geändert.


Mario S.
22.6.2012 12:40
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Das Problem hier sehe ich in der vollkommen mangelhaften Ausbildung der Prüfer. Welche psychologische Grundausbildung haben diese Erzieherin oder die Grundschullehrerin denn? Wahrscheinlich (Vorsicht: Vermutung!) gar keine! Die Konformität beginnt also schon hier: Das Personal hat keine Ahnung, was es da eigentlich macht und kreuzt einfach das an, was man ihnen mal beigebracht hat, oder was in irgendeiner Anleitung steht. Nachdenken ist dabei Fehl am Platz! Soviel übrigens zur “Befähigung” als Einstellungsvoraussetzung…


snafu
22.6.2012 13:01
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Leider kein Einzelfall eines besonders unfähigen Testers, sondern ein Massenproblem und das bereits seit Jahren:
http://bildungsklick.de/a/53246/sprachtests-in-nrw-es-geht-nicht-um-die-kinder/

In meinem Bekanntenkreis habe ich einige Erzieher, allesamt hoch engagiert, an beruflicher Weiterbildung interessiert, soweit ich das beurteilen kann und menschlich 1-a.
Was ich von denen jedoch teilweise an komplett unwissenschaftlichem, längst nicht mehr haltbarem und esoterischem Quark erzählt bekomme, der ihnen direkt in der Berufsbildung vermittelt wird, ist manchmal haarsträubend und passt ziemlich gut zu den Erfahrungen, die Du in ‘Adele und die Fledermaus’ schilderst.

Von der Existenz deines blargs bzw deiner Person hab ich übrigens auch erst durch blog.fefe erfahren.
Schon mal versucht, die Story an investigative Journalisten heranzutragen?


Mathias
22.6.2012 13:14
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>> Als sie das Tier mit dem angeblichen Namen „Gurfipp“ rufen sollte, weigerte sich die Kleine. „So heißt kein Bär.“ <<

Ich finde das jetzt nicht besonders intelligent von der Kleinen. Wenn der Bär nun auf den Namen Gurfipp hört (was eben auf der Kreativität des Namensgebers beruht), kann sie den doch auch rufen.

Genaugenommen existiert dieser Bär ja gar nicht (auch mit bärentypischeren Namen) und sie hätte den ganzen Test ablehnen sollen. Die hören das ja eh nicht.

Davon mal abgesehen, hätte der Bär einen typischeren Namen und wäre damit akzeptiert, wäre das ja auch nur der Ausdruck einer Art Fremdenfeindlichkeit.

Richtig kreativ wäre die Kleine, wenn sie dem Bären eigene nichtexistierende Namen gegeben hätte!

Mathias
(und ja, ich habe ein wenig überspitzt 🙂 )


Der Dude
22.6.2012 13:18
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Grundsätzlich sind diese Quatschwörter für einen Test der Sprachfähigkeit, insbesondere was das Funktionieren der Sprech-“Werkzeuge” anbelangt, richtig. Dennoch kommen sich bei so einer Sache auch Vierjährige verarscht vor…

Nur verstehe ich nicht, was das Ganze mit der mangelhaften Kompetenz der Prüfer zu tun hat. Das Ganze ist eine von oben verordnete Schnapsidee von einigen Fachidioten. Viele Erzieher und Lehrer müssen das durchziehen, weil es eine Verordnung von oben ist.


Hadmut
22.6.2012 13:24
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Ich kenne einen Fall, in dem man einem Kind im Einschulungsalter eine Sprachstörung nachgesagt hat. Die hatten im Anschluß an die Schule noch etwas Betreuung an der Schule (für Hausaufgaben usw.) und die Lehrerin sagte zu dem Kind „Geh in die Betreuung!”

Das Kind kannte das Wort „Betreuung” noch nicht, hatte es noch nie gehört. Klar, bei einem 6-jährigen.

Das Kind hatte aber zuhause so eine ganz kleine Petroleum-Funzel mit so einem Docht, das es im Beisein der Eltern manchmal betreiben durfte. Und kannte das Wort Petroleum.

Das Kind verstand sprachlich deshalb „Geh in das Petroleum!” und sagte, daß es die Lehrerin nicht verstanden habe. Was solle es bitteschön tun?

Daraus schloß die Lehrerin, dass das Kind eine Sprachstörung habe und auf die Sonderschule solle.


Stefan K.
22.6.2012 13:20
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Das ist doch ein ganz allgemeines Problem. Die Masse ist ja eben deswegen “Masse”, weil sie wie Schafe einfach das nach- und mitmachen, was die Masse vormacht.

Das ist am leichtesten und führt am wenigsten zu Konflikten.

Die extreme Zunahme von Unfug im Zusammenhang mit den dauernden Hypes um “Bildung” ist ein Phänomen für sich. Hier soll ein Prozeß, der doch nun wirklich ganz und gar individuell verläuft und verlaufen muß, normiert und auf ein allgemeines Level gebracht werden, was dann anhand standardisierter Verfahren alles meß- und überprüfbar sein soll. Praktisch natürlich undurchführbar.

Im Zusammenhang mit Schablonendenken und formalisiertem Vorschriftenbefolgen ergibt das dann solchen Quatsch.

Leider zieht sich das vom Kindergarten durch bis in die Hochschulen. Und dazu passend soll dann eben auch _jedes_ Kind in diese Abläufe und Überwachungsstrukturen eingepaßt werden – wer es nicht tut, ist pöhse, pöhse, pöhse.

Ganz dummer sozialistischer Obrigkeits- und Lenkungswahn.


Stefan K.
22.6.2012 13:21
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OT:

Wer interessiert am Thema ist, sollte sich auch das ein oder andere Lehrer(innen)blog abonnieren, gerade aus Großstadtschulen. Da bleibt man auf dem Laufenden darüber, was heutzutage an den Schulen für Standards herrschen.

Ich kann nur sagen: es ist völlig unglaublich.


yasar
22.6.2012 13:30
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Erinnert mich an meinen Sohnemann, der keinen Sinn darin irgendwelche Mandalas auszumalen, die ihm im Kindergarten als “Vorschulkind” vorgesetzt wurden.

Er hat dann, damit er seine Ruhe hat, in jedes Feld einen kleinen Farbstrich gemacht und gesagt, sie sollen sich vorstellen das jeweilige Feld sei mit dieser Farbe ausgefüllt. Fand ich o.k. 🙂


yasar
22.6.2012 13:31
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Ach ja,

später in der Schule kamen dann Matheaufgane, die auch darauf hinausliefen irgendwelche Felder in Bildern auszumalen, die dann zusammen irgendwelceh Figuren ergaben. Hat er sich auch geweigert und nur das Ergebnis hingeschrieben. 🙂


Michl
22.6.2012 14:32
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@Mario: Das Problem ist nicht die mangelnde Ausbildung, das Problem ist die mangelnde Intelligenz. Das fällt im Alltag selten auf, weil sie eben bei fast allen mangelt. Es fällt erst dann auf, wenn die mangelnde Intelligenz auf Intelligenz trifft. Das ist bei Hadmut und der Piratenpartei doch genau das Selbe. Das ist auch die Schwierigkeit, weil mangelnde Ausbildung könnte man verbessern, mangelnde Intelligenz aber nicht.


FF
22.6.2012 14:35
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Jo. Alles richtige Beobachtungen. Wir fallen allmählich wieder hinter die Aufklärung zurück. Kritiker sind Ketzer. Auf den Scheiterhaufen mit ihnen!

PS.: Mitbekommen, daß diese Polizei-SOKO, die mit der Mordserie des Zwickauer Nazi-Trios befaßt war, allen Ernstes einen “iranischen Geisterbeschörer” engagiert hat – angeblich ein “Titan der Metaphysik”?

Der dann prompt mittels eines “Mediums” eines der türkischen Mordopfer kontaktierte und ihm die Aussage entlockte, seine Mörder seien “eher dunkelhäutig” gewesen?

Deutschland im Jahre 2012.


ZombieWithHeart
22.6.2012 15:11
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@yasar

Dein Kind ist offenbar subversiv veranlagt. Ob das Elternhaus Schuld ist? Fähigkeit und (auch emotionale) Intelligenz zählen nur wenn der Grad der Anpassungswilligkeit entsprechend hoch ist. Ich hoffe, dein Kind ist auf einer Montessori- oder Waldorfschule?


HF
22.6.2012 16:31
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Der Mangel an Verstand ist ein sehr seltener Mangel. Viel häufiger fehlt der Wille oder der Mut, ihn zu gebrauchen. Die Erzieherinnen, die den Test administrierten, haben ihren eigenen Verstand offenbar schon aufgegeben. Bloss kein Ärger mit dem Chef.
Wer Angst hat, kann nicht denken, das ist eine evolutionäre Anpassung. Angreifen oder Wegrennen sind die Alternativen, wer zaudert, ist tot. Die Aufklärung hat den Menschen nicht das Denken beigebracht, sie hat einen Weg gezeigt, die Angst zu überwinden.


c.k.
22.6.2012 17:02
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@ Stefan K.
Dann gib doch mal ein paar Tips, welche da zu empfehlen sind. Spannendes Thema.


Feisse Moudi
22.6.2012 17:29
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Eine süsse Anekdote meiner Tochter.
Die kindliche Entwicklung wurde bei meiner damals 2-jährigen Tochter von unserem Hausarzt geprüft, sprachlich und auch motorisch. Der Arzt stellt diverse Fragen um die geistige Entwicklung und die Sprachfertigkeiten zu überprüfen. Die Tochter schweigt eisern. Der Arzt verlangt, dass sie rückwärts geht. Sie geht nur vorwärts.
Nun gut, der Hausarzt kennt die ganze Familie und deren Umfeld, grinst und malt das Kreuz bei normaler Entwicklung.
Auf dem Nachhauseweg, selbstverständlich alles im Rückwärtsgang, hat die Tochter sämtliche Fragen nachträglich beantwortet!!


Mo
22.6.2012 17:40
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@Michl:
Es liegt nicht an mangelder Intelligenz und auch nicht an mangelnder Bildung, sondern
an der Evolution. Wir sind einfach soziale Wesen. Wir sind immer einer sozialen Kontrolle ausgesetzt.
Jeder handelt danach, wenn er mit Menschen zusammen ist (und wer ist das nicht?). Das hat sich
evolutionär einfach so durchgesetzt, wer aus der Gruppe herrausfiel, hatte
einfach schlechte Karten und konnte seine Gene nicht in die nächste Generation
retten. Heute ist dieses Verhalten obsolet, wenn nicht sogar kontraproduktiv.

Jeder der an einem Experiment interessiert ist, sollte mal ein halbes Jahr,
möglichst wenig Kontakt zu Menschen zu haben (wer jetzt denkt, sowas geht nicht. Das
kann man doch nicht machen. Der ist der menschlichen Evolution schon auf den Leim gegagen).

Da passiert dann der erstaunliche Effekt, dass man sein Verhalten aus der Vergangenheit
ziemlich dämlich findet. “Tritt” man dann wieder in die Welt zurück, kann man mit dem
Kopfschüttlen nicht mehr aufhören. Das ist typisch Mensch. Wir sind nicht rational,
sondern rationalisierend. D. h. wir basteln uns für die dümmsten Sachen immer eine
schöne Erklärung zurecht.

Siehe dazu auch http://de.wikipedia.org/wiki/Konformitätsexperiment_von_Asch

Dieser Konformitätsdruck ist ein psychologisches Phänomen. Man muss das einfach akzeptieren. Wir
akzeptieren ja auch, dass es Schwerkraft etc. gibt.


Stefan W.
23.6.2012 7:45
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Der Konformitätsdruck ist aber nur die halbe Wahrheit. Sucht mal einen Hollywoodfilm oder eine Oper in der der Held dem Konformitätsdruck entspricht. Es gibt nicht einen/eine. Immer schert der Held aus der Masse aus, immer ist es ein Widerspruchsgeist, jmd. der sich nichts gefallen läßt, der unter dem Druck des Faktischen seinem eigenen Gesetz folgt, und damit mehr oder weniger Erfolg hat – mehr oder weniger als er im leichten Genre den Erfolg auskosten darf (er kriegt das Mädchen) und im schweren Genre das höhere Ziel erreicht, aber dabei draufgeht (oder das Mädchen geht drauf, oder beide).


Mario S.
23.6.2012 11:41
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@Michl: Ja und nein. Lassen Sie mich präziser werden: Sie haben recht, dass hier die Prüfer ganz offensichtlich nicht intelligent handeln, möglicherweise sich sogar weigern, ihre Intelligenz anzuwenden. Sie haben unrecht, es nur darin die Ursache des Problems sehen zu wollen:

Die Frage, die mit diesem Test geklärt werden soll, ist die, ob die Sprachfähigkeit des Kindes ausreichend entwickelt ist. Diese Frage ist den Sprachwissenschaften, vor allem aber dem Bereich der Psychologie zuzuordnen. Lehrer haben aber gar keine psychologische Ausbildung – nicht im Ansatz. Daher ist hier weniger die Intelligenz der Kern des Problems, sondern, dass von Vornherein unqualifiziertes Personal eine Untersuchung durchführen muss und die Bewertung der Ergebnisse allein aufgrund der auf dem Papier gemachten Kreuze, nicht aber unter Berücksichtigung des Verhalntens des Kindes erfolgt. Letzteres würde schließlich psychologisches Fachwissen voraussetzen – und zwar nicht zu knapp. Die Prüfer können nur nach dem vorgegebenen Schema handeln, da es für sie nur schwer möglich sein kann, alle Aspekte des Testes überblicken zu können.

@Stefan W: Sie sprechen sicher von all den Hollywood-Filmen wie “Three Kings” oder “Black Hawk Down”, in denen der Held, der Archetyp des “GI Joe”, Vorzeigeamerikaner und Verteidiger der Freiheit, Retter der Unterdrückten, mit Hausfrau und Kindern zu Hause, für sich und seine kleine Familie den “amerikanischen Traum” erfüllt? Wahrhaft nonkonformistisch! Die Wahrheit ist genau das Gegenteil Ihrer Aussage: Der größte Teil dessen, was Hollywood produziert, soll das konformistische Verhalten der Masse verherrlichen. Und zwar so, dass es der Zuschauer möglichst nicht merkt. Nur sehr wenige Produktionen sind wirklich gesellschaftskritisch und nonkonformistisch.


Reader
23.6.2012 12:45
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@Hadmut: Unsinn. Wieso soll das Unfug sein?

Bloß weil die Eigennamen der Tiere im Sinne eines Namens (Peter, Michael, …) nicht allgemein gebräuchlich sind, heißt nicht, dass Sie nicht so heißen könnten.

Was anderes wäre es, wenn Sie statt Bär irgendeine Fantasiebezeichnung benutzen würden.

Den einzigen Problempunkt sehe ich darin, dass Sie es anscheinend nicht einmal geschafft haben, dem Kind sachlich zu erklären, dass die Namen der Tiere nicht die Tierart beschreiben und auch nicht irgendwie beschränkt sind.


Mario S.
23.6.2012 13:55
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@Reader: Sie wissen doch gar nicht, wie der Test mit dem im Artikel benannten Mädchen genau abgelaufen ist! Also sind Ihre Vermutungen fehl am Platz und Ihr Kommentar ist “Unsinn”. Wenn man einem Kind Bilder von echten, in freier Wildbahn vorkommenden Tieren zeigt, und dieses diese Tiere klar und deutlich benennen kann, dann ist es dabei vollkommen irrelevant, dass ein Bär ja theoretisch auch “Hoppeldippelgrumpfelpumpf” hätte benannt werden können. Bei uns heißt ein Bär nunmal “Bär”. Und wenn das Kind darauf hinweist, dass der andere Begriff kein Wort der deutschen Sprache ist, zeigt das, dass das Kind ein sehr gutes Verständnis und Gefühl für die deutsche Sprache hat. Wenn man hingegen “nur” die Artikulationsfähigkeit des Kindes testen will, dann kann jeder Schauspiellehrer oder Theaterpädagoge sinnvollere Übungen anbieten.


Hanz Moser
23.6.2012 15:13
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Das erinnert mich an einen “Intelligenztest” den mal zu Schulzeiten ein Klassenkamerad angeschleppt hatte. Eine der Aufgaben war eine Zahlenreihe, die man vervollständigen sollte. Natürlich gab es eine Musterlösung und ein Freund von mir und ich selbst hatten beide komplett andere Ergebnisse als in der Musterlösung. Nach kurzer Diskussion haben wir die folgende Doppelstunde Englisch damit verbracht, Funktionen zu suchen, die die Reihe erfüllen aber anders weitergehen. Bei den Aufgaben nach dem Muster “welches der vier Worte passt nicht in die Reihe” kann man auch oft genug für mehr als ein Wort eine gute Begründung liefern. Was sagt uns das über den Versuch geistige Leistung mit einer Schablone zu messen?


ck
25.6.2012 0:05
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Malea ist auch ein selten dämlicher Name. So heißt keine Vierjährige.


energist
28.6.2012 21:51
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Haha, das kenne ich. Weil ich vom Geburtsdatum genau auf der Kippe zwischen „früh einschulen“ und „noch ein Jahr Kindergarten“ war, sollte ich von der Psychologin der Schule beurteilt werden, ob ich „weit genug“ bin. Sie wollte, daß ich ihr meine Wochenendbeschäftigung erzähle. Klaro, ich habe mit meinem Opa einen Zug angesehen. Den sollte ich dann malen. Gemalt, abgegeben.

Psychologin entsetzt: da ist ja garkein Schornstein an der Lok, und Waggons erkennt man auch keine. Ich hätte vielleicht einen Wurm gemeint und gezeichnet. Das rote sei wohl Blut. Ob ich aggressiv gegenüber Regenwürmern wäre? Mein Vater bemerkte dann etwas verblüfft, daß der ICE eben so aussehe, keinen Schornstein habe sondern von mir korrekt gezeichnete Stromabnehmer und auch einen roten Streifen an der Seite.

Der Einwand wurde abgewehrt: könne garnicht sein, ich wäre auf jeden Fall noch nicht einschulreif, er hätte keine Ahnung und überhaupt solle er erstmal Medizin studieren, dann könne er sich anmaßen, sowas zu beurteilen. Als er dann seinen Arztausweis auf den Tisch legte, wurde sie sehr schnell sehr freundlich und plötzlich war das Kind des „Herrn Kollegen“ völlig in Ordnung.

Klingt ganz lustig, aber was, wenn da nun das Kind eines Maurers gesessen hätte? Das hätte schön eine (sinnlose) Ehrenrunde drehen dürfen.


O.
29.6.2012 3:42
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@ZombieWithHeart ( https://www.danisch.de/blog/2012/06/22/konformitatsdruck-gegen-selbstandiges-denken/#comment-14661 )
“Ich hoffe, dein Kind ist auf einer Montessori- oder Waldorfschule?”

Oh jeh, das ist doch nun ganz krass esoterisch.


O.
29.6.2012 3:52
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@ck:
“Malea ist auch ein selten dämlicher Name. So heißt keine Vierjährige.”

Stimmt, sie hat sich selbst einen Phantasienamen gegeben – obwohl (oder gerade weil) ihr das verboten wurde. 🙂


yasar
29.6.2012 9:38
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Diese psychologischen “tests” kann man den hasen geben. Weder meine Tochter noch meine zweiter Sohn wären demnach Schulreif gewesen. den ersten haben wir, weil wir es nciht besser wußten, regulär eingeschult und dadurch im Prinzip ein Jahr verschenkt.

Bei den anderen haben wir es zum Glück rechtzeitig gemerkt, daß die sich im Kindergarten nur noch langweilen und bessere Herausforderungen benötigen. Man muß halt als Eltern genug Rückgrad haben und auch manchmal sich gegen die Empfehlungen von Erzieherin und “Schultester” stellen.

Aussage meines damals 4,5-jährigen: “Ich will endlich selber lesen lernen, damit ich nicht dauernd auf jemanden warten muß, der mir vorliest.”


“Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht.”

Oscar Wilde (1854 – 1900)

“Daß der Dumme oft bockig ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß er nicht selbständig ist. Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, daß man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen mißbraucht, mißhandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen.”

Dietrich Bonhoeffer (“Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit”, 1943)

Die Schwierigkeit des selbständigen Denkens in “dieser Welt” besteht darin, dass es den Selbständigen in letzter Konsequenz “über den Rand der Welt” katapultiert, wovor sich der Unselbständige mehr fürchtet als vor allem anderen: http://www.deweles.de/intro.html