Ansichten eines Informatikers

Danksagung

Hadmut
9.8.2012 10:05

Wisst ihr, was mir gerade so auffällt?

Viele feministisch/soziologische Dissertationen fangen mit Danksagungen wie

Viele haben am Gelingen dieser Dissertation ihren Anteil. Ihnen zu danken ist
mir nach fast fünf Jahren Arbeit eine Herzensangelegenheit.

Dabei sollte die Dissertation doch eigentlich der Nachweis der Befähigung selbständigen wissenschaftlichen Arbeitens sein. Und dass ein Prüfling mit einem Team zur Prüfung anrückt, um die Prüfungsleistung zu erbringen, entspricht auch nicht dem Sinn und Zweck einer Prüfung.

Über Plagiate schimpfen sie alle. Über Ghostwriter auch.

An Co-Autoren scheint sich keiner zu stören.

13 Kommentare (RSS-Feed)

Kaiser
9.8.2012 10:38
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Kommt drauf an, wem dann gedankt wird. Wenn damit der Frau aus der Uni-Caféteria gemeint ist, die jeden Morgen den tollen Kaffee gemacht hat, seh ich da nichts verwerfliches.


Flusskiesel
9.8.2012 10:38
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Naja, an einer Diss “Anteil” zu haben, kann ja vieles bedeuten.
Z.B. moralische Unterstützung oder finanzielle durch die Eltern usw.
Vielleicht hat man einen Tipp für einen passenden Zeitschriftenaufsatz bekommen oder Ähnliches. Auch Korrekturlesen kann ein “Anteil” sein.


Masi
9.8.2012 10:55
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Ich habe bei der Diss meiner Freundin auch einen Anteil gehabt, der nicht zu verachten ist, mit der Diss an sich und der Arbeitsleitung dahinter aber nur sehr wenig zu tun hatte.
Ich habe ihr LaTex eingerichtet und eben bei Problemen damit geholfen, bzw. am Ende das komplette Layout nochmal geprüft. Mit dem Inhalt hatte ich, bis auf ein paar selbst gebastelte Grafiken, aber nichts zu tun.

Ich weiß allerdings von einer Diplomarbeit, wo sich der Diplomand seine Programme von Kollegen hat schreiben lassen und sie dann in der Dipl.-Arbeit verwendet hat. Allerdings ohne Danksagung und ohne Quellenangabe als Eigenleistung ausgegeben hat. Das finde ich viel verwerflicher. Als er dann seinen Job anfing, den er auf Grund seiner Dipl.-Arbeit bekam, flog er zwar nicht direkt auf, war den Job allerdings gleich wieder los, weil er ihn nicht konnte. Da folgte dann wenigstens die Strafe auf dem Fuße. Ich fürchte, dass das bei den meisten anderen nicht der Fall sein wird.


Michael
9.8.2012 12:32
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Das kommt drauf an. In den naturwissenschaftlichen Disziplinen ist die Diskussion mit Kollegen über Ergebnisse ein wichtiger Teil der Arbeit. Und Hilfe beim lernen neuer Techniken oder wenn man mal eine dritte Hand im Labor braucht ist trotz eigenständigen arbeitens nicht unwichtig. Diesen Leuten zu danken ist eine Selbstverständlichkeit wie ich finde.


Hadmut
9.8.2012 12:34
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Gegen Kooperation und Bedanken ist ja eigentlich auch gar nichts zu sagen. Aber vielleicht gegen die Vorstellung vom „selbständigen” wissenschaftlichen Arbeiten…


Johanna C.
9.8.2012 12:59
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Unser letzter Praktikant hat in seiner Bachelor-Arbeit überschwänglich seinen Eltern gedankt. Sowas scheint heute in Mode zu kommen, da sich entweder die Umgangsformen stark verändert haben, oder den Leuten heute kaum noch etwas peinlich zu sein scheint. Hätte ich es gewagt, meiner Diplomarbeit eine “Danksagung” voranzustellen, hätte mein Betreuer mir diese um die Ohren gehauen.


Thomas Bliesener
9.8.2012 13:13
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Es tragen nicht nur Co-Autoren zu einer Dissertation bei. Insbesondere bei naturwissenschaftlich-technischen Arbeiten dürfte wohl kaum eine von einer Einzelperson im stillen Kämmerlein verfaßt werden.

Spektren und andere Messungen läßt man häufig von darauf spezialisierten CTAs durchführen. Je nachdem ob sie ihre Arbeit gut oder schlecht machen, ob der Umgang unfreundlich oder warmherzig ist, ist es üblich, sich für die Mithilfe zu bedanken.

In der Arbeitsgruppe diskutiert man mit den Kollegen Probleme, Experimente und Ideen. Kollegen und Freunden gibt man die Arbeit zum Korrekturlesen. Dies alles trägt zum Gelingen der Arbeit, ohne daß jemand zum “Co-Autor” wird.


Ich finde Danksagungen absolut in Ordnung, auch in einer Bachelor-, Magister- oder Doktorarbei. Wie gesagt, muss der Dank ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass jemand Arbeit übernommen hat. Aber alleine die Unterstützung oder Ideen, das Korrekturlesen etc. ist meiner Meinung nach auch Gold wert.

So jetzt aber die Kritik: Ich finde die Danksagungen haben nichts VOR der Arbeit zu suchen. Man kann es doch wirklich auf der letzten Seite eine kleine Danksagung einfügen, so wie es in Büchern üblich ist. Wen es nicht interessiert, der kann danna auch einfach drüberlesen.


quarc
9.8.2012 19:01
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Ich finde Danksagungen völlig normal, sofern klargestellt wird, wofür
eigentlich wem gedankt wird. Auch eine selbstständig durchgeführte
Arbeit findet nicht isoliert statt. Aber ich würde eine Danksagung einer
Arbeit nicht voranstellen, es ist ja keine Widmung; am Ende des Vorwortes
passt es ganz gut.

An Co-Autorschaft störe ich mich auch nicht: wenn jemand am Inhalt einer
Arbeit beteiligt war, dann soll er auch als Co-Autor genannt sein.
Sonst nicht.


Johanna C.
10.8.2012 10:53
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Es kommt aber auch darauf an, wofür gedankt wird. Wenn natürlich jemandem, der die Arbeit einen entscheidenden Schritt voran gebracht hat oder durch seine Hinweise eine gravierende Denkblockade gelöst hat, gedankt wird, ist das sicher in Ordnung.

Wenn ein Anfang bis Mitte zwanzig-jähriger seinen Eltern dafür dankt, dass sie ihn immer “so toll unterstützt” haben, dann ist das unbeholfen peinlich.

Dem Professor für die Betreuung zu danken ist aber mit Sicherheit nicht in Ordnung: Das ist ganz einfach dessen Pflicht. Ebenso dankt man sicher nicht der Sekretärin für den “immer warmen Kaffee” oder die “tollen Plätzchen”, oder dem wissenschaflichen Mitarbeiter aus Büro 207 für die “immer lockere und witzige Art”. Alles schon gelesen…


Hadmut
10.8.2012 11:08
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Es erinnert mich irgendwie an die Miss-Wahlen in den USA, wo die Bewerberin auch keine Chance hat, wenn sie sich nicht Blondinen-doof den Weltfrieden wünscht.


Thomas
10.8.2012 12:51
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Hmm, ich habe mich auch bedankt in meiner Diplomarbeit, und zwar bei denen die meine unmögliche Kommasetzung korrigiert haben. Und ganz besonders bei den Herausgebern einer wissenschaftlichen Zeitschrift die mir einen Artikel vor der Veröffentlichung zur Verfügung stellten damit ich diesen in meine Arbeit aufnehmen konnte.

Aber ein globales Danke klingt schon sehr nach Co Autoren ….


Siap1984
13.8.2012 8:59
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In den Rechtswissenschaften stehen Danksagungen üblicherweise im Vorwort von Dissertationen und Habilitationsschriften. Dort wird üblicherweise zuerst dem Betreuer und im letzten Absatz den Eltern/der Familie gedankt. Dazwischen passt so einiges, vom Korrekturleser über den Diskutanten bis zum Stipendienzahler. Ich würde daher in so einer globalen Danksagung noch kein Verdachtsmoment und auch noch keine Axt am Baum der “selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit” sehen.

Ganz lustig zum Thema eine ältere Glosse von Thomas Hoeren: http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/skurrile-widmungen-in-doktorarbeiten-mein-dank-gilt-meinem-hund-a-752956.html .