Medizinische Uni Wien nimmt 60 Männer nachträglich auf
An der Medizinischen Universität Wien hat man ja kürzlich beim Eignungstest Männer und Frauen unterschiedlich bewertet und an Frauen geringere Anforderungen gestellt. Es gab massive Proteste.
Die Presse.com und in der Folge SPIEGEL Online berichten darüber, dass die Uni nun nachgibt und 60 zusätzliche Männer aufnimmt, um deren Benachteiligung zu korrigieren und Klagen zu vermeiden.
Das vermeidet Klagen, weil die jetzt bekommen haben, was sie wollten, aber es löst das eigentliche Problem nicht: Nämlich dass die Zulassungsschranken willkürlich und nicht nach der Berufsanforderung gesetzt sind. Solange es nämlich nur darum geht, einen nach einem Testergebnis bestimmten Besten-Satz auszusuchen, verletzt das (nach deutschem Recht, aber ich nehme mal an, dass es in Österreich ähnlich ist) die Berufsfreiheit, es sei denn, die Kapazität der Hochschule ist erschöpft. War sie aber wohl nicht, wenn sie jetzt doch noch 60 Leute zusätzlich aufnehmen können. Allgemein sind solche Zugangsschranken nur zulässig, wenn man annimmt, dass bestimmte Eigenschaften eben notwendig sind um Arzt zu werden ohne die Allgemeinheit zu gefährden. Und da kann es nun mal nicht angehen, dass an Frauen nur wegen des Geschlechts niedrigere Anforderungen gestellt werden, denn für einen durch Pfusch geschädigten Patienten ist es ja kein Trost oder Ersatz, dass es dann eine Frau war.
Bemerkenswert finde ich dann diese Textpassage:
Die Uni-Leitung hat beim EMS-Test die Ergebnisse heuer erstmals nach Geschlechtern getrennt ausgewertet. Das kann dazu führen, dass Frauen trotz identer Punktezahl einen höheren Testwert als Männer aufweisen – und deshalb einen Studienplatz bekommen. Die Neuregelung wurde eingeführt, weil sich bisher stets mehr Frauen als Männer beworben hatten, der Anteil an zum Studium zugelassenen Frauen aber deutlich darunter lag. Heuer waren die Werte mit 56 Prozent erstmals etwa gleich.
Medizin-Uni-Rektor Wolfgang Schütz hat in der Vergangenheit die genderspezifische Auswertung mehrfach als richtig verteidigt. Im Gespräch mit der “Presse” dachte er sogar laut darüber nach, die genderspezifische Auswertung auch künftig anzuwenden – sollten Frauen auch bei dem neue Aufnahmeverfahren, das die drei Med-Unis in Wien, Graz und Innsbruck gerade gemeinsame erarbeiten, deutlich schlechter abschneiden.
Wenn Frauen bei dem Test schlechter abschneiden, liegt es dann am Test oder an den Frauen? Hat man das untersucht? Selbst wenn der Test männerspezifische Eigenschaften begünstigt, vielleicht sind das ja gerade die Eigenschaften, die ein Arzt braucht. Vielleicht ist Arzt ja ein Beruf, bei dem die typisch weiblichen Eigenschaften weniger nutzen als die typisch männlichen. Sollte man es als gleichwertig erachten, wenn eine Ärztin schlechter dreidimensional denken kann aber dem Patienten dafür umso einfühlsamer erklärt, warum sie die Operation vermurkst hat?
Ist es überhaupt Aufgabe eines Eignungstests, eine „Chancengleichheit” der Bewerber durchzusetzen oder herzustellen? Wenn ja, warum heißt er dann Eignungstest? Ist es nicht viel mehr Aufgabe eines Eignungstests, diese allgemeine Chancengleichheit zu durchbrechen, und denen mit hoher Eignung bessere Zugangschancen zu geben als denen mit niedriger?
Muss man nicht jemandem, der von einem Eignungstest quotenanteilsmässige Ergebnisse erwartet, vorhalten, dass er Sinn und Zweck eines Eignungstests, gar das Wort nicht verstanden hat, und dem diametral zuwiderläuft?
Zumindest nach deutschem Prüfungsrecht dient eine solche Zugangsschranke nämlich nicht der Chancengleichheit der Mediziner, sondern der Überlebenschance der Patienten. Sollen Patienten auch solche Ärzte akzeptieren müssen, die den Zugangstest nicht bestanden haben, nur damit die Geschlechterquote gewahrt ist?
Und werden private Krankenversicherungen, die bisher die Chefarztbehandlung als Sonderleistung anboten, künftig anbieten, sich von männlichen Ärzten behandeln zu lassen, weil die die höheren Eignungsleistungen bringen müssen?
Und warum bewerben sich überhaupt so viele Frauen auf Medizin-Plätze? Welche Gründe hat das?
25 Kommentare (RSS-Feed)
Ich laß mich bereits heute ausschließlich von männlichen Ärzten behandeln, da zumindest bei mir jeglicher ärztlicher Pfusch (einschließlich Fehldiagnosen) bisher ausschließlich von Doktorinnen veranstaltet wurde.
Das kann natürlich reiner Zufall sein. Allerdings war ich in der Vergangenheit nicht genderbiased und hatte keine “Vorurteile” gegenüber Ärztinnen. Das sehe ich heute als Fehler, denn retrospektiv sieht die Bilanz ziemlich übel aus für das Bessergeschlecht.
Ich werde meine Gesundheit nicht weiter aufs Spiel setzen, um diese empirischen Erfahrungen wissenschaftlich zu untermauern oder zu widerlegen, sondern einfach vom Recht der freien Arztwahl Gebrauch machen. Noch gibt es das ja.
Man stelle sich mal vor, die SPD hätte vor vierzig Jahren eine Quote für Arbeiterkinder an den Hochschulen gefordert. Der Aufschrei würde immer noch nachhallen.
> Und warum bewerben sich überhaupt so viele Frauen auf Medizin-Plätze? Welche Gründe hat das?
Wenn man böse wäre könnte man sagen: Weil man damit vielleicht einfacher Frau Doktor wird, als wenn man sich sich als Krankenschwester erst einen Doktor angeln muß?
Das Medizinstudium ist besonders straff, regelrecht *verschult*, eigenes *Denken* nicht ganz so gefragt. Kommt bei Frauen moeglicherweise gut an. Den Titel gibts auch noch. Damit sind fuer *Karriere* alle Pforten offen, als Arzt arbeiten is eher stoerend.*Zensurursula* laesst gruessen…..
Fehlt noch die Migrantenquote.
Okay, die bekommen wir in D’land eher als in Ö’reich.
Medizinische Universität Wien, kurz Meduni Wien, nicht Uni Wien.
(Vorweg: es handelt sich hier um die Medizinische Universität Wien (MedUni), nicht um die Universität Wien)
Meines Wissens soll der Test nicht die Eignung zum Arztberuf, sondern die Eignung zum Medizinstudium testen.
Aber ich denke, in Wahrheit geht es darum, die Studienplätze zu beschränken (was in Österreich übrigens nur in Ausnahmefällen wie eben Medizin möglich ist) 60 mehr Plätze waren vielleicht nicht eingeplant, aber die anzubieten, kann sich die Uni wohl eben noch leisten (bzw. sind im Endeffekt günstiger als eine Klage zu riskieren)
Was mir am Rande einfällt:
Bei Olympia gab es auch eine Frauenqote – 50% der Medaillen. Warum? Weil sonst die Frauen sich nicht entfalten könnten? Oder vielleicht doch wegen biologisch bedingten Unterschiede?
Müssten eigentlich mehr als 50% gewesen sein. Es wurde nämlich behauptet, dass zum ersten Mal Frauen in allen Disziplinen angetreten sind. Aber nicht in allen Disziplinen sind Männer angetreten (Synchronschwimmen, rhytmische Sportgymnastik,…), wobei daraus allerdings nicht hervorgeht, ob es bei den Frauen genausoviele Gewichtsklassen, Unterdisziplinen usw. gab.
Nur am Rande: Die zusätzlichen Studienplätze sollen – ganz im Sinne einer durch und durch politischen Lösung keinesfalls nur an Männer, sondern wieder nach der bemängelten genderisierten Auswertung vergeben werden:
“Med-Uni Wien: Zusätzliche Plätze auch für Frauen”. Ich liebe den politischen Pragmatismus meiner Landsleute…
“Vielleicht ist Arzt ja ein Beruf, bei dem die typisch weiblichen Eigenschaften weniger nutzen als die typisch männlichen. Sollte man es als gleichwertig erachten, wenn eine Ärztin schlechter dreidimensional denken kann aber dem Patienten dafür umso einfühlsamer erklärt, warum sie die Operation vermurkst hat?”
Begibst Du Dich damit nicht langsam auf das Niveau von “Warum Männer besser beim Schuhekaufen Einparken und Frauen wegen Handtaschen lügen” usw.?
Und selbst wenn:
Nicht jeder Arzt ist Chirurg – und was spricht dagegen, wenn ein Arzt einfühlsam ist?
> Begibst Du Dich damit nicht langsam auf das Niveau von “Warum Männer besser beim Schuhekaufen Einparken und Frauen wegen Handtaschen lügen” usw.?
Nein, weil ich damit ja eine Frage stelle und keine Behauptung aufstelle.
Ich will auf den Widerspruch hinaus, dass man dort einerseits sagt, dass Frauen exakt gleich gut sind wie Männer, also deren Anteil an den aufgenonmmenen Studenten exakt dem Anteil an den Bewerbern entsprechen muss, gleichzeitig aber niedrigere Anforderungen für sie gelten sollen, weil sie eben nicht „gleich” gut, sondern „anders” aber gleichwertig gut sein sollen. Ohne das irgendwie näher zu beleuchten.
Diesen Widerspruch will ich aufzeigen.
Würde man sagen, es hat mit dem Geschlecht nichts zu tun, Männer und Frauen sind gleich gut, also gelten auch gleiche Anforderungen, wäre das völlig in Ordnung.
Aber gleichzeitig zu sagen, dass sie exakt gleich gut sein müssen und trotzdem niedrigere Schranken anzusetzen, damit sie exakt gleich gut aussehen, ist einfach ein Widerspruch in sich. Für eins von beiden muss man sich entscheiden.
Und dass bisher Frauen schlechter abschnitten, der Test aber angeblich auf die Fähigkeiten als Arzt ausgelegt sein soll, ist ja nun mal in erster Näherung ein Indiz dafür, dass es genau so ist, wie ich gefragt habe.
Naja, Deine Frage impliziert aber schon, dass dreidimensionales Denken möglicherweise wichtiger für einen Arzt ist als einfühlsam zu sein.
Inhaltlich stimme ich mit Deiner Meinung überein.
Man sollte sich lieber den Test mal näher ansehen. Möglicherweise (!) werden damit ja eher Fähigkeiten getestet, die bei älteren, männlichen Medizinern an der Uni vorzufinden sind. Das wäre besser, als später das Ergebnis anzugleichen.
Ich hab’ das ungute Gefühl, Frauen stürzen sich auf jede Branche, wo Vater Staat den freien Wettbewerb ausgehebelt hat.
Zitat von yasar: “Wenn man böse wäre könnte man sagen: Weil man damit vielleicht einfacher Frau Doktor wird, als wenn man sich sich als Krankenschwester erst einen Doktor angeln muß?”
Das hat nichts mehr mit Feminismus-Kritik zu tun und ist auch nicht “böse”, sondern einfach nur kreuzdämlich und offen frauenfeindlich.
@stufun: Falsch. Yasar liegt damit richtiger als Du.
Denn Frauen liegen zwar inzwischen bei Promotionen vorn und machen sie früher als Männer. Aber sie machen sie zu einem Großteil in Fächern, in denen für die Promotion gar nichts verlangt wird. Der Wissenschaftsrat hat in Deutschland 2004 festgestellt, dass der Doktor in Medizin leistungsunabhängig vergeben wird. Und in Fächern wie Soziologie oder Literaturwissenschaften habe ich auch noch keinerlei geistige Anforderungen finden können.
Nach den Statistiken sieht es tatsächlich so aus, also ob Frauen dahin strömen, wo man sich den Doktor einfach so abholen kann ohne was dafür tun zu müssen.
Und es ist völlig absurd und mehr als nur kreuzdämlich, jegliche Kritik per Automatismus als „frauenfeindlich” abzutun.
Auch Frauen werden sich daran gewöhnen müssen, Kritik zu ertragen.
Nachdem du, Hadmut, der Aussage von Yasar einen Kontext hinzugefügt hast, lasse ich mich gerne darauf ein. Ich empfinde deine Feminismus-Kritik, so wie ich sie hier lese, oftmals gerechtfertigt und mit hinreichend Theorie und Fakten unterfüttert und entsprechend nachvollziehbar. Auf das Niveau dummer Sprüche, wie ihn Yasar meines Erachtens nach gebracht hat, muss man sich aber nicht herablassen. Das ist ganz und gar kein kein Automatismus zur Ablehnung von Kritik, weils das Niveau einer Kritik nicht erreicht.
Yasar ist kein Mensch, der dumme Sprüche klopft. Wenn’s einem etwas dumm vorkommt, kann es eben auch an einer Blockadehaltung des Lesers liegen.
Hallo Stufun,
Ich weiß nicht was Du gefrühstückt hast, ich habe nur ein paar Tatsachen überspitzt dargestellt. Ich weiß durch viele Kontakte mit dem Gesundheitswesen (ich selbst bin im DRK aktiv), das es durchaus kein Klischee ist, daß sich Krankenschwestern Ärzte angeln und die Konkurrenz unter den Schwestern ist da sehr groß, weil es eine deutliche Überzahl an Krankenschwestern gibt (Typischer Frauenberuf halt).
Eine weitere Tatsache ist, daß an die Mediziner (sowohl Frauen als auch Männer) sehr geringe Anforderungen bezüglich Ihrer Promotion gesteltl werden (z.B. billige Eimkaufsquellen finden oder Statistiken über Pipi-Protokolle). Das wäre bei den Informatikern aus meinem Jahrgang nicht mal als Studienarbeit durchgegangen. Ich sage ja nicht, da es auch ernstzunehmende Arbeiten gibt, aber der Großteil der Arbeiten ist halt auf sehr geringem Niveau.
Wenn man diese beiden Tastachen überspitzt zusammenfaßt, kann man durchaus zu der Aussage kommen, daß es inzwischen einfacher ist, durch Studium Frau Doktor zu werden, als durch Heirat. Und das hat mit Frauenfeindlichkeit überhaupt nichts zu tun.
Auf einer meiner Reisen hatte ich mal in der Reisegruppe eine Krankenschwester aus Deutschland. Die hat mir aus ihrem Krankenhaus ziemlich ausführlich erzählt, dass man dort in der Wäschekammer stets anklopfen muss, bevor man sie betritt, weil dort ständig in der Dienstzeit irgendwelche Schwestern mit den Ärzten rumvögeln und sich dazu die Wäschekammer mit den großen Wäschesäcken so gut eignet. Auch aus meinem Bekanntenkreis (ehemalige Schulkameraden) wurde mir berichtet, dass es in den Krankenhäusern ziemlich heftig hergehen muss. Und zwar genau so, wie Yasar es beschrieben hat.
Hier wurde das Thema Einfühlsamkeit angesprochen. Aber nach meiner bescheidenen Erfahrung sind Frauen nicht wirklich einfühlsamer als Männer. Es ist ein Klischee. Sie hören nicht besser und genauer zu, sie spüren nicht besser, was in einem anderen Menschen vorgeht usw. Vermutlich sind sie einfach nur Menschen 😉
Die Aussagen zu “Frau Doktor” empfinde ich auch nicht als zutreffend. Es mag sein, dass die Anforderungen an die medizinische Promotion nicht sonderlich hoch sind. Dafür ist das Studium hart. Das darf man nicht vergessen. Das setzt schon eine hohe Bereitschaft zu arbeiten voraus. Medizin zu studieren, um einen leichten Doktor zu kriegen, ist kaum ein wirklich ökonomischer Ansatz.
Leutz,
Ihr seid doch nicht auf den Kopf gefallen. Keiner hat gesagt, daß das Erreichen der Approbation einfach ist, wobei ich nicht glaube, daß eine Krankenschwester weniger hart arbeiten muß, um in Ihrem Beruf “erfolgreich” zu sein. Es ging nur um den Übergang zum Titel Frau Doktor. Und der ist definitiv mit einer Promotion einfacher zu bekommen als durch Heirat.
Achtung,
es werden nicht 60 zusätzliche Männer aufgenommen, sondern 60 Frauen und Männer nach der bekannten Quote.
http://diestandard.at/1347493230791/Weitere-60-Plaetze-fuer-Frauen-und-Maenner-fixiert
Off-Topic,
aber schau dir mals dieses Interview an
http://www.tagesschau.de/inland/interviewmika100.html
Erst wird Kristina Schröder für ihre Ablenung der Frauenquote kritisiert, dann als “Quotenfrau” tituliert.
Perlen vor die Säue! Ich glaube nicht, daß solche Leute Deine Gedankengänge verstehen. Dafür sind die Quotendenker nicht geeignet, das sage ich Dir ohne Eignungstest. Der beste Test ist die Praxis. Die Praxis ist der einzige legtime Test. Wer testet die Tester? Ein Test zu Studienbeginn kann nur feststellen, ob jemand die mindesten Voraussetzungen für ein Studium erfüllt. Er kann niemals voraussehen, ob der Bewerber ein guter Arzt wird. Außerdem, wer kann überhaupt ein Kriterium nennen? Was ist ein guter Arzt?
Carsten
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http://www.toonpool.com/user/167/files/landarztkonzept_809245.jpg