Ansichten eines Informatikers

Aus promovierten Geisteswissenschaftlern wieder echte Männer machen

Hadmut
26.10.2012 22:26

Sack Zement! Was ist jetzt das nun wieder?

Mehrere Leser weisen mich auf etwas hin, wo ich mir erst mal die Augen reiben musste. Da wurde auf einer Webseite namens QPRESS über einen Kurs der Kreisvolkshochschule des Landkreises Osterrode als Kurs mit dem Jobcenter als Veranstalter angeblich angeboten:

De-Qualifizierung für Akademiker

Ein akademischer Abschluss oder gar eine Promotion kann beim Zugang zu bestimmten Berufen, beispielsweise als Bauhelfer, eine große Einstellungshürde sein. In diesem Kurs versuchen wir, durch Erlernen eines zielgruppenspezifischen Vokabulars, angepasste Kleidung und gezielte Verhaltensänderungen auch aus promovierten Geisteswissenschaftlern wieder echte Männer zu machen. Ein entsprechender Kurs für Frauen ist in Vorbereitung – nähere Infos sind in der KVHS-Geschäftsstelle erhältlich.

Nun, auf den ersten Blick habe ich das für Satire dieser Webseite gehalten.

Auch auf den zweiten Blick habe ich es für Satire gehalten. Denn da ist zwar ein Link auf das Veranstaltungsprogramm der VHS, aber der Link zeigt ins Leere. Geblufft?

Ein anderer Leser schickt mir aber einen direkten Link auf die Webseite der Veranstaltung bei der KVHS Osterrode. Das Kursangebot gibt es also dort tatsächlich und ist damit keine Satire-Erfindung der erstgenannten Webseite.

Man sollte also unbedingt auch einen dritten Blick anbringen, insbesondere auf die dort offenbar nachträglich angebrachte Zusatzerklärung, wonach doch nicht das Jobcenter dahintersteckt. Da der Kurs erst im Frühjahr 2013 beginnt, bleibt auch noch genügend Zeit, sich einen vertieften vierten Blick auf den Starttermin und nochmal drüber nachdenken zu erlauben.

Aber ein Grinsen konnte ich mir auch nach dem vierten Blick nicht verkneifen. Zumindest in einem VHS-Angebot habe ich sowas auch noch nicht gesehen. Würde mich interessieren, wieviele und welche Leute sich da anmelden. Hähä.

5 Kommentare (RSS-Feed)

Flo
26.10.2012 22:36
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Mal einen Blick aufs Startdatum geworfen?

Hint: 01. April 2013


Hadmut
26.10.2012 22:37
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Oh Mann, was glaubst Du, warum ich das noch extra breit dazuschreibe. Da winke ich mit dem Zaunpfahl…


Hadmut
26.10.2012 22:42
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Hätte es jemals einen A…-S… gegeben, ohne dass gleich einer um die Ecke kommt und den Lacher kaputt macht indem er so direkt drauf hinweist? Erinnert mich immer so an die Leute, die im Schulunterricht nicht nur die Hand gehoben, sondern mit den Fingern geschnipst haben.


Ursula
26.10.2012 23:16
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Glücklich, wer sich anlässlich einer Jobabsage noch nie hat sagen lassen müssen, er sei überqualifiziert. Gibt’s leider immer öfter.

Man kann das natürlich auch umdeuten, so gesehen ist überqualifiziert in Wirklichkeit nicht gut genug. Im Klartext: für die passenden Jobs sind die Bewerber so zahlreich, dass nur die Allerbesten zum Zuge kommen (oder die, deren Zusatzqualifikationen gerade im Trend liegen). Wenn man es – als flexibler Arbeitnehmer, der sich, wie in der Öffentlichkeit gerne verlangt, nicht zu fein ist, auch XY zu machen – dann “eins drunter” oder irgendwie quer versucht, ist man plötzlich überqualifiziert. Man könnte ja auf Dauer mehr wollen.

Aber irgendwas muss man machen. Wenn man Pech hat, landet man … genau, ganz unten. Leiharbeit. Dort sind alle gleich, de facto ohne Ansehen der Qualifikation, und jeder bekommt den gleichen Lohn … und den Job, der gerade frei ist. In praxi: mitgebrachte Qualifikation: abgeschlossenes Studium, fließend englisch (und mehr). Anforderung des Jobs: Eingangspost und Ausgangspost (wörtlich!), vulgo Post abholen, sortieren und Briefe frankieren. Und viel mehr war wirklich nicht.

Hätte es doch damals schon den De-Qualifizierungskurs gegeben! Obwohl, die Selbständigkeit war dann doch der bessere Weg ;-)…


tomdose57
27.10.2012 15:35
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Bis zum Donnerstag Abend führte der Link tasächlich zum Verantaltungsverzeichnis der Volkshochschule (pdf-file).
Seit Freitag Vormittag ist der link tot.