Seitenteile
Was zum Henker finden die Leute so toll an Seitenteilen?
Ich habe nun seit langen Jahren IKEA Ivar-Regale im Arbeitszimmer. Teile unterschiedlichen Alters. Die ersten habe ich mir als Student für die Bude im Studenwohnheim (Gruß an HaDiKo C-Oben) gekauft und dann über zwei Wohnungen immer mehr dazugekauft.
Ivar hat seine Vorteile. Es ist billig, es ist flexibel, man kann es prima an seine Bedürfnisse anpassen, und vor allem: Es ist stabil. Ein Regalboden voller schwerer Fachbücher? Kein Problem. Da biegt sich auch nach Jahren nichts durch.
Aber irgendwann konnt ich’s dann halt einfach nicht mehr sehen, und wie schon öfters erwähnt, habe ich auch meine Arbeitsstruktur geändert. Früher war ich auf große Büchermengen ausgerichtet, diverse Computer mit den damals üblichen eher kleinen Monitoren, die auch wunderbar da reinpassten. Mittlerweile ist vieles anders, die Zahl meiner Bücher habe ich drastisch reduziert. (Meine Studienbücher in Mathe und Informatik beispielweise einem aufstrebenden jungen Informatikstudenten dauerleihvermacht. Neue Bücher bevorzugt elektronisch als PDF. usw.) Die Computer sind viel keiner geworden, dafür deren Bildschirme viel größer. Ich habe mich von einem Hochregallager-Menschen in einen Schreibtischflächen-Menschen gewandelt. Heute mag ich es lieber luftig, lichtig, frei mit vielen großen Tischflächen. Weil es mir auf den Wecker geht, die Sachen für A wegzuräumen, wenn man zwischendrin an B arbeitet oder A und B auf einem Tisch durcheinanderzuwerfen.
Also beschloss ich, die ganzen Ivar-Teile rauszuwerfen und zu verkaufen, und stattdessen für das Büro auf – Überraschung – hundsgewöhnliche Büromöbel umzusteigen. Die bekommt man nämlich auch gut und günstig (nur nicht bei IKEA, deren neue Büromöbelserie ist schlecht und weit überteuert).
Nun dachte ich, das wäre kein Problem, das Zeugs wegzukriegen, weil ich einige von vielen Leuten geschätzte Ivar-Teile habe, die es schon lange nicht mehr gibt. Etwa die alten Schubladenmodule mit den 6 flachen und 3 hohen Schubladen. Schränke und eine Glastürvitrine. Oder die alten Regalbretter mit ausziehbarem Tastaturbrett, mittels deren man einen PC in ein 80×50-Ivar reinstellen kann. Und ganz viele Bretter. Und hab die mal so in die üblichen Blätter mit kostenlosen Kleinanzeigen gesetzt.
Es riefen auch eine Menge Leute an. Einer meinte, er könnte mir zwei oder drei Bretter abkaufen, als würde ich dann mit so einem angefressenen Teilregal rumsitzen, um 3 Euro Erlös zu machen.
Die meisten Leute riefen aber an, weil sie die Seitenteile haben wollten. Nur die Seitenteile.
Also ob ich die ganzen Schränke und Bretter dann stapeln oder wegwerfen würde, nur um 5 Euro mit den Seitenteilen zu machen.
Seitenteile sind spottbillig. Dazu kommt, dass ich einige der Seitenteile angebohrt habe, um sie an der Wand festzuschrauben, andere gekürzt und an die Dachschräge angepasst (vulgo: abgesägt), die also nicht mehr in verkaufsfähigem Zustand sind. Deshalb hab ich sie gar nicht erst in die Preisliste genommen, weil ich die Seitenteile einfach dazuschenken wollte. Wer Bretter oder Schränke kauft, bekommt die Seitenteile dazu.
Aber die Leute wollen keine Bretter und keine Schränke. Sie wollen Seitenteile. Als ob ich den ganzen Krempel seiner Funktion berauben würde, nur um für 5 Euro die Seitenteile daraus zu verkaufen.
Seitenteile. Was zum Henker finden die Leute so toll an Seitenteilen, dass sie die und nur die haben wollen? Was machen die damit, wenn sie nicht auch Schränke und Bretter haben?
Erst dachte ich ja, das könnte an den Autos liegen. Die Bretter bekommen sie ins Auto und kaufen sie bei IKEA direkt, die Seitenteile bekommen sie nicht rein und kaufen sie deshalb lieber im Kaff. Das ist es aber wohl auch nicht, denn die Leute wollen teils aus großer Entfernung mit dem Auto kommen, um – na, was wohl? – Seitenteile zu kaufen. Dabei wäre für viele ein echter IKEA näher, und die Seitenteile kosten sehr wenig.
Warum zum Geier sind die Leute so scharf auf Seitenteile?
Haben die irgendeinen Wert oder eine Besonderheit, die ich noch nicht erkannt habe?
Oder haben die auch ihre Regale verkaufen wollen und dann die Einzelteile zuerst verkauft?
17 Kommentare (RSS-Feed)
C-Oben gibt es afaik nicht mehr…
@anonym: Hä!? Wie das? Abgerissen? Eingestürzt? Weggefault?
Kann auch sein, dass die Leute ihre Ivar-Welt umorganisieren (von deckenhoch auf halbhoch, oder umgekehrt) – da hat man dann schnell viel zu viele falsche Seitenteile. Von deckenhoch auf halbhoch mag ja noch gehen (Säge), aber andersrum ist schwer. Insbesondere wenn man eine Anbauwand in einzeln stehende Regale aufteilt, erhöht sich die Anzahl der benötigten Seitenteile (von n+1 auf n*2, wenn n die Anzahl der horizontal aneinandergereihten Böden ist). Kontrollaufgabe: Gegeben sei eine Studentenbude mit einem ca. 85m langen Flur, voll mit angebauten Ivar-Regalen. Wieviele Seitenteile holt der Ex-Student bei Hadmut, wenn er in eine Bude mit 85 jeweils 1m langen Fluren umzieht, wobei die Ivar-Regale jeweils im Flur stehen sollen und die Befestigung von Regalböden direkt an der Wand nicht erlaubt ist? Wieviele Böden fehlen, wenn die Anzahl der Böden pro Regal unverändert bleibt? Zusatzfrage: Die Höhe der Regale werde von 2,20m auf 1,20m (alternativ: 0,80m) reduziert; wieviele Regalböden bleiben übrig, und wieviele Meter Kellerraum können mit freistehenden Regalen vollgestellt werden, wenn die Anzahl der bei Hadmut abzuholenden Seitenteile nicht begrenzt ist. Ergänzungsfrage: Wieviele Seitenteile verbleiben Hadmut nach dem Umzug des Ex-Studenten?
Ein anderes Problem ist, dass Ikea im Verlauf der letzten Jahrzehnte ganz subil die Toleranzen geändert hat, d.h. Bretter und Seitenteile aus verschiedenen Jahren (Jahrzehnten) müssen mit Stecheisen und Säge geschmeidig gemacht werden. Für uralte Bretter würde ich auch uralte Seitenteile wollen (jedenfalls eher als neue).
Im übrigen dunkelt Holz nach, d.h. neues Ivar gemischt mit altem Ivar sieht irgendwie falsch aus (jedenfalls vorübergehend).
Subil ist ein interessantes neues Wort, aber gemeint war natürlich subtil.
@ivarianer: Subil hört sich irgendwie nach Sado-Maso an, das Adverb zu Sklave oder so…
Es wurde auf die K1-Bauten noch ein Stockwerk draufgesetzt. Somit gibt es kein Oben/Mitte/Unten mehr ;-).
Die Zimmernummerierung wurde glaube ich auf das dreistellige System von den anderen Häusern umgestellt…
Hätte nicht gedacht, dass die alte Bude das noch aushält. Aber gut, das ist ja ne positive Lösung. Das heißt aber, dass es C Oben noch gibt, nur dass es nicht mehr so heißt.
Muss ich mir irgendwann mal anschauen.
Darf ich fragen, wo man denn gute und günstige Büromöbel bekommt? Sind das eher (nur) in München ansässige Läden oder doch welche, die auch im hohen Norden eine Filiale unterhalten? Bin für alle Tipps dankbar.
Googlen. Gibt jede Menge Versandhändler im Internet, die die Möbel fertig aufgebaut bis vor die Wohnungstür liefern und trotzdem günstiger sind als das aktuelle IKEA-Bürosystem.
wenn alle seitenteile haben wollen, steigt dann nicht deren wert? nimm halt für die seitenteile so viel wie für alles zusammen und wirf den rest weg 😉
In München gibt es auch im Euro Industriepark einen großen Laden, der neben neuen auch gebrauchte Büromöbel vertickt. Kann ich sehr empfehlen. Die wirklich guten Rollcontainer und Aktenschränke von USM Haller, Bisley und Konsorten gehen praktisch nicht kaputt. Genau so Tische, Regale etc.
Für den Preis eines neuen Billigrollcontainers kaufe ich mir lieber einen gebrauchten guten.
Sowas gibt es aber in jeder größeren Stadt.
“Googlen. Gibt jede Menge Versandhändler im Internet, die die Möbel fertig aufgebaut bis vor die Wohnungstür liefern und trotzdem günstiger sind als das aktuelle IKEA-Bürosystem.”
“Fertig aufgebaut” und “vor der Wohnungstür” ist bei vielen Möbeln eher ungünstig. Da trag ich lieber die Einzelteile hoch.
@ Hadmut: you made my day, oder YMMD, wie man neuerdings schreibt — einer »unserer Letzten« mit Grips.
@ Uwe: »insert coin«, your credit is lost.
…also ich wuerde die bretter nemen, sofern sie 30 cm tief sind….
“………..nehmen………….”
“…………nehmen…….”
Die Regalbretter sind unkaputtbar, aber die Seitenteile nicht. Die beiden langen Latten werden nur durch ein paar verleimte Querstreben zusammengehalten. Wenn man die etwas rustikaler behandelt, bricht der Leim.
Möglicherweise haben die Leute einfach ihre Seitenteile geschrottet.
Oder sie haben zu viele Regalbretter, weil früher nur Taschenbücher darin aufbewahrt haben. Jetzt sollen es Aktenordner sein, also brauchen sie weniger Bretter oder ein weiteres Seitenteil.