Ansichten eines Informatikers

Open-Source-Gegenstände

Hadmut
3.12.2012 21:18

Hey, wie geil: Da kommt was in Gang. Man liest schon wieder einmal davon, dass Leute Gegenstände als CAD-Modell entwerfen und das dann – käuflich, aber auch als Open-Source – bereitstellen. Jeder kann es sich herunterladen und vor Ort von irgendeinem 3D-Druckdienstleister oder mit eigenen Drucker ausdrucken.

Das erste Mal bin ich so ca. 1995 mit 3D-Druckern in Kontakt gekommen, damals im Medizinbereich, mit Kunstharz und Laser, stank höllisch und war inakkurat, weil das Zeug da drin nicht hart, sondern nur weich wurde und dann im Brenner nachgehärtet werden musste. Und war unglaublich teuer. Erinnert mich an die CDROM-Brenner. Der erste, den wir damals am Institut gekauft haben, hatt noch um die 30.000 DM gekostet und die ersten CD-Rohlinge lagen – wenn ich mich recht erinnere – so bei 80DM pro Stück.

So wird es mit den 3D-Druckern auch laufen. In 10 Jahren hat eine große Zahl der Haushalte so ein Ding im Haus und es wird riesige Repositories im Netz geben, wo man Dinge herunterladen kann. Sobald Bedarf an irgendwas entsteht – Raspberry-Pi-Gehäuse, Halter für iPad, Öffner für das iPhone, Sonnenbrillenhalter für das Automodell usw. – wird es das zum sofortigen Runterladen geben. Schneller, als normale Läden da mit Produktion und Angebot nachkommen können.

Vielleicht wird es da auch so laufen wie mit Musik und Büchern, wo der Einzelhandel durch Downloads direkt übersprungen wird. Alle kleineren Plastikteile, die eben nur aus einem Stück Plastik bestehen, und keine so hohen Präzisions- und Stabilitätsanforderungen haben, wird man sich ausdrucken können. So wie Musiker heute Musik direkt vertreiben oder zum Download anbieten. Zum Beispiel könnte es auch Ersatzteile usw. geben.

Interessant wird es auch, wenn sowas wie Wikileaks entsteht. Wenn man sich beispielsweise die Haustürschlüssel für irgendwelche Häuser als Raubkopie herunterladen und ausdrucken kann. Oder wenn es Software gibt, die einem zu den üblichen Büroschrankschlössern anhand der eingeprägten Nummer den passenden Schlüssel drucken kann.

Auch sowas wie Airfix-Bausätze, Legobausteine (reguläre und frei erfundene) und Ersatzteile für alte Geräte sind möglich. Irgendwer wird das Zeug schon in den 3D-Scanner packen und über wüste Download-Foren verbreiten. Comic-Figuren und sowas wird es massenweise geben. 3D-Parodien. Obszöne Kunstgegenstände.

Apropos obszön: Die Porno-Fraktion wird sich auch nicht lumpen lassen, (war ja schon immer Triebmotor für neue Technologie, wie schon beim Videorekorder) und jede Menge Schmuddelkram und Zeugs auf gruseligen Webseiten anbieten. Statt Bildern von Britney Spears ohne Schlüpfer gibt es dann die … von Britney zum Download. Zum Sammeln. Nächste Woche die von Rihanna. Oder so. Jede Wette, dass irgendwelche Stars und Möchtegerns da irgendwann drauf kommen, spätestens im Suff oder nach Dschungelcamp. Wo heute der Eigen-Porno versehentlich vom Handy geklaut und im Internet verbreitet wird, wird demnächst dann das 3D-Foto vom Handy geklaut und…

Auch sowas wie das Yps-Heft wird es wohl geben. Jede Woche was zum downloaden, ausdrucken, zusammenbauen. Oder jede Woche ein Bauteil.

Schon beim Fotozubehör fallen mir jede Menge Teile, Adapter usw. ein, für die das gut sein könnte.

13 Kommentare (RSS-Feed)

Reader
3.12.2012 21:32
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Fraglich ist, ob die entsprechenden Toleranzen abseits der Spritzguß-Manschinen eingehalten werden können (Lego, Adapterringe …)


Hadmut
3.12.2012 21:34
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Die ersten CD-Laufwerke hatten auch erhebliche Toleranzprobleme. Heute bekommt man DVD-Brenner für 20 Euro und Bluray-Brenner deutlich unter 100.


Bruno
3.12.2012 21:44
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Hanz Moser
4.12.2012 1:26
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Japp, das wird kommen. In den letzten Jahren sind Drucker in den Preisbereich gefallen, den Enthusiasten zahlen können. Irgendjemand hat auch eine stattliche Summe Geld auf die Veröffentlichung einer hobbytaugliche Methode ausgesetzt, mit der man günstig und in guter Qualität normales Rohplastik in solchen Druckern verspritzen kann.

Das ist auch der Punkt, wo es aktuell hakt. Der Betriebsstoff ist noch teuer und qualitativ für die meisten Anwendungsgebiete bestenfalls mit 08/15 Plastik aus China gleichauf.
Ich sehe das aber wie du. Mit der recht weiten Verbreitung und einer Menge pfiffiger Leute, die sich dafür interessieren, kommt das früher oder später.

Was es bereits Nennenswertes gab/gibt:
Ein Kerl hat sich einen lower receiver für sein Gewehr gedruckt. Taugt wohl nur für einen Schuss und viele Waffeninteressierte haben das kalte Grausen bei dem Gedanken bekommen, sowas aus der Hand abzufeuern, aber auch das wird kommen.
Eisenrohr plus 3D-Drucker => Knarre on demand

Irgend ein Hackerspace in einer größeren Stadt bietet einen Ersatzteilservice an. Gebrochene Plastikzahnräder in krummen Maßen, wenn der Hersteller pleite ist?
Ab in den Laserscanner, fix ausgedruckt, ein wenig nachgeschliffen und fertig ist das Ersatzteil. Für Härtefälle auch aus Metall möglich. Natürlich kann man so (noch) keine “richtigen” Zahnräder mit hoher Präzision und Oberflächenhärtung herstellen.


yasar
4.12.2012 8:34
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Ich sehe da auch für “härtere” materialien eine Zukunft.
man kann mirt dem 3D-Drucker eine “Rohling” oder Vorlage erzeugen,
aus dem man dann mit einfacher Technik z.B. eine Gieß- oder
Spritzguß-Form erstellt werden kann, mit der man dann das
endgültige Werkstück herstelllt. ist zwar aufwendiger, sollte aber
preislich machbar sein, insbesondere dann, wenn man sonst kein
Möglichkeit hat, an Ersatzteile zu kommen. Beispiel: 3D-Modell von
Spitney Bears T…en und damit stellt man dann man dann eine
Gießform her, die mann/frau dann mit Silikon befüllt. Dann hat
mann/frau etwas “gefühlsechtes” zuhasue. ggf. geht das sogar mit
dem Kompletten Körper. 🙂 ** Mist, warum sagt mir mein Gewissen
gerade, daß die Geschäftsidee, Promis 3d zu scannen und das auf dem
Schwarzmarkt zu verhökern gegen meine Moral verstößt. Da könnte man
soviel Geld damit machen. **


HF
4.12.2012 9:19
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Interessant wäre der Nachdruck von Autoteilen. Laut ADAC
sind die Preise für Designteile von 2006 bis 2012 um 40% gestiegen,
Mechanikteile nur um 12%. Mutmassliche Ursache: Der Ausschluss von
Wettbewerb durch die Schutzrechte.


dwio
4.12.2012 9:33
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Die Technik hat sich in den letzten Jahren massiv
verbessert, sowohl was Preis als auch Präzision angeht. Wenn man
zB. die Modelle auf shapeways.com durchblättert kommt man schon ins
staunen, welche filigranen Teile zu einem akzeptablen Preis
druckbar sind. Meiner Meinung nach ist Print-On-Demand reif für den
Endverbraucher, es hat sich nur noch nicht über die Szene hinaus
etabliert. Im Moment prüfen wir die Print-on-demand für unser
Labor. Laborbedarf ist so dermaßen überteuert, dass selbst einzelne
Plastikteile schnell mal die $100-Marke durchbrechen (vgl:
http://www.bio-rad.com/prd/en/US/LSR/PDP/7aeb0a5a-4f56-48b8-8323-908ccdc03e3c/Combs-and-Spacers-for-the-Sequi-Gen-Cell).
Beim Drucken wäre man wahrscheinlich nicht nur günstiger sondern
auch flexibler in der Form und Größe der Teile. Größere Teile, wie
zB. Gellaufkammern haben wir uns schon immer aus Plexiglas von der
Uni-eigenen Werkstatt anfertigen lassen.


Für die Massenproduktion wird der 3D-Druck kein Ersatz sein. Für individuelle Anfertigungen und Nischenprodukte jedoch ist das eine Revolution im Gange. Eine angepasste und auf Effizienz ausgelegte Produktionsstraße wird auch in Zukunft am günstigsten High-Tech in Masse produzieren können.

Aber zum Beispiel im Medizinbereich, bei individuellen Protesen, aber auch sonst bei kleineren Auflagen stellen 3D-Drucker in naher Zukunft bestimmt eine ernst zu nehmende Konkurrenz da – und das auch noch ziemlich dezentral. Doch auch bei Ausfall der traditionellen Massenproduktion, hat man einen – wenn auch teureren – Ersatz, bis die Massenproduktion wieder aufgebaut ist.


anonym
4.12.2012 21:17
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Schick’ mir keine schmutzigen mails, Schatz. Schick’ mir eine Druckerdatei 🙂


NurZurInfo
4.12.2012 21:44
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Norbert
5.12.2012 8:53
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SpOn berichtet seit gestern auch darüber.

Kann man auch Munition Drucken ? 😉

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/waffe-aus-dem-3-d-drucker-prototyp-zerbricht-nach-sechs-schuessen-a-870881.html


schneeschaufel
5.12.2012 10:34
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http://www.spiegel.de/netzwelt/web/waffe-aus-dem-3-d-drucker-prototyp-zerbricht-nach-sechs-schuessen-a-870881.html

Sind diese 3D-Drucker nicht unproblematisch was den Energieverbrauch angeht? Für Kleinkram vielleicht noch akzeptabel, ansonsten wäre eine Mini-CNC-Fräse interessanter.


Didi
6.12.2012 22:04
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hier ein Hersteller-Link zum Stand der Technik. Die setzen zum Drucken Standard-HP-Druckerköpfe ein : http://objet.com/