Hey, Baby!
Wow, die 3D-Drucker sind schwer im Kommen. Tolle Anwendungsvariante.
Bei SPIEGEL Online gibt es ein Video darüber, dass man Schwangeren jetzt statt der seit über 20 Jahren üblichen, allseits bekannten kleinen Thermopapierbildchen von Ultraschallaufnahmen ihrer ungeborenen Babys lebensgroße 3D-Modelle des Kindes produziert, die man aus den Ultraschalldaten gewinnt, und denen man das Aussehen und die Körperhaltung samt Nabelschnur ziemlich gut ansieht. Ursprünglich nur für Sehbehinderte erfunden, ist das doch ne ziemlich tolle Idee.
Da merkt man auch den Fortschritt der Technik. Als ich an der Uni im SFB414 (Kooperation mit dem Medizinwesen) mitgemacht habe (1995-1998), wurden da auch schon 3D-Drucke von Knochen und Organen aus Tomographie-Daten erstellt. Aber damals war das noch eine ziemlich grausliche Technik, denn damals ging das noch mit laser-gehärteten Kunstharzbädern, die nicht nur so entsetzlich stanken, dass sie einen mit Hirnschaden in die Bewußtlosigkeit schossen, sondern auch ungenau waren. Denn die Geräte konnten das Harz nicht voll aushärten, sondern nur so ein bisschen verfestigen, das musste dann hinter noch in den UV-Ofen. (Und hat sich dabei noch zusammengezogen.) Daher ist das Zeug schon bei der Herstellung ab einer bestimmten Größe unter seinem eigenen Gewicht zusammengefallen wie Wackelpudding. Viel mehr als Unterkieferknochen ging damals nicht. Und sehr, sehr teuer war es auch. Das konnte man nur zu Forschungszwecken oder bei der Vorbereitung sehr komplizierter Operationen im Einzelfall mal machen. Mittlerweile ist das aber so stabil, so preisgünstig, so ungiftig, chemikalienarm und flüssigkeitslos geworden, dass man so einen 3D-Drucker tatsächlich einem Arzt in die Praxis stellen kann. Selbst wenn das ein paar Euro kostet, amortisiert sich das sicher bald, weil ich mir gut vorstellen könnte, das sowas ein Verkaufsschlager wird, wenn man bedenkt, dass werdende Eltern oft vor gar nichts mehr zurückschrecken. Und spätestens wenn die ersten Ärzte das anbieten und das zum Wettbewerbsfaktor wird, wird dann jeder so ein Ding haben wollen. Und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass sowas auch bei anderen Ärzten interessant wird, etwa um Patienten den Zustand ihres Knie- oder Hüftgelenkes darzulegen, oder Organschäden darzustellen. Und den Shakespear-sein-oder-nicht-sein-Schädel im Regal kauft man auch nicht mehr von der Stange, sondern nimmt den eigenen.
Ja, so ein 3D-Abbild des eigenen Babys ist schon eine feine Sache, insbesondere wenn es nicht nur eines ist, sondern die einzelnen Entwicklungsstadien über die Monate hinweg dokumentiert werden und eine Reihe bilden.
Richtig stilecht wäre es natürlich erst, wenn man die Plastikföten dann nicht zum Verstauben ins Regal stellt, sondern wie kleine pathologische Präparate einzeln in Einmachgläser packt, mit Formaldehyd (oder stattdessen Silikonöl) auffüllt, mit „Kind von X., 3. Monat” usw. beschriftet und hübsch nebeneinander in die Wohnzimmerschrankwand stellt. Das ist echt nett, wenn mal Besuch kommt.
13 Kommentare (RSS-Feed)
Und wie fand die das?
Coole Sache das.
Vielleicht kann man sich bald für kleines Geld den eigenen Schädel ins Regal stellen.
Neulich beim Arzt: “Ja, Herr Danisch. Ich hab’ schon mal ihre Nierensteine ausgedruckt.”
Oder die Eierstöcke auf dem Holzbrett als Geweih für an die Wand…
…oder überhaupt mal alle Organe. Gab doch früher im Bio-Unterricht so um die 6. Klasse diese Körpermodelle, bei denen man alle Organe herausnehmen konnte. Sowas in Echt.
Oder für Bodybuilder jeden Muskel einzeln.
Ich weiß noch, daß wir damals (90er) schon froh waren, ein Video(!) von unserem Nachwuchs zu bekommen. Meine Enkel werde ich dann vermutlich als 3D-datei per Email das erste mal zu Gesicht bekommen. Inertessant wäre dann eine 3D-Animation während des Wachsens. 🙂
Endlich ist das passende Souvenir zu Abtreibung erhältlich…
diagnose to go. fühlen sie doch mal. das kann nicht gesund sein. 😀
Wozu überhaupt noch Schwangerschaft?
Sollen die doch gleich lebende Babys ausdrucken.
DNA-printer und so…
@.O
Das ist erst für die nächste (Drucker-)Generation vorgesehen.
Also ich hätte da EIN Organ, das es bestimmt wert wäre, ausgedruckt zu werden……………- hach……zur Freude vieler, zum Neid mancher…….
@Roland
Was ist an einem großen Zinken beneidenswert?
Vor ein paar Jahren hat eine “Lebensschützer”-Gruppe detaillierte kleine Plastikföten zusammen mit ihren geifernden Anti-Abtreibungs-Pamphleten in Briefumschlage gefüllt und damit tausendfach nichtsahnende Zeitgenossen beglückt – unter anderem die geistig behinderte Schwester meiner Freundin.