Grüne fordern Internet-Abgabe
Wieder mal so eine dilettantische Phantasie.
Die Grünen fordern (in Österreich, aber das kann ja dann bei uns wohl auch nicht mehr lange dauern) eine Internetabgabe auf jeden Internet-Zugang. Manche Stellen schreiben von 4, andere von 5 Euro pro Monat. Unabhängig davon, was man damit macht. Mir ist nicht ganz klar, ob das pro Person nur einmal oder für jeden Zugang separat anfallen soll, und wie das bei Prepaid-UMTS-Karten mit Tageszugang laufen soll.
Sie wollen aber darauf hinaus, dass man dann beliebig herunterladen könnte und die Einnahmen dann auf Künstler verteilt werden.
Das Ziel der Aktion ist wohl, eine linke brotlos-unfähige Künstlerszene leistungs- und qualitätsunabhängig mit Geld nach seltsamen Verteilschlüsseln zu versorgen und die Allgemeinheit zahlen zu lassen. Das Schema, ganze Dummenbranchen aufzubauen und von der Allgemeinheit alimentieren zu lassen, kennt man ja schon hinlänglich…
(Danke für den Hinweis)
22 Kommentare (RSS-Feed)
Ja, aber meines Wissens doch als Vorschlag, nicht als Forderung der Erhöhung von Internet-Kosten.
Zeigt aber mal wieder, dass die Piraten nur (noch) eine Handelsmarke der Grünen sind: andere Verpackung, gleicher Inhalt.
Vielleicht wäre es besser, vor dem Beginn einer Debatte mal die Begrifflichkeiten feineinzustellen.
Der Begriff Kulturflatrate ist hier völlig falsch gewählt. Kopierflatrate wäre passender. Kultur muß nicht – kann aber – etwas mit Kunst zu tun haben. Oder auch mit Kitsch, völlig wurscht. Kultur kann auch ein – nu’ sagen wir mal – geselliger Abend im Kreise lieber Menschen sein. Dafür auch noch abzukassieren, ist der feuchte Traum des Kapitalismus, womit ich schon recht nah an der URSACHE des ganzen Dilemmas bin. Aber darauf will und werde ich nicht weiter eingehen.
Zurück zur Kopierflatrate: Für meine weiteren Betrachtungen verwende ich mal den Verwerter anstelle des Urhebers, was aber nicht ausschließt, daß der Verwerter auch der Urheber sein kann.
Hier geht es ja darum, das Urheberrecht – Teilbereich Verwertungsrecht – zu reformieren. Und mit der diskutierten gesetzlichen “Einmal löhnen – nie mehr stöhnen”-Variante bin ich nicht ganz mit einverstanden. Was ist, wenn ich das nicht will? Sowohl als Verwerter als auch “Konsument”.
Was ist, wenn jemand seine Kunstwerke nicht (monetär) bewertet haben will, an seinen Werken nicht zwangsverdienen will, weil dies z.B. das Werk in seiner Aussage ruiniert, bzw. Werke mit bestimmten Aussagen gar verunmöglicht?
Wichtig ist hier, daß man zwischen Kunst und Kunsthandwerk und Kitsch unterscheidet. Echte Kunst kann niemals dem Broterwerb dienen. Werke, die mit dem Hintergedanken der Verwertung entstehen, sind nichts als Kunsthandwerk. Kunst erfordert Kreativität, gedankliche Freiheit – niemals Zwang(sdenken).
Sobald der Ich-muß-damit-etwas-verdienen-Gedanke auftaucht, ensteht nur noch Pseudokunst, sprich Kunsthandwerk. Dieses enthält zwar noch eine vom Schaffer beabsichtigte Aussage, ist aber – mal mehr, mal weniger – vom Geschmack der anvisierten Käufer-Zielgruppe beeinflußt. Also nicht mehr wirklich frei und ungezwungen.
Wenn ein Werk nur noch mit dem Ziel der monetären Verwertung erschaffen wird, dann entsteht reiner Kitsch. Keine Aussage, es soll nur gefallen. Also die völlige Anbiederung an den Massengeschmack. Wäre eine Flatrate nur für Kitsch die Lösung? Nur wer bestimmt, was Kitsch ist? Und was, wenn des erschaffen von Kitsch Teil eines Kunstwerks ist? Also eher eine untauglich…
Ich betrachte mich als Foto- und Videokünstler, nicht als (kommerzieller) Foto- und Videograf (gelegentliche – mehr oder minder bezahlte – Auftragsarbeiten mache ich auch, von denen rede ich hier jedoch nicht).
Ich stelle meine Werke auf verschiedenen Plattformen online. Ich fotografiere in erster Linie für mich, weil es mir Spaß macht. Ich fotografiere das, was mir und wie es mir gefällt. Wenn anderen meine Bilder gefallen und/oder diese gar die gleichen Emotionen/Gefühle, die ich beim Fotografieren und/oder Betrachten habe, dann ist das schön. Wenn nicht – wurscht!
Ich WILL meine Werke NICHT monetär bewertet wissen. Ich will meine Bilder nicht dem Kapitalismus zur Verfügung stellen. Außerdem will ich bestimmen, wer meine Bilder für was benutzen darf. Klar, anschauen und zitieren kann und soll sich die Dinger jeder, kein Thema. Nur will ich nicht, daß meine Werke legal (!) z.B. für Nazi- und Religionspropaganda benutzt werden. Wer mich vorher fragt, ob er meine Bilder nichtkommerziell nutzen darf, und ich damit kein Problem habe, dem gestatte ich das gerne – kostenlos! Urhebernennung drunter und gut is’. Eine (Zwangs-) Kopierflatrate würde mir das Internet als Präsentationsfläche versperren.
Eine Kopierflatrate auf – beidseitiger – freiwilliger Basis wäre für mich in Ordnung. Wer will, der soll. Ich habe damit kein Problem. Wichtig ist jedoch, daß Flatratewerke als solche zu erkennen sein müssen. Alles, was nicht gekennzeichnet ist, darf erst einmal nicht genutzt werden. Also eine Regelung, wie sich schon jetzt bei Lichtbild(werken) existiert. Damit habe ich kein Problem.
(Diesen Text habe ich auch bei Telepolis als Kommentar veröffentlicht)
Mal von der Begrifflichkeit “Kulturflatrate” vs. “Kopierflatrate” ab: wofür zahle ich nochmal die VG-* Abgaben für USB-Sticks, SD-Cards, Festplatten, CD-Rohlinge, Kopierer, Drucker, Scanner, etc.pp.?
@Andreas Für die privat Kopien, welche dank Kopierschutz gar nicht legal möglich sind.
Warum nicht? Kunst und Kultur ist immer schwierig
Ja ich würde dafür gern p#uschal zahlen.
Ubrigens in Art gibt es unlimited traffic auch prepaiUnd
“Das Ziel der Aktion ist wohl, eine linke brotlos-unfähige Künstlerszene leistungs- und qualitätsunabhängig mit Geld nach seltsamen Verteilschlüsseln zu versorgen und die Allgemeinheit zahlen zu lassen.”
Gut dass bei der GEMA nicht irgendwelche Leute, die seit 20 Jahren nichts sinnvolles mehr produziert haben, aber halt ganz oben in der Hackordnung stehen, das Geld abgreifen, das von kleineren Fischen erwirtschaftet und von der Allgemeinheit bezahlt wird. Dass das alles Linke sind würde ich übrigens stark bezweifeln.
Die Idee der Kulturflatrate dürften die Piraten btw deutlich vor den Grünen gehabt haben. So von wegen “Handelsmarke” und so. Man kann es mit den Vorurteilen auch echt manchmal übertreiben.
Echte Kunst kann niemals dem Broterwerb dienen.
Da hat Mozart ja Glück, dass er schon tot ist, und das nicht mehr hören muss. Ebenso Dali und Andy Warhol.
Der Künstler soll also von einer reichen Tante leben, die ihn einfach so ernährt, und die Kunst fällt nebenbei an, aber die Tante fließt auch wieder nicht ins Kunstwerk ein? Oder soll er halbtags einem Broterwerb nachgehen, mit dem er die Kunst des Nachmittags finanziert?
Wieso wird denn Kunst besser, wenn sie nicht dem Broterwerb dient?
Das Künstlerteam Christo und Jeanne-Claude hat gleich ein Unternehmen gegründet, welches hohe Summen erwirtschaftete, was aber auch nötig war, denn die Verhüllung des Reichstags war nicht gerade billig – alleine was der Spezialstoff gekostet hat war kein Pappenstil. Sie haben aber die ganze Realisierung des Projekts als das Kunstwerk verstanden, nicht nur das Ergebnis.
Der Künstler ist durch Naturgesetze beschränkt, etwa was ein Instrument an Frequenzen produzieren kann, was das Ohr hört, wie schnell die Farbe trocknet oder die Statik, die man mit Steinskulpturen beachten muss – mit Einschränkungen fertig zu werden, darum kommt ein Künstler nicht drum rum. Wieso soll der Broterwerb ausgeschlossen sein?
Was ich auch nicht verstehe ist, wieso brotlos-unfähige Künstler links sein sollen (war Adolf Hitler nicht ein brotlos-unfähige Künstler?) und inwiefern die Grünen als links zu bezeichnen sind. Das eine Minderheit der Grünen links ist würde ich noch unterschreiben – der Großteil ist gemäßigt konservativ.
Letztendlich ist die Gesinnung der brotlos-unfähigen Künstler egal. Eine allgemeine Alimentierung führt nur zu den gleichen Subventionsproblemen, wie wird sie aus der Landwirtschaft gut kennen. Da würden Werke zum Abgreifen der Pauschale entstehen, die bei Licht besehen niemanden interessieren. Die haben natürlich 100000 Fans, wenn dann mehr als die 799 $ rausspringen.
Ich halte den ganzen, sogenannten Kulturbetrieb für falsch. Prunkbauten für Opern- und Theatervorführungen haben für die Allgemeinheit sicher einen geringeren Nutzen, als Klimaanlagen in der Strassenbahn. Solange die “Kulturschaffenden” das Geld vorn und hinten reingeschoben bekommen, wird es auch ausgegeben. Da werden dann Objekte zerschlagen oder Fußbodenheizungen großflächig im Eingangsbereich verlegt, damit man auch im Februar den Sektempfang im Cocktailkleid machen kann. Das Geld muß halt weg !
Für Kunst außerhalb des Mainstreambereichs fallen da immer nur Brosamen ab. Was einem Politiker nicht zur Profilierung dienen kann, wird nicht gefördert. Für ein schönes Zeitungsfoto mit den Reichen und Schönen gibt der Politclown gerne das Geld des Steuerzahlers. Eine Kulturflatrate ist letztendlich nur eine Steuererhöhung zur Egobefriedigung von Politikern.
@Bleistiftanstumpfer: In der Tat empfinde ich Ihre Argumentation als stumpf. Es geht hier nämlich nicht um “Urheberrechte” – schon gar nicht um deren “Reform”. Niemand hat jemals irgendeinem Urheber – egal ob Maler, Musiker, Autor, Fotograf oder was auch immer – seine Rechte an seinen Werken streitig gemacht, auch nicht Verwertungsrechte. Hier soll jeder, der einen Internetanschluss hat, eine Pauschale für die potentielle Nutzung der Werke Dritter zahlen. Das ist vergleichbar mit der Gebühr für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖR), aber dieser Vergleich offenbart den gravierenden Unterschied: ÖR liegt im Interesse des Staates, die Schaffung irgendwelcher Werke ist Privatsache des Einzelnen. Die Allgemeinheit soll also einer nicht näher bestimmbaren Gruppe von Einzelpersonen (besser: Privatpersonen) durch eine Abgabe ein Zusatzeinkommen sichern. Es geht hier also weniger um Verwertungsrechte, sondern vielmehr um Versorgungsrechte. Der nicht näher bestimmbare Begriff des “Künstlers” soll also ein Vorwand sein, damit eine kleine Gruppe von Privatpersonen versorgungsrechtliche Vorteile gegenüber dem Rest der Bevölkerung erhält. Ohne Juristin zu sein halte ich das für verfassungsrechtlich äußerst bedenklich und die Methode (nach dem Motto “die bösen, bösen Raubkopierer beuten die armen wehrlosen Künstler aus”) für perfide. Wenn ein Urheber seine Rechte durchsetzen will, sei ihm der Gang zu Gericht nahegelegt, so wie jeder andere Bürger, der seine Rechte durch Dritte verletzt sieht, es auch tun muss!
Ich oute mich hier mal als Altpirat…
Der ganze Schmonz mit Urheberrecht, Kulturflatrate und ähnlichem kommt doch von einem ganz anderen Problem:
Es ist die grundlegende (geradezu definierende) Eigenschaft des Internets, das Kopieren von Daten zu vereinfachen. Immer mehr Daten, immer noch einfacher.
Daraus erwachsen dann gewisse Probleme, da die Menschen (wie sie halt so sind) neue Möglichkeiten auch für unerlaubte Dinge nutzen: es werden Daten kopiert, deren “Eigentümer” was dagegen hat.
Für dieses Problem gibt es nur wenige Lösungsansätze:
1) man schafft das Internet (und alle anderen Datennetze) wieder ab.
2) man baut das Netz um, so daß nichts illegales kopiert werden kann.
3) man baut das Netz um, so daß jedes illegale Kopieren strafrechtlich verfolgt werden kann.
4) man findet einen Weg, bei dem Dateneigentümer dem Kopieren zustimmen: irgend eine Art der finanziellen Kompensation.
Ansatz 1 ist heute nicht mehr möglich. Da hängt inzwischen zu viel reale Wirtschaft dran.
Die Ansätze 2 und 3 sind recht verwandt. Beide müssen das Netz vollständig überwachen. Dazu gehört u.a. das Verbot von Kryptographie (ich glaube, Hadmut weiß dazu ein paar Sätze 😉 ), das Ende jeglicher Rest-Anonymität usw… Technisch schwierig bis unmöglich, gesellschaftlich katastrophal – leider aber der bislang von Politik und “Dateneigentümern” eingeschlagene Weg.
Einer der Hauptgründe, warum 2006 die PP gegründet wurde (und nicht ein lokaler Verein blieb) war das Anliegen, für den einzig übriggebliebenen 4. Ansatz eine Lösung zu finden.
Das aktuelle Urheberrecht erzwingt, wenn man es durchsetzen will, die Totalüberwachung des 3. Ansatzes… /deswegen/ muß es geändert werden.
Das ist wichtig: die Motivation der Piraten, ein neues Urheberrecht zu finden, kommt allein daher, daß das aktuelle Urheberrecht ohne Totalüberwachung des Netzes nicht durchsetzbar ist.
Leider hat noch niemand eine brauchbare Lösung für den 4. Ansatz gefunden. Inzwischen sind wohl Toilettenbeschriftungen auch eher wichtiger…
Die Suche nach dem 4. Ansatz hat auch schon einige Fehlversuche hervorgebracht, u.a. Kulturflatrate, Kulturwertmark, sowie die immer wieder postulierte “Abschaffung des Urheberrechts”.
Das Hauptproblem der Kulturflatrate ist – und das ist eigentlich offensichtlich – daß die Notwendigkeit der Totalüberwachung weiter bestehen würde. Oder wie sollen denn die Einnahmen verteilt werden, ohne zu wissen, welche Daten überhaupt kopiert wurden?
Die Kulturwertmark bügelt offensichtlich das Problem der Totalüberwachung aus, indem die Nutzer selbst angeben sollen, an wen ihre Zwangsabgabe gehen solle. Eigentlich ist dies ein schönes Konzept – leider wird es an real existierenden Menschen scheitern: ich gehe jede Wette ein, daß es in kürzester Zeit bei jedem Verein einen Alibi-Künstler gäbe, an den alle Vereinsmitglieder ihre Zahlungen richten würden. Mit dem so eingesammelten Geld würde dann die Weihnachtsfeier subventioniert. Wetten?
Die “Abschaffung des Urheberrechts” wird übrigens von niemandem ernsthaft gefordert…
Ich hatte eigentlich die Hoffnung, daß mehrere tausend Menschen innerhalb mehrerer Jahre eine Lösung für das Problem präsentieren könnten… war wohl nichts.
Statt dessen sind die Gegner schon recht weit vorangeschritten mit dem Aufbau des überwachten Netzes: z.B. steht mit dem neuen Personalausweis das Ende der Anonymität im Netz schon vor der Türe.
Ich fürchte, daß Hadmut mit seiner Zustandsbeschreibung der PP nicht ganz unrecht hat. Allerdings denke ich, daß seine Schlußfolgerung falsch ist: wir werden die Partei retten müssen, denn ich glaube nicht, daß sich nach den Piraten nochmal eine nennenswerte “Internetpartei” gründen lassen wird. Stattdessen werden wir von “Netzpolitikern” von CDU und SPD (mit Bauchschmerzen) in die Totalüberwachung gesteuert werden.
Mit etwas Glück können wir nach dem Bundestagswahlfiasko im kommenden Herbst die ganzen Möchtegern-Berufspolitiker sowie die themenfremden Trittbrettfahrer wieder entsorgen und nochmal von vorn beginnen. Eins ist klar: die deutsche Politiklandschaft braucht dringend wenigstens eine Partei, deren Anti-Überwachungsinteresse nicht als erstes bei Koalitionsvereinbarungen aus dem Programm gestrichen wird.
Natürlich haben alle Kleinparteien die Bürgerrechte im Programm stehen – aber sowohl FDP, Grüne als auch Linke opfern sie jedesmal zugunsten ihrer Primärinteressen, sobald es um den Koalitionsvertrag geht. Schließlich ist jedes Wahlprogramm eine Mogelpackung – es wird ja stets unter der Annahme der Alleinregierung aufgestellt. Jede Partei in einer Koalition muß ein bis drei Viertel des Programms streichen – und bei allen Parteien stehen die Bürgerrechte derzeit auf der Streichliste…
Die Grünen sind überhaupt ausgesprochen Kreativ on der Erfindung von Steuern und Abgabe. Beispiele:
Bettensteuer
Fettsteuer
Finanztransaktionssteuer
Fleischssteuer
Flugticketsteuer
Integrationssteuer
Kultursteuer
Notsteuer Berlin
Pilssteuer
Plastiktütensteuer
Reichensteuer
Seltersteuer
…
Gefunden hier:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/gruenes_steuerparadies
PS:
Cory Doctorow hat recht (https://www.youtube.com/watch?v=zS4H8XDB1bw), dieser Krieg ist in vollem Gange. Es geht um viel Geld. Wegen der vielen technischen Unmöglichkeiten ist die Politik ein Hauptschlachtfeld….
Nun, welcher Politiker /versteht/ dieses Problem überhaupt? Welche Partei wird sich hier (gegen Wirtschaftsinteressen) auf die Seite der Bürger schlagen?
Die Grünen haben hier nur wieder beweisen, daß sie gerne Stimmen für diese Thematik einsacken wollen – aber auch, daß sie das zugrundeliegende Problem nicht mal ansatzweise verstanden haben.
Es wäre einfach, die Piraten aufzugeben. Aber was dann?
@Michael
> Die “Abschaffung des Urheberrechts” wird übrigens von niemandem ernsthaft gefordert…
Doch, das tun eine ganze Menge Leute, weil Urheberrecht (bzw. Immaterialgüterrecht ganz allgemein) in sich völlig irrational ist.
Urheberrecht ist eine Erfindung der Neuzeit. Durch die Kopplung von Datenträgern und Lizenzen ließ sich das auch recht einfach durchsetzen.
Seitdem sich die Lizenzen nicht mehr an Datenträgern koppeln lassen, ist es völlig unmöglich, die Lizenzen, bzw. die Nichtverbreitung durchzusetzen.
Im Übrigen ist längst bekannt, dass es ohne Urheberrecht mehr und bessere Kulturgüter gibt.
Kunst ist ein Hobby und wird von den Meisten nach Feierabend ausgeführt. Nur gibt es Manche die meinen, dass man von seiner “Kunst” leben können muss, bzw. dass man mit einmal Arbeiten sein Leben lang Geld verdienen soll.
Natürlich gibt es einige, die so gut sind, dass sie mit ihrem Hobby ihren Lebensunterhalt verdienen können. Dafür braucht man aber kein Urheberrecht.
Letztlich lässt sich Urheberrecht nur durch massive Eingriffe in den Wirtschaftskreislauf realisieren. Durch die beliebige Kopierbarkeit, welche durch die digitale Welt möglich geworden ist, bedeutete dies, dass man jeden und jede Kommunikation vollständig überwachen muss.
Rational gesehen wird es langfristig auf eine Abschaffung des Urheberrechts oder eine Totalüberwachung hinauslaufen.
Ich befürchte aber, dass die Totalüberwachung mittelfristig und die Abschaffung von Urheberrechten eher langfristig kommen wird.
Man sollte sich auch immer vor Augen halten, dass die Urheberrechte eigentlich zeitlich begrenzte Monopole sind. Danach werden die Rechte der Allgemeinheit übertragen. Nun wird der Zeitrahmen für das zeitlich begrenzte Monopol immer weiter verlängert, ohne dass für die Allgemeinheit dabei mehr herausspringt.
Ich würde gern wesentlich mehr als 17,98€ im Monat für den Genuss von Kultur ausgeben, wenn mir dafür die unsägliche Rundfunkgebühr erspart bliebe. Für eine Sicherung von “unabhängiger” staatlicher Grundinformation reichen Deutschlandfunk und Phoenix. Man könnte gutwilligerweise auch noch “Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen” in einer Endlosschleife ausstrahlen um alle anderen Programme abzudecken, gern auch als Regionalprogramm in der jeweiligen Mundart.
Unbegreiflich ist mir, weshalb man dafür den Bürgern jedes Jahr 8 Milliarden Euro abknöpfen muß.
Wikipedia weiß:
“Die neun Landesrundfunkanstalten der ARD haben insgesamt rund 23.000 festangestellte Mitarbeiter, sie veranstalten elf Fernsehprogramme, 55 Hörfunkprogramme und verfügen über 16 Orchester und acht Chöre.”
“Das ZDF … hat heute ca. 3.600 Mitarbeiter.”
“Ende 2012 beschäftigte die GEZ 1200 Mitarbeiter.”
Wird man Augen- oder Ohrenzeuge eines dieser Programme oder erhält man die Gesellschaft eines GEZ-Mitarbeiters, stellt sich stets folgender Eindruck ein:
“Das Ziel der Aktion ist wohl, eine linke brotlos-unfähige Künstlerszene leistungs- und qualitätsunabhängig mit Geld nach seltsamen Verteilschlüsseln zu versorgen und die Allgemeinheit zahlen zu lassen.”
Vielen Dank für die treffende Beschreibung, Hadmut!
ich zahle mein eintrittsgeld fürs internet an den provider. ich zahle eine urheberrechtsabgabe für meine hardware. und ich zahle eine haushaltspauschale für die ör, ob ich deren angebot nutze oder nicht. ich denke das ist ausreichend. was ich dann in diesem internet mache, geht niemanden etwas an.
ach, und zu thema urheberrecht möchte ich auf diesen artikel verweisen. das ist doch alles nur noch krank!
Die Leermedienabgabe haben wir doch schon.
Allerdings ist die noch besser, als der Vorschlag der Grünen:
Wir bezahlen 900.000.000€ im Jahr und als Gegenleistung wird uns das, sowieso schon stark eingeschränkte, Recht auf Privatkopie praktisch genommen(das knacken von Kopierschutz wird verboten).
“Es ist die grundlegende (geradezu definierende) Eigenschaft des Internets, das Kopieren von Daten zu vereinfachen.”
Das Problem liegt noch tiefer. Das Trivialität des Kopierens von Daten ist eher DAS definierende Kriterium für Digitalcomputer. Anstatt zu verschieben wird kopiert und dann gelöscht. Mittlerweile basiert auf dieser Technik so ziemlich jeder Fortschritt.
Das Problem ist, dass die natürliche Operation außerhalb von Computern das Verschieben ist, weil das dort das Billigste ist, nicht das Kopieren. Beim Urheberrecht treffen diese beiden Paradigmen jetzt aufeinander und das ist deshalb ein Problem, weil man das Urheberrecht um das ältere der beiden herum aufgebaut hat.
Also Konzepte wie die Kulturflatrate, Internetabgabe usw. sind m.E. schon deshalb Schrott, weil ja irgendjemand entscheiden muss, wer in Person davon profitieren soll und wer nicht. Ich komponiere und texte selbst auch, also Hand auf? Reicht sicher für ein kaltes Bier im Monat. Von den übrigen oben dargelegten Konsequenzen ganz abgesehen, das war mir so gar nicht klar. Danke insbesondere an den “Altpiraten” Michael für die Liste der vier Alternativen. Horror.
Vor allem ärgert mich das ständige Durcheinanderwerfen von (unveräußerlichem) Urheberrecht und (weitergebbaren) Verwertungs- und Verbreitungsrechten, vulgo Copyright. Dauernd muss man auseinanderpusseln, wer von welcher Interessenlage aus mit welchen Begriffen wie argumentiert. Das ist oft nur beim Springerverlag eher einfach: So hat die “Welt” den neulichen Bundestagsbeschluss zum Leistungsschutzrecht als Sicherung des Urheberrechts der Verlage bejubelt. Da war schon die Überschrift mehrfach falsch, aber da ist das offen und bewusst tendenziöse Bauernfängerei. Vielfach passiert sowas aber auch aus Ahnungslosigkeit, und da nehme ich mich selbst nicht aus, die Materie ist komplex.
Nun beschwören so viele Leute das Urheberrecht (insbesondere die Verwerter), und wenn auch noch die Abschaffung oder weitere Einschränkung eines gesetzlich geschützten unveräußerlichen Rechts verlangt wird, egal von welcher Seite, kommt bei mir nicht nur Skepsis, sondern tiefes Misstrauen auf.
Die Vergütung für die Übertragung und Ausübung von Verwertungsrechten kompensiert das Eingehen von Risiken, dass Vermarkten, das Investieren, die Vorschüsse, das Übernehmen von Produktionskosten und wasnoch. Je weniger all das nötig ist (z.B. wg. Internet oder E-Book oder Print-on-demand usw.), und je mehr Möglichkeiten zum verlust- und risiko- und manchmal eben auch rechtlosen Kopieren es gibt, desto mehr muss man sich in der Tat über eine Reform des Rechtsrahmens Gedanken machen. Die Stärkung der Verwerterinteressen auf Dauer erscheint mir da aber wie die Festschreibung des Heizers auf der E-Lok. Und das Einspannen der staatlichen Exekutive zur Durchsetzung privatwirtschaftlicher Interessen nebst Beschränkung bürgerlicher Freiheitsrechte ruft eher nach Widerstand als nach Debatte.
Mir schwebte da weniger eine Reform des Urheber- als eher die Einschränkung der Verwerterrechte vor, etwa indem dieses wie Ersteres ein Unveräußerliches wird, und dass die Beauftragung von Verwertern mehr auf Basis einer (leichter widerruflichen) Vollmacht oder z.B. Werkverträgen als auf Basis einer Überlassung und Teil-Selbst-Enteignung beruht.
Lasse mich aber gern belehren, wo das lückenhaft oder falsch gedacht ist.
“Der Künstler soll also von einer reichen Tante leben, die ihn einfach so ernährt, und die Kunst fällt nebenbei an, aber die Tante fließt auch wieder nicht ins Kunstwerk ein? Oder soll er halbtags einem Broterwerb nachgehen, mit dem er die Kunst des Nachmittags finanziert? ”
Ja, so ähnlich. Kunst kann niemals dem Broterwerb dienen. Das heißt nicht, dass man es nicht schaffen kann, davon zu leben, aber niemals kann Kunst mit dem Interesse betrieben werden. Und schon gar nicht haben irgendwelche “Künstler” (häufig Nichtsnutze und zu nichts in der Lage, das was sie Kunst nennen, ist häufig nicht weiter erwähnenswert)
ein Anrecht darauf, für ihre häufig dürftigen Leistungen alimentiert zu werden. Ich käme nie auf den luftikusartigen Gedanken, tatsächlich meinen Lebensunterhalt mit Kunst verdienen zu wollen.
Und gerade die großen Künstler waren auch geistig sehr fit – die meisten “Künstler” aber können einfach nur nichts und fangen dann an Bücher zu schreiben oder zu malen und erwarten dafür einen “Lohn”. Ich finde, das ist eine Frechheit. Man wird dafür bezahlt, Probleme zu lösen, konkrete Probleme und dafür bekommt man einen Lohn. Kunst ist eine freie Form, sie löst keine unmittelbaren Probleme – ihr Ziel ist der ästhetische Genuss – aber sie hat keinerlei wirtschaftlichen Wert. Warum soll sie dann mit wirtschaftlichen Werten aufgewogen werden?
Ich bin selbst sehr kunst- und literaturinteressiert. Man muss mich hier nicht als Kulturverächter hinstellen – Ich habe nur fundamental etwas gegen Luftiküsse und deren Alimentierung.
Kunst ist eine 24-Stunden-Lebensaufgabe: Dazu gehört auch, den Lebensunterhalt durch eine andere Tätigkeit zu sichern.
von 8-16 Uhr im Büro, von 16-24 Kunst schaffen oder konsumieren, restliche Zeit: schlafen.
Kunst ist eine Berufung, kein Beruf.
Mozart, Picasso oder Warhol mögen vermögend gewesen sein, aber ihr glaubt doch nicht, dass die aufgehört hätten, wenn sich deren Werke nicht hätten vermarkten lassen.
Ich habe auch keinen vernünftigen Künstler je herumjammern hören, sondern sie haben es stoisch ertragen. Dieses Herumgejammere und Gefordere von offensichtlich inkompetenten und unbegabten Menschen kommt immer nur aus der Luftikusecke.
OT: Sry wieder wegen off-Topic:
Kann es sein, dass das Anti-Porno-Gesetz-Debakel der EU nicht nur ein Ablenkungsnmanöver war, welches dazu stand den Nicht-Angriffs-P… nein, ich meinte das Freihandelsabkommen reibungslos durchzuwinken?
Stichwort Kulturflatrate, gibts auch bei den Piraten.