Ansichten eines Informatikers

Self Publishing bedroht Verlage – Verlage beschimpfen Self Publishing

Hadmut
17.3.2013 20:23

Heise schreibt gerade über die Buchmesse und das Schimpfen der Buchhändler auf Amazon.

Neulich kam schon mal sowas, in der Sendung Titel Thesen Temperamente. Da behaupteten sie, Amazon würde den freien Markt bedrohen und als Monopolist eine Diktatur errichten, gegen die die Verlage machtlos seien. Ich hatte denen sogar geschrieben, dass das so nicht stimmt, und auch eine Antwort von denen erhalten, aus der aber hervorging, dass man sich da von einem Verlag hatte beraten und leiten lassen. Da merkt man schon, woher der Wind weht.

Die Verlage hatten jahrzehntelang große Macht und eine weitgehende Publikationswillkür. Autoren waren – wenn sie nicht gerade sehr bekannt und mit großen Umsätzen ausgestattet waren – den Verlagen und deren kartellartigen Konditionen weitgehend ausgeliefert. Gerade unbekannte Autoren, Einsteiger, Nischenautoren waren quasi rechtlos den Verlagen ausgeliefert. Sie wurden mit Mini-Tantiemen abgespeist, mussten dabei aber alle Rechte an die Verlage abtreten und sich noch in Inhalte, Themen, Umschlaggestaltung usw. reinreden lassen.

Weil zur Zeit des althergebrachten Buchdrucks das Verlegen ein Gewerbe war, für das man viel Geld und einen laufenden Betrieb und Vertriebskanal brauchte, war man auf Gedeih und Verderb auf die Verlage angewiesen. Nur mit Dauerverträgen mit Druckereien, eigenen Druckereien, großen Lieferungen und den Knebelverträgen mit Buchhandlungen ließen sich Bücher absetzen, und damit hatten die Verlage das sagen. Der kleine Autor, der auch kein Gewerbe für einen Eigenverlag eröffnen wollte oder das Kapital nicht hatte, der hatte schlicht keine Alternative.

Die Sache erinnert stark an die Situation auf dem Musikmarkt, wo bis vor kurzem die Künstler auf die Plattenlabels angewiesen waren und von diesen massiv ausgenommen wurden. Erinnert Ihr Euch noch an die seltsame Begebenheit, als der Sänger Prince seinen Namen aufgab und überhaupt keinen Namen, sondern ein Symbol haben wollte? Wo damals alle dachten, der hätte nicht mehr alle Zapfen an der Tanne, war der Grund tatsächlich sein Knebelvertrag mit dem Plattenlabel, bei dem er sogar die Rechte an seinem Namen übertragen musste. Die Sache mit dem Symbol war der einzige Weg, da rauszukommen, weil in dem Vertrag der Fall, dass jemand unter einem Symbol statt unter einem Namen auftritt, nicht berücksichtigt worden war. Nicht Prince, sondern seine Anwälte waren auf die Vertragslücke gekommen. Viele Künstler pfeifen inzwischen auf die Plattenlabels, verteilen ihre Musik lieber kostenlos über ihre Webseite und verdienen mit Live-Events. Oder nutzen die digitalen Vertriebswege für MP3-Dateien, die inzwischen ohne Labels, ohne Platten/CD-Pressung, ohne Vertrieb, Transport und Einzelhandel auskommen. Dieselbe Situation haben wir bei Büchern.

Verlage erpressen nicht nur, sie sind auch selbst erpressbar. Als ich angefangen habe, Adele und die Fledermaus zu schreiben, habe ich jahrelang versucht, einen Verlag dafür zu finden. Ja, hieß es, schöner Titel, spannender Inhalt, gutes Buch – aber drucken wir nicht. Weil man sich damit zuviel Ärger mit Firmen, Universitäten, Politik einhandeln würde. Kritisiert man Universitäten, publizieren die da nicht mehr, und das kann sich mancher Verlag nicht leisten. Ein Verlagschef nahm sich mal viel Zeit um mir in einem langen Telefonat die Probleme zu erklären, oder eigentlich mehr sein Leid zu klagen. Die machen auch Broschüren und Zeitschriften, aber das Geschäft läuft so schlecht, dass sich das inzwischen nur noch über die Werbung in die schwarzen Zahlen retten kann. Kritisiert er beispielsweise die Pharmabranche, schalten die keine Anzeigen mehr und er muss Leute entlassen oder eine Zeitschrift aufgeben. Deshalb kann er nicht mehr machen, was er will.

Ich habe mit einem wissenschaftskritischen Autor gesprochen, der in den neunziger Jahren bekannt war und häufig über Forschungsbetrug schrieb. Den hat man so unter Druck gesetzt und ihm die Publikationen abgedreht, dass er in echte wirtschaftliche Existenznot kam, um ihn einfach kaltzustellen. Der hat Kinder zu ernähren und konnte sich das einfach nicht mehr leisten, über Forschungsbetrug zu schreiben. (Durch einen Zufall habe ich dann herausgefunden, dass er Jahre später doch noch über Forschungsbetrug geschrieben hat, aber mit Strohmännern und bei jeder Publikation wechselnden Pseudonymen und ständig wechselnden Verlagen, so dass man eigentlich nicht mehr zurückverfolgen konnte, wer dahintersteckt.)

Das war einer der Gründe, warum ich damals Adele und die Fledermaus einfach als PDF rausgegeben habe. Die gleiche Situation wie bei einem Musiker, der an den Plattenlabels vorbei muss und das nun durch die neue digitale Kommunikationstechnik kann.

Vor fast derselben Situation stand ich vor einem Jahr mit dem Buch »Frauenquote«. Ich hatte bei Verlagen angefragt, die mir thematisch passend erschienen. Die Konditionen waren aber grotesk. Ich hätte das Buch exklusiv einreichen und dann 6-9 Monate warten müssen, bis sie überhaupt entschieden haben, ob sie es sich anschauen. Ich bin eben nicht Konsalik und auch nicht J.K. Rowling. Und auch keine Vorstands-Piratin. Und wenn sie es dann nicht nähmen, ginge dieselbe Warterei bei einem anderen Verlag los. Wenn sie es aber nähmen, müsste ich es monatelang ändern und entschärfen, mich deren Vorgaben und Tabus unterwerfen, denen alle Rechte übertragen und mich mit Minimal-Tantiemen abspeisen lassen. Dazu einer Miniauflage, die nach 3 Monaten wieder aus den Buchläden abgezogen und dann irgendwo auf dem Schadbuch-Markt verramscht wird, und dann wäre das Buch nicht mehr verfügbar gewesen.

Ähnliche Probleme haben beispielsweise auch Doktoranden mit ihren Dissertationen. Da werden für teuer Geld Mikroauflagen gedruckt, dann die Bücher für zwischen 30 und 80 verkauft, und schon nach 3 Monaten ist die Diss nicht mehr zu haben und zu bestellen.

Bei Amazon hatte ich diese Probleme alle nicht:

  • Die Rechte am Buch bleiben bei mir.
  • Es gibt keine »endliche« oder feste Auflage. Im Prinzip kann das Buch endlos verkauft werden.
  • Der Tantiemen-Anteil pro Buch ist deutlich höher (allerdings gibt’s kein Marketing, keine Werbung, keine Lieferung an Buchhändler, das Ding muss von selbst leben.)
  • Ich kann das Buch gleichzeitig auf Papier und als Kindle E-Book anbieten.
  • Ich kann das Buch in mehreren Teilen der Welt verkaufen lassen.
  • Niemand redet mir rein. Sofern’s nicht gerade rechtswidrig ist, kann ich reinschreiben, was ich will.
  • Ich kann Buchgröße und Umschlaggestaltung so wählen, wie’s mir behagt, und nicht, wie’s in die Verlagsreihe passt.
  • Und das beste: Zwischen der Fertigstellung der letzten Version und dem Auftauchen im Amazon-Markt vergingen 1 1/2 Tage. Samstag mittags habe ich noch Korrekturen vorgenommen, Montag morgens war das Ding elektronisch und auf Papier im Verkauf und lieferbar. Das ist gerade bei Themen, die auf Aktualität beruhen oder in Konkurrenz stehen, ungemein wichtig. Wenn es ein Jahr dauert, bis ein Buch rauskommt, ist es veraltet und die Meinungsbildung/-freiheit funktioniert nicht mehr. Ich hatte übrigens die Autorin von TTT gefragt, wie sie Fernsehen machen wollten, wenn sie bei jeder Sendung, mit jedem Manuskript 9 Monate auf eine Entscheidung warten müssten, ob es vielleicht gesendet wird und es dann erst mal bei anderen Sendern probieren müssten. Fernsehen würde so nicht funktionieren. Aber kleinen Autoren wollen sie das zumuten.

Kein Wunder, dass die Verlage nun ihre Felle davonschwimmen sehen und sie die Konkurrenz fürchten. Denn über E-Books und Print-on-Demand oder Kleinauflagen, die durch die modernen digitalen Drucktechniken möglich wurden, und die Verfügbarkeit billiger Computer, mit denen jeder zu Hause selbst Text setzen kann, fällt der gesamte Produktionsweg Verlage – Großdruckereien – Buchhandel weg. Das ganze System reduziert sich auf zwei Beteiligte: Den Autor, der freiberuflich zu Hause das Buch schreibt und als PDF hochlädt, und den Print-on-Demand-Dienstleister, der druckt und das gewerbliche macht, also im Online-Shop anbietet, verkauft, abrechnet. Mehr als diese zwei braucht man nicht mehr. Graphiker, Lektoren usw. kauft man bei Bedarf direkt als Dienstleistung ein.

Und das ist der Grund, warum die Verlage plötzlich ziemliche Angst um ihr Geschäftsmodell haben müssen. Und warum sie so schimpfen.

Aber letztlich haben sie sich das selbst eingebrockt, so wie sie bisher mit den Autoren umgegangen sind. Es erinnert eben doch sehr stark an die Vorgänge mit Musik und den Plattenlabels. Die Digitalisierung liefert eben Alternativen, bricht Monopole auf und belebt den Markt.

Was mich nach der Publikation von »Frauenquote« doch deutlich irritierte: Ich habe eine ganze Reihe von Schmäh- und Beschwerdemails bekommen, meist über Anonymous Remailer, so dass ich nicht antworten konnte. Aber nicht etwa wegen des Inhaltes des Buches, sondern weil ich es als E-Book angeboten habe. Ob ich nicht wüsste, dass Amazon schon mal ein Buch remote von den Geräten gelöscht hat, und man eben keine Bücher möge, die einem der Händler nachträglich wieder wegnehmen, sie sperren oder ändern kann.

Die Angst ist so nicht berechtigt, und zwar aus zwei Gründen: Zwar könnte Amazon durchaus E-Bücher vom Kindle wieder löschen. Allerdings ist ein Kindle-Buch nicht weg, wenn mir jemand den Leser klaut oder ich ihn vergesse. Ich kann meine Kindle-Bücher auch noch auf dem iPad oder dem PC lesen, womit die Verfügbarkeit viel höher ist. Zumal ich die Bücher nicht mitschleppen muss, sondern sie immer alle dabei habe, ohne das Gewicht tragen zu müssen. Ich muss nicht 3 Wochen warten, bis Bücher aus den USA ankommen, sondern kann sie jederzeit, überall und in Sekunden kaufen. Und ich kann darin suchen.

Der zweite Grund ist aber, dass ich das Buch ja auch als Print-on-Demand-Buch angeboten habe. Und das haben viele eben noch nicht kapiert, dass das zwar digital erstellt, aber ein gewöhnliches gedrucktes Buch auf gewöhnlichem Papier ist, das man ganz gewöhnlich in die Hand nehmen und das einem auch keiner mehr remote wegnehmen kann. E-Books nicht zu mögen heißt deshalb noch lange nicht, auf den digitalen Publikationsweg an den Verlagen vorbei zu verzichten. Zumal viele Verlage bei kleinen Auflagen inzwischen auch nicht mehr herkömmlich, sondern digital drucken und damit genau das selbe machen, nur mehr kassieren.

34 Kommentare (RSS-Feed)

Wolfgang Keller
17.3.2013 21:58
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Was ich an den Kindle-eBooks von Amazon massiv kritisiere ist die Verwendung von DRM. Ich schätze durchaus den Preisvorteil durch eBooks, habe jedoch die strenge selbstverordnete Policy, grundsätzlich keine DRM-behafteten Medien zu kaufen. Wenn ich qualitiativ keinen Nachteil gegenüber illegalen Kopien habe (das bezieht sich unter anderem auf DRM, aber auch auf Wasserzeichen) und der Preis keine Abzocke ist, kaufe ich durchaus gerne ein.


Hadmut
17.3.2013 22:04
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> Was ich an den Kindle-eBooks von Amazon massiv kritisiere ist die Verwendung von DRM.

Amazon überlässt dem Autor die Wahl, ob er DRM haben will oder nicht. Man klickt es beim publizieren an, oder eben nicht. Insofern muss man (zumindest auch) die Autoren kritisieren.


ein anderer Stefan
17.3.2013 22:01
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Da bleibt nur die Frage, wie lange es dauert, bis Buchverlage genug Druck ausüben, um genauso einen Copyright-mist zu machen wie die Film- und Musikbranche (ACTA u.ä.) Irgendwie werden die versuchen, ihre veralteten (vermeintlichen) Privilegien zu schützen. Die Jammerkampagne ist nur der Anfang.


Heinz
17.3.2013 22:37
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> alle Rechte an die Verlage abtreten

inkl. der Nachtodtrechte – als Berechtigung für selbige wird ja gerne angeführt, dass diese für Urheber zum Vererben sein.
In Wirklichkeit kommen die aber nur der Contentindustrie und ihrem Gewinnmaximierungsinteresse zugute.

@Hadmut
1.
> Amazon überlässt dem Autor die Wahl, ob er DRM haben will oder nicht. Man klickt es beim publizieren an, oder eben nicht. Insofern muss man (zumindest auch) die Autoren kritisieren.

Ist auf deinem e-Book DRM?

2.
> Amazon überlässt dem Autor die Wahl, ob er DRM haben will oder nicht.

und somit unterstützt Amazon DRM.

3.
Wie viele Bücher hast du eigentlich schon als e-Book und wie viele als Papiervariante verkauft?


Hadmut
17.3.2013 22:49
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Weiß ich jetzt nicht auswendig, müsste ich nachgucken. Reich geworden bin ich damit nicht, zumal ich bisher praktisch keine Werbung dafür gemacht habe, aber ich breite Einkommensangelegenheiten auch nicht im Blog aus. Vermutlich bekommt man bei diesen Verkaufszahlen auch gar nicht erst einen Verlag. Allerdings hat es sich schon allein wegen der Kontakte und Rückmeldungen, die ich bekommen habe, mehr als gelohnt.

Verblüffenderweise sind es deutlich mehr auf Papier als auf e-book, obwohl die Papier-Version mehr als doppelt so teuer ist.


Asd
17.3.2013 23:01
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An Wolfgang Keller: Viele Autoren bestehen auf DRM, schlicht weil sie durch Piraterie Einbußen befürchten; meiner Meinung nach ist das auch korrekt. Mit Musik ist es genau das Gleiche, Kopierer berufen sich darauf, Musik weiterzuverbreiten und die Musikgruppen damit zu unterstützen. Einerseits stimmt es, andererseits wird damit Musikern und sicherlich auch Autoren das finanzielle Leben erschwert. Was hilft es, mit Musik oder Buch bekannt zu sein, wenn ein guter Teil der Kunden das Werk nicht bezahlt hat?

Amazon haben zusätzlich einen guten Grund, DRM zu bieten: Es funktioniert nur auf Amazon-Geräten. Kunden sollen an die Kindle-Reader, ihr Amazonkonto und damit generell an Amazon gebunden werden. Dabei haben Amazon das große Glück, dass sie für den Kunden die einzige technisch wahnsinnig einfache Möglichkeit bieten, online Bücher zu kaufen und auf einen eReader zu übertragen. EPUB, Gutenberg.org und Co. sind nicht so bekannt und einfach. Amazon nutzen das aus, es ist auch ihr gutes Recht.

Meiner Meinung nach liegt das grundsätzliche Problem ganz woanders: Hadmut, wo hättest du dein Buch überall anbieten können, abgesehen von Amazon? Warum hast du dich gerade für Amazon entschieden? Das Monopol verschiebt sich von den Verlagen zu Anbietern wie Amazon und die haben nun das Mitspracherecht. Das werden sie vielleicht nicht nutzen, stattdessen werden sie die Preise bei steigender Verbreitung schleichend anheben und sich eine weitere goldene Nase wachsen lassen. Ich kann natürlich nichts voraussehen, kann mir aber gut vorstellen, dass Amazon einen gut durchdachten Masterplan zur Geldvermehrung fahren 😉

Mir klagt “meine” Buchhändlerin schon lange, dass sie sich ‘an Haxn ausreißt’, um nicht weiter Kundschaft zu verlieren. Ich merke doch selbst, dass ich lieber bequem online zum gleichen Preis kaufe als die paar Minuten zu nächsten Geschäft zu gehen. Das Internet wird nicht nur Verlage ihrer Existenzgrundlange berauben.

>Verblüffenderweise sind es deutlich mehr auf Papier als auf e-book

Das liegt sicherlich schlicht daran, dass nur ein kleiner Teil deiner Leserschaft einen Kindle besitzt. Oder daran: Falls du im zweistelligen Bereich verkauft hast (ich weiß nicht, wie bekannt du bist..), ist vielleicht einfach die Gesamtmenge der Käufer zu gering – da reichen dann 20 Personen, die ausnahmsweise das Buch bestellt haben (Kindle liegt beim Zweitwohnsitz oder an Freund ausgeliehen etc.) und normalerweise am Kindle lesen, um die Aussage zu verfälschen.


Hadmut
17.3.2013 23:12
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> Hadmut, wo hättest du dein Buch überall anbieten können, abgesehen von Amazon?

Mir sind damals noch ein paar eingefallen, booksondemand oder so ähnlich, aber viele waren’s nicht.

> Warum hast du dich gerade für Amazon entschieden?

Weil ich das Buch ursprünglich nur als Kindle-Book anbieten wollte und mir das die beste Lese- und Verkaufsmethode erschien. Bei den anderen war mir nicht klar, wie das verkauft und abgerechnet werden könnte, zumal ich über Verlage hätte gehen müssen. Erst als das Buch schon halb fertig war, habe ich gemerkt, dass Amazon auch Print-on-demand anbietet, und habe noch schnell meine Software ausgebaut, dass die auch ein PDF für Papier mit ausspuckt. Das war ursprünglich gar nicht geplant. Aber damit war die Kombination aus Print-on-Demand und Kindle für mich der Grund zur Wahl.

Davon abgesehen hatte ich schon vorher vor, Amazon einfach mal auszuprobieren. Ursprünglich sollte das ja nur ein neues Kapitel in Adele werden, wurde dann viel zuviel dafür, dann habe ich überlegt, was ich mache, bin dann auf E-Book gekommen (weil sich viele bei Adele beschwert haben, dass es das nur als PDF und nicht für E-Book-Reader gibt) und dann erst während des Schreibens eben auch die Papier-Version.

Aber eine richtige Alternative zu Amazon habe ich da auch nicht gesehen. Hat keiner in dieser Form angeboten.

Aber ich sag’s mal so: Ich will in den nächsten 1-2 Jahren noch etwa 3-4 Bücher schreiben, bzw. Adele und die Fledermaus aufräumen, überarbeiten und zum Buch machen. Nach aktuellem Stand der Dinge würde ich das auch über Amazon machen. Ich bin da mit denen im Prinzip sehr zufrieden. Paar Winzigkeiten stören mich etwas. Allerdings wird es Adele dann wohl nur auf Papier geben, weil in Adele viele A4-Schriftstücke abgebildet sind. In ein Buch von ca. A5-Größe (wie Frauenquote) bekommt man das gut lesbar rein, aber ich habe noch keine Methode gefunden, sowas in einem Kindle lesbar darzustellen.


Hanz Moser
18.3.2013 0:32
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Das erinnert mich sehr an etwas, das ich vor rund einem halben Jahr geschrieben habe. Ich bin mal gespannt wann die ersten namhaften Verlage von der Bildfläche verschwinden, weil keiner mehr zu ihnen kommt. Die kleinen Autoren, die zu 99% Müll schreiben, sind längst größtenteils zu Selfpublishern geworden, inclusive dem Bruchteil, der wirklich etwas verkauft. Von den Autoren, die tatsächlich Bücher verkaufen, wechseln aber auch immer mehr zum Eigenverlag. Mehr Tantiemen, mehr Freiheit.

Die Branche wird in ein paar Jahren ordentlich zusammengeschrumpft sein.

“Die Angst ist so nicht berechtigt, und zwar aus zwei Gründen: Zwar könnte Amazon durchaus E-Bücher vom Kindle wieder löschen.”
Aus zwei Gründen? Kann es sein, dass du den Einen vergessen hast? Auf die Passage folgt nur eine Aufzählung der E-Book Vorteile, die die Angst nicht unberechtigt macht, und das valide Argument, dass man auch Papier haben könnte.

Und was Amazon angeht halte ich eine gewisse Kritik für durchaus berechtigt. Abseits der normalen Verlage kommt nach Amazon lange nichts. Von einem Monopol sind die nicht weit entfernt und sie streben das ja auch, verständlicherweise, an. Die Erfahrung lässt vermuten, dass ein Amazon Monopol nicht besser sein wird, als das was es ablöst.


Hadmut
18.3.2013 0:36
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> Aus zwei Gründen? Kann es sein, dass du den Einen vergessen hast?

Nöh, eigentlich nicht. Der erste Grund war, dass ich dafür mehr Redundanz gegen Diebstahl, Vergessen, Mitschleppen habe. Der zweite ist, dass ich bei Amazon das Buch ja auch auf richtiges Papier drucken lassen kann, wenn die Leute das nunmal so haben wollen.


ein anderer Stefan
18.3.2013 1:01
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Irgendwo habe ich neulich von einem Fall gelesen, bei dem es nach Darstellung der Betroffenen zu einer Sperrung bei Amazon für ihren Account gab und sie schlagartig nichts mehr mit Kindle anfangen konnte. Angeblich war die Sperrung unberechtigt, aber was viel schwerer wiegt: Amazon hat ihr auch jede Auskunft verweigert, was eigentlich los ist. Wenn die Geschichte so stimmt, hat Amazon einseitig den Vertrag aufgekündigt (ob nun berechtigt oder nicht, sei mal dahingestellt), ohne der Vertragspartei eine Chance zu geben, überhaupt ihre Sicht der Dinge darzulegen, geschweige denn, den Fehler zu beheben. Das ist wohl klassisches Monopolistenverhalten. Für mich jedenfalls Grund genug, von Kindle die Finger zu lassen.


yasar
18.3.2013 2:24
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Apropos Amazon und kleiner Händler am Ort:

es geht auch so:

* Bei Amazon Bücher raussuchen.

* Liste an lokalen Händler mailen

* Am nächsten Tag an der Haustür abgeliefert bekommen.

Für die meisten Bücher, die auch beim Grossisten vorrätig sind, funktioniert das wunderbar.


Uwe
18.3.2013 14:32
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Wann willst du denn endlich die Überschrift korrigieren, Hadmut?
“betroht”


Hadmut
18.3.2013 15:44
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@Uwe: Oh. Danke!


Manuel
18.3.2013 14:37
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Denkst du denn, dass der neue ebookreader der “großen deutschen Buchhändler” (Tolino) die Situation verändern wird, das heißt, dass er eine ernsthafte konkurrenz zur Lösung von Amazon werden kann?
Zumindest scheint da viel Geld in die Hand genommen zu werden, soviel Werbung wie da im Moment im TV läuft.

Ich selbst habe da meine Zweifel, eben weil es erstens nur eine Lösung der großen deutschen Buchhändler ist. Kann ich denn auch bei der kleinen Buchhandlund um die Ecke ein ebook für den Tolino kaufen?
Und wie groß ist die Auswahl im Vergleich zu Amazon? Wenn es keine Selfpublisherzeugnisse zu kaufen gibt, dann scheint mir das ein ziemlich großer Nachteil zu sein, erst recht, wenn stimmt, dass die Mehrheit unter den ebook bestseller schon Selfpublisherzeugnisse sind.

Aber mich würde deine Meinung dazu mal interessieren.


Hadmut
18.3.2013 15:46
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@Manuel: Weiß ich schlichtweg nicht und ich habe das Ding auch noch nicht gesehen. Die Frage ist, ob sie self publisher zulassen.


Knut
18.3.2013 16:05
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Ich höre hier Kritiker nach dem Motto:
“Ist ja alles schön und gut Herr Benz, aber wo ist das Pferd?”

Verlage sind immer auf das nächste große Ding aus und treten dafür den Rest mit Füßen. Wenn das funktioniert, sollen sie das tun und brauchen auch nicht zu meckern. Wenn das nicht funktioniert, sollten sie den Fehler bei sich selbst suchen und nicht bei Amazon.

Das gilt auch für Buchhändler. Die lieben schöne Innenstadtlagen. Leider kann man da nicht parken. Da sie aber meine Lieblingsschundliteratur von Alan Dean Foster eh nicht vorrätig haben, müßte ich da zweimal hinfahren. Amazon liefert frei Haus ! Selbst mit Versandkosten ist da der Innenstadthandel teurer für mich.


anonym
18.3.2013 16:09
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Aber das mit dem Minitantiemen ist auch heute noch so. Wenn man mal ein Buch für Selfpublishing kalkuliert kann man jeden brauchabren Preis vergessen, weil die für den Druck so viel verlangen wie Verlag und Druckerei zusammen. Am Ende bleiben dann auch wieder nur 10 oder 15% für den Autor, wenn man nicht grade einen Mondpreis kalkuliert oder ein ganz dünnes Buch hat. Das Geld landet also woanders, nicht mehr bei den Verlagen, aber die Autoren sind genauso die letzten Trottel, obwohl sie das eigentlich wertvolle liefern.

Manuel; “großen deutschen Buchhändler”? Thalia gehört zu Douglas, gehört zu einer amerikanischen PE-Firma. Weltbild gehört Bistümern, die dem Vatikan. Die Deutsche Telekom gehört teilweise der BRD, da würde ich nix kaufen, und beim Rest weiß man es nicht so genau, Freefloat.


markenware
18.3.2013 18:46
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@ ein anderer Stefan:

das war diese Geschichte hier:

http://www.bekkelund.net/2012/10/22/outlawed-by-amazon-drm/

wurde weltweit diskutiert, auch von einigen internationalen Netzkoryphäen, dt. Zusammenfassung u.a. bei Heise:

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Amazon-Kindle-Blockade-einer-Nutzerin-beendet-1734686.html


Joe
18.3.2013 19:52
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Liste an lokalen Händler mailen

Tolle Idee, der übliche “lokale Händler” hier gehört zu einer großen Kette ist per Mail gar nicht erreichbar. Amazon ist da die bessere Kette.

Den zwei, drei verbliebenen unabhängigen Buchhändlerinnen möchte ich wegen deren verqueeren politischen Ansichten* nicht zu wissen geben, was ich an Sachbüchern zum Thema Wirtschaftspolitik lese. Zudem es denen gerade für englischsprachige Literatur schon an den grundlegenden Fremdsprachkenntnissen fehlt, um die Werktitel richtig auszusprechen. Wovon die überhaupt überleben, weiß ich nicht, vermutlich bedienen die sich aus irgendwelchen staatlichen Fördertöpfen.

*) Sieht man an der Gestaltung des Ladens und der Auswahl des vorrätigen Lesestoffs.


Trude
18.3.2013 20:08
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Das betrifft den Blog-Eintrag zwar nur am Rande, aber ich schreibe trotzdem kurz meinen Eindruck nieder.

Das Geschrei der Buchhändler erinnert mich an das der Apotheker, bevor der Internethandel mit verschreibungsfreien Medikamenten erlaubt wurde. Die Buchhändler haben nicht nur die “Beratungsmacht” an das Internet abgegeben, die Kunden wissen nun auch oft mehr über Inhalte, Kritiken und Erscheinungstermine. Als ich damals von Moers ein “Kleines Arschloch”-Buch bestellte (bevor Moers im Mainstream bekannt wurde), fühlte ich mich unter den scheelen Blicken des Buchändlers nicht anders als beim Kauf einer Scheidenpilzsalbe. Es gibt eben Augenblicke, da wünscht man keine Kundenbindung oder Beratung. Ein anderer Buchhändler – in meiner Universitätsstadt gibt es noch einige kleinere – hat mich voriges Jahr als Kunde verloren, weil das für einen Verwandten bestellte Buch ihm ideologisch nicht behagte. „Neenee, das müssense schon woanders her besorgen. Ihre anderen Bestellungen sind morgen Nachmittag da.“ (“Andere Bestellungen? Haha!”) Ich habe ja nichts gegen einen Hinweis, daß das bestellte Buch eventuell populistisch sein könnte, was aber bei einem Sarrazin nicht notwendig gewesen wäre. Was hat der Händler erwartet? Daß ich mit einem 80-jährigen über seinen Geschenkwunsch diskutiere? Daß ich spontan doch lieber zu einem in der ZEIT empfohlenen Buch greife? Daß ich nun noch öfter bei einem Volksaufklärer wie ihm einkaufe? Bah! Beim Kauf von Büchern gibt man mitunter sein Innerstes Preis oder langt aus verschiedenen Gründen zu grenzwertigen Sachen, die man sich nicht ins Regal stellen würde. Da finde ich Anonymität prima! Und Beratung? Das kann das Internet viel besser. Es ist natürlich schade, daß man nicht mehr so wie früher in Buchhandlungen stöbern kann, aber diesen Preis bin ich wegen der prinzipiell bedingten viel größeren Auswahl im Internet bereit zu zahlen.


Joe
18.3.2013 21:11
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Einfach nur mal die Kampagne des Buchhandels unter http://www.vorsichtbuch.de ansehen. Da rollen sich einem sofort die Zehnägel auf…

Tatsächlich hat Amazon offenbar erfolgreich die ideologischen Gatekeeper entmachtet. Wowereit!


Asd
18.3.2013 22:10
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An Trude: Wenn du im Internet einkaufst, findet das zwar ohne direkten Kontakt zu einem Verkäufer statt, aber anonym ist dein Einkauf dadurch nicht; es ist gespeichert, was du zu welchem Zeitpunkt gekauft hast und im Zweifelsfall ist davon auszugehen, dass diese Information vom Händler vielleicht sogar herausgegeben oder gestohlen wird. Da ist es dann doch ratsam, ein Buch unter falschem Namen im Buchladen bestellen zu lassen – wobei ich nicht wüsste, welch derartig kritische Literatur man überhaupt legal kaufen kann, die das Vorgehen sinnvoll macht.


Heinz
18.3.2013 22:21
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@Trude
> Da finde ich Anonymität prima!

und gerade die kann ein örtlicher Buchhändler besser bieten, wobei ich gestehen muss, dass ich auch regelmäßig Bücher kaufe.

Beim örtlichen Buchhandel wird schließlich nicht alles gespeichert und allen möglichen (mehr oder weniger zwielichtigen) Leuten zur Verfügung gestellt.

> weil das für einen Verwandten bestellte Buch ihm ideologisch nicht behagte.

Bei sowas hätte mich mein Buchhändler auch das letzte Mal gesehen.
Mich hat er nur einmal schief angesehen, als er eine Anspielung in einem Buchtitel nicht verstanden hat.


Joe
19.3.2013 0:49
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Beim örtlichen Buchhandel wird schließlich nicht alles gespeichert und allen möglichen (mehr oder weniger zwielichtigen) Leuten zur Verfügung gestellt.

Klar wird bei Amazon alles gespeichert, Daraus erstellt die Firma dann ein vielsagendes Profil, um noch mehr Profit machen zu können. Zum Beispiel indem sie es vermeiden, die Literatur zu präsentieren, die ungewaschene Ökotrullas und Wichtig-Zicken lesen, die sich üblicherweise in Buchläden die Füße platttreten.

wobei ich nicht wüsste, welch derartig kritische Literatur man überhaupt legal kaufen kann, die das Vorgehen sinnvoll macht.

Da gibt es doch recht viel, was man bei selbsternannten Volkserzieherinnen mit angeschlossenem Buchhandel schlicht nicht (bestellt) bekommt:

– Literatur, die die Thematik dieses Blogs berührt
– Erfahrungsberichte sog. Pickup Artists
– Kritik an veganer Ernährung und dem Gesundheitskult
– Sachbücher über Kernkrafttechnologie
– Geopolitische Analysen rund um das Thema Kriegsführung
– Minderheitenmeinungen zum Klimawandel
– Kritik an der Energiewende, Solarkritik
– Sachbücher über Waffentechnik und -recht
– Marktliberales, Kollektivismus- und Marxismuskritik
– usw. usf.

Und da haben wir noch nicht einmal die heißen Eisen “Einwanderung” und “jüngere Geschichte” angerührt, wofür der Anfragende wahrscheinlich gleich wie in der DDR denunziert wird…


Trude
19.3.2013 6:52
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OK, da habe ich “anonym” in der vor-Internet-Bedeutung angewendet. (Was Du meinst, Asd, ist “inkognito”.) Und die Literatur war wie gesagt der letzte Sarrazin-Schinken.


yasar
19.3.2013 8:28
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@Joe

dann einfach in die nähe eines Buchhöndlers, ziehen, der das macht/kann. 🙂

Meiner ist ein Schreib-/Sdchulwarenhändler, der auch ein paar Bücher führt. Meine Wünsche hat er seltenst vorrätig. Aber seit Amazon die Branche aufgemischt hat, muß man nicht wie vor 30 Jahren tagelang auf einen Titel warten, sondern die Grossisten liefern “über Nacht”. Ich habe in meiner Schülerzeit auch schon per Versandhandel bestellt, weil die damaligen örtlichen Buchhändler deutlich länger gebraucht haben, ein Buch zu besorgen, als der Versandhändler/Grossist in München per Post. Und ja, früher habe ich auch bei 2001 bestellt. 🙂


Konrad
19.3.2013 12:19
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@Trude: Was glauben Sie, wie die Verkäuferin in der Buchhandlung mich vor vielen Jahren angeschaut hatte, als ich Möbius’ “Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes” bestellte?

😉

Konrad


Joe
19.3.2013 13:24
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@Joe, dann einfach in die nähe eines Buchhöndlers, ziehen, der das macht/kann.

Ja klar, um die Buchbranche zu retten, suche ich mir jetzt einen neuen Wohnort. Ich hab ja sonst nichts Besseres zu tun. Geht’s vielleicht noch etwas realitätsferner?


Joe
19.3.2013 13:28
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Und die Literatur war wie gesagt der letzte Sarrazin-Schinken.

Der letzte Sarrazin-Schinken befaßt sich übrigens exklusiv mit dem Euro aus der Sicht eines Ex-Bundesbankers. Ist das schon anrüchig genug? 😉


Fry
19.3.2013 20:09
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OT: Habe mir das Buch “Frauenquote” gekauft und verschlungen. Ok, zwischendurch hat es Längen, und ich habe auch mal was überblättert. Aber die detektivische Scharfsinnigkeit sind beeindruckend, und ich habe einiges gelernt. Als 1999 promovierter Physiker hätte ich nicht gedacht, dass die Promotionsvoraussetzungen in Informatik, Jura oder Soziologie in gewissen Kreisen in Deutschland heute DERART heruntergekommen sind. Und ich stimme Hadmut zu, dass die bewusste Rechtsbeugung (bspw. “Gleichberechtigung” bewusst als “Gleichstellung” misszuverstehen) unsere Gesellschaft bedroht.

Vielen Dank Hadmut für die Leistung und den Mut zur Veröffentlichung!

Fry


Hadmut
19.3.2013 20:19
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Ich danke für das Lob. 🙂


yasar
19.3.2013 20:45
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@ Joe

Ironietags übersehen?


Laura
27.3.2013 17:02
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Letztendlich muss jeder Autor für sich selbst entscheiden, wo er sein Buch veröffentlichen möchte. Möglichkeiten gibt es viele und jeder kritisiert eine andere. Ob man sich an Verlage wie http://www.frieling.de/verlag wendet oder doch lieber ins Selfpublishing einsteigt, ist glücklicherweise jedem selbst überlassen 🙂


M.L.
22.7.2013 23:12
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Schimpfen, beschimpfen, schimpfen… Wir sind schon so weit, dass Selfpublisher ihre Kundschaft na was wohl… beschimpfen.

Traurig aber wahr!