Hurra! Informatiker retten die Welt!
Na, endlich.
Heise bringt’s. Die schreiben nämlich, und die müssen’s ja wissen, dass Informatiker überhaupt die besten Leute von allen sind. Und dass sie beispielsweise lockerer als Zahnärzte und Betriebswirtschaftler sind. Was meiner Erfahrung voll entspricht. Zitat:
Informatiker sind nicht so heiß auf Karrieren und in entsprechende Karriereleitern eingebunden. Sie laufen eher “im Hintergrund”, obwohl sie im Grunde damit vielfach die Fäden in den Händen halten.
Das hat sehr wichtige Konsequenzen. So ist es meiner Ansicht nach kein Zufall, dass viele der wirklich großen Skandale inzwischen von Informatikern aufgedeckt werden. Dazu gehören zum Beispiel die “Steuer-CDs”, die die Wahrheit über die “asozialen” Steuerhinterzieher (ein Zitat von Bundespräsident Gauck, das ich in jeder Hinsicht unterschreibe) enthüllen. Und jetzt verdanken wir einem IT-Mitarbeiter die Wahrheit über die Datensammelwut der NSA, die über jeden Menschen in der Welt alles sammelt und archiviert, was sie finden kann. Obwohl das vermutlich für uns wenig überraschend ist, hat Edward Snowden durch die Veröffentlichung des Videos sogar sein Leben riskiert.
Yeah!
Und auch die häufige Behauptung, dass die soziale Kompetenz bei den Frauen läge und Informatiker Sozialkrüppel wären, wird widerlegt:
Dieser weit verbreitete Witz spielt mit dem Bild, das die Gesellschaft von Informatikern und IT-Mitarbeitern im Allgemeinen hat: introvertiert bis zum Geht-nicht-mehr, immer alleine vor dem Computer sitzend und keine soziale Kompetenz.
Doch die Wahrheit sieht völlig anders aus. Denn im Grunde kann auf dem Gebiet der IT niemand mehr einfach nur für sich arbeiten. Im Gegenteil: Die Erstellung von Software verlangt ein sehr hohes Maß an Zusammenarbeit und sozialer Kompetenz, weil jedes Artefakt ein Einzelstück ist, das man nicht erstellen kann, ohne miteinander zu reden, sich abzustimmen und zu helfen.
Strike!
8 Kommentare (RSS-Feed)
Die Prüfungsordnung in Informatik damals in Hamburg sah vor, dass ein Viertel des Studiums für ein Nebenfach einzuplanen war.
Egal welches.
Die Überlegung war: Informatiker werden mit höchster Wahrscheinlichkeit mit Menschen zu tun haben, die – in Neusprech – nicht aus ihrer Filterbubble stammen.
Egal welche Sprachspiele du lernst, es ist wichtig, dass du gewohnt bist, die Sprachspiele anderer Zünfte zu lernen.
Guter Gedanke, schlechte Umsetzung.
Obwohl es in meinem Fall ganz gut geklappt hat: Philosophie ist wirklich sehr artfremd für einen Informatiker. Hinterher konnte ich beide besser einschätzen.
Auf die Selbstbeweihräucherung der Zunft gebe ich nicht viel. Im Editorial eines Branchenmagazins verklären sie alle ihren Beitrag zur Gesellschaft als den zentralen und wichtigsten.
Ich bin aber auch der Meinung, dass man als Informatiker zwingend lernen muss zu kommunizieren und über seinen Tellerrand hinauszuschauen. Praktisch alles im Beruf interessant ist muss durch das Nadelöhr natürlichsprachlicher Kommunikation. Fast alle wirklich spannenden Projekte erfordern, dass man sich fremdes Domänenwissen aneignet und kaum ein Kunde hat einen hinreichenden Einblick darin, was Informatik und deren Anwendung eigentlich bedeutet.
Angewandte Informatik ist eben ein Werkzeug(kasten) und kein Selbstzweck.
Ich habe meine Abschlussarbeit über Wissenschaftstheorie geschrieben, was sicher kein Fehler war.
Ein Blick zur Studiengestaltung renommierter amerikanischer Universitäten ist in dem Kontext erhellend und erklärt, warum hier oftmals Fachidioten gezüchtet werden…
@Hanz
Ich habe meine Abschlussarbeit über Wissenschaftstheorie geschrieben
Na dann hast du ja sicher mit einigem Interesse die Debatte unter “Philosophie ist dumm” bei Florian Freistetter gelesen: http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/06/01/philosophie-ist-dumm/
🙂
Muss den Artikel noch lesen, aber den zitierten Aussagen stimme ich weitgehend zu. Ich würde aber “Informatiker” durch “in der IT Tätige” ersetzen. Das sind, und gut so, ja nicht alles akademische Informatiker.
Auch die Idee mit Zwangsnebenfach fand ich damals richtig.
Deshalb haben vielleicht auch die Piraten so viel Vorschusslorbeeren bekommen. Auf dem Etikett stand: Informatiker in die Politik!
Leider haben die Informatiker eine lila Idealistenbrille und Spionageabwehr bzw. Unterwanderung hat man wahrscheinlich aus Prinzip nicht auf dem Radar gehabt.
Was bringt es überhaupt einem Informatikern etwas über die Gesellschaft zu lehren?
Statt qualitativ hochwertige Software für Staatstrojaner und Drohnen zu programmieren werden aus jenen Querulanten, die ihre Kompetenz als Gedankenmüll in irgendwelche subversive Weblogs kippen. Währenddessen stoßen ungewollt unzureichend programmierte Drohnen mit Passagierflugzeugen zusammen und lächerliche Trojanerspyware muss von BKA-Beamten in der Freizeit zusammengeschustert werden. Sobald irgendein ein blasser Nerd Gewissensbisse durch sein Schaffen im Apparat bekommt, wird er zum Verräter und flüchtet zu den Schlitzaugen oder sonstigen Hottentottenvölkern. Das hetzt den dummen Pöbel soweit auf, dass ein charismatischer Präsident und Friedensnobelpreisträger lediglich weiträumig abgesperrt mit seinen Jubelpersern “öffentlich” auftreten kann.
Unwissende Fachidioten bringen dagegen kein Chaos die geordnete Welt.
Full XD “werden aus jenen Querulanten, die ihre Kompetenz als Gedankenmüll in irgendwelche subversive Weblogs kippen”
wie wahr, wie wahr…
Danke für den Artikel. Auf diese Aufklärung habe ich schon länger gewartet. Mir gehen diese Vorurteile über Informatiker, Softwareentwickler usw. auf den Geist.
jepp wie recht du hast