Ansichten eines Informatikers

Die Netzkompetenz von padeluun und der Internet-Enquete

Hadmut
29.6.2013 17:21

Ja, das auch noch.

Über padeluun hab ich ja auch schon einiges geschrieben. Der saß doch in dieser Ultra-lächerlichen Internet-Enquete-Kommission des Bundestags, diesem Operetten-Gremium, in dem jede Partei nach Proporz irgendwelche Paradiesvögel abgeladen hat um so zu tun, als täten sie was. Drei Jahre waren sie zugange, heraus kam – außer Ungereimtheiten bei Spesenabrechnungen, wenn ich mich recht erinnere – gar nichts. Konstantin von Notz von den Grünen zog eine positive Bilanz, aber denn hatten wir ja heute schon hier im Blog.

In Hannover habe nun ein Aktionsbündnis mit 200 Teilnehmern gegen die Überwachung demonstriert. Wahnsinn. 200 Teilnehmer. Obama schlottern schon die Knie, der kriegt voll Angst.

Als Obama gerade für einen Tag in Berlin war, waren allen 8.000 Polizisten zu seinem Schutz abgestellt. Was glaubt Ihr, wie den das beeindruckt, wenn jetzt 200 Leute in Hannover demonstrieren. Die erledigen mit einem Schuss aus der Drohne in Afghanistan mehr Leute.

Ach ja, und sie fordern den Stopp der Überwachung. Sie fordern. In der Politik wird immer »gefordert«.

Aus welcher Position, aus welchem Recht heraus glauben sie denn, »fordern« zu können? Warum reden Politiker immer von »fordern«, wenn sie »betteln« meinen?

Aber das Schönste daran:

Netzaktivist padeluun vom digitalcourage e.V. rief dazu auf, das Thema Überwachung bei der Bundestagswahl und vor allem danach bei den Koalitionsverhandlungen nicht aus den Augen zu verlieren: “Wir dürfen nicht zulassen, dass wir Parteien an die Macht bekommen, die das einfach weiter durchziehen”.

Der saß da 3 volle Jahre in dieser Internet-Enquete, und das fällt ihm dann erst jetzt im Post-Eddie-Zeitalter ein? War der da nicht als Kompetenzbolzen für Netz und Bürgerrechte geladen? Einer von den Propheten, deren Prognosen in die bekannte Vergangenheit reichen, die das verkünden, was schon alle wissen?

Boah, haben da Kompetenzen und Kapazitäten in der Enquete-Kommission gesessen…

10 Kommentare (RSS-Feed)

Georg
29.6.2013 20:58
Kommentarlink

Herr Schäffner hat immerhin dolle Visitenkarten gehabt.

Dass aber nur so wenig Leute gekommen sind kann man ihm allerdings wohl kaum in die Schuhe schieben, und was soll man denn anderes tun als zu “fordern”. Das ist auf Demos nun mal üblich und auch legitim.


Hadmut
29.6.2013 21:00
Kommentarlink

> Herr Schäffner hat immerhin dolle Visitenkarten gehabt.

Ja, sowas ist immer ganz wichtig…


Heinz
29.6.2013 21:17
Kommentarlink

>> Herr Schäffner hat immerhin dolle Visitenkarten gehabt.

> Ja, sowas ist immer ganz wichtig…

Ja vor allem wenn man sich damit unter Druck setzen lässt und dann z.B. gegen Netzneutralität stimmt, um den Sitz in der Internet-Enquete-Kommission des Bundestags zu behalten.

Aber wieso schließt du von dem geringen Einfluss auf eine geringe Kompetenz bzw. wie kommst du darauf, dass padeluun inkompetent ist?


Hadmut
29.6.2013 21:18
Kommentarlink

siehe frühere Blog-Einträge.


DerdieBuchstabenzählt
29.6.2013 23:07
Kommentarlink

@Hadmut

Die Blogs aus Deinem erstem Link sind faszinierend, wäre auch was für @Heinz. “Schöne” Einblicke. 🙁


Alex
29.6.2013 23:43
Kommentarlink

Nein, Hadmut hat schon recht.

Es ist hirnrissig hier in Deutschland zu fordern, dass Usa/GB/* uns nicht mehr überwachen.

Eine Forderung im demokratischen Sinne wär zm Beispiel zu Sanktionen gegen Usa zu fordern, bis eine internationale Zusicherung da ist, dass wir nicht mehr überwacht werden.


Lohengrin
30.6.2013 1:13
Kommentarlink

@Alex
Bei wem denn? Etwa bei dem, der festlegt, wer internationale Zusicherungen einhält? Wer das wohl ist!


Heinz
30.6.2013 7:39
Kommentarlink

@DerdieBuchstabenzählt
> Die Blogs aus Deinem erstem Link sind faszinierend, wäre auch was für @Heinz. “Schöne” Einblicke. 🙁

?
Wie meinen?


Joe
30.6.2013 8:09
Kommentarlink

Eine Forderung im demokratischen Sinne wär zm Beispiel zu Sanktionen gegen Usa zu fordern, bis eine internationale Zusicherung da ist, dass wir nicht mehr überwacht werden.

Die internationale Durchsetzung von Datenschutzforderungen sähe prinzipiell so aus:

1. Man beschafft sich eine ausreichend große Anzahl einsatzbereiter Atomsprengköpfe auf Langstreckenraketen. ($count[own] > $count[gegner])

2. Man sagt unmißverständlich an, daß man jede datenschutzverletzende Handlung als Verletzung des eigenen Territoriums ansieht und diesen kriegerischen Akt entsprechend beantworten wird.

3. Da sie es trotzdem nicht lassen werden, muß man auch bereit sein analog zu Hiroshima ein kleines Exempel zu statuieren.

Soviel dazu. Ansonsten ist man nämlich nur der Schwanz, der mit dem Hund wedeln will. Aber nicht vergessen, im Herbst brav den Zettel anzukreuzen. Weil man ja auch irgendwas zu melden hat…


Matthias
30.6.2013 9:58
Kommentarlink

Eine journalistische Glanztat wäre es, einen Politiker der gerade einmal wieder “fordert” zu fragen, von wem er das denn eigentlich fordert. Und vielleicht lässt sich auch die Frage daran anschließen, ob dieser Politiker nicht auch selbst “handeln” und “entscheiden” könnte…

Oder sind diese Forderungen der Politiker an die Lobby gerichtet, die sie gerade unterstützen?