Googles Gesichtserkennungsammlung
Langsam wird’s derb.
Google steht offenbar unter dem Drang, möglichst vielen Leuten Portraits und damit Gesichtsgeometrien zuordnen zu können. Die NSA lässt grüßen. Denn eine möglichst große Datenbank von Gesichtsgeometrien ist geheimdienstlich natürlich überaus wertvoll. Vor allem, wenn man alle möglichen Bilder einsammelt, nicht nur aus dem Internet, sondern auch von ferngesteuerten Privatrechnern und Fernsehern. Welche Fotos von wem hat der Verdächtige auf seinem Rechner? Wer sitzt überhaupt vor dem Rechner? (Nachdem nahezu jeder Notebook, jedes Handy usw. inzwischen eine Frontkamera hat, lässt sich das ja einfach machen.) Oder mit wem trifft sich jemand? Einfach die beiden Kameras am Smartphone in Betrieb halten und die Fotos auswerten. Wie gut, dass die Handys inzwischen auch eine Gesichtserkennungsautomatik haben, die nur Fotos macht, wenn sie ein Gesicht erkennen. Wurde als Hype verkauft, ist aber die perfekte Ausrede dafür, dass es Gesichtserkennungssoftware in Handys gibt, falls es mal jemand disassembliert. So könnte eine Überwachungssoftware immer dann ein Foto an den Geheimdienst senden, wenn die Kameras vorne und hinten ein neues Gesicht entdecken. Und das Material aus Überwachungskameras muss ja auch irgendwie ausgewertet werden.
Nun bin ich für Google problematisch. Denn mein Selbstdarstellungsdrang ist deutlich unterentwickelt. Ich poste keine Fotos von mir, habe kein Foto von mir in meinem Webseiten-Design, und biete auch nicht – wie so manche blonde Professorin – der Presse 30 Eigenportraits in hochauflösend zum Download an. Oder anders gesagt: Google hat ein Problem, ein Foto von mir zu finden. Und das führt zu kuriosen Effekten.
Neulich schon wurde ich in einem feministischen Forum übel beschimpft, weil ich so hässlich, wie ich aussähe, ganz sicher keine Frau abbekommen würde. Der Punkt dabei ist, dass ihre Google-Bilder-Suche nach mir das Foto eines anderen Bloggers zeigte (ich verkneif mir das jetzt mal zu sagen, wer das war, sonst schickt er mir wieder garstige Ätz-Mails, aber das Foto war wirklich nicht schön). Auf irgendeiner Webseite tauchte halt in irgendeinem Kontext sein Foto und mein Name auf, und der Google-Suchalgorithmus war eben in Ermangelung von besserem der Meinung, das müsse ich wohl sein.
Nun hab ich gerade eben was recherchiert und bin – es ging um was ganz anderes – auf dem Google+-Profil einer Person gelandet. Und weil Google ja jeden unserer Schritte, jeden Klick, jede Suche genauestens überwacht, wussten sie sofort, dass ich es bin, der da draufklickt. Und weil ich da so gezielt hingesucht habe und dort ein Portrait war (oder genauer gesagt, was Googles Algorithmen für ein Portrait hielten), ging dann sofort ein Fragefenster auf, ich solle doch mal anklicken, ob ich das wäre, das wäre doch nett, wenn Google von jedem ein Portrait hätte.
Ich war schwer versucht, auf „Ja” zu klicken. Das wäre mal eine Gesichtsgeometrie gewesen.
29 Kommentare (RSS-Feed)
> Auch hier hätten die Piraten wieder einen Hebel gehabt, aber das ist ja vorbei.
Ja. Die hätten echt aus dem Vollen schöpfen können, aber die sind ja so strunzdoof. Denen wäre höchstens irgendwas eingefallen, dass Gesichtserkennung irgendwie Frauen benachteiligt.
Wenn man solche Themen ordentlich aufbereitet und gebracht hätte, wären die weit über 10% gekommen.
Derb ist gut. 1984, wir steuern darauf zu.
Wäre mal interessant zu wissen wie oft die “Suchmaschine” den Geheimdiensten schon geholfen hat.
PS: Wurde mein erster Kommentar gelöscht? Auf einmal war er weg.
> PS: Wurde mein erster Kommentar gelöscht? Auf einmal war er weg.
*Seufz*
Siehe Kommentarpolicy…
@Hadmut
Ok, sorry hätte ich vorher lesen sollen.
Aber das was google da bringt geht doch nicht mehr an dreistheit.
Mit den Streetviewautos Emails ab/empfangen und WLAN Netze auskundschaften… gesichteserkennung, da bekommt man graue Haare wenn man drann denkt was als nächstes kommt. Aber das alles fällt ja unter den Deckmantel der “Vernetzung”. Wie stellen die sich das denn vor? Die neue Office 365 Werbung ist genauso: “Arbeiten sie überall, sogar im Supermarkt wenn Sie ihren Einkauf zahlen”.
Die Welt geht kaputt.
Aber an dieser stelle nochmal Danke für den tollen Blog 😉
hm, also bei Xing gibt es wohl ein Foto von Dir. So kompliziert ist es nicht, eines zu finden
Klar. Auch die Grenzbehörden diverser Länder haben Bilder von mir, wird ja bei der Einreise gerne gemacht. Aber die sind alle nicht für die Websuche geeignet, weil nicht offen zugänglich.
Es geht ja aber nicht um den Punkt, dass Google hinter mir persönlich her wäre, hier geht’s ja nicht um Paranoia, sondern generell darum, wie intensiv Google versucht, die Gesichtsgeometrie von Leuten zu archivieren, und dann, wenn sie jemandem kein Bild sicher zuordnen kann, die Schwelle entsprechend niedrig ansetzt. Google schreibt die Software ja nicht, weil sie ein Bild vom Danisch wollen und nicht gemerkt haben, dass sie es bei Xing finden würden, sondern Google schreibt die Software, weil sie grundsätzlich Informationen über Menschen sammeln. Ich hab das nur anhand meiner eigenen Erlebnisse illustriert.
Wenn man sich mal ausmalt, was in 5, 10, 20 Jahren daraus resultieren könnte. Ein unternehmen das soder “Mensch- Datensammlung” fröhnt, ich weis ja nicht.
War da nicht mal was mit den Streetview Autos die EMails abge/empfangen haben?!
@Hadmud
Es geht ja aber nicht um den Punkt, dass Google hinter mir persönlich her wäre, hier geht’s ja nicht um Paranoia, sondern generell darum, wie intensiv Google versucht, die Gesichtsgeometrie von Leuten zu archivieren
Da fand ich die Vorgehensweise von Facebook krasser:
Das Taggen von Nutzerfotos dem Umfeld, überlassen.
Die Zuweisung, wer auf welchem Foto ist, wird durch den Bekanntenkreis durchgeführt. Die dargestellten Personen hatten da nur die Möglichkeit davon etwas mitzukriegen, wenn sie selbst bei Facebook waren.
Ähnlich beim Freundefinder, in dem man Facebook sein Email-Passwort und Account-Adresse gegeben hat (allein das ist schon verrückt) und die dann die Korrespondenz analysiert und Adressen gesammelt haben.
Natürlich kann man da sagen, wer Facebook nutzt ist selber schuld.
Nur diese Features betreffen auch Leute, die es eben nicht nutzen oder nutzen wollen.
Wenn in irgendeinen dieser Social-Fratzenbuch (seufz! Leider muss ich es gelegentlich nutzrn!) u.dgl.-Portale ich gefragt werde, ob ich die Person(en) auf einem mir vorgehaltenen Bild kenne, sag ich immer ja und gebe gerne Auskunft, wer das ist, samt Adresse und GPS-Daten, natürlich ganz weit weg, Indien oder so.
Die sollen dann einen Algoritmus ‘rausfinden, wie solche Fake-Auskünfte zu säubern sind. Machen schon viele andere fröhlich mit!
BTW: Hauptkundschaft an japanischen Zigarettenautomaten, wo man einen Ausweis hinhalten muss und mittels Gesichtserkennung das Alter abgeschätzt wird, war lange Zeit der Tenno, von einer Banknote…
Faszinierden was da so bei ner Google-Bildersuche rauskommt. Immerhin bin ich bei meinem Namen ganze 2x selber vertreten (erst weiter unten) anders als Hadmut. Muss gleich noch nen paar andere Leute austesten 😉
Das Foto von Google+ schlaegt allerdings alles!
Googles Picasa hat ja auch die Gesichtserkennung schon eingebaut. Ich nutze es selbst lokal zur Verwaltung meiner Fotos, das funktioniert auch ganz gut. Allerdings habe ich dem Programm per Firewall verboten, nach Hause zu telefonieren.
Andere Leute sind wohl nicht so vorsichtig und laden ihre Fotos (samt Personenzuordnung) mit Picasa in die Cloud hoch. Auch wenn das nur zur Datensicherung und nicht zur Veröffentlichung geschieht, bin ich mir sicher, dass Google diese Daten auswertet und schon von der halben Weltbevölkerung die Gesichtsgeometrie hat.
Hast du einen Link zu den feministischen Beleidigungen? Auch wenn du hässlich wärst, finde ich solche Aussagen sehr oberflächlich. Hässliche Millionäre zeigen immer wieder wie man einen Topshot angelt 😉
Jetzt nicht parat. Muesst ich erst raussuchen, und bin gerade knapp in der Zeit. Das war in irgendeinem Forum einer Frauenzeitschrift, auf das mich eine Leserin hingewiesen hatte. Brigitte.de oder irgendsowas war das.
Hallo Hadmut, weißt du was der Streisandeffekt ist. Nein? Ich kann ihn dir vorführen.
Na, im Gegensatz zu „Barbara Streisand” kann ich wenigstens meinen eigenen Namen richtig schreiben.
Außerdem besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen Streisands Grundstück und mir, dass es niemanden interessiert, wie ich aussehe. Will keiner wissen.
Insofern läuft die Drohung nicht nur leer, ich lasse mir in meinem Blog auch nicht drohen.
Interessant. Sollte man den GRÜNEN mal zeigen, was hier steht. Dann würden sie auf der nächsten Sitzung ihrer Bundes-AG für Informatik/Datenschutz voller Stolz sagen können, daß es auch ganz viele echte Fachleute gebe, die für ein Verbot von Google wären.
Überhaupt sollte man alle amerikanischen Suchmaschinen verbieten. Sollten die GRÜNEN eine Koalition mit der CDU eingehen, könnten sie ein neues Bundesministerium für Datenschutz aufbauen. Nach dem bundesweiten Verbot von Google, facebook et.al. würde dann eine neue Suchmaschine durch dieses Bundesministerium erstellt. Die Entwicklung würde allerdings etliche Jahrzehnte dauern, da das Programm von einigen hundert Kommissionen im Ministerium geprüft werden müßte.
Darunter wäre auch eine Kommission von heise-online-Redakteuren, die inzwischen durch akribische Recherchen herausbekommen haben, wer hinter den US-Suchmaschinen-Giganten steckt: Programmierer, die kurz zuvor noch bei der israelischen Armee waren. Und die arbeiten jetzt an Big-Data-Programmen, mit denen die ganze Welt gespeichert werden kann, von jedem Menschen sogar 10 Fotos, auch von den Ungeborenen!
Und was sind das noch mal für unheimliche Typen? heise-online weiß es:
… fast alle [Programmierer] haben bereits in der Aufklärungseinheit der israelischen Armee gearbeitet. Geheimniskrämerei gehört für sie also zum Geschäft.
Da kann ich nur sagen: Willkommen in der Einheitsfront der Deutschen gegen die Angelsachsen und ihren Weltbeherrschungsdrang. Von scharf-links bis scharf-rechts sind da alle Deutschen dabei, wie man auch an dieser Website sieht.
[…] schön, dass du mal wieder vorbeischaust. Ich stelle jetzt mal eines meiner nervfenster in den weg und zeige dir darin das foto eines gesichtes, sei doch bitte mal so dummnett und sag mir, ob das du …. Weil das wäre halt einfach nett, wenn guhgell von jedem menschen ein portrait […]
Viel Aufregung um nichts. Fratzenerkennung mag zwar heute noch der letzte Schrei sein, aber wenn in ein paar Jahren dann der für homo digitalus alternativlose implantierbare RFID Chip kommt und als Killer-Innovation gegen Passwortkuddelmuddel und Identitatsdiebstahl dem Volke schmackhaft gemacht wird ist das auch alles Schnee von gestern.
Vermutlich war es das hier:
http://forum.emma.de/showthread.php?7804-Frauenhass
Wurde hier erwähnt:
https://www.danisch.de/blog/2012/09/02/frauenquoten-hin-und-her/#comment-16312
Es gibt im Emma-Forum extra ein Tag “hadmut danisch”. Allerdings mit noch wenig verschlagworteten Inhalten dazu …
Ja, ich glaub, das war’s…
Faszinierend, was ich heute bei der Google-Bildersuche nach “Hadmut Danisch” unter anderem angezeigt bekommen habe:
http://sciencefiles.files.wordpress.com/2012/05/feminism-the-ugly-truth.jpg
😀
> Neulich schon wurde ich in einem feministischen Forum übel beschimpft, weil ich so hässlich, wie ich aussähe, ganz sicher keine Frau abbekommen würde.
Wie du schon öfter sagtest: keine Argumente sondern persönliche Angriffe. qed
> dass Gesichtserkennung irgendwie Frauen benachteiligt.
Gesichtserkennung benachteiligt nur Leute mit existierender Pigmentierung (Afaik)
Ich hätte auf “Ja” geklickt.
“Neulich schon wurde ich in einem feministischen Forum übel beschimpft, weil ich so hässlich, wie ich aussähe, ganz sicher keine Frau abbekommen würde.”
Sehr spannende Bemerkung. Diese Weibchen reduzieren die Anziehungskraft von Männer also rein auf das Äußerliche. Die Frau will was knackiges zum Ficken, der Rest ist egal.
War da mal was mit Sexismus oder hat das keine Überschneidungen mit dem Feminismus mehr ?
> Nun bin ich für Google problematisch. Denn mein Selbstdarstellungsdrang ist deutlich unterentwickelt. Ich poste keine Fotos von mir, habe kein Foto von mir in meinem Webseiten-Design, und biete auch nicht – wie so manche blonde Professorin – der Presse 30 Eigenportraits in hochauflösend zum Download an
Schon, aber es gibt irgendwo ein altes Foto von Dir, auf Reisen, ich glaube im Zusamenhang mit einem Posting über Kameras. Hast Du mal, ähm, ich glaube beim Thema Reise durch Neuseeland mit irgendeiner Tankstelle, die Dir später nochmal unterkam, oder einem Tankstellenkunden, verlinkt. Oder mit Helm im Rafting-Boot? Ich weiss nicht mehr. Google findet sowas. Die NSA auch.
Aber zum Thema nicht im Webseiten-Design, sonst etwas Off-Topic, mir fiel auf dass Du als Sicherheitsspezi nochwas nicht hast, einen öffentlichen Schlüssel hier irgendwo. Das hat mich jetzt verwundert.
ach Hadmut dich gibts doch sogar als Bewegtbild auf der Journalisten Tagung heuer 😉
Ich finde dieses ständige Kammera hier und da und überall auch nervig.
http://www.camstop.de/de/
Ich weiß nicht ob es noch andere Projekte wie das gibt, aber es sieht echt einfach aus und ein Physischer Verschluss dürfte immer noch effektiv sein.
>Faszinierend, was ich heute bei der Google-Bildersuche
>nach “Hadmut Danisch” unter anderem angezeigt bekommen habe
lol, das wird ja immer besser.
http://www.pi-news.net/wp/uploads/2013/02/s%C3%BCdl%C3%A4nder-vergewaltiger.jpg
Ich für meinen Teil habe bei Google+ ein Konto angelegt und ein Foto von einer Trickfilmfigur hochgeladen. Problem gelöst.
Das ist ja der Oberhammer. Dreister geht das nicht mehr. Auch hier hätten die Piraten wieder einen Hebel gehabt, aber das ist ja vorbei.
Jaja google. Ich will nicht wissen wie oft die “Suchmaschine” den Geheimdiensten schon geholfen hat. Der Gläserne Kunde, er rückt immer näher. Eigentlich zum verrückt werden, doch was tut man nur ohne google und co. Eine klassische Enzyklopädie ala Encarta verwendet heute wohl kaum noch jemand.