Ansichten eines Informatikers

Google verräts mal wieder

Hadmut
23.1.2014 19:42

Der beste Indikator dafür, wie das Volk denkt, ist, was es Google fragt. Aktuelle Erscheinung aus den USA:

Eine von New York Times-Autor und Wissenschaftler Seth Stephens-Davidowitz aufbereite Google-Statistik entlarvt nun, dass ein Großteil der amerikanischen Eltern noch immer in geschlechtstypischen Rollenklischees gefangen ist, wonach es bei Mädchen auf das Aussehen und bei Jungen auf die Intelligenz ankommt. Wie sonst ließen sich die Ergebnisse der Auswertung erklären, dass fast doppelt so häufig die Frage “Ist meine Tochter übergewichtig?” wie “Ist mein Sohn übergewichtig?” in Googles Suchfenster eingetippt wird. Noch entlarvender: Sogar mehr als doppelt so häufig wird im Netz nach der eventuellen Hochbegabung des Sohnes gefragt als nach der der Tochter. Was sagt das über die amerikanische Durchschnittsgesellschaft aus? Sie will offenbar ihre Söhne schlau und ihre Töchter dünn.

Könnte man auch umgekehrt sehen. Vielleicht geben die Mädchen mehr Anlass, sich über Übergewicht zu sorgen, während die Jungens häufiger den Gedanken an Begabung aufkommen lassen?

Eine Korrelation ist keine Kausalität. Fast jede statistische Beobachtung kann man immer auch in der entgegengesetzen Kausalität vermuten. Könnte genauso gut bedeuten, dass es eben keine Rollenklischees sind, sondern das tatsächlich die herausragenden Merkmale sind. Hätten die Statistiken andersherum gelegen, hätte man das bestimmt als Beweis dafür gesehen, dass Jungen nur noch im Übergewicht schwelgen, während die Mädchen die Denker sind. Denn so läuft’s ja heute in der Presse. Zeigt sich mal wieder, was der Mainstream so ausrichtet.

Fall ich’s noch nicht erwähnt habe: Eine Korrelation ist keine Kausalität.

10 Kommentare (RSS-Feed)

erich
23.1.2014 21:34
Kommentarlink

naja ich glaube nicht, dass es mehr hochbegabte männer als frauen gibt


Das gleiche Spiel in der Politik bei der Begründung für Frauenquoten:

x% Frauen machen Abitur/Diplom, aber nur y% sind Chefinnen von Großkonzernen.

Die korrekte Schlussfolgerung könnte nämlich umgekehrt lauten: Wenn es nur y% Frauen im wahren Leben zu etwas bringen, dann stimmt irgendetwas an der Schule nicht und es machen viel zu viele Mädchen Abitur.


Klaus
23.1.2014 22:14
Kommentarlink

Wenn ich’s richtig in Erinnerung habe, ist die Streuung der Intelligenz beim männlichen Geschlecht größer, sprich mehr Idioten, aber auch mehr Genies. Da ist es dann kein Wunder, wenn häufiger bei Söhnen nach einer Hochbegabung gesucht wird.


maSu
23.1.2014 22:35
Kommentarlink

Wenn Eltern Google fragen müssen, ob ihre Kinder intelligent oder dick sind, dann erübrigt sich die Frage, ob die Kinder googeln “sind meine Eltern dumm?!”


Hadmut
23.1.2014 22:37
Kommentarlink

Nein, nicht unbedingt. So hatte ich das auch erst verstanden. Man kann es aber auch so verstehen, dass sie nicht fragen, ob ihr individuelles Kind dick ist, sondern generell nach Hinweisen zu „Ist mein Kind dick?” suchen, denn solche Titel sind dort auch nicht so ungewöhnlich. Kann also sein, dass die Leute nur nach Kriterien und nicht nach Antworten suchen.


Stefan
24.1.2014 1:20
Kommentarlink

Die Streuung der Intelligenz ist wohl bei Männern höher, Hochbegabung ist aber über den IQ definiert und der wiederum definiert als Normalverteilung mit Mittelwert 100 und Standardabweichung 15 – für Frauen und Männer separat und teilweise sogar nach Bildung aufgeschlüsselt. Heißt, dass es per Definition gleich viele hochbegabte Frauen und Männer gibt.


Fry
24.1.2014 5:15
Kommentarlink

@Stefan: häh? Wenn die Durchschnitts-IQs gleich wären, die Streuung aber bei Männern größer als bei Frauen (und symmetrisch), dann würde doch folgen, dass es mehr hochbegabte Männer gäbe!

(Welchen Sinn soll es außerdem machen, Mittelwert und Standardabweichung bei Männern anders zu definieren als bei Frauen? Dann wäre ja per definitionem (!) der Durchschnitts-IQ gleich – so kann doch nur ein Politiker definieren).

Blickt man in die Geschichte, so ist ziemlich klar, dass es mehr männliche Genies, Schöpfer, Erfinder usw. gab als weibliche. Übrigens auch mehr männliche Straftäter.

Und zum Schluss nochmal das Offensichtliche: Frauen legen tatsächlich mehr Wert auf ihr Äußeres, und zwar nicht um den Männern zu gefallen, sondern weil sie in ihrer eigenen Gemeinschaft (auch) daran gemessen werden. Ähnliches gilt für Männer und (sportliche sowie intellektuelle) Leistungen. Ob man das gut findet oder nicht, ändert nichts an der Tatsache.


prx
24.1.2014 8:51
Kommentarlink

Den Medien-Inhalten nach zu schliessen könnte man auf den Gedanken kommen, die Amerikaner wollten eher keine Nerds mit hohem IQ, sondern erfolgreiche Sportler.


Oppi
24.1.2014 13:26
Kommentarlink

@ Fry : Wikipedia sagt jedenfalls das gleiche. Der IQ ist demnach kein absoluter Zahlenwert, sondern ein Wert der die eigene Leistung relativ zu einer bestimmten Referenzgruppe anderer Testteilnehmer angibt. Darum kann man halt den IQ von einem Menschen aus Gruppe A nicht mit dem eines Menschen aus Gruppe B vergleichen, weil das zwei unabhängige Skalen sind. Die Zahlenwerte sagen nur aus, wie man innerhalb seiner Gruppe steht. “100” heisst nicht “insgesamt durchschnittlich intelligent” sondern “so intelligent wie der Durchschnitt der Leute die mit dir in einer Gruppe sind”. Bei Angabe eines IQ muss man also strenggenommen dazuschreiben, welche Referenzgruppe man verwendet, weil der sonst genau nichts aussagt.


Knorka Kinte
25.1.2014 16:30
Kommentarlink

“Bei Angabe eines IQ muss man also strenggenommen dazuschreiben, welche Referenzgruppe man verwendet, weil der sonst genau nichts aussagt.”

Deswegen bezieht sich der allgemeine IQ ja auch immer auf die repräsentative Bevölkerungsgruppe. Das ist natürlicherweise die Standardgruppe.