Web 2.0: Millionen Fliegen können nicht irren
Boah, da meinen die, eine Petition gegen Lanz habe Gewicht, weil 230.000 Leute unterschrieben haben. Leute, ich zeig Euch was:
Da haben irgendwelche Wahnsinnigen ihrer Tante („Aunt”) einen – man glaubt’s nicht – 25 Jahre alten Pickel ausgepult, oah, wie eklig, und fast 15 Millionen Leute haben das geguckt. Soviel zu der Frage, was im Zeitalter von Web 2.0 die Quantitäten aussagen.
13 Kommentare (RSS-Feed)
Cannot be unseen.
Cannot be unseen.
Cannot be unseen.
Auch nicht schlecht: Bei Youtube nach “Myiasis” suchen.
> Cannot be unseen.
Ja. Du wirst heute nacht im Bett liegen und nicht schlafen können, weil Du immer an diesen widerlichen Superpickel wirst denken und Dich gruseln müssen.
Ja, Hadmut, sich drüber aufregen, aber dem Video noch ein paar mehr Zuschauer bescheren, in dem Du’s hier verlinkst.
Du bist ja schon genauso, wie die “Qualitätsjournalisten”.
Davon abgesehen… so schlimm finde ich das Video nicht.
Und Du hast Dich sicherlich auch dran ergötzt.
Hadmut man muss mit der Berichterstattung über die Lanz-Petition wirklich nicht zufrieden sein, aber der Vergleich hinkt doch jetzt auf zwei Beinen. Die Unterhaltungsfilmchen, die die Millionenmarke bei Klicks knacken gibt es zu hunderten, aber es ist doch ein Unterschied, ob ich mir mal eben ein lustiges Video reinziehe (dessen Verbreitungsgebiet im Übrigen international ist), oder ob ich eine Petition zeichne.
Wenn man die 230.000 Zeichner in Relation setzen will, ist das naheliegende, sie mit anderen Petitionen zu vergleichen, und da ist es eben so, dass selbst der hochumstrittene BW-Bildungsplan länger brauchte für die 200.000-Marke, und die noch laufende Gegenpetition zu besagtem Bildungsplan trotz onlinemedialem Dauerfeuer und Gutmenschen-Bonus Stand heute gerade auf knapp 88.000 kommt. Das sagt nichts über die Qualität der Petition aus, aber natürlich hat eine Petition mit 230.000 Zeichnern Gewicht. Wie viel, darüber kann man gerne streiten. Es ist z.b. denkbar, dass wir gerade den Beginn der Onlinepetition als Instrument des Volkes erleben und bereits in einem Jahr wichtigere Anliegen locker mit 1.000.000 Stimmen gezeichnet werden und die 230.000 rückblickend marginal erscheinen. Eine relative Einordnung ist ja tatsächlich schwierig, weil die Vergleichsbasis so klein ist. Aber ein Vergleich mit einem Pickelvideo ist doch absolut unter deiner Würde 🙂
@Luc:
> aber es ist doch ein Unterschied, ob ich mir mal eben ein lustiges Video reinziehe (dessen Verbreitungsgebiet im Übrigen international ist), oder ob ich eine Petition zeichne.
Ich habe kürzlich irgendwo ein Interview mit einem Medienwissenschaftler zur Anti-Lanz-Petition gelesen, der das gar nicht so unterschiedlich sieht. Denn die Empörung setzte ja nicht nach der Lanz-Sendung ein, sondern schaukelte sich nachträglich im Wechsel mit der sensationsartigen Berichterstattung hoch. Das waren keine Überzeugungstäter, sondern Sensationsklicker. So unterschiedlich ist das gar nicht, wie Du glaubst.
Sorry, Leute, aber ich habe einige Kommentare nicht durchgelesen.
Hier ging’s nicht um die Horrorolympiade, wer das ekligste Video auf Youtube entdeckt, sondern darum, dass die Menge der Zuschauer im Internet nicht mit Qualität korreliert.
@Hadmut
Man sollte schon zwischen dem Aufruf einer Seite und dem Klick auf einen Like-Button bzw.dem Zeichnen einer Petition unterscheiden.
Wenn man da etwas vergleichen will müsste man entweder die Zahl der Likes für das Video mit der Zahl der Unterzeichner der Petition oder die Zahl der Aufrufe des Videos mit der Zahl der Seitenaufrufe der Petition vergleichen.
Von der Dauer, die das Video online ist verglichen mit der Zeichnungsdauer der Petition mal ganz zu schweigen.
@Juergen Sprenger:
> Man sollte schon zwischen dem Aufruf einer Seite und dem Klick auf einen Like-Button bzw.dem Zeichnen einer Petition unterscheiden.
Ich war diese Woche auf einer Veranstaltung zum Thema Medien. Darin wurde erwähnt, dass der Schauspieler Matthias Schweighöfer schon über 200.000 Likes bekommt, wenn er nur ein einfaches „Gute Morgen” postet.
Den 15 Millionen wirst du einige hinzugefügt haben.
Mir hat das Vorschaubild jedenfalls gereicht… ? ???)
@Hadmut: Dennoch ist das eine ein internationales Video mit Schockeffekt, das man weiterschickt um seinen Freunden auf die Nerven zu gehen, das andere eine Petition über das berufliche Schicksal eines ÖR-Pausenclowns der bei der ‘netzaffinen’ Bevölkerungsschicht nur wenig Relevanz hat. Kann man bei so einer Petition ‘Sensationsklicker’ sein? Immerhin muss man da Name und mehr angeben, das ist deutlich mehr Aufwand als mal eben ein Filmchen anzusehen.
Man müsste die absolute Anzahl Klicks auf die Petition haben, oder man müsste die Unterschrift mit den ‘Likes’ des Youtube-Videos vergleichen (denn dafür muss man sich auch irgendwo anmelden, und hey, es sind nur 13.000).
Ich stimme allerdings zu, da haben auch genug Leute unterschrieben, die sich die Lanz-Sendung gar nicht angesehen haben, genauso wie genug Leute die Bildungsplan-Petition unterschrieben haben ohne je den Bildungsplan wirklich gelesen zu haben.
@Hadmut:
> Denn die Empörung setzte ja nicht nach der Lanz-Sendung ein, sondern schaukelte sich nachträglich im Wechsel mit der sensationsartigen Berichterstattung hoch.
Das glaube ich nicht. Plausibler erscheint mir, daß die Empörung sehr wohl schon während der Sendung eingesetzt hat (bzw. wann immer man die Aufzeichnung der Sendung gesehen hat), sich zunächst für sich empört hat, später erst auf die Petition aufmerksam geworden ist, und die dann aus einem “Ja, mir ging’s auch so”-Gefühl heraus die Petition gezeichnet hat. Mir ging’s jedenfalls so, nur daß ich den letzten Schritt weggelassen habe, weil ich Online-Petitionen im allgemeinen für sinnlos halte.
Die grundsätzliche Kritik an Online-Petitionen bleibt freilich berechtigt. Es ist zu einfach, mehrfach abzustimmen. Schon deswegen ist die Anzahl der Unterschriften allenfalls bedingt aussagekräftig.
Du.bist.eklig. !
*lach*
Was es über Web 2.0 und solche Trends zu wissen gibt, beschreibt der folgende Artikel aus dem Jahr 2006 auf Telepolis ziemlich gut:
> http://www.heise.de/tp/artikel/23/23324/1.html