Juristenprüfungen: Eine Korrelation ist noch immer keine Kausalität
Der in meinem Blog vermutlich am meisten wiederholte Satz: Eine Korrelation ist keine Kausalität. Einer der häufigsten und fundamentalsten Wissenschaftsfehler. Heute stapelten sich schier die Hinweise auf einen Artikel im SPIEGEL, wo man genau diesem Fehler aufgesessen ist.
Eine gewisse Frauke Lüpke-Narberhaus – immerhin angeblich Absolventin der Henri-Nannen-Journalistenschule, die wohl auch nicht mehr das ist, was sie mal war – schreibt über eine Studie von Emanuel Towfigh, Christian Traxler und Andreas Glöckner, also einem Juristen vom Max-Planck-Institut, einem Ökonomie-Professor der Hertie School of Governance und einem Psychologieprofessor der Uni Göttingen.
Und die meinen eben, das Geschlecht und Herkunft beeinflussten die Benotung. Das wollen sie empirisch untersucht haben. Eine zentrale Fragestellung:
Sind etwa „kluge Köpfe“ mit gutem Abitur auch die in der Staatsprüfung erfolgreicheren Juristen (B. II.)?
Unterstellt schon mal, dass „gutes Abitur” direkt mit „klugem Kopf” korreliert ist.
Bekommen haben sie Listen von Leuten mit Geschlecht, Geburtsdatum, Abiturnote, Hochschulort, „Abschichter-Merkmal” (?), Klausurnoten. Sowie ein paar Klarnamen. Und anhand der Nachnamen haben sie schon eine Herkunft unterstellt. (Tolle empirische Erhebung…).
Das heißt, dass sie den eigentlichen Bewertungsvorgang, die Benotung, gar nicht untersucht haben, sondern allein am statistischen Ergebnis der Prüfungen etwas ablesen wollen.
Sie stellen dann statistisch fest, dass Frauen bei Probeklausuren schlechter abschneiden als Männer. Sie untersuchen auch den Lerneffekt, also wie sich die Noten mit zunehmender Prüfungserfahrung durch Ablegen vieler Prüfungen verbessern. Der Lerneffekt sei bei Männern stärker, das heißt, sie sind nicht nur besser, sondern sie verbessern sich auch im Lauf des Studiums stärker – bei Klausuren, nicht dem Staatsexamen.
Außerdem korreliere die Examensnote mit der Abiturnote – je besser man im Abitur gewesen sei, desto besser sei man auch im Staatsexamen.
Dann mal ein schöner Satz:
Wie bereits erwähnt, sind diese Ergebnisse jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, weil es sich um eine sehr kleine Stichprobe handelt, bei der zudem der Selektionsmechanismus unklar ist.
Damit ist die Sache eigentlich schon wertlos, denn – überspitzt gesagt – könnte ihnen ja jemand die Kandidaten genau so ausgewählt haben, dass das gewünschte Ergebnis herauskommt. Schon regionale Unterschiede in der Abitursleistung können – bei gleicher Abiturnote – auf völlig unterschiedliche Leistungspegel zurückgehen. Bei kleinen Stichproben ist das übel.
Und dann geht’s zur Sache:
Zunächst sind die Abiturnoten der Studentinnen in unserem Datensatz (also der Frauen, die sich für ein Jura-Studium in Bielefeld, Bochum oder Münster entscheiden), hochsignifikant besser (M = 2,05 bei Frauen, 2,22 bei Männern – Schulnoten). Der Effekt kehrt sich allerdings um, wenn man die Examensnote betrachtet: hier schneiden die Frauen etwa knapp 0,3 Punkte schlechter ab (7,33 Punkte Frauen vs. 7,62 Punkte Männer). Kontrolliert man nun für die Abiturnote (die ja bei Frauen besser ist und damit für eine bessere Note sprechen würde) sowie Alter, Studienort, „Abschichter“, Prüfungsjahr und -monat, so steigt der Unterschied auf 0,7 Punkte (ebenfalls hochsignifikant), was ein schlechteres Abschneiden um knapp 10% bedeutet. Dieser Geschlechtseffekt tritt unabhängig von der Universität und bei allen Prüfungsleistungen auf; er ist bei den zivilrechtlichen Klausuren stärker als bei den öffentlich-rechtlichen und bei diesen stärker als bei den strafrechtlichen. Im mündlichen Prüfungsabschnitt tritt der Effekt stärker auf als im schriftlichen. Erstaunlicherweise schneiden Frauen in der mündlichen Prüfungen auch dann noch schlechter ab (-0,24 Punkte, hochsignifikant), wenn man für die (im Schnitt ja bereits schlechteren) schriftlichen Noten von Frauen kontrolliert. Mit anderen Worten: Wenn man nach den in unserem Datensatz vorhandenen Variablen zwei „statistische Zwillinge“ vergleicht, die sich nur im Geschlecht unterscheiden, ansonsten aber die gleiche Abiturnote mitbringen, gleich alt sind, an derselben Uni studiert haben, dieselben Klausuren schreiben und gleichen Vornoten erzielt haben, die sich also lediglich in ihrem Geschlecht unterscheiden, so wird eine weibliche Kandidatin dennoch schlechter benotet als ein männlicher Kandidat.
Was schon kapitaler Murks ist.
Denn wieso die Abiturnoten vergleichbar und frei von Geschlechtseinflüssen sein sollten, wird mit keinem Wort erwähnt. Es wird einfach unterstellt, dass wer gleiche Abiturnoten hat, auch gleich gut wäre. Es wird nicht einmal erfasst, mit welchen Schulfächern die Abiturnote erreicht wurde. In meinem Abiturjahrgang haben damals die Männer solche Fächer wie Mathe und Physik genommen, die Frauen sowas wie Sport, Deutsch, Englisch. Das ist nicht nur überhaupt nicht vergleichbar, sondern die Noten in Mathe und Physik sind viel objektiver als Deutsch und Englisch, die im wesentlichen willkürlich benotet wurden (ich hatte eine ziemlich unfähige und durchgeknallte Englischlehrerin, die selbst einfache Sätze nicht verstand und den Mädchen stets 13..15 Punkte und den Jungs immer 4..10 Punkte gab, egal was man abgibt). Dann hat man Studenten aus verschiedenen Bundesländern, von verschiedenen Schulen. Die Anforderungen und Bewertungsmaßstäbe sind enorm. Dazu kommt der „pädagogische Spielraum” bei Schulnoten. Und man weiß nicht, was die zwischen Schule und Studium noch getan haben. Ich habe das in meinem Studium und als O-Phasentutor sehr stark erlebt, dass Leute, die bei der Bundeswehr waren, sich ganz anderes verhalten haben als die, die direkt von der Schule kamen. Oder beispielsweise ob jemand während des Studiums von den Eltern gepampert wird (wie viele Frauen) oder stärker jobben und sich durchsetzen muss (wie eben viele Männer). Solche Lebensläufe zwischen Abitur und Examen werden überhaupt nicht betrachtet, obwohl sie großen Einfluss haben. Jemand, der während des Studiums gekellnert hat oder Tutor war, wird in mündlichen Prüfungen sicherlich eloquenter und selbstsicherer dastehen. Und in meiner Studienzeit waren das fast nur die Männer, weil die Frauen fast alle von den Familien versorgt wurden. (In meinem Abiturjahrgang war ich einer der glücklichsten Männer, weil ich aus der Familie eine übriggebliebene, alte, durchgerostete Schrottkarre bekommen habe, an der ich jahrelang repariert und herumgeschraubt habe, um sie am Laufen zu halten, bis sie zusammengebrochen ist. Die Frauen bekamen fast alle einen neuen Golf oder sowas. Wir hatten in der Firma mal ne junge Praktikantin. Die bekam von den Eltern einen nagelneuen Mercedes hingestellt, damit sie nur ja nicht mit dem Bus zur Arbeit fahren musste. Fleißig war die nicht. Im Studium hatten es die meisten Frauen nicht nötig, sich ihr Studium zu verdienen, und ließen sich die Übungsblätter von den Männern lösen. Klar, dass die dann in mündlichen Prüfungen schlechter dastehen.)
Weder erklären sie, warum gleiche Abiturnoten auf gleiche Leistungen schließen lassen, noch betrachten sie, was zwischen Abiturnote und Hochschulprüfungen gelaufen ist.
Aber nehmen wir einfach mal an, das wären eben die gegebenen Daten, und blenden wir mal alle die Unwägbarkeiten wie Lebenslauf usw. aus.
Was müsste man daraus folgern?
Man müsste folgern, dass die viel weniger standardisierte Größe, nämlich das Abitur, die Ursache ist. Denn immerhin vergleichen sie hier Leute, die dieselbe Staatsexamensprüfung abgelegt haben, aber ihr Abitur in verschiedenen Bundesländern, verschiedenen Schulen, verschiedenen Fächern, bei verschiedenen Lehrern.
Also müsste man – wenn überhaupt – folgern, dass Frauen an den Schulen überbewertet werden. Dass sie gleiche Abiturnoten bekommen, obwohl sich im Studium, wenn’s ernsthaft zur Sache geht, dann herausstellt, dass sie weniger leisten.
Man könnte auch etwas anderes folgern. Es gibt ja die verbreitete These (Erkenntnis?), dass Frauen zwar im Durchschnitt so intelligent sind wie Männer, aber sie weniger Streuung haben. Daraus könnte man folgern, dass eine eher allgemein gehaltene Prüfung von mittlerem Niveau wie das Abitur eher so in die Mitte der Anforderungen zielt, sich die Streuung im Durchschnitt also nicht auswirkt, während bei höheren Anforderungen Männer von ihrer breiteren Streuung profitieren. Deshalb könnte man diese Zahlenergebnisse als Beleg dafür ansehen.
Man könnte ebenso folgern, dass daraus folgt, dass die beim Abitur noch alle jung und unschuldig waren, aber dann, wenn sie mal erwachsen sind, die Frauen eher dem Nachtleben fröhnen und deshalb weniger lernen.
Man könnte folgern, dass Männer zwar nicht schlauer, aber einfach fleißiger sind und im Studium einfach mehr lernen und das ernster nehmen. Vielleicht, weil sie sich selbst und eine Familie ernähren müssen und sich nicht einfach heiraten und versorgen lassen können.
Man könnte folgern, dass Männer einfach bessere Juristen sind, und sich das eben im Studium zeigt, aber noch nicht im Abitur, weil Jura eben kein Abiturfach ist und deshalb Abiturnoten noch nicht zeigen können, wie gut Männer sind.
Kann aber auch daran liegen, dass man heute sexuell aufgeschlossen ist und deshalb so viele schwule Prüfer hat, die nun alle auf schöne Studenten und nicht auf Studentinnen stehen.
Man könnte auch … hab ich im Buch schon erläutert, wie man aus Zahlenamterial jede beliebige Schlussfolgerung folgern kann, weil eine Korrelation eben keine Kausalität ist.
Diese ganzen feministischen Betrachtung wie da sind die Zahlen so, dort sind sie anders, als werden Frauen diskriminiert, sind völliger Schwachsinn und wissenschaftlich unhaltbar. (Und zeigen die wissenschaftliche Überlegenheit des Manns, da ja vor allem Frauen drauf reinfallen.) Zeigt aber auch, dass Professoren heute auch nichts mehr lernen, denn zwei der Autoren sind ja Professoren, und haben trotzdem keine Ahnung von grundlegendem wissenschaftlichem Arbeiten. Korrelation für Kausalität zu halten ist ein ganz zentraler wissenschaftlicher Fehler, der einem Professor eigentlich gar nicht mehr unterlaufen dürfte.
Aber dann schreiben sie:
Überraschend für uns war, dass wir deutliche Geschlechtseffekte bei der Datenanalyse gefunden haben und zwar sowohl im universitären Klausurenkurs als auch im Examen selbst. Die sich hier aufdrängende Frage ist, ob Frauen im Examen diskriminiert werden. Diese Frage lässt sich mit unseren Daten nicht beantworten.
Ja.
Was soll dann das Paper? Wozu eine Studie, eine Auswertung, eine Veröffentlichung, wenn die Daten die Frage nicht beantworten?
So geht’s dann weiter:
Für eine Diskriminierung würde zunächst einmal sprechen, dass es keine offensichtlichen Gründe gibt, weshalb Frauen – die auch bessere Abiturnoten aufweisen – schlechtere Juristen sein sollten, dass sie aber gleichwohl bereits bei den verhältnismäßig diskriminierungsunanfälligen Klausuren signifikant schlechter abschneiden.
Hähähä. Was ne Logik: Wir haben nur Zahlen erfasst, uns die Sache aber sonst nicht angesehen. Es gibt keine „offensichtlichen Gründe”, weil wir es gar nicht erst betrachtet (und deshalb nichts gesehen) haben, deshalb spricht es für Diskriminierung. Weil heute immer irgendwas für Diskriminierung sprechen muss.
Gegen eine Diskriminierung in diesem Bereich spricht eventuell, dass beim „Üben“ im Klausurenkurs Frauen auch geringere Lernfortschritte (d.h. eine geringere Steigerung je Klausur) erzielen. Erstaunlicherweise gibt es aber sogar einen über den im schriftlichen Teil der Examensprüfung hinausgehenden negativen Effekt, wenn man die mündlichen Prüfungen betrachtet: Hier schneiden Frauen durchschnittlich noch schlechter ab. Im Gespräch mit Prüfern haben wir immer wieder gehört, dass die schwächere Bewertung von Studentinnen in der mündlichen Prüfung damit zusammenhänge, dass sich diese aufgrund allgemein beobachteter geringerer Selbstsicherheit weniger aktiv am Prüfungsgespräch beteiligten und seltener (non-verbal) signalisierten, dass sie eine Frage beantworten wollen.
Heißt im Klartext: Frauen sind selbst bei gleicher Abiturnote im Jurastudium tatsächlich schlechter. Erstens weil sie langsamer lernen. Zweitens, weil sie in einer Prüfung das Maul nicht aufkriegen, anscheinend, weil sie ständig antrainiert bekommen, dass sie nur dasitzen und warten müssen, bis sie „gefördert” werden. Dass eine Prüfung heißt, dass man nicht auf die Förderung wartet, sondern von selbst was bringen muss, scheint sich da weniger rumgesprochen haben.
Heißt vielleicht, dass es geschlechtsbezogen ist. Heißt aber nicht, dass es an den Prüfern liegt oder diskriminiert wird, sondern dass die tatsächlich weniger leisten. Das einzige, was man aus diesen Zahlen da folgern kann, ist dass Frauen und Männer im Studium nicht gleich gut sind. Und nicht, dass Frauen schlechter bewertet würden. Und das kann man auch nicht ausgleichen, das muss zu schlechteren Noten führen. Wer will schon im Gerichtsverfahren von Anwälten vertreten werden, die vielleicht was wissen, aber das Maul nicht aufkriegen?
Interessanterweise zeigen Untersuchungen mit Studierenden sowohl der Rechtwissenschaften als auch der Betriebswirtschaftslehre an der Harvard University ähnliche Befunde: Frauen sind bei Studienbeginn gleich gut, machen aber am Ende schlechtere Abschlüsse.
Weil dieser Effekt bei unterschiedlichen Fächern auftritt, ist nicht anzunehmen, dass es sich um einen fachspezifischen Effekt handelt. Dass die von Prüfern im Staatsexamen angeführte weniger aktive Prüfungsbeteiligung von Frauen eine Rolle spielt, legt auch ein als Reaktion auf die Befunde an der Harvard University durchgeführtes Pilotprojekt nahe. So konnte unter anderem gezeigt werden, dass eine stärkere Motivation zur aktiven Mitarbeit nachteilige Effekte reduzieren kann. Aber was sind die Ursachen dieses zurückhaltenden und mit Blick auf die Benotung nachteiligen Verhaltens? Psychologische Untersuchungen legen nahe, dass wahrgenommene Stereotype ein solches Verhalten bedingen können.
Könnte man vielleicht meine. Erklärt aber nicht, warum die Leistungsunterschiede zwischen Männern und Frauen im Laufe des Studiums größer und nicht geringer werden. Sowas würde man dann am Anfang des Studiums erwarten, aber mit der Zeit müssten Frauen ja dann lernen, damit umgehen zu können. Zumal mir das Stereotyp nicht einleuchten will, in meinem Bekanntenkreis gibt es diverse Frauen, die voll dem Klischee entsprechen und pausenlos schnattern und jeden in Grund und Boden reden. Das Klischee ist doch, dass die Frau ständig redet und der Mann schweigt. (Siehe Loriot, er will doch nur sitzen.) Warum sollte also gerade in Prüfungen die Situation umgekehrt sein, und die Frau plötzlich wegen des „Stereotyps” schweigen? Außerdem schreiben sie an anderer Stelle, dass es um anonyme schriftliche Arbeiten geht und sie vermuten, dass die Prüfer anhand der Handschrift unbewusst erkennen, ob der Prüfling männlich oder weiblich ist. In schriftlichen Prüfungen können sich aber solche Mitarbeitsstereotype nicht auswirken.
Wenn ich das so lese, bekomme ich folgenden Eindruck von dieser Studie:
Sie wollten die Diskriminierung der Frau belegen. Ging schief, das Zahlenmaterial belegte das dann irgendwie nicht. Political Correctness an den Universitäten erzwingt aber, dass Frauen gefälligst diskriminiert zu sein sind, sonst gibt’ fett Ärger. Also haben sie die Diskriminierung da irgendwie hingefaselt.
Man hätte nämlich auch zu dem Ergebnis kommen können, dass Abiturnoten Frauen überbewerten und eine Befähigung vorgaukeln, die diese dann tatsächlich nicht haben, was sich zeigt, sobald es an einheitliche Prüfungen geht, und was dann irrtümlich für Diskriminierung gehalten wird. Geht aber politisch nicht.
Was sagt das Paper nun belastbar aus? Eigentlich gar nichts.
Und was schreibt dann der SPIEGEL dazu?
Das Resultat erschreckt: Frauen schneiden im Examen knapp zehn Prozent schlechter ab – bei gleichen Leistungen und Voraussetzungen. Ähnliches gilt für Studenten mit ausländischem Namen. Traxler sagt: “Wer sich ein Bildungssystem wünscht, das hinsichtlich Geschlecht und Herkunft neutral wirkt, dem sollte dieses Ergebnis Bauchschmerzen bereiten.”
[…]
Fest steht für Traxler und seine Kollegen: Frauen bringen das Potential mit, das zeigen ihre Abiturnoten. Sie werden im Jura-Studium allerdings nicht richtig gefördert: “Darüber müssen wir uns bei der Gestaltung der Lehre und der Prüfungen mehr Gedanken machen.”
Schwachsinn.
Die haben Zahlenmaterial, das alles mögliche bedeuten könnte. Die Political Correctness gibt aber vor, dass es gefälligst zu bedeuten habe, dass Frauen stärker gefördert werden und Prüfungserleichterungen bekommen müssen.
Anscheinend wirds aber durch Fördern und Schmusen noch schlimmer.
Vielleicht wär’s sinnvoller, den Erstsemestern die Zahlen zu zeigen und den Frauen zu sagen: Jetzt seid Ihr gleich gut, aber die Männer geben sich mehr Mühe und hängen Euch ab. Also setzt Euch verdammt nochmal auf den Hosenboden und gebt Euch mehr Mühe! Sonst fliegt Ihr raus!
Fordern statt fördern.
Übrigens vertreten viele Feministinnen ja die Auffassung, dass das jahrelange Lernen und Arbeiten in Laboren usw. typisch männlich wäre und Frauen sowas nicht möchten, dagegen mehr Wert auf die „Work-Life-Balance” legten, sprich dass Frauen fauler sind als Männer. Was ja die Notenentwicklung exakt erklären würde.
Deshalb gehört es zu einer Untersuchung immer (und das wurde hier völlig ignoriert), alle anderen Störeinflüsse auszuschließen oder wenigstens zu erfassen und zu erwähnen. Wer sagt eigentlich, dass die Prüfung das einzige ist, was die Noten beeinflusst?
Man könnte aus den Zahlen und den während des Studiums immer stärker auseinanderdriftenden Leistungen ebenso folgern, dass der Einfluss des Universitätsfeminismus, dem die Studentinnen ja über das Studium hinweg permanent ausgesetzt sind, durch das Förder- und Diskriminiertengeschwafel den Leistungseinbruch verursacht.
Das nämlich kann man ohne weiteres empirisch bestätigen:
Man muss nur die mit der Studienzeit immer weiter auseinandergehenden Leistungen zwischen Männern und Frauen mit der Zeit korrelieren, der die Frauen feministischer Hochschulpropaganda ausgesetzt sind. Da ja beides während des Studiums steigt, sind sie zweifellos miteinander korreliert. Also ist doch offensichtlich bewiesen, dass die Leistungsschwäche der Frauen durch den Einfluss des Feminismus verursacht wird. Je länger Frauen dem Feminismus ausgesetzt sind, desto mehr fallen sie in der Leistung und Berufsfähigkeit zurück. Das wäre doch mal eine ordentliche Korrelation.
Warum muss man in Deutschland Professoren und Journalisten eigentlich immer die einfachsten wissenschaftlichen Grundlagen erst mühsam beibringen?
20 Kommentare (RSS-Feed)
Erkenntnis aus meiner Doktorandenzeit und Tutortätigkeit.
Frauen und Studenten mit ausländischen Namen sind ganz prima im Networking. Die ziehen immer noch die Musterlösungen von fünf Jahre alten Aufgaben irgendwo an Land. In den vorlesungsbegleitenden Übungen, versteht sich.
In der Klausur bzw. Prüfung fallen die dann alle hinten runter. Die Frauen und Studenten mit ausländischen Namen.
Logische Konsqequenzforderung der Förderwütigen müsste sein: die existierenden Frauen mit Anwaltszulassung haben es als Anwalt schwerer, weil sie weniger Kompetenz mitbringen. Weil man das Fach Jura nur mühsam durchgendern kann bekommt in Zukunft jeder Beschuldigte der sich von einer StrafrechtlerIN verteidigen lässt einrn Strafbonus im Urteil. Förderung auf dem kurzen Dienstweg also.
Betrachtenswert ist aber, dass Frauen (unklar ob Studenten mit ausländisch klingendem Namen nach Einordnung zweier Hiwis ebenso..) in den mündlichen Prüfungen nochmals schlechter bewertet werden, als in den schriftlichen Prüfungen.
Könnte aber mit Trainingsumfeld wie Tutorenjob (gibts das überhaupt in Jura?) und ähnlichem erklärbar sein – da würde ich aber tatsächlich genauer nachhaken.
Die Abiturnote als “objektives” Merkmal zu nehmen im Vergleich zu einer anonymisierten schriftlichen Note von zentralen Staatsexamen, dies als sinnig zu erachten geht mE lediglich mit ner ernsthaften Störung.
Uni Göttingen hat auch eine Dr. Andrea D. Bührmann die brutalstmöglich folgert:
“„Alle Faktoren zusammen legen es nahe zu argumentieren, mit mehr Frauen im Top-Management wäre die aktuelle Finanzkrise weniger dramatisch verlaufen“, so Prof. Bührmann. Auch Forderungen nach einer Frauenquote werden damit begründet, dass gemischt zusammengesetzte Teams bessere Entscheidungen fällen, innovativere Prozesse anstoßen und den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen steigern.”
Und zwei Sätze weiter:
“Dennoch sei eine Geschlechterquote notwendig, um eine gerechte Beteiligung von Frauen und Männern an zukunftsweisenden Entscheidungen der Wirtschaft zu gewährleisten.”
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4718
Das “Diversity Research Institute” der Uni G. hat sich dort 08.2013 gegründet. Nach Bührmanns Ausussage ist es das erste Diversitätsforschungsinstitut an einer Deutschen Hochschule. Hier ( https://www.youtube.com/watch?v=11W2HCDlTE0 leider sehr viel geschnitten…) kann man die Eröffnungszeremonie dieses Insitutes anschauen. Interessant finde ich u.a. die Aussagen und Körpersprache des Soz.Dekans (der sich aufschrieb was “Diversity” sein könnte) und der Uni-Präsidentin in den ersten 7Minuten.
Bührmann lässt durchblicken, dass das Institut nicht nur “Forschung” an der Uni betreiben soll (ab 10:40):
“…Ein besonderer Fokus [des Instituts] liegt auf der Ebene der Organisation. So soll auch die Uni G. bei der Implementierung …”
Als Laudator kommt auch zu Wort Dr. Michael Hartmann (Uni Darmstadt, Sozialist, attac Aktivist, “Eliteforscher”, viele yt-vids). Er korreliert alles Mögliche mit Allem in seinem Vortrag.
In der Diskussion sagt er, dass “Diversity Hochschulen” nicht wettbewerbsfähig sind. (28:00)
p.s.
Ich glaube bei Geschlechterquoten werden die nicht stehenbleiben. “Diversity-Management” hat Potential für beliebig viele Quoten.
> […] Dazu kommt der „pädagogische Spielraum” bei Schulnoten.[…]
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, insbesondere weil die für Schulnoten vorgesehenen Kriterien über die ganze Schulzeit wirken und dementsprechende Erwartungen wecken. In die Schulnote geht der individuelle Lernfortschritt, Anstrengung, Fleiß, Sorgfalt und das Sozialverhalten ein; sie sind also von vornherein nicht als objektive Leistungsmessung gedacht. Durch Familie und Schule werden Mädchen stärker auf Wohlverhalten trainiert; ihre bessere Anpassung an den Schulbetrieb wird über die Noten entsprechend belohnt. Jungen gelingt diese Anpassung seltener, was sich — auch bei objektiv gleichen Leistung — in schlechteren Noten widerspiegelt. Allerdings erwerben Jungen nebenbei die Fähigkeit, auf sich aufmerksam zu machen, auch wenn nicht unbedingt positiv.
Dann kommen die ehemaligen Schüler im Studium oder im Beruf dann unversehens in eine Situation, in der man schwache Leistungen nicht mehr durch Anpassung und Wohlverhalten kompensieren kann und in der man selbst auf sich aufmerksam machen muss, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Es ist klar, dass gerade diejenigen damit die größten Schwierigkeiten haben, die in der Schule bestangepasst waren.
Zu meiner Studienzeit kam dieser Bruch wenigstens gleich zum Studienbeginn und ermöglichte es den Studenten, ihr Schulverhalten frühzeitig abzulegen. Auch die Studentinnen haben es damals geschafft, zumindest konnte ich nach ein paar Semestern keinen großen Unterschied mehr feststellen (obwohl natürlich Studentinnen der Mathematik oder Informatik aus anderem Holz geschnitzt sind als zukünftige Juristinnen — weniger zarte Töchter aus höherem Hause).
Durch die zunehmende Verschulung und die Vorstellung, Studenten seien Kleinkinder, die man wickeln, füttern und fördern müssen, wird dieser Reifeprozess immer weiter nach hinten geschoben, bis es irgendwann nicht mehr gelingt.
Ich kann mal auflösen. Das Staatsexamen in Jura ist Willkür und Lotterie – für beide Geschlechter.
Wer vorher auf krummen Wegen einen Tipp hinsichtlich Aufgabenstellung und gewünschter Lösung bekommt, kann durchstarten..
Wenn man schon die Abiturnoten als Maßstab für die Leistungsfähigkeit heranzieht, dann sollte man wissen, daß Mädchen schon in der Grundschule für die gleichen Leistungen etwas bessere Schulnoten erhalten. Beim Abitur dürfte das ähnlich sein, allerdings habe ich dazu keine Quelle zur Hand.
Eine gängige These, die die bessere Noten von Mädchen erklärt, ist deren statistisch höherer Fleiß. Außerdem sagen Durchschnittsnoten nicht viel über fächerspezifische Begabungen aus.
D.h. man kann aus der Notendifferenz 2,05 bei Frauen, 2,22 bei Männern mMn auf keinen Fall schließen, diese Populationen hätten signifikant andere Verteilungen der Leistungsspektren.
Die Jura-Examen werden mit Nummern geschrieben.
Also diskriminieren die Korrektoren da Schönschrift und damit vermutete Frauen?
@ quarc
>Durch Familie und Schule werden Mädchen stärker auf Wohlverhalten trainiert …
Schon bist Du in die Genderfalle getappt. Kann es denn nicht auch sein, daß Mädchen von Natur mehr so sind?
Frauke Lüpke-Narberhaus ist Unterstützerin von pro quote. Es sollte dem Leser eigentlich angezeigt werden wenn die Autoren* eine parteiische Weltsicht zu einem Thema haben könnten! Das macht der Spiegel hier nicht…
*Autorin triffts nicht richtig. Kommentatorin wäre ehrlicher, genauer empörte Kommentatorin.
Die sciencefiles haben sich ebenfalls mit dieser Studie und dem Spiegel-Artikel beschäftigt. Anscheinend liegt das Problem weniger bei der Studie als solcher, sondern mehr bei der plump-feministischen Berichterstattung im Spiegel.
http://sciencefiles.org/2014/04/14/phantasie-statt-recherche-journalismus-a-la-spiegel/
Die Autoren der Studie vergessen auch folgendes:
Zweitprüfer! Darüber hinaus hätte man für eine seriöse Studie die Klausuren erneut “objektiv” bewerten müssen. Hätte man dann festgestellt, dass bei der Beurteilung der Klausuren öfter ungleiche Maßstäbe angelegt wurden, dann wäre das was anderes gewesen (und hätte das “Warum” immer noch nicht erklärt)!
So muss ich aber sagen: Die ganze Studie ist nur Geldverbrennung. Statt einer solchen Studie hätte man doch lieber den Frauen, die das Studium schaffen einen Blumenstrauß überreichen können.
Ich habe mein Diplom damals per Post bekommen. Eine Frau, die ein recht gutes Diplom (1,X aber eben nicht die Jahrgangsbeste oder so) geschafft hat, bekam es feierlich mit Blumenstrauß überreicht. Rede vom Dekan vor Lokalpresse inklusive. Artikel auf der Homepage des Fachbereichs ebenso. Ich kenne keinen Mann der sein Diplom so feierlich überreicht bekam. Bei Männern wird das erwartet, bei Frauen ist ein erfolgreicher Abschluss im IT-Bereich wohl ein Grund zum Feiern.
Gleiche Rechte heißt für mich auch gleiche Pflichten …
Gleiche Rechte heißt für mich auch gleiche Anerkennung …
Für Frauen heißt Gleichberechtigung wohl, das man sie feiern muss, wenn sie mal das schaffen, was von Männern seit jeher erwartet wird…
“Zunächst sind die Abiturnoten der Studentinnen in unserem Datensatz (also der Frauen, die sich für ein Jura-Studium in Bielefeld, Bochum oder Münster entscheiden), hochsignifikant besser (M = 2,05 bei Frauen, 2,22 bei Männern – Schulnoten). ”
Zunächst muss man mal festhalten, dass man zwar in der Schule Durschnitte von noten bildet ein Statistiker dies aber in aller Regel nicht tun würde, da Schulnoten nur ordinale Meßgrößen sind, d.h. sie besitzen eine Anordnung aber keinen absoluten Wert. Ist der Wissensunterschied von note 4 zu 5 so groß wie der von 1 zu 2? Ich glaueb nicht.
Daher sollte man Signifikanz von Notenunterschieden bezüglich Geschlecht anhand eine Kreuztabellierung anhand von CHi-Quadrat-Tests ermitteln.
Ansonsten: Es ist entwicklungspsychologisch bekannt, dass die Leistungen von Mädchen fast die gesamte Schulzeit im Mittel besser sind als die von Jungen. Jedoch findet nach der Schule eine Selbstselektion statt, in der die besten Mädchen mit den besten Jungen (jeweil unter denen die sich für das Fach interessieren) konkurrieren. Und hier schlägt die höhere Vrianz der Begabungen unter Männern im Vergleich zu den Frauen zgunsten der Mänenr durch.
Dass, wie die OECD bereits gezeigt hat, Jungen bei gleichen Noten im Mittel schlechter bewertet werden als Mädchen können wir als Fußnote hinzuziehen.
Es werden also Äpfel mit Birnen verglichen, und in der Studie werden eben KEINE statistischen Zwillinge gebildet – hierzu muss man Matching-verfahren anwenden.
Ansonsten: Eigentlich sidn derartige Tiefeninterpretations unter Statistikern verpönt. Ein Datensatz soll genau eine Fragestellung beantworten. Alles andere ist nämlich ex post Signifikanzfischen ( zerlege Dein Sample solange, bis irgendwann eine Signifikanz eines Merkmal auftaucht, bei hundert Vriablen und einem Signifikanzniveau von 5% müssen im Mittel 5 signifikant sein).
Das hat mit Statistik nichts mehr zu tun.
Eine Korrelation ist keine Kausalität?
Mag sein, das hindert das Dekorrelationsbüro aber nicht daran, einen schriftlichen Dekorrelationsbefehl auszustellen, der erfahrene Fachkräfte unter strikter Erfolgskontrolle dazu berechtigt, die in Jahrzehnten erprobten Dekorrelationstechniken anzuwenden, bis der Erfolg eintritt: Das Verschwinden der Korrelation.
Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass die juristischen Examensklausuren anonymisiert geschrieben werden. Diese jeweils fünfstündigen Klausuren (NRW: sechs, in anderen Bundesländern mehr, ich habe neun schreiben müssen) bilden 60% der Note im Ersten Staatsexamen. Weitere 30% entfallen auf das mündliche Prüfungsgespräch (bis zu fünf Kandidaten als Prüfungsgruppe, Dauer: ein Tag) und den Kurzvortrag (10%) im Rahmen der mündlichen Prüfung.
Das Geschlecht oder der Migrationshintergrund eines Kandidaten fällt daher erst in der letzten Phase erstmals wirklich auf. Der Artikel hakt schon an dieser Stelle.
M.E. nicht ausreichend gewürdigt wird ein sehr wesentlicher Unterschied. Das Erste juristische Staatsexamen bildet eine Momentaufnahme des Leistungsvermögens eines Kandidaten. Das ist mit Vor- und mit Nachteilen verbunden. Demgegenüber fußt die Abiturnote zu ganz erheblichen Teilen auf einer Längsschnittbeobachtung der Leistung. Gem. http://www.schiller-online.eu/assets/files/sek2/Berechnen%20der%20Abiturnote%20-%20Neue%20GOSTV.pdf wird die Abiturnote nur zu knapp über 28% aus den Ergebnissen der eigentlichen Abiturprüfung gebildet. Der Rest wird aus den Ergebnissen der gesamten zweijährigen Oberstufe ermittelt.
In der Tat, das einzige was man der Studie entnehmen kann ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür dass beim Abitur soziales Wohlverhalten stärker Eingang in die Endnote findet.
Wie schon gesagt wurde, die Klausuren, die den größeren Teil der Examensnote ausmachen werden anonymisiert geschrieben – und dass dort die Prüfer für eine Sauklaue mehr Punkte vergeben als für Schönschrift erscheint….eher fernliegend.
Und in der mündlichen Prüfung trifft man auf die Prüfer häufig zum ersten mal, d.h. Prüfer und Prüflinge kennen sich vorher nicht.
Wie bei fast allen Prüfungen spielt natürlich Glüch eine Rolle, und auch die Tagesform. In einer Hinsicht sind die Examina aber recht zuverlässig: ein schlechter Jurist wird kein gutes Examen machen.
> Ich glaube bei Geschlechterquoten werden die nicht stehenbleiben. “Diversity-Management” hat Potential für beliebig viele Quoten.
Brauchst Du nicht zu glauben, ist schon so. Bei meinem ehemaligen Brötchengeber (europäischer Konzern) gibt es jetzt für Neueinstellungen eine “Asiatenquote” (weil da ja die Märkte sind…). Gilt aber natürlich nur für Einstellungen auf Akademikerlevel. Und sie nennen es vorsichtshalber auch nicht Quote, sondern “Target”.
> > Durch Familie und Schule werden Mädchen stärker auf
> > Wohlverhalten trainiert
>
> Schon bist Du in die Genderfalle getappt. Kann es denn
> nicht auch sein, daß Mädchen von Natur mehr so sind?[…]
Ich bin in gar nichts getappt. Bloß weil ich den Einfluss von Familie und Schule auf die geschlechtsspezifische Persönlichkeitsentwicklung anerkenne, brauche ich noch längst nicht andere — z.B. angeborene — Faktoren abstreiten.
Das Gegenteil eines Extrems ist nicht das Extrem des Gegenteils.
Abgesehen davon halte ich auch das menschliche Sozialverhalten für einen Bestandteil der biologischen Grundausstattung. Dass Kinder dieses in Familie und Schule erlernen, erscheint mir nicht unnatürlicher als die Erziehung von kleinen Elefanten in der Elefantenherde. Es gehört ja gerade zum Erfolgsrezept höherer Säugetiere, dass die Entwicklung ihrer Verhaltensmuster sich auch nach der Geburt lange Zeit fortsetzen kann. Genderistinnen (und manche ihrer Opponenten) machen hier zuweilen den Fehler “natürlich” oder “biologisch” auf “angeboren” oder “genetisch bedingt” zu reduzieren und verkennen dann den biologischen Gehalt dessen, was sich nach der Geburt abspielt.
Insofern ist es also durchaus die Funktion von Familie und Schule, die Kinder für die Anforderungen der Umwelt vorzubereiten, auf die sie treffen werden. Gelingt dies nämlich nicht, dann ist auch mit deren Fortpflanzungserfolg nicht weit her. Diese Institutionen werden also in erster Linie das bestehende reproduzieren, allerdings mit genügend Variation versehen, um auch auf sich verändernde Anforderungen vorzubereiten. Wenn also in Familie und Schule bei Mädchen mehr Wert auf Wohlverhalten gelegt wird, kann dies durchaus Ausdruck der gesellschaftlichen Anforderungen sein, unabhängig davon, welche Faktoren für die Ausbildung dieser Anforderungen verantwortlich sind. Man bedenke auch, dass die Erziehung zumindest in Kindergarten und Grundschule von Frauen dominiert ist, damit auch die Form des gewünschten Wohlverhaltens eher weiblich geprägt ist und von Mädchen eher erfüllt wird.
Toller Artikel!
Auf diesem Phänomen reitest du schon länger rum und beschreibst es mit zunehmender Zeit immer klarer, aber es ist keineswegs eine neue Erkenntnis. Die empirische Forschung der Sozioschwafler(http://de.wikipedia.org/wiki/Empirische_Sozialforschung) ist nichts anderes als systematischer Wissenschaftsbetrug. Ich war einpaar Jahre an einem Fakultät für solche Laberfächer beschäftigt und habe dabei einigen Studenten beim Setzen ihrer Arbeiten geholfen, und erst als ich mich ernsthaft mit Empirie und Statistik*[1] beschäftigt habe, wurde mir klar, was für ein Pfusch an den Universitäten betrieben wird. Die tun nicht mal so, als ob sie sich an die Regeln der Kunst halten.
95% der sog. Empirie kann man getrost in die Tonne kloppen: Garbage in, garbage out. Kapitale Fehler beim sampling sind an der Tagesordnung – bei praktisch allen Bachelor und Masterarbeiten. Es wird fast ausschließlich im Universitätsumfeld gesampled – über Schwarze Bretter, Mailinglisten und der Asta. Ergo wären die Resultate allenfalls auf das Universitätsumfeld generalisierbar, wenn man denn Zufallsstichproben erheben würde, aber das geschieht auch nie. Es läuft darauf hinaus, dass sie nur Personen befragen, die sich freiwillig melden. Damit hat man allerdings ein convenience sample, und die ist faktisch wertlos, was auch die Resultate wertlos macht. Nicht selten wird das ganze dann auch noch als Experiment hingewurschelt, um Kausalität vorzugaukeln, denn Beobachtungsstudien können allenfalls Korrelation ermitteln. Das ist natürlich auch Blödsinn, weil einfache Interviews können kein Experiment sein. Ein seriöser Wissenschaftler macht sowas nicht – das sind dreckige Taschenspielertricks. Und das gilt nicht nur für die Studenten…
Um zu deinem Punkt zu kommen: Nach den Kriterien des Falsifikationismus, was nach heutigen Maßstäben der Wissenschaftstheorie die Grundlage aller Empirie ist, kann man keine Hypothese “beweisen”, sondern allenfalls widerlegen. Die heutigen wissenschaftlichen Arbeitsmethoden ignorieren diese einfache Tatsache. Man sucht sich etwas raus, was man gerne belegen/erforschen würde: H_A, die Alternativhypothese – dem gegenüber steht die Nullhypothese H_0 (nothing is going on). Danach wird berechnet, wie wahrscheinlich die getätigten Messungen zufall sind. Dabei wählt man sich selbst nach Gusto den Schwellenwert alpha (http://en.wikipedia.org/wiki/Statistical_significance), und wenn die nicht übersprungen wird ist H_0 widerlegt und H_A ist “bewiesen”.
Einen der fundamentalen Probleme dieser Methode hast du erkannt: Es gibt keine Möglichkeit festzustellen, dass ein beliebig ausgesuchter H_A der Grund war, wieso H_0 widerlegt wurde. Man kann oft, wie du eindrucksvoll demonstrierst, problemlos andere H_A konstruieren.
Andere Strickfallen, die systematisch betreten werden:
– falsche/ keine Anwendung des Falsifikationismus
– dillentatische Umsetzung der Methode (falsch gesampled, übel herumgepfuscht bei der Art der Studie)
– Beobachtungsstudie -> allenfalls Korrelation
– statistischer Zufall ist fair -> in der Theorie wird dem z.T. mit der Samplegröße (http://en.wikipedia.org/wiki/Margin_of_error) genüge getan, aber es gibt viele Beispiele in den Sozialwissenschaften und auch Medizin, die zwar methodisch korrekt durchgeführt waren, wo aber die statistische Signifikanz mit weiteren Studien allmählich dahingeschwunden ist.
– kontroverse Kritik Poppers: “Induktion durch Wahrscheinlichkeiten ist logisch nicht haltbar” (http://fitelson.org/probability/popper_miller.pdf)
*[1] http://www.openintro.org/stat/ enthält ein freies Buch zu dem Thema, den ich jedem dringend empfehle. Heutzutage ist solches Wissen goldwert, da uns damit allerlei invalides Ranzerkenntniss verkauft wird. Es müssen unbedingt mehr Menschen in der Lage sein, Wissenschaftfälschung zu entlarven
Hallo Hadmut,
eine tolle Analyse lieferst du da. Ich kann das was du schreibst nachvollziehen. Leider gibt es genug Menschen mit nicht genug wissenschaftlicher Erfahrung die diese “Studie” für bare Münze nehmen und solche Fehler nicht erkennen. Ich will mich da selbst auch nicht unbedingt ausschliessen.
Was ich aber aus meinem Informatik-Studium bestätigen kann, ist, das es einen geringen Frauenanteil gibt und die paar Frauen die da sind, lassen sich natürlich immer ganz gerne von männlichen Mitstudierenden die Praktikums/Hausaufgaben machen. Auch beobachte ich des öfteren in den Laboren das es für Frauen eine lang und breite Extraerklärung für alles (noch so triviale) gibt. Sei die Frage noch so dämlich oder offensichtlich.
Wenn ein Mann dann mal fragt heisst es, lies es im Skript nach oder “hast du in den ersten Vorlesungen geschlafen?”. (Überspitzt formuliert)
Aber solange sich der Fleiss bei mir, durch eigene Arbeit, bei den Klausuren auszahlt, kann ich damit leben.
Naja, wie du schon öfters meintest, es gibt eine gewaltige Ungleichbehandlung, nur sind nicht die Frauen die “Opfer” sondern die Männer.
Danke für deine Bemühungen
Wie lange wollen wir uns das eigentlich noch bieten lassen?
Es ist zwar lustig, sich anzuschauen, was passiert, wenn man Frauen gleichberechtigt. Aber nicht mehr lustig ist, Frauen Machtpositionen zu geben, in denen es darum geht, Menschen jahrelang einzusperren.
Hier muß man einfach sagen: So nicht! Wir dürfen nicht riskieren, daß Menschen zu Unrecht eingesperrt werden, nur um eine “Gleichberechtigung” zu erreichen.