Die Witz-Promotion aus Bratislava
Boah. Ich hab hier gerade so eine Witz-Dissertation auf dem Tisch liegen. Eine Dissertation eines deutschen Professors.
Promotion an der Comenius University in Bratislava, Faculty of Management.
Netto-Text 62 Seiten, anscheinend A5 (hab nur einen Scan), dabei noch viel Platz geschunden mit großen Randabstand, großem Zeilenabstand, raumgreifenden Aufzählungen (itemize).
Englisch, aber kein gutes, nur Trivial-Geplauder ohne jegliche Wissenschaftlichkeit. Nur so Fasel-Formulierungen wie „seem to”, „should”, „can be seen as”, nur so Meinungsblubberei irgendwo im Ungefähren. Und vor allem inhaltsleeres, nutzloses Gefasel. Seicht, dass es einem graust.
Und damit ist hier einer in Deutschland Professor und Unternehmensberater geworden.
Frage an die Leser: Weiß jemand, ob Bratislava da schon öfters aufgefallen ist? Gab’s da schon mal was?
28 Kommentare (RSS-Feed)
@Ronald F.: Ich muss mich erst irgendwann näher damit befassen und substanziiert draufkloppen, bevor ich konkret sage, um wen es geht.
Bratislava scheint dafür bekannt zu sein, Titel zu verschenken.
Davon haben auch deutsche Bundestagsabgeordnete profitiert und eine Firma, die offensichtlich diese Doktortitel europaweit verkauft hat.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/karriere/promotion-dr-bratislava-befriedigt-die-eitelkeit-1.393149
Bratislava war mal bekannt dafür das man relativ einfach an ein kleines Doktorat (PhDr) kommen konnte, der eher einem Master Abschluss entspricht. Den nimmt da niemand wissenschaftlich Ernst, sondern ist ein Relikt aus der Vergangenheit (so wie Diplom/Magister etc. bei uns)
Dazu würde auch Umfang und fehlender wissenschaftlicher Inhalt passen. Sowas geht bei uns (leider) locker auch als Masterarbeit durch.
In den Jahren nach dem Beitritt herum (2004+), war die rechtlage nach etwas unklar und einige konnten sich den PhDr, sogar als Dr. in den Pass schreiben lassen. Das war sehr Länder/Sachbearbeiter abhängig. Inzwischen scheint sich aber entgültig die Rechtsauffassung durchgestetzt zu haben (auch in Bayern), dass es sich nicht um einen wissenschaftlichen Abschluss handelt. Bekanntestes Beispiel für einen solchen Abschluss ist CSU Politiker PhDr. Scheuer.
“Das war sehr Länder/Sachbearbeiter abhängig.”
Wenn man den in Bayern und Berlin führen kann, reicht das ja für einen Bundestagsabgeordneten aus Bayern.
“Netto-Text 62 Seiten, anscheinend A5 (hab nur einen Scan), dabei noch viel Platz geschunden mit großen Randabstand, großem Zeilenabstand, raumgreifenden Aufzählungen (itemize)”
Na immerhin Latex 😀
> Na immerhin Latex
Nee, das sieht gar nicht nach Latex aus.
In den späten 50er Jahren kursierte der Witz : “Graz Hauptbanhhof, Graz Hauptbanhof, 20 Minuten Aufenthalt zum Ablegen der Doktorarbeit…” Ein Witz, Graz ist eine anerkannte Alma Mater, zB. in der Linguistik.
@chmt: Danke, schöner Hinweis!
… Da dieser Grad nicht mit dem deutschen Doktorgrad äquivalent ist, darf ihn Scheuer in Deutschland (außer auf dem Gebiet der Bundesländer Bayern und Berlin) sowie im Internet nicht als Dr. führen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Scheuer
Auch verrückt – oder? In Bayern und Berlin also schon. Wieso eigentlich im Internet nicht – könnte man da nicht eine Ausnahme für die Surfer in Bayern und Berlin machen?
@Hadmut:
Weiß jemand, ob Bratislava da schon öfters aufgefallen ist? Gab’s da schon mal was?
Ok – Bratislava ist nicht Prag, – aber werfen wir es mal in einen Topf. Wenn man den Einzelnachweisen im wiki-Artikel oben folgst, findet sich da sicher noch einiges – in der Kürze bei der FAZ gesehen:
… Ku?era ergänzte gegenüber dieser Zeitung, Scheuer habe keine Lehrveranstaltungen in Prag besucht; Kenntnisse des Tschechischen seien nicht verlangt worden. Der CSU-Politiker sei auch nicht der einzige Ausländer gewesen, der auf diese Weise ein Doktorat in Prag erworben habe; das sei zu dieser Zeit (2004) „ganz normal“ gewesen. …
TeX muss auch nicht unbedingt nach TeX aussehen, siehe:
http://www.howtotex.com/templates/article-in-ms-word-style/
Das wäre mal auszuprobieren.
\blockquote{http://www.howtotex.com/templates/article-in-ms-word-style/}
Kann das Ding auch das üble Word-Kerning und dessen miesen Blocksatz emulieren? 😉
Warum Frauen Technik scheitern:
http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/geschlechterforschung-warum-frauen-am-dvd-spieler-scheitern-12890297.html
“irrender ist, dass Studieninteressierte über die Entstehung dieses Informationsportals in der „Herstory“ nachlesen können. Nein, das ist kein Tippfehler, sondern offenbar die weibliche Form von „History“. Schließlich versteckt sich in dem englischen Wort für „Geschichte“ das männliche Possessivpronomen „his“. Das hat zwar nichts mit der Wortabstammung aus dem altgriechischem „historia“ zu tun, aber hier geht es um anderes: um geschlechterkorrekte Sprache, weitläufig als „Gendern“ bekannt”
AAAAAAAARGH!
Als ob so ein Schwafelkopf schlau genug dazu wäre, TeX zu benutzen…
@Hadmut: als erstes solltest Du schauen, welcher Grad denn da wirklich verliehen wurde. Wie bereits mehrfach erwähnt, sind die “Dr” nicht die dem Ph.D. (oder dem Dr.) äquivalenten Doktorgrade. Die Dinger werden zuweilen nach dem Magister noch schnell drangehängt, es ist im wesentlichen eine weitere
Prüfung, soweit ich die Detail hier richtig verstanden habe:
http://www.fm.uniba.sk/index.php?id=2330
Hier ist nochmal die relevante Information in Englisch:
http://www.fm.uniba.sk/index.php?id=1961
Es genügt also, lediglich eine Masterarbeit einzureichen, oder sich einen zuvor erworbenen Master anerkennen zu lassen; dann kann man durch eine weitere Prüfung den “PhDr.” bekommen. Falls er das so gemacht hat und sich damit hier als “Dr.” ausgegeben hat, wollte er wohl die Provinzialität hiesiger Behörden ausnutzen.
Falls das auf dem Scan nicht mehr richtig zu erkennen ist, kannst Du den Namen auch in der Absolventendatenbank eingeben:
Ich habe auf Anhieb schon mehrere Müllers gefunden (ich weiß den Namen nicht, habe einfach einen häufig vorkommenden deutschen Namen probiert).
Welche Rückschlüsse das auf die Komenius Universität zulässt, ist nicht so klar. An diesen traditionellen Universitäten sind die Fakultäten viel eigenständiger als an deutschen Universitäten (ganz zu schweigen von diesen Provinz TUs die alle ihre Fachbereiche in Fakultäten umbenennen und sich dann vornehm vorkommen). Dementsprechend schwankt die Qualität erheblich.
Aus http://www.uniba.sk/index.php?id=117 kann man ersehen, dass ab 1990 nur noch >/dev/null Fakultäten (Theologie, Management, Sozial- und Wirtschaftslehre) hinzugekommen sind. Es kann durchaus sein, dass diese Managementfakultät einfach nur als Cashcow eingeführt wurde, in der man auch mit den geistigen Fähigkeiten eines Salatblattes einen Abschluss schafft.
Lost in html:
| Wie bereits mehrfach erwähnt, sind die “Dr” nicht
| die dem Ph.D. (oder dem Dr.) äquivalenten Doktorgrade.
soll sein
Wie bereits mehrfach erwähnt, sind die <FAKULTÄTSNAME>Dr” nicht
| die dem Ph.D. (oder dem Dr.) äquivalenten Doktorgrade.
Leicht off-topic:
https://www.tu-braunschweig.de/gtm/mitarbeiter/bath
Frau Dr.-Ing. Corinna Bath hat endlich eine schöne Professur in Braunschweig bekommen. Kann man eine TU denn nicht zur Baumschule downgraden?
Hallo,
Bitte mal die Dissertation von John Nash lesen.
Die hat brutto 32 Seiten. Im Literaturteil sind 2 Einträge vorhanden. Eine Literaturquelle ist von ihm selbst. Das Layout ist furchtbar.
John Nash hat dafürt den Nobelpreis erhalten.
Gruss.
http://www.princeton.edu/mudd/news/faq/topics/Non-Cooperative_Games_Nash.pdf
> Bitte mal die Dissertation von John Nash lesen.
Da stand aber auch was drin. In der Dissertation, die mir da vorliegt, steht nur dünnes nebulöses Geschwafel drin.
Hallo,
Bitte mal den Aufsatz von George A. Akerlof lesen.
The Market for ‘Lemons’: Quality Uncertainty and the Market Mechanism.
In: The Quarterly Journal of Economics. Band 84, Nr. 3, August 1970, S. 488–500.
Hat nur 12 Seiten. Der Artikel wurde 1968 fertiggestellt.
Von mehreren Zeitschriften wurde der Artikel wegen Trivialität (nebulöses Geschwafel?) abgelehnt.
1970 wurde er dann veröffentlicht.
George A. Akerlof hat dafür den Nobelpreis erhalten.
Gruss.
@Peter Graf: Und Du willst hier vortragen, dass deshalb jeder, der eine kurze Diss schreibt, dafür den Nobel Preis verdient hat?
@Hadmut: Nein natürlich nicht. Nur darauf hinweisen, dass die Anzahl der Seiten (z.B. Netto-Text 62 Seiten) nicht wirklich relevant ist. Mehr nicht.
@Peter Graf: Du meinst, mit zwei Dissertationen, allen Ernstes zwei Beispielen, willst Du belegen, dass die Anzahl der Seiten „nicht wirklich relevant” sei?
@Peter Graf
Wieso furchtbares Layout? Das war bis in 1980er hinein ganz normales Layout für viele Mathebücher. Brieskorn, Lineare Algebra oder die 2. Auflage vom Jackson, Klassische Elektrodynamik, sehen ganz genauso aus.
LaTex hat sich erst in den 1990ern auf breiter Front durchgesetzt und ist heute natürlich der Standard.
Wie lautet denn der Titel der Arbeit?
> Wie lautet denn der Titel der Arbeit?
Geb ich erst bekannt, wenn ich sie soweit gelesen und geprüft habe, dass ich voll draufhauen kann.
> Weiß jemand, ob Bratislava da schon öfters aufgefallen ist?
Na zu mindestens schafft es dort auch ein aktiver Fußballprofi (2.BL), seine Diss zu schreiben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Volker_Oppitz_%28Fu%C3%9Fballspieler%29
http://www.sz-online.de/sachsen/regionalsport/dynamo-setzt-auf-doktor-oppitz-2328387.html
Sind die Bratislava Dissertationen einsehbar? Ist die erwähnte Arbeit ein Plagiat?
Titel?