Handschrift
scheint auszusterben. Ich merke schon an mir selbst, dass meine Handschrift im Vergleich zu vor 25 oder 30 Jahren etwas nachgelassen hat, wenn ich sie mit alten Notizen von damals vergleiche. Meine alte Handschrift war deutlich lesbarer. Auch an Geschwindigkeit habe nachgelassen. Was auch nicht verwunderlich ist, weil ich sehr viel mehr mit der Tastatur schreibe. Schaut man sich aber ganz alte Handschriften aus Zeiten an, zu denen es noch nichts anderes gab (und meist auch weniger Zeitdruck), dann sind die alle sehr schön, sehr gleichmäßig, gut lesbar.
Heise Newsticker berichtet gerade darüber, dass die Handschrift bei Kindern gerade ausstürbe.
Was natürlich die Auswirkung digitaler Kriegführung, eines größeren Stromausfalles oder gar der IT-Infrastruktur natürlich enorm verstärken würde.
Generell müsste man das aber auch unter Analphabetismus zählen.
32 Kommentare (RSS-Feed)
Mit der Schulausgangsschrift stand ich auch immer auf Kriegsfuß. Meine persönliche Handschrift ist aber gut lesbar. Immer noch. Zuletzt habe ich mit Handschrifterkennung auf dem PDA rumexperimentiert. Dann starb der resistive Touchscreen mit Stift aus. Tja…
Ich kann das bestätigen.
Vor einigen Tagen wollte ich einen handschriftlichen Brief verfassen. In der heutigen Zeit genießen Briefe eben mehr Aufmerksamkeit, als Mails.
Ich war über das Schriftbild und das Schreibtempo erschüttert. Schon nach wenigen Zeilen konnte ich die erste Zeile nur deswegen “lesen” weil der Text noch im Kurzzeitgedächtnis hing.
Mürrisch setzte ich mich an meine Kiste und schrieb den Brief im Textverarbeitungsprogramm in Schreibschrift.
Für einen kurzen Moment wollte ich aufgeben und die Nachricht doch per Mail senden, aber ich blieb standthaft. Das Teil verließ die Wohnung als Brief.
meine Handschrift war schon in der Grundschule grauenvoll unlesbar. Da lag die Idee dann natürlich recht nahe Dinge lieber digital zu notieren.
Meine erste, dauerhaft eingesetzte Variante war ein HP Jornada 520 mit einer angesteckten “Stowaway” Falttastatur. Das Ding war brauchbarer als viele heutige Notebook-Tastaturen und verdammt praktisch klein (ca. das gleiche Volumen/Format wie der PocketPC selber).
Im Studium später (2004-2008) habe ich eh festgestellt dass ich schneller am PC mitschreibe als andere auf Papier. Text sowieso und auch Formeln waren mit einer brauchbaren Software die eine nicht-überkomplexe Syntax braucht (also alles außer MS Office Formeleditor, wer ist jemals auf die bescheuerte Idee gekommen Formelelemente per Klick auszuwählen?) ziemlich schnell notierbar.
Ja, mein PC hatte eine größere Neigung dazu mich anderweitig abzulenken als es ein Papier-Block tat. Aber dafür konnte ich meine Aufzeichnungen nicht nur hinterher noch lesen, ich konnte sie auch ohne Kopierer/Scanner anzuwerfen vervielfältigen und Komilitonen geben.
Recht schnell hat man sich auch in Gruppen von 2-3 Personen zusammen gefunden und spezialisiert (“Ich mach den Text, du zeichnest Grafiken”).
Ich sehe den Vorteil von Handschrift nicht. Alles was ich heute noch wirklich mit Stift in der Hand schreibe, sind Adressen auf Briefen und Unterschriften auf Formularen. Also unleserliche Krakel und große Druckbuchstaben. Letzteres dauert auch unerträglich lange, aber ich habe nicht das Gefühl als hätte ich irgendeine wichtige Fähigkeit verloren.
Dabei funktioniert die Texterkennung per Schreibschrift über einen Eingabestift bei z.B. einem Samsung Galaxy Note ganz gut. Da macht es fast wieder Spaß. Doof ist, daß solche Stifte als Eingabemedium nie wirklich relevant waren gegenüber Maus/Tastatur/Fingern. Wenn die damit aber malen usw., könnte – so man wollte – man schon Begeisterung dafür wecken. Nur auf der Tastatur tippen kann ja jeder Affe.
Wenn die Schulen nicht mal mehr Handschrift den Kindern beibringen können, sollten sie den Laden endlich zu machen. Da sehe ich dann wieder die Schul-IT-Visionäre von wegen Tablet und Gedöns in den Unterricht und schnell die Frage ins google Suchfeld eintippen – am besten per Stimmerkennung – braucht man nicht mal mehr zu tippen. Und am Ende per google Hirnsonde freut sich der Lobotomierte über die Einfachheit seiner Schattenexistenz.
Das große Problem ist, dass sich die Pädagogik gedacht hat, sie würde den Kindern etwas gutes tun, wenn die Schreibschrift weniger verschnörkelt und damit vermeintlich einfach zu erlernen ist. Es ist aber das im Artikel beschriebene eingetreten: Die Kinder müssen nicht mehr die für die Schreibschrift nötigen komplexen feinmotorischen Abläufe erlernen und haben dadurch mit der Feinmotorik immer größere Probleme, denn sonst bringt es ihnen ja keiner bei.
Ich bin für die Wiedereinführung der Kurrentschrift in den Grundschulen. Wir gewinnen eine Wiederanknüpfung an Kultur, weil Menschen wieder in der Lage sind, alte Texte zu lesen, Feinmotorik und generell eine Handschrift, die extrem effizient und schön ist.
Wenn ich die letzten 2 Kommentare so lese frage ich mich ob das nicht eigentlich nur der typische “bloß keine Änderungen” Rückgewandtheits-Beißreflex ist.
Auf keinen Fall einfacher! Ich musste auch Latein lernen, dann sollen es alle die meine Fachbücher lesen wollen auch lernen müssen!
Also, als ich in die Schule kam, war meine Handschrift gut leserlich. Für mich war das Schreiben wie Malen. Ich glaube, es hat mir sogar Spaß gemacht, Schönheit mit dem Stift zu produzieren.
Leider war ich damit dann immer zu langsam für das schnelle Diktat-Tempo. Ich habe dann auf Geschwindigkeit umgelernt, mit dem Seiteneffekt, daß hinterher fast nichts mehr lesbar war.
Erst stand im Zeugnis was von schöner Handschrift aber zu geringem Tempo. Später dann hiess es, meine Handschrift sei unleserlich…. da solle ich mal dran arbeiten. (Seit dem haben Pädagogen bei mir einen negativ-Bonus.)
Also nicht vom zu wenig üben wurde die Schrift schlecht, sondern von idiotischen Vorgaben in der Schule.
Ich hatte garnicht vor, im Akkord zu Schreiben, wozu gibt’s Sekretärinnen? Weil meine Sauklaue keine Sau mehr lesen konnte – ich auch selbst manchmal kaum, hab ich mir dann irgendwann eine Schreibmaschine gewünscht und die auch bekommen (für privat; nicht für die Schule). Einige Jahre später dann den ersten Computer.
Als ich mal Zeit hatte, bei meinem ersten Studium meine Formelsammlungen in Ruhe zusammen zu stellen, habe ich das dann mit Rotring-Stiften gemacht und mir da wieder viel Zeit gelassen.
Ist auch sehr schön geworden, habe ich jetzt noch.
Schade, daß ich das mit der Normschrift nicht mehr gerafft hatte, denn nachdem meine Sauklaue und auch jegliche Motivation zum Schönschreiben von den Pädagogen-Arschgeigen vergurkt wurde, habe ich jegliche erneute Schönschreib-Lehrversuche als Affront gesehen, der meine Zeit verplempert. Naja, auch ohne Normschrift sah die Formelsammlung prima aus.
Und wenn meine Schrift so scheiße aussieht – das bleibt nach wie vor-, na, dann tipp ich’s eben am Computer.
Allerdings: durch mangelnde Übung reicht mein Schreibtempo derzeit kaum, wenn ich mal schnell was mitschreiben muss. Da muss ich also auch wieder erst etwas üben.
Oder vielleicht doch noch Steno lernen…
… ach ja… und mit TeX und LaTeX sieht dann auch am Rechner erstelltes Zeugs super aus…
… selbst die Formeln 🙂
@Joe
Für das iPhone hasse ich Apple bis heute!
Was waren die WinMo’s für produktive, phantastische Geräte (mit Zusatzsoftware für 50 EUR), eine Produktivitätssteigerung bis sonstwohin. Viele Infos auf wenig Raum (mit dem Stift traf man ja, anstatt mit dem Wurstfinger). Und man konnte einen Kuli (Mine eingefahren), Zahnstocher, whatever zum Bedienen nehmen. Oder eben den kleinen Stift.
Hach, waren das noch Zeiten! (Mein letztes HD2 mit WinMo ist vor 8 Wochen gestorben. Wurstfingereingabe, aber mit Übung traf man fast so gut wie mit dem Stift)…
Als ich meinen Techniker, ca. 3 Jahre nach der Berufsausbildung gemacht hatte, musste ich überlegen wie man schreibt. (mitte der 90er) Aber das war hatl, da ich sonst nie was geschrieben hatte.
@ aristo LOL.
Meine Handschrift war immer grauenhaft und meine Frau zieht mich gerne damit auf so zu tun, als koennte sie den Einkaufszettel nicht lesen.
@ Dr. Tod
Ich habe das Problem mit Tablet PCs geloest. Ein richtiger induktiver Digitizer ist nochmal deutlich besser als ein resistiver Touchscreen. Ich schreibe aber weniger Text mit der Hand, als das ich es zum Zeichnen von Skizzen oder Schemata verwende, wie man sie auch auf Papier neben die Notizen schmieren wuerde. OneNote ist auch so ziemlich das einzige was mich noch an Windows bindet.
Die Frage mit dem Beissreflex stelle ich mir auch gerade. Ich bin mir auch nicht so sicher, ob das schlicht eine Degenerationserscheinung ist oder einfach der Wandel der Zeiten und das Ende einer Kulturtechnik, so wie auch andere schon ueberfluessig wurden. Intuitiv wuerde ich auf Ersteres tippen, aber das tun verstockte alte Leute auch…
Ich stimme @Dr. Azrael Tod zu — trotz allem Gefasel von “Kulturgut” sehe ich nicht, welchen konkreten Vorteil die Handschrift bringen soll. Klar, man kann auch “offline” mal was hinkritzeln, aber dafür ist eine schöne Handschrift (die ich noch nie hatte) vollkommen überflüssig.
@Hadmut: Du kritisierst (zurecht) dass die Gender-Professurerei zu nichts brauchbarem führt (wobei Plüsch-Gehäuse für Handys nicht als brauchbar gewertet werden). Wenn du dieselben Kriterien auf schöne Handschrift anwendest, was kommt dann brauchbares raus?
> Du kritisierst (zurecht) dass die Gender-Professurerei zu nichts brauchbarem führt (wobei Plüsch-Gehäuse für Handys nicht als brauchbar gewertet werden). Wenn du dieselben Kriterien auf schöne Handschrift anwendest, was kommt dann brauchbares raus?
Den Vergleich kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich sehe überhaupt nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. „Schöne” Handschrift meint zunächst mal, die entsprechenden feinmotorischen Fähigkeiten und die Planung dessen, was man schreibt zu erlernen. Also beispielsweise überlegte, geplante Bewegung, Präzision, Wiederholgenauigkeit, Handhabung des Stiftes, auf gerade Linie schreiben, so schreiben, dass es andere lesen können usw. Antrainieren einer Fähigkeit. Jahrtausende alte Kulturfähigkeit, die nicht von Infrastruktur wie Strom, Netzwerk oder komplexer Technik abhängig ist.
Was hat das mit Plüsch-Handys zu tun? Verstehe ich nicht.
Da passt folgende Passage
| Ich bitte alle Menschen, sich ein Blatt Papier zur Hand zu nehmen
| und mit der Hand die Wörter »Schulen nicht ans Netz« darauf zu
| schreiben und während des Schreibens die schreibende Hand zu
| beobachten und gleichzeitig zu denken: »Ich beobachte soeben
| eine klassische Kulturtechnik am Abnippein.«
aus
http://www.scribd.com/doc/117268369/Max-Goldt-Schulen-nicht-unbedingt-ans-Netz
Der ganze Text ist lesenswert.
Meine Handschrift war noch nie besonders gut lesbar. In der 10. Klasse hat mir ein Physiklehrer vorgeschlagen, auf Druckbuchstaben umzusteigen. Das hat die Lesbarkeit verbessert und der Geschwindigkeit nicht geschadet. Heutzutage schreibe ich auch noch per Hand, aber keine langen Texte mehr. Mit dem Schreiben per Hand verhält es sich wie mit vielen anderen Fertigkeiten (wie z.B. Kopfrechnen, Auswendiglernen, Integrieren, Gröbnerbasen ohne CAS zu berechnen). Es ist praktisch, so etwas bei Bedarf ohne Rückgriff auf viele Hilfsmittel zu können, aber man braucht es heutzutage nicht mehr meisterhaft zu beherrschen.
> Heutzutage schreibe ich auch noch per Hand, aber keine langen Texte mehr.
Es kommt zwar vor, dass ich mir unterwegs Stichworte und Gedankengänge für künftige Blog-Artikel per Hand notiere. Aber müsste ich die Blog-Artikel per Hand schreiben (wobei Tastatur ja auch »per Hand« ist, aber die Bezeichnung hat sich nun mal so eingebürgert), gäbe es dieses Blog nicht. Wenn ich mir vorstelle, das alles Handschriftlich zu schreiben, einzuscannen und als Graphik rauszuhängen…
Warum soll “schönes” Schreiben mit der Hand als Pflichtfach gelehrt werden, wenn die meisten die Fähigkeit später gar nicht nutzen? “Feinmotorik” lernt man ggf auch beim Handwerken, Malen, beim Spielen eines Instruments, oder auch bei bestimmten Computerspielen, vielleicht sogar bei bestimmten Sportarten.
Ähnliches gilt für den Lateinunterricht (wobei der kein Pflichtfach ist). Die meisten brauchen später kein Latein, dennoch lernt man mit Latein ein sehr hilfreiches Sprachverständnis auf. Die meisten “Lateiner” können auch besser Deutsch. Aber: das könnte man auch anders lernen. Zum Beispiel im Deutschunterricht oder bei allen romanischen Sprachen.
Also: sicher alles gut, aber wird das nicht viel zu hoch gehängt? Mir fallen etliche, wichtigere Dinge ein, die zu kurz kommen. (spontane Stichworte: Mathematik vs. Rechnen, Informatik vs. MS-Office, Breitensport vs. Leistungssport, Medienkompetenz beim Schreiben und beim Lesen, Bürgerrechte, Menschenrechte und Justizsystem, Grundlagen von Volks- und Betriebswirtschaft, von gesunder Ernährung, von der Wirkung von Drogen, usw usw….)
Wenn man also das Curriculum nachbessern wollte, dann doch lieber an anderer Stelle als beim Schreiben mit der Hand. Leider werden Lehrpläne aber weniger mit den Kindesinteressen als mit politischen Profilierinteressen im Auge gemacht. Und mit einer rückwärtsgewandten “früher war alles besser”-Mentalität.
Das Schreiben (per Hand) muss doch wohl eine tiefere Bedeutung für die menschliche Entwicklung haben. Man btrachte doch nur mal die Zen-Meister und ihre Konzentration und Geduld beim Schreiben eines perfekten Zeichens. Ähnlichkeit damit hat für mich auch das regelmäßige Ordnen des Steingartens.
Meine Handschrift war schon immer unlesbar. Druckschrift, Schreibschrift, Mischform… Alles hässlich, wenn ich nicht sehr langsam schreibe. Vor ein paar Jahren habe ich mir dann Kurrent angewöhnt, wenn es mal länger dauern darf beim Schreiben. Ist zwar für die meisten immer noch unleserlich, aber dafür hübsch.
Leider habe ich für Englisch noch keine Kurrent wirklich ebenbürtige Schrift gefunden. Also, was Eleganz und Geschwindigkeit angeht. Derzeit isses halt Spencerian Script, aber das Gelbe vom Ei ist das auch nicht.
Also das Handschriften vor der Verbreitung von Computer schöner waren halte ich für einen Trugschluss.
Ich habe schon so einige historische Dokumente im Original gesehen, und was die Leute da teils für Sauklauen hatten macht wirklich keinen Spass. Und das waren dann sogar öfter Menschen, die dafür bezahlt wurden, Schriftstücke für die Oberschicht anzufertigen…
Meine Handschrift war noch nie besonders gut lesbar. In der 10. Klasse hat mir ein Physiklehrer vorgeschlagen, auf Druckbuchstaben umzusteigen. Das hat die Lesbarkeit verbessert und der Geschwindigkeit nicht geschadet.
Ich schrieb praktisch seit Ende der Grundschule eine Variante der “Gleichstrich-Kursiv”, um Punktabzüge wegen Unleserlichkeit zu vermeiden:
Vermittelt wurde diese Schrift an der Schule aber nicht, sie hat sich automatisch durch eine selbst vorgenommene Optimierung ergeben.
> Ich schrieb praktisch seit Ende der Grundschule eine Variante der “Gleichstrich-Kursiv”
Dabei sollte man aber immer berücksichtigen, dass sich die Schreibgeräte auch verändert haben, und dass es wesentlich vom Schreibgerät abhängt, ob man einen durchgehende Schreibschrift verwenden kann oder muss oder ob man eben häufig frisch ansetzen kann. Hängt beispielsweise auch davon ab, ob man nur ziehen oder auch schieben kann (wichtig gerade auch für Linkshänder).
Schreiben mit einer Feder ist eben was anderes als mit einem Kuli, Filzstift oder Bleistift.
Wobei ich persönlich am liebsten mit Tinten- oder Gel-Kulis schreibe.
Also mir geht es ähnlich wie vielen, ich tippe schneller als ich schreiben kann und man bekleckert sich nicht mit Tinte und überhaupt.
Meine Handschrift kann ich selbst kaum lesen, ich finde aber schlimmer wenn Leute im hohen Alter immer noch so eine Kinderschrift haben und eine Unterschrift so aussieht als wenn ein 7-jähriges Kind das geschrieben hat.
Aber früher? Ich sammle alte Postkarten und habe viel Korrespondenz aus den Zeiten um den 1. Weltkrieg herum, von meiner Familie. Das ist teilweise genau so ein Geschmiere wie das heute machmal ist. Selbst meine alte Mutter kann das kaum entziffern, obwohl sie zu der Zeit, 30iger Jahre, das regelmässig gelesen hat.
Schade finde ich eigentlich, dass niemand mehr in Keilschrift schreibt oder auf selbstgemachtem Papayrus, jaja früher, da war mehr Lametta.
jo
Papayrus ist übrigens die Vorlage des Vaters.
Schreiben mit einer Feder ist eben was anderes als mit einem Kuli, Filzstift oder Bleistift.
Kugelschreiber o. ä. waren zu meiner Zeit an der Schule noch streng verboten, genau wie die Verwendung von was anderem als “königsblauer” Tinte. Entsprechend leiden mußte dann das Schreibgerät. Später bin ich dann auf schwarze Faserschreiber (Fineliner) umgestiegen: angenehmer Schreibwiderstand und sauberes Schriftbild.
Also ich muss odium zustimmen und denke auch nicht, dass die Fähigkeiten zur Handschrift heute zu kurz kommen. Historische Dokumente sind häufig kaum zu lesen.
IMHO gehört die Handschrift, nach der Grundschule (aka motorisches Lernen), in den Kunstunterricht.
Die Vorteile des gelegentlichen “schnellen” Notierens mittels Stift und Papier lernen sie, wenn sie es brauchen. Außerdem kommt man mit handgeschriebenen Druckbuchstaben genauso gut an Ziel und ist mit etwas Übung auch nicht langsamer.
Die Ex meinte, dass ich wie ein Mädchen schreiben würde
– und hatte recht; verglichen mit ihrer Krakelschrift.
Aber ich schreibe immer noch gerne, wie ein Frauchen. Auch, wenn mein Kind nicht mal mehr weiß, was Schönschrift überhaupt heißt. Aber dafür ksnn der Nachwuchs besser über ein Pad ‘krakeln’.
Fortschritt – wenn ja, wo?
Dass historische Dokumente heutzutage schwer zu lesen sind, liegt aber auch daran, dass die damals verwendeten Schreibschriften heute kaum bekannt sind und sich stellenweise stark von Ausgangs- und Grundschrift unterscheiden und dementsprechend schwer lesbar sind. Eine ‘Sauklaue’ haben die Schreiber dann aber noch lange nicht, die deutsche Kurrentschrift sieht halt so aus 😀
Handschrift ist als Lernmittel nicht zu unterschätzen.
Meine sieht zwar nicht so wirklich toll aus, es war aber gut, das Handgelenk und die Finger zu trainieren. Am besten würde man in der Schule sogar etwas Zeit darauf verwenden mit links zu schreiben.
Auch das Erlernen einen Musikinstruments trainiert die Feinmotorik, aber einen anderen Teil.
Wer mal Leuten beim Löten oder dem Zusammenfügen von Teilen mit M1-Schrauben zu gesehen hat und dann die Handschrift ansieht, erkennt schon einen Zusammenhang. Die Handschrift ist zwar nicht unbedingt besser lesbar bei den Gutmotorikern, wird aber gleichmäßiger und geschmeidiger geschrieben.
Dafür können junge Damen inzwischen den Daumen zweimal so schnell bewegen, wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Wo das wohl herkommen mag ?
In China ist das Phänomen schon länger bekannt. Vor allem da die Menschen dort eben nicht nur das Schreiben (also die motorische Fähigkeit) sondern auch das geschriebene (also die Schriftzeichen) vergessen.
Wir haben da also vergleichsweise ein Luxusproblem 😉
Im pragmatischen Amerika verzichtet man auch darauf, den Kindern Schreiben beizubringen. Schreibt man in Durckbuchstaben, signalisiert man damit die Zugehörigkeit zur Unterschicht, da die Familie kein Geld hatte, einen in eine richtige Schule zu schicken.
Feinmotorik? Viele Kinder können nicht einmal mehr rückwärts laufen ohne sich auf die Fresse zu legen.
Das sind dann die kommenden Spezialkräfte, die sich aus einem Hubschrauber abseilen oder ein Scharfschützengewehr bedienen.
Kann man werten wie man will. Manuelle Multiplikation von Matrizen war mir im Studium auch zu blöd. Trotzdem habe ich es per Hand geübt bis ich es konnte, weil man nur so wirklich versteht, was dabei an Rechenschritten passiert. So habe ich es mit jeder Rechenmethode gehalten. Später habe ich dann ein CAS benutzt.
Ich kenne reihenweise junge Leute, die ihr Studium nicht packen, weil sie die Klausuren nicht rechnen können, weil sie ihre Übungen immer mit Maple “gerechnet” haben.
Der junge Klugscheißer erzählt dir: “Wieso? Macht man doch alles numerisch heute!”
Klar, und die numerischen Methoden und ihre Korrektheit zieht man sich einfach so aus dem Arsch, ganz ohne mathematisches Verständnis.
Selbst wenn man eine numerische Methode nur anwenden will, muss man ein Verständnis der mathematischen Problematik haben, die man lösen will.
OK, das driftet vielleicht ein wenig vom spezifischen Thema Handschrift ab.
Ohne saubere Handschrift ist es aber ebenfalls schwierig, Formelzeichen, Indizes und dergleichen sauber hinzuschreiben, ohne dass man sich selber mit der eigenen Rechnung verwirrt.
Bei historischen Handschriften kommt es in der Tat sehr auf den Schreiber an. Beamte von ca. 1850 bis 1950 haben oft eine sehr saubere und klare Handschrift, ohne große Individualität. Privatleute haben da ein breites Spektrum, wobei die Qualität der Handschrift oftmals mit dem sozialen Status korreliert – je höher, desto besser. Schulbildung war früher in Deutschland halt teuer.
Frühere Handschriften sind oft sehr individuell und teils kaum lesbar, auch wenn man die Schrift als solche eigentlich lesen kann.
“Schaut man sich aber ganz alte Handschriften aus Zeiten an, zu denen es noch nichts anderes gab (und meist auch weniger Zeitdruck), dann sind die alle sehr schön, sehr gleichmäßig, gut lesbar.”
Ausgenommen die von meinem Vater (Jahrgang 1940).