Ansichten eines Informatikers

Work-Life-Balance

Hadmut
12.7.2014 11:14

Ein zentrales Anspruchsdenken der Feministinnen ist ja, dass sie als Frauen sich dadurch auszeichneten, Wert auf „work-life-balance” zu legen – Männer sollen arbeiten, Frauen nicht. Wally erklärt den Begriff und damit alles. (Danke für den Link)

5 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
12.7.2014 15:49
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Da fallen mir gleich solceh Sachen ein wie:

– Dann muß man nicht mehr Mormone oder Muselmann werden, um sich einen Harem zu leisten.

oder

– Die Frauen werden sich noch mehr “unterwerfen” nur um einen Mann abzubekomemn.


marius kleber
12.7.2014 21:00
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Ich finde den work-life-balance-Ansatz nicht falsch. Nachdem nun schon in Hamburg die ersten Forderungen nach 0€-Jobs aufgekommen sind, halte ich so ziemlich alles für gut, was nicht nach “Arbeit, Arbeit über alles” klingt.
Ich finde die Forderung auch nicht so sehr absurd. Nachdem ich mir letztens angewöhnt habe, ab und an mal die Tagesthemen von anno1900frühling zu schauen, bin ich letztens über eine Ausgabe von 1980 oder 1984 gestoßen. Da gabs gleich drei Meldungen über Streiks (Druckgewerbe, Flugverkehr und ich glaube Müllmänner) und berichtet wurde von der zentralen Forderung aller drei Sektoren: Einführung der 35-Stunden-Woche. Was nichts anderes ist als ein Ausdruck des Wunsches nach einer Balance zwischen Leben und Arbeiten.
Ähnliche Kerbe war eine Sendung von 1973, wo die Lufthansa gestreikt hat mittels “unbefristetem Dienst nach Vorschrift” und der Weigerung von Vorgesetzten, “die Mitarbeiter zu normaler Arbeit aufzurufen”. Folge waren stundenlange Verspätungen der Flugzeuge und auch Ausfälle. Mit so einer Streikform bringt man ebenfalls den Wunsch zum Ausdruck, sich nicht um der bloßen Arbeit willen kaputt arbeiten zu müssen. Die Idee von Work-Life-Balance passt sehr gut zu einer Zeit, in der Arbeiten Selbstzweck geworden ist.

Es sei jedem überlassen, ob er sein Leben gerne mit Karriere-machen und 50Stunden/Woche+ verbringe möchte, aber es gibt keine Rechtfertigung, dieses Lebensmodell allen aufzuoktroyieren, gleichwohl das heute weitesgehend der Fall ist und sich dabei für die meisten nicht einmal lohnt. (Letztens ging doch die Meldung rum, 70-80% der Deutschen machen nur “Dienst nach Vorschrift”: machen die das, weil die ihre Tätigkeit so lieben oder aber, weil sie es müssen? Würden diese Menschen, wenn die Möglichkeit bestünde, eher work-life-balance wählen oder 50Stunden+ ?)

Oder anders gesagt, nur weil bräsige Feministen auch diese Idee gekapert haben, heißt es nicht, daß sie schlecht ist. Ich meine was spricht gegen die Forderung, man möchte in seinem Leben noch was anderes machen außer arbeiten und sich vom arbeiten erholen?
Ich denke, insbesondere unter dem Punkt “Familienwunsch” ist das kein unbedeutsamer Punkt. Wenn man heute ein Kind erwartet, muss man sich entscheiden, ob man normal oder karrieremäßig arbeiten geht oder aber sein Kind umsorgt und es beim Aufwachsen begleitet und das heißt dann Teilzeit. Beides zusammen geht nicht, insbesondere nicht für Männner und das liegt daran, daß unsere Arbeitswelt sich so ausmacht, als gäbe es sowas wie Familien überhaupt gar nicht (klassischer Beweis dafür ist der Umstand, daß man als Eltern 12 Tage im Jahr für die Krankheit der Kinder (für alle, egal ob 1 oder 5!) frei bekommt, beim Rest muss man zusehen.)
Die Forderung nach Work-Life-Balance halte ich jedenfalls wesentlich dadurch hervorgerufen, daß sich unser Leben immer mehr nur noch an Wirtschaftsinteressen orientiert und ausrichtet und an sonst fast gar nichts mehr.

Oder anders gesagt: wäre unsere Arbeitswelt halbwegs angenehm und würde auf die Bedürfnisse der in ihr arbeitenden Menschen wirklich eingehen, so würde niemand Work-Life-Balance fordern. Natürlich gibt es sicher ein paar “Orchideenberufe”, in denen man umsorgt und umhegt wird, aber für de Großteil der Arbeitenden dürfte das kaum zu treffe (bei 70-80% “Vorschriftsarbeitern”).


janndh
12.7.2014 23:21
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Das sind Grundsatzfragen.
Lebst du um zu arbeiten?
Oder arbeitest du um zu leben?

Und nächste Grundsatzfrage: was ist denn eigentlich Arbeit ( die Physikalische Antwort darauf ist bekannt und richtig, in dem Kontext aber leider gerinfügig falsch)

Ich kenne Leute die haben eine Allergie irgendwo arbeiten zu gehn, machen aber im örtlichen Fussballclub eine tolle Arbeit als Betreuer und Trainer,
Oder sind begnadete Feuerwehrleute, die rufen einen nachts um zwei an und fragen ob man mitmacht die Ausfahrt vom Gerätehaus freizuräumen.

Wenn man öfters im Spon die Kommentare liesst, dann ist Arbeit nur dann Arbeit wenn etwas geschaffen wird, im idealfall ein Mehrwehrt. Nur das sei die richtige Arbeit, alles was keinen wert schafft ist keine Arbeit.

Ich frag mich wie der Mensch es vor langer Zeit geschafft hat Arbeitsteilung und Spezialisierung als gute idee aufzufassen.

Der wertschaffende kann doch nur wertschaffen weil ihn zig andere mittel und unmittelbar unterstützen, versorgen und umsorgen.

Es geht nicht um arbeit, sondern um Aufgaben.
Das braucht ein Mensch. Gebraucht zu werden ist wichtig. Eine Beschäftigung. Wenn fremdbestimmt dann eine sinnvolle, sinnlose beschäftigungen sucht man sich besser selbst, weil sonst frustiert das ud man landet bei Dienst nach Vorschrift.


Knorka Kinte
14.7.2014 18:51
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“Es sei jedem überlassen, ob er sein Leben gerne mit Karriere-machen und 50Stunden/Woche+ verbringe möchte, aber es gibt keine Rechtfertigung, dieses Lebensmodell allen aufzuoktroyieren”

Natürlich gibt es Gründe. Z.B. habe ich keinen Bock, Leute, die einfach keinen Bock haben, zu arbeiten, mit meinen Steuern durchzufüttern.


Gonzo
17.7.2014 10:34
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@Knorka Kinte

> Natürlich gibt es Gründe. Z.B. habe ich keinen Bock, Leute, die einfach keinen Bock haben, zu arbeiten, mit meinen Steuern durchzufüttern.

Es soll auch Leute geben, die vom Gehalt von 30 Wochenstunden leben können, die müsstest du dann nicht mit deinem fetten Überstundengehalt für 60 wochenstunden durchfüttern. Keine Angst!