Powerpoint macht dumm
Die These gab’s ja schon öfters. Gerade mal wieder in der FAZ.
Wobei ich das Problem eigentlich gar nicht so in Powerpoint sehe. Sondern generell darin, sich auf vorgefertigten Käse einzulassen.
Ich kann mich noch erinnern, wie das war, als ich im Studium war. Im Grundstudium war in Mathe noch der Tafelanschrieb üblich, die Informatiker haben mit bunten Stiften grausam schlecht auf Overhead-Folien herumgekritzelt.
Dann kam die Katastrophe: Der erste Mac mit Graphik-Programm. Da haben die alle endlos viele Folien produziert, die alle auf den Grafikfähigkeiten des damaligen Macs beruhten: Rechtecke, grausig pixelige Mac-Schrift und die berüchtigten Pfeile mit dem assymetrischen Kreissegment als hässlichem Zeiger. Statt einem Skript bekam man die Folienkopien, so als Stapel mit 300, 400 oder mehr Folien, die alle gleich aussahen: Wild verteilte Kästchen und hässliche Pfeile. Brauchbarkeit Null.
Insofern hat Powerpoint das nicht wesentlich verschlimmert. Das Problem ist eher, dass die meisten Leute es miteinander verwechseln, ein Programm bedienen und damit umgehen zu können. Viele glauben eben, dass Didaktik wäre, Powerpoint bedienen zu können. Ähnliche Effekte kann man auch bei Excel beobachten: Da wurde auch jedweder Schwachsinn von Excel-Artisten gemacht, was dazu führte, dass wichtige Informationen völlig unbrauchbar und nicht greifbar auf tausenden PC ohne jede Struktur in irgendwelchen Dateien vergammelten, die keiner mehr wieder fand.
Lustig scheint aber das erwähnte Powerpoint-Karaoke zu sein.
14 Kommentare (RSS-Feed)
Das wußte ich schon, als das Programm rauskam.
Jetzt, wo Microsoft genug dran verdient hat, dürfen die Forscher ran.
Powerpoint macht nur zum Datenpräsentieren Sinn, also wenn man wirklich etwas zum Zeigen hat. Mittlerweile wird das aber von Chefs verlangt, nur damit sie nicht mehr zuhören und mitdenken müssen.
Das “was nicht auf den Folien steht, kann er nicht abfragen” Syndrom bemerke ich auch. Ich halte das aber nur da für ungerechtfertigt, wo es ins Extrem geht, wenn sich also beschwert wird, dass Dinge abgefragt werden, die nur mündlich oder per Anschrieb behandelt wurden. Sie wurden ja behandelt, und mit Anwesenheit und Aufmerksamkeit hätte man sie sich auch merken können.
Ich bin aber eigentlich schon ein Freund davon, wenn Vorlesungen in sich abgeschlossen sind. Ich bin der Meinung, wenn ich eine Prüfung zu einer Lehrveranstaltung ablege, dann sollte die auch das behandeln, was in der Lehrveranstaltung gemacht wurde. Wenn ich mir drei Viertel des Wissens, das ich zum bestehen der Prüfung brauche, eh aus den verschiedensten Büchern zusammensuchen muss, dann hätte ich erst gar nicht in die Lehrveranstaltung gehen müssen. Dann muss man den Dozenten auch nicht mehr fürs Dozieren bezahlen, sondern nur noch für das Stellen und Korrigieren der Klausur. Kommt die Unis und so indirekt die Staatskasse sicher billiger.
Es ist ja in Ordnung, wenn man Sachen, die man im Erklärstil des Dozenten vielleicht nicht verstanden hat, noch mal aus einer anderen Perspektive in einem Buch nachvollziehen kann, aber grundsätzlich sollten die Inhalte der Veranstaltung schon vom Lehrpersonal vermittelt werden. Die Antwort eines meiner Professoren auf meine Frage nach der genauen Definition eines von ihm verwendeten Begriffs “das können Sie ja in jedem guten Lehrbuch nachschlagen” fand ich da schon etwas dreist. Das gilt nämlich für fast jede Information, die er mir geben konnte. Dann braucht er gar nicht da zu stehen.
ein Beispiel, wie es auch anders geht:
http://sixminutes.dlugan.com/presentation-20-hardt-executes-the-lessig-method/
Hat mein Junior auch erleben müssen:
Sein GFS Vortrag, meiner Meinugn nach gut vorbereitet, der nur Tafelanschrieb vorsah, kam schlecht weg, während ein “Blender” mit einem wenig gehaltvollen Powerpoint-Vortrag abräumte.
Powerpoint “beeindruckt” halt mehr, als profaner Tafelanschrieb.
@yasar:
Das Ding heisst Ambivalenz.
Du bist sicher parteiisch (wäre schlimm, wenn nicht!), als Zuhörer schätze ich schon die FX-Leute. Man schläft doch sonst ein.
Schlimmer als Tafel-Anschreiber sind IMHO nur noch Folien-Vorleser.
Auch hier passt wieder Southpark:
Wer eine Folie sieht, hört nicht mehr zu. „Sie vergessen die Inhalte schneller“, warnt der Bildungsforscher Christof Wecker, der weltweit 40 Studien zu dem Thema Powerpoint ausgewertet hat. Sein Fazit aus eigenen Untersuchungen: Folien ausblenden, wo immer es geht! „Was nicht auf den Folien steht, geht sonst womöglich verloren“, sagt der Münchner Wissenschaftler.
Naja manche sagen auch mit Folien wo nur Überschriften draufstehen hören dann die Leute weniger zu – weil sie sich eben aufs mitschreiben konzentrieren.
Ich fand es daher immer sehr gut, wenn Profs inhaltvolle Folien hatten, die man als Student gegebenenfalls dann nur noch (ausgedruckt) um Randbemerkungen und Beispiele ergänzen konnte -wenn man es brauchte- und sich sonst auf das Zuhören beschränken konnte. Manche missbrauchen, das dann eben, um sich anderweitig zu beschäftigen. Ich habe mich da immer gefragt, wieso die dann zur Vorlesung kommen, wenn sie sich sowieso mit den Folien (so wie sie sind) begnügen und nicht zuhören… gab natürlich auch Dozenten, die wirklich nur genau das erzählten, was auf ihren Folien auch stand – aber da ging ich dann eben nach der 3.Woche nicht wieder hin sondern machte mein Zeug zuhause, was schneller ging und auch den Weg/Zeit zur Uni sparte.
Ich habe dann bei Vorträgen auch selbst immer alle wichtigen Informationen, die ich vortrug auf Folien geschrieben, selbst wenn das dann angekreidet wurde man solle sich auf wenige Kernpunkte pro Folie beschränken (=Folie besteht nur aus 3″Überschriften). Ich nutze meine Folien aber eben nicht als Hilfe für mich, um mich im Vortrag daran langzuhangeln*, sondern es ist gedacht als ausführliche Information (für später) für die, die Zuhörten. So kann ich am Anfang des Vortrags sagen, dass keiner Mitschreiben muss, weil auf den Folien alles steht und man sich aufs Zuhören (bzw Fragen aufschreiben und ggf Ergänzen der Folien) konzentrieren kann…
Denn ich kenne es von mir selbst: Ich habe auch von Vorträgen anderer noch die ausgedruckten Folien rumfliegen, wo dann eben nur 2-3 Wörter pro Folie stehen… nach wenigen Woche sagten mir die Folien mit den paar Wörtern allein aber nix mehr und heute noch weniger als damals.
Ein sehr skuriles Ereignis war der Vortrag eines Mitstudenten, der statt powerpoint auch nur die Tafel nutzte mit dem Ziel positiv aufzufallen:
a) seine Schrift an der Tafel war unleserlich+zu klein+zu schwach aufgedrückt
b) er brauchte bei “Verdeutlichungen” durch Bilder an der Tafel manchmal 3Versuche, was den Fluss seines Vortrags behinderte – zudem redete er dann auch immer gegen die Wand weiter
das schlimmste war jedoch
c) dass er sich wie ein “ganz großer” Professor (also so wie kein echter Prof an unserer Uni) wirklich quer durch das Zimmer bewegte beim Reden (also auch durch die Reihen nach hinten und wieder vor ging) und unablässig die bizarrsten Handbewegungen machte. Damit wollte er anscheinend zeigen, dass er nicht nur frei sprechen abgedeckt hatte sondern auch die Gestik-Anforderungen zu mindestens 350% erfüllte. Als der von 0 auf 100 in unter 2Sekunden auf diese Weise seinen Vortrag begann musste ich mir das Lachen sehr doll verkneifen.
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*das eigene Ablesen vom Laptop kann ich gut verhindern indem ich mich einfach einen Schritt (zur Not eben nicht nach Hinten sondern zur Seite) von diesem entferne statt genau davor zu hängen. Wenn man dann direkt am Laptop (mit links) weiterblättern muss kann man einen schnellen Blick auf die kommende Folie/Überschrift erhaschen, damit man weiß wo man grade ist
Ich benutze LaTeX Beamer, bin ich jetzt schlau?
Jedenfalls erinnert mich das an die Diskussion mit den Programmiersprachen. Wird der Programmierer blöd, weil die Programmiersprache so scheiße ist?
Oder schreiben blöde Programmierer einfach generell beschissenen Code?
@.Manfred definitiv Letzteres!
Latex Beamer. Ja das ist mein persoenlicher Guerillakampf gegen diesen Folienwahnsinn. Immer schoen, wenn man von aufstrebenden Konzern-Jungmanagern um die Zusendung der Praesentation gebeten wird.
Aber tatsaechlich finde ich, dass das in den letzten Jahren extrem abgenommen hat. Oder bin ich dem Sumpf entwachsen? Meist ist der Beamer nurnoch zum online Protokollieren an.
Das Problem ist nicht unbedingt PowerPoint selbst, sondern die Tatsache, dass es Missbrauch einfach macht und die Leute genau das tun.
Geradezu zynisch ist es in der Hinsicht, dass man heute Schuelern unter dem Stichwort “Medienkompetenz”, im Sinne von Kommunikationsmedium, breibringt, dass man spaetestens alle 90 Sekunden die Folie wechseln muss, weil es sonst kein richtigter Vortrag sei.
Das Problem ist aber meistens, dass man nicht viel Sinnvolles mit den Folien machen kann. Eine Zusammenfassung des Vorgetragenen stoert waehrend des Vortrages und passt auch nicht zum Format “zwei bis vier Saetze pro Folie”. Aus der Moeglichkeit alles moegliche zeigen zu koennen, wird der Zwang irgendetwas zeigen zu muessen.
Andererseits kann man bei manchen Vortragenden auch froh sein, dass man, statt dem Gestammel zuzuhoeren, direkt von den Folien lesen kann…
@ Manfred
Letzteres ist generell richtig. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass man nach ein paar Jahren PHP einen leichten Schaden davontraegt.
Ausserdem ++ fuer Beamer. Kein Geschiss mit dem Layout zu haben, sondern einfach nur seinen Text reindruecken zu koennen ist wesentlich besser als Powerpoint.
@Hanz Moser
Ja, PHP geht mir durch seine inkonsistente Notation schon voll auf den Sack.
Zugriffsoperator -> bei dynamisch allozierten Objekten, und dann irgenwas andees bei statischen Klassenmethoden. Ist doch totaler Scheiß. Als ob der Interpreter nicht durch Angabe des Klassennamens mitkriegen könnte, dass es sich um eine statische Methode handelt. Funktioniert bei Java ja schließlich auch!
Auf meinem eigenen Server wurste ich mit Python herum, aber leider haben die meisten Hoster immer nur PHP, sodass man sich nebenbei ein wenig an PHP erinnern muss.
Mit Python arbeite ich seit 2003, und wenn ich manchmal auf jahrealte Skripte stoße, die ich mal schnell hingeschrieben habe, kann ich nach kurzer Zeit wieder verstehen, was ich da gemacht habe. Das ist echt der Hammer, und das hat was mit dem Sprachdesign zu tun, behaupte ich jetzt einfach mal unbelegterweise.
Ich finde es übrigens vorbildlich, wie nett Du das mit dem PowerPoint umschreibst.
Es ist doch ähnlich mit den Computeranimationen. Wenn man mal alte Informationsfilme aus den 1950er, 60ern anschaut, dann arbeiteten die mit Zeichentrick, was ziemlich aufwendig war.
Daher haben die damals ziemlich genau darüber nachgedacht, was sie präsentieren und wie. Herausgekommen sind Filmchen von sehr hoher Qualität.
Wie Du sagst, dieses sorgfältige Nachdenken ist nicht mehr notwendig, wo man alles schnell hingeschissen bekommt.
@”in irgendwelchen Dateien vergammelten, die keiner mehr wieder fand.”
Wozu gibt’s denn TORNADO ALLEY “is a delivery method (Excel Spreadsheet) that can silently extract and run an executable on a target’s machine” und andere Tools aus dem GCHQ-Fundus? scnr
https://firstlook.org/theintercept/document/2014/07/14/jtrig-tools-techniques/