Ansichten eines Informatikers

Heldenverehrung als Ersatzhandlung?

Hadmut
2.12.2014 19:45

Ein lesens- und denkenswerter Artikel im Tagesspiegel:

Eigentlich wollte ich über den Fall Tugce erst mal nichts mehr schreiben, solange es nichts neues gibt. Scheint eigentlich fast so, als sei der Fall auch schon wieder erledigt und Schnee von gestern. Strohfeuer. Bis mir der Artikel im Tagesspiegel auffiel.

Heute ist mir zunächst aufgefallen, dass mehrere Blätter darüber schreiben, wie viele Leute sich gegen die Veröffentlichung des Videos wandten.

Das leuchtet mir nicht ein. Wenn’s um Pietät oder sowas ging, hätte man insgesamt Ruhe gegeben. Aber einerseits so einen Riesen-Zirkus zu machen, das in allen Blättern rauf- und runterzuwalzen, öffentliche Gedenkveranstaltungen zu treiben, Petitionen für ein Bundesverdienstkreuz zu starten, sie weltweit und international als Engel zu feiern, aber dann gegen die Veröffentlichung des Videos zu sein, das passt nicht zusammen. Es sei denn, es geht gezielt darum, eine Legende zu erhalten, die nicht zum Video passt. Und die Zweifel scheinen sich zu mehren. Vergangene Nacht kam in der letzten Nachrichtensendung, die ich gesehen habe (ARD oder ZDF, weiß nicht mehr genau, eher ARD), nochmal irgendwas darüber, wo sie aber schon formuliert hatten, dass sie »wahrscheinlich« geholfen habe. Die werden also schon vorsichtiger.

Geht es hier nicht nur aus Zufall, sondern getrieben dazu, dass wir glauben, und nicht wissen oder fragen sollen? Das Grundprinzip ist ähnlich wie bei Jesus. Man bekommt da eine entfernte Vorstellung davon, wie solcher religiöser Personenkult entstanden sein könnte. Ging es nie um Wahrheit, sondern einfach darum, die Gelegenheit beim Schopfe zu greifen, sich für ein paar Tage ein schönes Märchen zu machen? Und die Wut auf das Video entstand, weil die das schöne Gebilde in Frage stellt?

Der Tagesspiegel fragt nun, ob diese Heldenverehrung eine Art Ersatzhandlung ist.

Schema: Wir sind zwar alle Feiglinge, gucken weg und sind heilfroh, dass wir nicht dabei waren. Aber wir lassen retten, indem wir Stellvertreter schicken. Und wenn wir wie hier – na Gott sei dank, sonst hätten wir ja Verantwortung – erst hinterher davon erfahren und es nichts mehr zu tun und zu entscheiden gibt, dann ist das wunderbar. Und dann wird der Stellvertreter nachträglich „legitimisiert”, indem wir ihn toll finden und ihm posthum ein Bundesverdienstkreuz nachwerfen. Erinnert mich an die Ehrendoktorwürden, die irgendwelche peinlichen Provinzunis irgendwelchen Promis hinterherwerfen und behaupten, sie würdigen zu wollen, in Wirklichkeit aber versuchen, etwas von deren Berühmtheit auf sich zu übertragen. Oder wie Leute mit Bierplautze, die sich einbilden, sie hätten am Fußballtor Anteil, weil sie ein Hemd mit der gleichen Rückennummer und Farbe wie der Torschütze tragen. Wir sind Spitze darin, uns (echte oder fiktive) Leistungen anderer selbst zuzuschreiben, indem wir uns als Fans ausgeben.

Das ist unheimlich praktisch. Man müsste heute „Zivilcourage” gar nicht mehr selbst zeigen, sondern wartet ab, bis es jemand anderes macht, und kann dann bequem per Mausklick – wozu gibt es Online-Petitionen? Da muss der zivilcouragierte den Arsch nicht vom warmen Sofa heben – Aktien an der guten Tat zeichnen und sich zur Zivilcourage bekennen. Per Mausklick. Geil. Symbolik in Perversion. Wir sind die Gesinnungsrepublik Deutschland. Wir machen nichts mehr, wir denken nichts mehr, wir übernehmen kein Risiko und keine Verantwortung, wir bekennen uns nur noch zur politisch korrekten Haltung.

Hat auch noch einen anderen Vorteil: Man kann erst mal abwarten, ob die Tat gut war, bevor man ihr beitritt. Denn heute besteht kein ernstlicher semantischer Unterschied zwischen „Selbstjustiz“, „Gesetzlosigkeit” und „Zivilcourage” mehr. Vor ein paar Tagen haben hier in Berlin am Görlitzer Platz irgendwelche Gastwirte ausländischer Herkunft mit dem Messer auf Drogenhändler ausländischer Herkunft eingestochen, weil die es zu weit trieben, die Polizei aber nichts mehr unternahm (bzw. unternehmen durfte). Die Grundsituation ist jetzt gar nicht mal sooo anders, aber das fand keiner couragiert. Denen hat man Rassismus vorgeworfen. Das weiß man vorher nie, was die political correctness draus macht. Deshalb legt sich der moderne »Couragierte« nicht nur nicht selbst und körperlich mit Gegnern an, sondern auch nicht mit der Political Correctness, der öffentlichen Meinung und nicht mal der Einzelmeinung. Abwarten, bis gar keine Gefahr mehr besteht, und dann aus den Löchern kommen. Wo kämen wir schließlich hin, wenn all die Couragierten sich mit so etwas gefährlichem wie anderen Meinungen auseinandersetzen müssten? Nein, Courage für die Massen läuft heute garantiert problem-, widerstands-, mühelos. Man muss heute nicht mehr aufstehen, nicht mehr in die Kälte, sich nicht in Gefahr bringen, um couragiert zu sein. Dafür gibt’s ne App.

Der ganze Online-Quatsch macht’s möglich. Man macht aus der Gelegenheit ein Märchen, guckt ob’s gut ankommt, und wenn’s läuft und es Pluspunkte bringt, schlägt man sich auf dessen Seite und pappt sich einen Sticker auf die Webseite. Eier geschaukelt, Seele beruhigt, für dieses Jahr genug Ersatzhandlung für eigene Zivilcourage. Dumm halt, wenn’s ein Video gibt.

21 Kommentare (RSS-Feed)

Heinz
2.12.2014 20:43
Kommentarlink

“Wir sind Spitze darin, uns (echte oder fiktive) Leistungen anderer selbst zuzuschreiben, indem wir uns als Fans ausgeben.”

Wie sagte ein Arbeitskollege eines schönen Montags dieses Jahres scherzhaft:
“Gestern bin ich ganz persönlich Weltmeister geworden.”

> Dumm halt, wenn’s ein Video gibt.

Verbrennt die Zeichen Satans!


Andreas
2.12.2014 21:03
Kommentarlink

> Da muss der zivilcouragierte den Arsch nicht vom warmen Sofa heben – > Aktien an der guten Tat zeichnen und sich zur Zivilcourage bekennen.
> Per Mausklick. Geil. Symbolik in Perversion. Wir sind die
> Gesinnungsrepublik Deutschland.
> Wir machen nichts mehr, wir denken nichts mehr, wir übernehmen kein
> Risiko und keine Verantwortung, wir bekennen uns nur noch zur
> politisch korrekten Haltung.
Manchmal erschreckend, deine Nagel-Kopf-Präzision Hadmut…


Kalabint
2.12.2014 21:59
Kommentarlink

Guten Abend,
erstmal möchte ich Ihnen für die ausführliche Berichterstattung Danken. Bis jetzt habe ich ca 80% der Informationen von dieser Seite, und ich habe nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben.

Es kann sein das ich nicht ganz alle Ansichten von Ihnen Teile, aber das gibts manchmal, hier hingegen bin ganz Ihrer Meinung.

Da ich in der Schweiz lebe, habe ich vermutlich nicht die volle Wucht der medialen Berichterstattung abbekommen wie Sie.

Die Video Veröffentlichung ist ein zweischneidiges Schwert, einerseits da sie die “Legende” der Medien entschärft (aus meiner Sicht gut), aber auch die letzten Momente einer Person zeigt, deren Bilder dadurch für die dem Opfer nahestehenden Personen einen speziellen Wert erhalten. Und die nun im gesamten Web abrufbar sind.

Meiner Meinung nach geschah der “Fehler” als die Medien entdeckten, das es da (wieder einmal mehr) etwas ‘spannendes’ zu Berichten gab.

Einen schönen Abend wünscht

Benjamin W. Macdonald / Kalabint

PS: Sehe grad das sich inzwischen zwei Kommentare angehäuft haben…


Pupsy das Schwein
2.12.2014 22:33
Kommentarlink

Mir fällt da eine Geschichte von früher ein. Ich saß mit meiner damaligen Freundin im Nachtbus. Sie war Feministin, hat schon mal im Frauenhaus gearbeitet und sah in allen böse Männer die Frauen unterdrücken. Die Sitze waren so, dass der am Fenster nicht den Platz verlassen konnte, ohne das der am Gang aufsteht. Uns viel plötzlich eine asiatische Frau auf, die auf der anderen Seite am Fenster gesessen hat und von einem (fremden) Typen widerlich bedrängt wurde. Sie konnte nicht weg, weil er sich neben sie am Gang gesetzt hat. Ich wollte eingreifen doch ich konnte nicht, weil ich auch am Fenster saß und meine Freundin mich am aufstehen gehindert hat. Ich hatte das Gefühl, dass meine Freundin die Situation genossen hat. Endlich konnte sie sehen, wie ihre patriarchale Weltsicht sich personifizierte. Da durfte ich nicht einfach dazwischen gehen.


Hans Georg
2.12.2014 22:37
Kommentarlink

Man sollte sich bitte mal den Schmerz vorstellen, den eine Familie erfaehrt, wenn sie im Internet immer wieder ueber die Bilder/Videos ihrer toten Tochter/Schwester stossen muessen, und gerade bei Videos, wenn man sieht der geliebte Mensch lebt und bewegt sich, aber er ist ja tot, also das ruehrt einem schon auf und ist auch sehr sehr makaber.
Wir sind es war gewohnt Filme mit Schauspielern zu sehen die verstorben sind, aber zu denen haben wir keine gefuehlsmaessige Bindung. Diese kuehle Distanz duerfen wir bei solch einem Fall niemals anwenden. Es sind leidende Eltern die ihre tote Tochter ploetzlich lebendig sehen. Das ist grausam und bitter. Ich wuerde mich auch gegen sows wehren.

Und es hat nichts mit Heldenlegendenbildung zu tun. Ein bischen Empathie sollte man schon haben, wenn man sich die Sache betrachtet.

Als ich noch in Berlin lebte, holte ich Sonntags morgens um 6 in der U-Station die Zeitung und sah fuenf Kontrolleure, die auf einen Schwarzen, der an zwei Kruecken ging (!) einschlugen. Ich ging dazwischen und sagte, solange ich hier bin wird keiner geschlagen. Erst haben sie behauptet, der Schwarze habe sie angegriffen (!), dann wurde ich von den Kontrolleuren bedroht und aufs uebelste als Penner, Arbeitsfauler und was weiss ich noch, beschimpft. Ich habe das alles mit Bammel ueber mich ergehen lassen und habe gesagt, ich bleibe jetzt solange hier bis Polizei kommt. Das hatte eine halbe Stunde gedauert, die ich als Opfer dreckigster Gemeinheiten verleben durfte. Ich habe Strafanzeige gegen diese Kerle gestellt. Die BVG hat auf meine Beschwerde geschrieben, solange der Fall laufe, gaebe es keine Reaktion.

An einem anderen Tag, vorher, sass ich in der U-Bahn, mir gegenueber ein Schwarzer, an meiner Seite ein besoffenes Paar, das den Schwarzen uebelst beschimpfte, von “stinken” bis “hau ab”. Ich hab denen gesagt, der habe das Recht hier zu sitzen und sie sollen den Mund halten Daraufhin wurde ich persoenlich bedroht, man wolle mir mit dem Schal den Hals zudrehen und aehnliches.
In der U-Bahn sassen jede Menge Leute.Ich habe mich direkt an sie gewandt und um Hilfe gebeten. Da waren Typen, die die TAZ lasen. Keiner, nicht ein einziger, hat reagiert, alles blickten quasi zu Boden. Daraufhin bekam ich “heiligen Zorn” und habe diese Leute uebelst beschimpft, als feiges Pack, dass Lichterchen ins Fenster gegen Auslaenderhass stelle, aber sich die Finger nicht schmutzig machen wollen, wenns drauf ankaeme, es war widerlich.

Warum erzaele ich das (wenn es wer bezweifelt, macht nichts)?
Kommen wir wieder zur Heldenschaffung.

Wenn Du einen Helden siehst schaue genau hin, wo du dich gerade
kleiner machst.

Wir brauchen keine Helden, wenn wir uns auf unsere Wert besinnen.
Und ja,ich halte viele dieser “Betroffenen” fuer die gleichen Leute, die in der U-Bahn sassen und sich weg geduckt haben, als sie persoenlich zur Hilfe aufgefordert wurden von mir. Ich halte viele dieser Leute, die genau wissen, wie oft sie weg geblickt, sich weg geduckt haben, fuer Menschen mit schlechtem Gewissen, die nun in einer “Kerzen-Betroffenheit” ihr Gewissen erleichtern.

Nein es hat nichts mit Jesus und Legendenbildung zu tun.


EinInformatiker
2.12.2014 22:44
Kommentarlink

Das weiß man vorher nie, was die political correctness draus macht

Da bin ich (zumindest für den vorliegenden Fall) anderer Ansicht. Political Correctness ist ja eine Ideologie und zwar eine (besonders) berechenbare Ideologie.
Ich hatte die Meldung zur Tat ja sehr früh mitbekommen und aus diesem Grund sofort eine Konversation mit einem Bekannten darüber eröffnet, dass es bei der Tat (für den Mainstream) zumindest ein “richtiges” Opfer gegeben habe (türkische Wurzeln und Frau) Damit wollte ich dem Betreffenden klarmachen, warum sofort überregional berichtet wurde (im Falle Daniel Siefert ergab sich die überregionale Berichterstattung irgendwie als Betiebsunfall einer Bild Reporterin, weiß ich nicht mehr genau und die Tagesschau hat er es nicht geschafft, zusätzlich nahmen damals die falschen Demonstranten Kenntnis), obwohl der Täter vermutlich (ich kannte die Ethnie nicht, aber hatte ja gewettet) für die Berichterstattung “falsch” war. Man könnte jetzt z. B. sämtliche Täter Opfer kombinationen durchgehen und noch das Geschlecht dazunehmen und die Reaktionen des Mainstreams voraus”berechnen”. Wäre ein männlicher jugendlicher Deutscher das Opfer gewesen hätte es keine überregionale Berichterstattung gegeben. Bei einem weiblichen deutschen Opfer trotz des falschen Täters vermutlich schon. Wobei das die schwierigste Konstellation für eine Voraussage ist. Da wären die politisch korrekten in der problematischsten Zwickmühle.

Also ich meine schon, man könnte z. B. in Prolog in diesem Fall besonders leicht (und schnell) ein Programm aus Fakten und Klauseln schreiben dass eine 100%-ige Trefferquote bei der Vorhersage liefert. Und das gilt im Prinzip für die gesamte politische Ideologie der bunten Republik. Ich wollte tatsächlich schon mal ein solches Programm schreiben. Aber irgendwie konnte ich mich noch nicht aufraffen.
Wie der normale Bürger tickt will ich damit nicht gesagt haben, aber wie Politiker und der Bürger als Mainstream ticken, schon. Wie vorausberechenbare Marionetten.


Herrmann
3.12.2014 0:12
Kommentarlink

@ Pupsy das Schwein

Das Problem an faschistischen Ideologen ist, das sie Faschisten sind. Man könnte sie auch richtigererweise partielle Misantropen nennen.

Das Beispeil mit ihrer faschistischen äh feministischen Freundin ist hier ein echt schönes Beispiel.

@ Helmut

Zu alle dem was Sie gesagt habe, empfehle ich Ihnen wärmstens, dieses PDF Dokument hier: http://mohareb.blog.de/2012/01/26/problemfall-selbstverteidigung-notwehr-12534326/

Es ist das Beste was m.M. nach bisher zu diesem Thema “praxistauglich” geschrieben wurde! Es ist eine kurze Abhandlung eines Blogs (der nie sehr groß war) zum Thema “Selbstverteidigung und wie man sich wirklich verhalten sollte”. Vorallem auch was Sie falsch gemacht hat…

Um es kurz zu machen: Der Blog wurde in Grund und Boden geklagt!
Zitat: “So, heute habe ich meine AERMELDOLCH-Site nach einer langen Auseinandersetzung mit der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein abgeschaltet. In einem sechzehnseitigen, juristisch einwandfreien Schriftsatz hat mir deren Rechtsreferent nachgewiesen, dass ich selbst und nicht der Internet-Provider Yahoo der “Anbieter” im Sinne des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages bin. Und ich hatte einfach keine Lust mehr, meine site “jugendfrei” gestalten zu lassen, was nicht unter 2000,– Euro Kosten abgelaufen wäre. ”
http://www.co2air.de/wbb3/index.php?page=Thread&threadID=50255

Die Dinge waren einfach zu praxistauglich für unseren Staat. 😉 Aber hätte ich das damals als Ausbilder schon gehabt, hätte ich es als Lehrinhalt gemacht und zum lesen verpflichtet. Es geht nämlich wie man in ihrem Fall so schön sieht um 1 einzige Sache: Überleben! Biologisch und materiell.

Dinge wie KampfSPORT und KampfKUNST sind Kroteske Hirnvernebler um schön brav sozial zu sein – die aber solche Opfer wie Tugce produzieren. Sie dachte sie hätte etwas im Griff, was man nicht im Griff haben kann.


Herrmann
3.12.2014 0:21
Kommentarlink

@EinInformatiker

Ich würde mich sehr über so eine Arbeit freuen und fände es ausgesprochen glorreich von Ihnen. Bitte raffen sie sich auf. 🙂

Ich würde sogar sagen wir mal 40 Euro ihnen zukommen lassen dafür. 😉

@Hans Georg

“Überall im Internet stolpern die Anghörigen diese Video!”

Ja sicher doch!!! lol Machen Sie mal bitte einen Realitätscheck. Auch zu ihrer Story mit dem Schwarzen in der S-Bahn. Ich bin ja verleitet, nach dieser Geschichte, zu sagen, ich hätte ihnen auch nicht geholfen!

Sie fordern den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben. Wie so oft, wenn der Mainstream etwas fordert. Man macht es nur schlimmer, egal was man tut, egal wie sehr man sich in “Denksport” versteigt.

Dank Leute wie Ihnen, zweifel ich immer ob Menschen wirklich ohne Führung (Der Schwanz wedelt nicht mit dem Hund) auskommen würden… oder ob sie nicht wirklich einfach nur überforderte Kinder sind, die erwachsen spielen.

Ich hoffe Sie können die Kritik annehmen.


maSu
3.12.2014 0:56
Kommentarlink

Bei Welt.de werden sachliche Kommentare, die doch bitten das Verfahren abzuwarten gar nicht erst freigeschaltet. Fordert man stattdessen 10+ Jahre Haft oder sonst einen Unfug: Freischaltung. Sogar krasse Beiträge werden zugelassen und im nachhinein erst entfernt. Aber kritisch und sachlich? Unerwünscht. Warum wohl? Man will sich dort noch schnell an dem Fall aufgeilen. Und wenn man genug masturbiert hat, dann gibt es ein neues Thema.

So widerwärtig was da abgeht. Da werden primitive Ängste geschürt. Bin nicht ohne Grund so gut wie nie dort. Die Zielgruppe könnte kaum erbärmlicher sein.


SteffKo
3.12.2014 8:05
Kommentarlink

Was mich am meisten bei solch einer Geschichte nervt, sind die Mahnwachen von den Betroffenheitsfanatikern. Ich gehe zu davon aus das die Beteiligten dieser Mahnwachen, sich zu 90 % nicht über den Fall ausreichend informiert haben. aber Mahnwachen sind chick und man kann sagen:”ich war dabei”.


CountZero
3.12.2014 9:31
Kommentarlink

Hans Georg schrieb:

> Man sollte sich bitte mal den Schmerz vorstellen, den eine Familie erfaehrt, wenn sie im Internet immer wieder ueber die Bilder/Videos ihrer toten Tochter/Schwester stossen muessen

Das ist jetzt aber die Vorgehensweise politischer Korrektheit, oder?

Die besteht ja schließlich darin, dass man sich als PC Warrior anderen Menschen überlegen fühlen kann, wenn man darauf hinweist, dass durch eine Aussage/Handlung sich ein Mitglied einer (unterprivilegierten) sozialen oder politischen Klasse diskriminiert oder beleidigt fühlen könnte, um diese Aussage/Handlung entsprechend moralisch zu verurteilen. Ob sich tatsächlich jemand aus einer unterprivilegierten sozialen Klasse durch besagte Aussage/Handlung diskriminiert fühlt, ist dabei natürlich zweitrangig.

Wenn das Ansehen des Videos für Familie und Freunde so schwer zu ertragen sein sollte, wie Sie sich das offenbar ausmalen können, könnten sie evtl. in Erwägung ziehen, auf das Anschauen zu verzichten.


Action Jackson
3.12.2014 11:04
Kommentarlink

@Hans Georg: Deinen Einwand in allen Ehren, aber die Bilder sind zwangsläufig im Internet (dank unserer modernen Informationsgesellschaft).

Ich selbst habe den Bericht zum Motorradunfall meines besten Kumpels immer noch auf meiner Facebook Seite verlinkt. Die Bilder sind heftig, aber ob die Bilder nun existieren oder nicht, macht ihn leider auch nicht mehr lebendig. Dessen muss man sich bewusst sein. Allerdings macht es mir jeden Tag bewusst, wie kurz das Leben sein kann. Traurig bin ich so oder so, da ändern die Bilder gar nichts dran.

Das besagte Video selbst ist so verpixelt, das es dort auch Affen sein könnten, man würde den Unterschied nicht wahrnehmen.

Ich finde es im Gegenteil wichtig, das dieses Video aufgetaucht ist, denn es beweisst einmal mehr wie uns die Medien jeden Tag an der Nase herumführen.

Ohne jetzt Partei für eine Seite ergreifen zu wollen oder die Aktion von Tugce kleinreden zu wollen, die Dinge wie ich sie sehe:

Die Medien berichteten zuerst, das Tugce für 2 Mädchen Partei ergriff die auf der Toilette dumm angemacht wurden. Sie hat die wohl rausgeschmissen und der/die Täter haben dann draussen solange auf Sie gewartet bis Sie rauskam und sie dann totgeschlagen.

Nun taucht das Video auf und zeigt:

Die Täter haben im Auto gewartet (warum ist unklar. Haben sie wirklich auf Tugce gewartet? Oder sich nur unterhalten oder Burger gefuttert?). Damit war der erste Vorgang, und auch der einzige den man Tugce als Zivilcourage anrechnen kann (Toiletten) lange erledigt.
Der/die Täter wollten sogar schon wegfahren (zumindest sieht es so aus, als wenn das weisse Auto da nicht auf dem Parkplatz steht) und der Täter springt nochmal raus. Warum tat er das? Warum ist er nicht einfach weggefahren? Wieso zum Teufel geht Tugce auf ihn zu, als er schon einige Zeit komplett in Rage ist? Da schafft man normalerweise doch Abstand, wenn jemand so aufgebracht ist. Tut mir leid es zu sagen, aber im Video sieht die eine Gruppe nun nicht ganz unschuldig aus. Wahrscheinlich wäre nichts passiert, wenn nicht noch eine zweite Provokation (auf dem Parkplatz) stattgefunden hätte, nachdem die erste Geschichte (Toiletten) geklärt war. Die ganze Geschichte ist saudumm gelaufen, und hätte garnicht passieren dürfen, aber:

So schwarz/weiss wie uns die Medien den Fall verkaufen wollten, ist er nicht abgelaufen. Und allein aus diesem Grund ist das Video sehr wichtig. Vielleicht wachen wirklich mal ein paar Menschen auf und durchschauen das Theater das uns jeden Tag vorgespielt wird.


User
3.12.2014 11:51
Kommentarlink

hmmm interessant. Wenn ich jetzt sage, dass mir Deine Meinung zur Courage sehr gefällt habe ich dann auch sowas wie Anteilsscheine an Deiner couragierten, engagierten Sichtweise erworben?

YAY ein Schnäppchen!!!

Super Toller Artikel 😉


wups
3.12.2014 11:52
Kommentarlink

@Hadmut:

Die Vereinnahmung der Leistungen oder des Status eines anderen oder einer anderen Gruppe – kurzhin die Basis von Identifikation und Gruppenbildung sowie Abgrenzung ist ein psychologischer Mechanismus, der in uns drinnen steckt. Das ist keine Ausprägung eines mehr oder weniger kaputten Zeitgeistes.

Zwangsweise tritt bei sowas dann auch eine Überhöhung und Ausschmückung der Phantasie über das Geschehen ein, wodurch die Banalität des Videos zu einer Enttäuschung führt – ähnlich dem “Das Buch ist aber deutlich bisser als der Film”-Effekt.

Die Ablehnung des Videos ist damit lediglich der Kampf gegen die zwangsläufig auftretende kognitive Dissonanz – ebenfalls keine Erfindung der Facebook- & Twitter-Zeit.

Kurz: nichts neues im Westen, nur das böse Internet macht all die schönen Märchen und Heldensagen kaputt, noch bevor die NSA die Daten auf der Platte hat.


Frank
3.12.2014 13:21
Kommentarlink

Bei dieser Geschichte muss man garnicht großartige Küchenpsychologie betreiben.
Es ging um den politisch korrekten Honig den Medien /Politik meinten aus der traurigen Geschichte pressen zu können -wäre irgendne Sabine gestorben oder ein Daniel hätten wir nie war von gehört.


Marc
3.12.2014 13:33
Kommentarlink

Hat auch noch einen anderen Vorteil: Man kann erst mal abwarten, ob die Tat gut war, bevor man ihr beitritt.

Gerade im vorliegenden Fall hätte es natürlich auch ganz anders laufen können. Hätte der Kai Diekmann vorher gewusst, dass die kleine judenfeindliche *hüstel* ähm, israelkritische Inhalte auf ihrer Facebookseite gepostet hat, wäre dann diese Heldensage gestrickt worden?


Werner
3.12.2014 14:58
Kommentarlink

Schön war auch ein Radio- Interview (ich denke, HR1) mit der Sprecherin einer mit dem Fall befassten Behörde (evtl. Polizei, eher Staatsanwaltschaft), indem sie sich über die Veröffentlichung des Überwachungsvideos beschwerte: Das würde die Ermittlungen erschweren. Etwas Ähnliches steht dann auch hier:

http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36082&key=standard_document_53717235

– nur war es das nicht, was sie im Radio gesagt hat. Jedenfalls nicht Alles. Dort war meiner Erinnerung nach die Rede davon, daß die Vernehmungen der Zeugen Sache der Behörden sie, und das sei nun erschwert, weil normalerweise Zeugen dazu neigen würden, sich zu widersprechen (in der Tat gehören sie zum unzuverlässigsten, auf was das Rechtssystem zugreifen kann – das gilt natürlich auch für mich selbst als Radiohörer; aber da die Medien inzwischen zu Orwellschen Erinnerungslöchern mutiert sind…).

Abgesehen davon, daß die Veröffentlichung von Beweisen generell zu Störungen der Ermittlungen / Zeugenbeeinflussung führen kann, ist es doch bemerkenswert, daß hier offensichtlich beklagt wurde, daß Zeugen sich nun nicht mehr widersprechen könnten. Damit ist eine Diskussion über den Tathergang – und damit eine Manipulation der öffentlichen Meinung schon vor dem Prozess – ausgebremst worden. Das hatte eine sofortige Wirkung (andererseits wird DOCH versucht zu manipulieren, in dem in Beiträgen ständig behauptet wird, das Video sei “verwackelt” und man könne deshalb darauf “nichts erkennen”). Beides stimmt nicht, sonst könnte ja auch das Gericht nichts darauf erkennen.

Der unmittelbare Tathergang ist zu erkennen, Motivation und Identität der Personen festzustellen, ist in der Tat eine Aufgabe der Zeugenbefragung, dieser Teil der Wahrheitsfindung dürfte aber durch die Veröffentlichung des Videos eher nicht beeinflußt werden. (Anmerkung: Natürlich ist es für die Angehörigen eines Todesopfers schlimm, zu wissen, daß die Öffentlichkeit nachträglich zuschaut. Alles was mit so einer Tragödie zusammenhängt ist schlimm. Ich will nicht wissen, wie es sich anfühlt, jetzt unter den Augen der Öffentlichkeit und in Nahaufnahme von einem Angehörigen Abschied nehmen zu müssen, umringt von Kameraleuten und DemonstrantInnen, wenn es schlimm wird.)

Mir kommen die Reaktionen der Politik, abgesehen von Widerlichkeit wie die sofortige Forderung nach mehr Geld für Frauenhäuser – was bitte hat das damit zu tun? – eher vor wie die Anzeichen eines sehr, sehr schlechten Gewissens. Jahrelang haben sie (wohlgemerkt : nicht die Polizei!) den BürgerInnen gepredigt, man / frau solle sich unbewaffnet in gewaltsame Konflikte einmischen und diese so beenden, ungeachtet der Gefahr für eigen Leib und Leben. Nun hat es die Falsche erwischt, eine junge, integrierte Frau mit Migrationshintergrund.

Reaktion: Oh, jeh. Es folgt, wie immer in solchen Fällen, eine wohlfeile mediale Schadensbegrenzung.


Thomas M.
3.12.2014 18:25
Kommentarlink

Ich glaube die Mörchen von Hans Georg übrigens nicht, kolportierne sie doch das Feindbild der Antifanten von den ach so bösen, rassistischen und angeblich gewaltbereiten Deutschen und den ach so armen, engel- und gottgleichen Migranten. Die Wahrheit dürfte immer irgendwo in der Mitte liegen, nicht bei denen, die am lautesten und empörtesten zetern und meinen, sie hätten die Wahrheit(tm) für sich gepachtet, weil nur sie die richtige(tm) Gesinnung hätten…


Thomas M.
3.12.2014 18:33
Kommentarlink

@Werner: Was wäre den der “Richtige” gewesen als Opfer? Wie so häufig, ein deutscher Mann ohne Migrationshintergrund? Es gibt weder Opfer erster oder zweiter Klasse, noch einen richtigen oder falschen, den so etwas erwischt. Ihre Äußerungen finde ich generell menschenverachtend und rassistisch.

Im Übrigen missbrauchen die Feministinnen im Westen, die so privilegiert und gepampert leben wie kaum andere Frauen auf diesem Planeten, jeden noch so kleinen oder singulären Vorfall *immer* für Propaganda im eigenen Sinne und die Forderung für noch mehr Fördergelder für feministisch-sexistischen Unfug. Auch die Frauen in Schwellen- und Entwicklungsländern sind davon nicht ausgeschlossen, von westlichen Feministen für deren rein egoistische Ziele missbraucht zu werden, ohne jegliche Unterstützung zu erfahren.

Ich würde westlichen Feministinnen nicht einmal dann ins Gesicht spucken, wenn ihr Bart brennt. Da ist nur Verachtung, verdiente Verachtung.


Besser Unbekannt Bleiben
5.12.2014 22:12
Kommentarlink

@Werner
> abgesehen von Widerlichkeit wie die sofortige Forderung nach
> mehr Geld für Frauenhäuser – was bitte hat das damit zu tun?

Das passt wie Arsch auf Eimer zusammen.
Es geht um Gewalt von Männern gegen Frauen, und es ist tabu, die Geschichte, die die Frau auftischt, anzuzweifeln.


Werner
14.12.2014 14:28
Kommentarlink

@Thomas M
Genau das ist ja das schlimme. Und keine drei Wochen später passierte genau das:
http://www.con-nect.de/region/news/hannover-mann-stirbt-bei-supermarkt-ueberfall/archiv/2014/december/04.html
Und? Wie heißt er? Was soll nach ihm benannt werden? Wo waren die Massendemonstration mit politischer Vertretung? Bereits einen Tag nach der Tat gibt es kaum noch eine Meldung dazu. Nicht daß ich das erwarte; ich sehe nur den Unterschied.