Die Psycho-Schufa
Oh, es droht Gefahr.
Die ZEIT schreibt über eine Firma, die eine Software erstellt hat, die durch Auszählung von Worten, die man gebraucht, ein Persönlichkeitsprofil erstellt. Scheint sich zwar vor allem auf gesprochene Sprache zu beziehen, wird aber auch bei geschriebener Sprache funktionieren. Auch die Geheimdienste interessieren sich anscheinend schon dafür.
Ist doch mal was, da kommen mir ganz dreckige Ideen: Während man mit der Bank telefoniert und mit denen spricht, wird daraus eine Art Kreditwürdigkeit errechnet. Live.
Oder im Bewerbungsgespräch in einer Firma: Es läuft so nebenbei ein Mikrofon mit und das Ergebnis kommt per e-Mail auf’s Handy. Oder es steht direkt der Notebook auf dem Tisch.
Oder die werten einfach Blogtexte aus und erstellen so eine Art Psycho-Score, die dann über kostenpflichtige Auskunfteien verkauft wird. Oder vergoogelt. Nein, in Anbetracht Ihres Blogs dürfen Sie nicht mehr in die USA fliegen. Oder noch schlimmer: Rein schon, aber raus nicht mehr.
Wenn das automatisiert funktioniert, muss man sehr, sehr vorsichtig sein, ob man sich überhaupt noch irgendwo öffentlich äußert.
Aber ein Lacher als Nebenprodukt:
Die meisten von uns unterschätzen das Treiben der kleinen Wörter: Sagen Frauen häufiger ich oder Männer? James Pennebaker liebt es, seine Zuhörer mit solchen Fragen zu testen. “Regelmäßig tippen die Leute auf das Falsche”, sagt er. Die meisten glauben nämlich, Männer sagten häufiger ich. Tatsächlich aber sind es die Frauen. Der Psychologe erklärt das so: Pronomen zeigen an, worauf jemand seine Aufmerksamkeit richtet. Und Frauen beschäftigten sich mehr mit sich selbst als Männer.
Aber, ach:
Lügner sagen viel seltener ich als Menschen, die die Wahrheit sprechen. Dafür verwenden sie häufiger er und sie. Sie reden mehr über andere und versuchen, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Dem linguistischen Lügendetektor gelang es, 76 Prozent der Lügner zu entlarven, damit war er besser als jedes andere technische System. Und besser als die Jurys bei Gericht.
17 Kommentare (RSS-Feed)
Naja, die werden ihren Spaß haben bei extrem gegenderten Texten. Oder bei Lann Hornscheidts “Wortungen”.
Orwell’s “1984” wird angesichts solcher Aussichten fast zur Lachnummer. Jedenfalls, was den Weg bis zur Erkenntnis angeht.
Das setzen Nachrichtendienste schon seit Jahrzehnten ein als Filter der Datenterrabytes, die sie abhören. Erfolg ist eher mäßig, da die Semantik der Bergriffe zusammen verloren geht. Es wird zB auch so sein, dass keywords wie “Terrorismus” genau von den Planern solcher Anschläge NICHT verwendet werden, die werden dann eher konkret Zeit und Ort ihrer Aktionen besprechen im Netz und nicht noch keywords verwenden.
“Dem linguistischen Lügendetektor gelang es, 76 Prozent der Lügner zu entlarven, damit war er besser als jedes andere technische System.”
Es waere wichtig zu wissen wieviele Ehrliche er als Luegner identifizierte. Denn wenn man sagt dass jeder luegt hat man 100% der Luegner identifiziert.
> Es waere wichtig zu wissen wieviele Ehrliche er als Luegner identifizierte.
Stimmt. Verdammt guter Punkt.
Baut man einen leeren Kasten der die Lampe einfach in 76% der angefragten Fälle leuchten lässt, dann »entlarvt« der auch 76% der Lügner.
spannend in diesem Zusammenhang
http://de.wikipedia.org/wiki/Adressat_unbekannt
“Oder im Bewerbungsgespräch in einer Firma: Es läuft so nebenbei ein Mikrofon mit…”
Dazu heißt es auf deren Webseite:
“Anschließend wird – meist in einem strukturierten Telefon-Interview – ein Soll/Ist-Profil-Abgleich mit PRECIRE durchgeführt und die grundsätzliche Eignung eines Bewerbers für die Tätigkeit in Ihrem Unternehmen ermittelt.”
Ansonsten: Alte Hüte zumindest was die Forschung auf diesen Gebieten betrifft. Aber gut zu wissen welche Firmen zu deren Kunden gehören…
Wir wissen ja auch alle “wer” so in der Jurys sitzt.
Das sind ja keine Personen, die besonders darin geschult sind um Angeklagte der Lüge zu überführen….
Wie war das noch mit Fehlern erster und zweiter Art?
Es war klar, daß sowas irgendwann kommt. Und es ist völlig egal, ob solches Snake Oil wirklich funktioniert – der SCHUFA-Score ist auch Kaffeesatzleserei – wenn genug dran glauben, hat das ernste Konsequenzen.
Deshalb muß es Gegenmaßnahmen geben. Und sei es, daß man diese oder vergleichbare Software nimmt und damit seine eigenen Texte abklopft und optimiert.
Was ein_x Softwar.In mit einem klassischen Fiministischen Textfragment wie z.B. eina Professx Lann Hornscheidt wohl herauslesen würde?
Ich tippe mal:
Fatal Error
Der Text konnte nicht analysiert werden
– Die Buchstabenkombinationen konnten keiner bekannten Sprache zugeordnet werden
o.T.
D ist Exportweltmeister!
Wir exportieren sogar Genderwahn!
http://www.academics.de/jobs/berater_m_w_fuer_gender_mainstream_108410.html?
@der eine Andreas
> Wir exportieren sogar Genderwahn!
Das ist doch nur konsequent. So kann frau auch noch Gelder des Entwicklungshilfeministeriums (BMZ) für feministische Zwecke abgreifen.
Es heisst Tera. Terabyte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vorsätze_für_Maßeinheiten
Ein für allemal! Und ja, darüber streite ich gerne.
@maddes8cht: Dasselbe passiert wohl, wenn helvetische Textknorzereien durch solche Maschinen gejagt werden. Die SMS, die man in der Schweiz manchmal kriegt, werden in 1000 Jahren noch unanalysiert in irgendwelchen Datenbanken schmoren.
„Ist doch mal was, da kommen mir ganz dreckige Ideen: Während man mit der Bank telefoniert und mit denen spricht, wird daraus eine Art Kreditwürdigkeit errechnet. Live.“
Dann basteln wir uns eben Maschinen, die für uns das Verhandeln übernehmen. Fertig ist die Laube. ^^
Das ist doch eine ganz alte Geschichte? Verwendet man normalerweise eher um z.B festzustellen ob historische Texte bestimmten Verfassern zuzuordnen sind.
> Nein, in Anbetracht Ihres Blogs dürfen Sie nicht mehr in die USA fliegen.
Das ist bereits Realitaet.