Die subtile Hinterhältigkeit der Drehtür
Wieder was gelernt.
Kennt Ihr das? In so vielen Läden, Einkaufsstraßen, Möbelhäusern und so weiter, sogar an manchen Flughäfen, muss man am Eingang durch so eine Drehtür, die nicht manuell betätigt wird, sondern sich nervend langsam dreht. Dann ist wieder jemand zu blöd, bleibt stehen und die Tür schlägt an, dann bleibt das ganze Ding stehen. Oder jemand kann’s nicht abwarten und quetscht sich noch rein, aber der Platz reicht dann nicht für alle, um normal zu gehen. Oder die Leute meinen, sie haben’s am eiligsten, versuchen die Drehtür vorne zu drücken und das Ding bleibt wieder stehen. Und die Leute, die mit Einkaufswagen, Kinderwagen oder was auch immer da reingehen und glauben, sie wären allein auf der Welt, deshalb nämlich direkt vor dem Ding stehen bleiben und erst mal die Landschaft taxieren, aber nicht merken, dass der Menschenbagger zwar langsam, aber unerbittlich weitere Leute auf sie draufschaufelt.
Warum macht man so sowas?
Bisher dachte ich, das hat was mit Energiesparen und Zugluftvermeidung zu tun, und das Tempo sei an die Oma mit dem Rollator angepasst.
Diese Woche wurde es aber im Radio erwähnt: Das ist Marketing.
Die Drehtür hat den Zweck, Besucher zu entschleunigen, runterzubremsen, zu verlangsamen, an eine langsame Gehgeschwindigkeit anzupassen, damit sie nicht durch den Laden stürmen und nur das holen, was sie kaufen wollen, sondern in Ruhe und schön langsam gehen, um sich alles anzusehen.
25 Kommentare (RSS-Feed)
*Autokorrektur sollte überprüft werden!
Entschleunigt natürlich
Hmm. Unter diesem Aspekt habe ich die Drehtür im Finanzamt noch nie betrachtet.
@die grafenburger
Ich gehe aber mal davon aus dass du auch ohne Drehtür nicht so empfänglich für das aufschwatzen von Waren bist wie Andere.
Neben der Drehtür ist meist eine normale für Rollstuhlfahrer. Die darf auch jeder benutzen. In meiner Hausbank hat mich zumindest noch niemand angesprochen.
Deswegen steht auch immer Mist im Weg zur Mitte des Ladens. Das ist nicht zum Verkauf, sondern zur Ausbremsung da.
Alles eine Frage der Technik: Wenn einigermassen leer, kommt man mit minimaler Verzoegerung durch wenn man sich schnell der Achse naehert und an der anliegenden Wand gleich wieder rausgeht.
Nicht auf dem Umfang laufen!
Ich bin einen zehntel Millimeter davor auch noch meine Lebenmittel zu bestellen. Leere Innenstaedte? Prima! Mehr Platz fuer Packstationen.
Hmm. Das erstaunt mich etwas.
Aus Marketingperspektive ist man allerdings genauso daran interessiert, tunlichst jedes Hindernis zu vermeiden, das den Kunden von seiner Bedürfniserfüllung abhalten könnte.
Warum sollte man also gerade dort, wo der Conversion-Prozess seinen Anfang beginnt – beim Betreten des Ladens – ein solches Ärgernis willentlich platzieren? Noch bevor er überhaupt die Produkte erreicht hat?
Insbesondere in Zentren von Großstädten, wo viele Anbieter miteinander konkurrieren, könnte die Entschleunigungsabsicht auch gerade das Gegenteil bewirken (“Ach nein, keine Zeit für den Langsammodus.. dann lieber zu XYZ..”) und weg ist der potentielle Käufer.
Könnte es nicht auch sein, dass die Verantwortlichen Planer GLAUBEN, es wäre vorteilhaft und das Schema deshalb immer wieder wiederholen, obgleich es gar nicht mehr zur heutigen Sofort-Gesellschaft passt?
Drehtüren werden überbewertet! Könnte man die heiße Luft von Marketingtypen in nutzbare Energie umwandeln, bräuchten wir kein Öl mehr!
Was (meine) Oma noch wusste:
1. Geh’ niemals hungrig einkaufen;
2. Weiche nie von Deinem Einkaufszettel ab;
3. Denk’ auch mal an Deine Erben;
4. Schau’ in Maerkten stets in die Regale, die *nicht* in Augenhoehe liegen.
Ich vermisse sie und ihre Weisheit, nicht nur ihre Kochkuenste. ,)
Meiner Meinung nach ein zweiter Marketing-Trick:
Das dauernde Umräumen der Regale.
Monatelang steht der Klo-Reiniger im Regal links, plötzlich wird er auf die rechte Seite geräumt oder in das gegenüberstehende Regal.
Gibt dem Kunden reichlich Zeit für Spontankäufe, weil er – unbewusst – beim Suchen andere Ware sieht, die er eigentlich gar nicht braucht.
Macht mich aber eigentlich auch nur agro.
Bei wirklich großen Drehtüren finde ich auch immer interessant, dass die Leute diese nicht gerade durchlaufen, was absolut möglich wäre, sondern immer im Bogen gehen.
Was mich aber wirklich stört ist, dass man in sehr viele Geschäfte sehr leicht rein kommt, aber deutlich schwerer wieder raus, wenn man nichts gekauft hat. Supermärkte sind so ein Beispiel.
Ich versuche bei Drehtüren auch, möglichst gerade durchzulaufen. Ansonsten nerven mich die Dinger nur, und bremsen mich nur vorübergehend ab, danach gehe ich umso schneller. Was mich auch wundert: an den Einkaufstempeln hier sind teils “normale” Türen angebracht, die man von Hand öffnen muss. Die Dinger sind teilweise echt schwer, so manche Omi hat da ihre liebe Not. Wieso baut man heute keine Automatiktüren mehr ein? Zu teuer, weil sie im laufenden Betrieb Strom fressen? Zu störanfällig?
> Die Drehtür hat den Zweck, Besucher zu entschleunigen, zu verlangsamen, an eine langsame Gehgeschwindigkeit anzupassen, damit sie nicht durch den Laden stürmen und nur das holen, was sie kaufen wollen, sondern in Ruhe und schön langsam gehen, um sich alles anzusehen.
Korrekt müsste es heißen:
“Die Drehtür hat den Zweck, Besucherinnen zu entschleunigen…”
Und das meine ich nicht aus Gendergründen (ich würde mich schämen), sondern wirklich nur auf Frauen bezogen. Denn Männer neigen trotz tempoärer Bremsung zu den typischen Jägerverhalten beim Einkauf, durch die Ausbremsung eher erst recht (“Ich hab’ keine Zeit, scheiß Drehtür”), während bei Frauen durch die Entschleunigung der Sammeltrieb (“Oh, toll. Alles so bunt. Passt mir das?”) aktiviert wird. Steinzeit eben. 😉
Entscheunigte Grüße,
Euer Dirk
drehtüren entschleunigen mich in keinster weise. wenn möglich benutze ich auch den separaten eingang daneben. danach wird stur der zettel abgearbeitet oder eben nur das geschäft besucht, in dem man seinen wunsch erfüllen möchte. evtl. noch ein zweites zum vergleichen.
allerdings kann man auch spaß mit drehtüren haben: man wartet, bis der raum der drehtür ordentlich gefüllt ist und betritt diese selbst als letzter. wenn alle dann konzentriert in tippelschritten gen eingang steuern, stoppt man die tür hinter sich mit der hacke und beobachtet genüsslich, wie die dynamische masse kollektiv gegen die scheibe und aufeinander aufläuft. ¯\_(?)_/¯
Drehtüren sind eine Erfindung der Gender-Mafia. Wie wir alle wissen, haben Männer im Durchschnitt eine größere Schrittweite und bewegen sich somit bei gleicher Lauffrequenz schneller fort, als Frauen. Da Männer damit unweigerlich schneller ein Geschäft/Flughafen/whatever betreten können, ist es nur logisch, alle auf eine gleiche, langsamere Geschwindigkeit zu reduzieren. 😉
“… zu entschleunigen, runterzubremsen, zu verlangsamen, an eine langsame Gehgeschwindigkeit anzupassen …”
War das ein Pastor? Diese Metaphernhäufung kenne ich aus Predigten, wo sie in der Regel ein Non-Sequitur ankündigen.
> War das ein Pastor? Diese Metaphernhäufung kenne ich aus Predigten, wo sie in der Regel ein Non-Sequitur ankündigen.
Nee.
Die Formulierung stammt von mir.
Denselben Zweck haben auch Rolltreppen in manchen Geschäften. Die Kundschaft bremsen und kanalisieren. Kann man zum Bleistift im Saturn am Alexanderplatz in Berlin sehen. Da muss man erst die Rolltreppe hoch fahren und dann auch noch vor dem Kassen rechts abbiegen um in den Laden zu gelangen. Also gleich doppelt die Schrittgeschwindigkeit gebremst.
Wieso baut man heute keine Automatiktüren mehr ein?
Gleicher Grund wie bei den Drehtüren und extra langsam laufenden Rolltreppen: Besucher einbremsen, Verweildauer erhöhen. Den Vogel hat bei mir ein Unterhaltungselektronikhändler abgeschossen, der im 3. Obergeschoss eines Einkaufszentrums residiert: Zu erreichen über mehrere Rolltreppen, die so angeordnet sind, daß man in jedem Geschoss an allen “Geschäften” vorbeilaufen muß. Die Folge ist, daß der Laden zu allen Zeiten, wo ich diesen besichtigt habe, so gut wie leer ist, zumal es in der gleichen Straße geringfügig bequemer erreichbaren Mediamarkt mit ähnlichem Sortiment gibt. Letzterer ist immer rappelvoll, obwohl viel unübersichtlicher und unsortierter.
Es gibt aber Gegenmaßnahmen: Viele Drehtüren haben zusätzliche Gelenke und lassen sich mit Kraft aufdrücken. Der Nebeneingang für Rollstuhlfahrer ist barrierefrei und die offiziellen Fluchtwege (Treppenhäuser) bieten sich zumindest zum schnellen Verlassen des Konsumtempels immer an. Gerade wenn man nichts gekauft hat.
Oder man geht einfach bequem online shoppen und läßt die Immobilienspekulanten mit ihrem Schrott allein, so halte ich das. 😀
Habe mit meinem Händler geplauscht:
Drehtüren
1) sind wichtig für eine gute Funktion der Klimaanlage
(ein schwerer Posten auf der Ausgabenseite)
2) sollen nicht die Kunden ausgebremsen sondern die Ladendiebe!
Einfach mal fragen! 🙂
Es heisst, wenn man nur wirklich will, kann man alles.
Hast’e schon mal versucht ‘ne Drehtuer zuzuknallen?
> Hast’e schon mal versucht ‘ne Drehtuer zuzuknallen?
Chuck Norris macht das immer so.
“Ich versuche bei Drehtüren auch, möglichst gerade durchzulaufen.”
Hm, immer schön aufs Glas achten, ja?
Mich nicht! Mich entschuldigt die Drehtüre ganz & gar nicht, sondern macht mich so aggressiv das ich in den Laden renne, das Nötigste an mich raffe & rauseile.
Also geht es nicht so ganz auf.