Reductio ad Lubitzum
Es ist noch nicht mal eine Woche her, als ich beobachtet und prophezeit habe,
dass Godwin’s Law eine Modernisierung erfährt und die Reductio ad Hitlerum schon durch die Reductio ad Breivikum ersetzt wird und künftig sicherlich auch durch die Reductio ad Lubitzum ersetzt werden wird.
Sagt viel über die heutige Rhetorik und Rabulistik, die Umgangsformen und die Argumentationstiefe.
18 Kommentare (RSS-Feed)
Wer etwas begründen oder beweisen möchte, was eigentlich nicht beweis- oder begründbar ist (vielleicht, weil es irrsinnig ist aber nicht zur Absicht des Sprechers führt?), hat eigentlich keine Wahl mehr und muß auf vielfach konnotierte Figuren oder fast nicht mehr in zwei,drei Sätzen aufschlüsselbare Sachverhalte ausweichen.
Wer keine Argumente hat, kriegt auch keine mehr geschenkt.
Wobei man hier allerdings im Hinterkopf behalten sollte, daß Michele Bachmann eine absolute Witzfigur ist. Wenn die bloß ihren regulären Blödsinn verzapft, kommt das längst nicht mehr in den Nachrichten.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: http://i.huffpost.com/gen/323987/MICHELE-BACHMANN-NEWSWEEK.jpg
Von einer regelrechten “Reductio ad Lubitzum” analog zu Godwin’s Law würde ich hier noch nicht unbedingt sprechen. Wer ein wenig verfolgt in welchem Tonfall politische Auseinandersetzungen in den USA geführt werden wird über Michele Bachmanns Vergleich jedenfalls nicht allzu entsetzt sein.
Die politische Kultur in den USA unterscheidet sich jedenfalls grundlegend von dem was hier in Deutschland üblich ist.
Ja, ein solcher Vergleich ist (vor allem angesichts der zeitlichen Nähe) geschmacklos, aber wenn ich mir da die hiesige politische “Kultur” ansehe könnte mir zeitweise durchaus das Essen aus dem Gesicht fallen. Ein aktuelles Beispiel ist der Brand in Tröglitz. Die Trümmer waren noch nicht einmal kalt, da stand schon für alle “aufrechten Demokraten” fest: die Rechten waren es. Bei derartiger Urteilssicherheit könnten wir uns Ermittlungen und Gerichte in Zukunft doch einfach sparen.
> Von einer regelrechten “Reductio ad Lubitzum” analog zu Godwin’s Law würde ich hier noch nicht unbedingt sprechen.
EMMA ist ja auch schon damit gekommen. Und bedenke, wie das mit Breivik lief. Der kommt inzwischen auch in verblüffend vielen feministischen Reden und Veranstaltungen vor, ohne den geht’s fast nicht mehr.
Ach, Michele Bachmann hat sowieso nicht alle Latten am Zaun.
Gugel mal “Michelle Bachmann Bill Maher”, dann kannste Dich kaputt lachen.
Emil, du bist so klug. Ich bewundere deinen Durchblick und schätze deine scharfen Schlussfolgerungen sehr! Du bist bestimmt Professor für Mathematik oder Raketenwissenschaftler bei der NASA?
@Hadmut: Michele Bachmann ist so ziemlich das Gegenteil von EMMA und jedem feministischen Gendergedöns. Bachmann ist bei EMMA-Fans und eigentlich allen linksliberalen Deutschen, die Bachmanns politische Einstellung kennen, ein absolutes Hassobjekt. Das nur zur grundsätzlichen Einschätzung.
@Hadmut (((“Und bedenke, wie das mit Breivik lief. Der kommt inzwischen auch in verblüffend vielen feministischen Reden und Veranstaltungen vor, ohne den geht’s fast nicht mehr.”)))
In amerikanischen Diskussionen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Elliot Rodger genannt wird, ganz schnell. Reductio Ad Elliotum.
Ich habe kürzlich meine eigene Variante von Godwin Law aufgestellt.
Mit zunehmender Späte der Tageszeit nähert sich die Wahrscheinlichkeit, dass in mindestens einem TV-Programm eine Nazi- oder Hitler-Dokumentation gesendet wird, dem Wert Eins an.
@emani
Klar, die Israel-Lobby in den USA ist nur ein Mythos. Bei Michele Bachmann kommen allerdings offenbar auch noch religiöse Motive zum Tragen:
Rep. Bachman: “If the United States fails to stand with Israel, that is the end of the United States”
Es gibt so viele Gesetze nach Godwin inzwischen.
Wer den schrillen Feminismus für überzogen hält, ist ein Macho.
Wer mit Gender-Mainstreaming nichts anfangen kann, ist gegen Gleichberechtigung.
Wer Sozialismus für keine gute Idee hält, ist gegen den Frieden.
Wer Skepsis am Euro hat, ist ein Nationalist.
Wer Kritik am Islam äußert, ist ein Rassist.
Wer die allgemeine Steuerlast für zu hoch hält, sympathisiert für die Tea Party.
Wer die Rechtschreibreform für einen Fehler hält, ist ein Wilhelminist.
Umgekehert ist es nicht anders.
Wer sich für Frauenrechte einsetzt, ist ein Gender-Weichei.
Wer gegen Ausländerhetze eintritt, ist ein Gutmensch.
Wer mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft will, ist ein Salon-Sozialist.
Und immer so weiter. Die Fronten sind verhärtet; es scheint nur noch Hysterie auf beiden Seiten zu geben. Vom gesunden Mittelmaß ist kaum noch was zu spüren. Zettel, auf dessen Blog ich leider erst viel zu spät gestoßen bin, sagte einmal in einem Interview: Wir brauchen den kontruktiven Austausch von Links und Rechts, nur so kann Demokratie gelingen. Schade, daß damals einfach so verhallte.
Da so ein Blog wie danisch.de ganz gut. Hadmut läßt sich nicht den Mund verbieten, aber ich käme nie auf die Idee, ihn einen Frauen- oder Ausländerhasser zu nennen oder ähnliches auch nur zu vermuten.
@Schwärmgeist
Ich finde Deine Beobachtungen ziemlich zutreffend.
Ulkigerweise lässt sich Bill Maher genau darüber in seiner letzten Show (27.3.15) auch aus: Über Veganer, die Vegetarier als brutale Tiermörder beschimpfen; etc.
Diese Radikalisierung der Meinungen ist auch in den USA ein Phänomen. Dort sind sie ja schon so weit, dass Politiker von Tea-Party-Anhängern mit Sturmgewehren niedergeschossen werden.
Ein Kommentator hat gestern einen sehr interessanten Link auf ein Ken-Jebsen-Interview gesetzt, der (Jebsen) mir bis jetzt unbekannt war.
Dort berichtet er, wie gammel-grüne Jugendliche, aufgestachelt von Artikeln aus der TAZ, ih, Gewalt androhen, auch im Beisein seiner kleinen Kinder.
Hier läuft so richtig was aus den Fugen.
Die Verantwortung haben zum großen Teil definitiv die Medien, denn sie sind es, die die Wahrnehmung der Öffentlichkeit produzieren. (Also in dem Sinne, dass sie mich von Geschehnissen unterrichten, bei denen ich nicht selber vor Ort sein kann/will).
Trotzdem prägt solche Berichterstattung die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen und bewerten.
Letztens lief im Fernsehen “The Running Man”, was im Jahren 2017 spielt. Diese Dystopie war gar nicht mal so weit von der Realität im Jahre 2015, wenn man sich mal anschaut, wie die Polizei in den USA inzwischen militarisiert ist…
@Fx
“Erna, hohl den Korn raus, der Chef ist im Fernsehen!”
@Schwärmgeist
Seh’ ich ähnlich. Der Brunnen wurde vergiftet. Aber der Links/Rechts Austausch kann mir gestohlen bleiben. Es gibt die beiden Seiten nicht wegen verschiedener Positionen, sondern um auf ein gegenseitiges Feindbild zurückgreifen zu können. So spielen die beiden Seiten Ping-Pong in dem beruhigendem Wissen auf einen persönlichen Emmanuel Goldstein zurückgreifen zu können.
@vortex
Wie ich vorhin schon zu einem anderen Thema schrieb: Links und rechts ist inzwischen so verworren, man blickt ja kaum noch durch. Mit SPD, FDP und CDU war die Welt noch halbwegs gut zu verstehen, nun redet jeder für sich, und alle gegeneinander. Schweigen ist Silber, Reden ist Gold. Gefällt mir irgendwie auch nicht. Um also mal Zettel, der sich nun nicht mehr wären kann – ich glaube eh, er sagte wörtlich “Fortschrittliche” und “Konservative” oder so was – anders auszulegen: Wir brauchen den Austausch von Leuten, die sich gesittet unterhalten können, ohne gleich bei jeder unbedachten oder mißverständlichen Äußerung des anderen gleich auf die Palme zu klettern und hinter jeder anderen Meinung gleich einen bösen Menschen zu vermuten.
Aber es geht ja schon mit den Vokabeln los. “Fortschrittlich”, das ist positiv, “konservativ” natürlich verachtenswert. Wir wollen die neue Welt und den neuen Menschen, fix und jetzt! Wie das ausgeht, kann man sich am Beispiel Maos zu Gemüte führen.
I have a dream!
Ein paar Danisch-Leute melden sich bei emma.de an, ein paar Emma-Frauen melden sich bei danisch.de an, und es kommt eine gesittete und fruchtbare Debatte dabei heraus!
Ach nee, beim zweiten Nachdenken: lieber nicht. Wahrscheinlich würden eh nur wieder die Fetzen fliegen.
Der Trick dieser “guten” Ideologien wie Empathismus, Feminismus, Genderismus, Sozialismus ist, daß sie erst einmal mit einer guten Prämisse starten, der niemand widersprechen mag. “Männer und Frauen sollten so gut es eben geht gleichberechtigt sein.” Wer wollte da widersprechen? Dann wird das ganze aber so männerhassend ins Groteske überdreht, daß man sich irgendwann an den Kopf faßt und sagt: Nee, das meinte ich auch nicht, das ist ja kleiner Finger, ganze Hand.
So ähnlich lief das wohl auch unter Stalin und Honecker. Ich bin nicht im Osten aufgewachsen, bin da auch nur auf Erzählungen angewiesen, aber die Sache lief wohl in etwa so: Wem geschwant hat, daß die DDR eine Lüge in drei Buchstaben und eine Diktatur war, der wurde gefragt: “Bist du denn nicht auch für den Frieden?” Der gleiche Trick.
daß sie erst einmal mit einer guten Prämisse starten, der niemand widersprechen mag. “Männer und Frauen sollten so gut es eben geht gleichberechtigt sein.”
Was soll dabei herauskommen, wenn schon diese Prämisse fehlerhaft ist?
@Schwärmgeist
Im Gegensatz zu DIR bin ich in der DDR aufgewachsen. Wer dort von vornherein ein kirchenmitglied war und genauso von vornherein seine Kinder weder in die Jungen Pioniere, noch in die Thälmann-Pioniere, noch zur FDJ hat gehen lasse;
wer selbst weder in der SED noch in einer Blockpartei noch im FDGB noch in der DSF war, stattdessen aber dreimal die Woche in die Kirche gegangen ist und im Kirchenvorstand war;
wer dazu noch nicht einmal an den “Wahlen” teilgenommen hat, wer seine Kinder konfirmieren ließ, wer auf Arbeit das ganze Brimborium mit “sozialistischer Brigade” nicht mitmachte;
wer schließlich statt zur Waffentruppe zu den “Bausoldaten” ging,
der gehörte zur Dissidenz und wurd komplett in Ruhe gelassen. Denn die STASI wußte: “der Fall ist aussichtslos!” Es gab keinerlei Ansatzpunkte, diesen Mann zu erpressen oder unter Druck zu setzen!
MEINE Herkunftsfamilie war genau so eine Familie. Wir sind als ältere Schüler einer nach dem anderen im Unterricht aufgestanden, haben unter Protest die “Schlesichen Weber” und die “Marseillaise” verwiegert, bekamen unseren Fünfer ins Klassenbuch, und fertig war der Lack.
Die Kommunisten haben damals die ideologischen Gegener sehr stark respektiert!! Sollte man immer wieder betonen!
Das ist heute komplett anders: die Stiefeltruppen der Antifas werfen ihren ideologischen Feinden ganz schnell die Fenster ein, schmeißen Farbbeutel, hetzen und denunzieren azf Teufel kommraus. keiner tut was dagegen.
Die DDR war dagegen ein Dissidentenparadies!
Denn dort gab es eine unangreifbare Gegenmacht: die Kirche. Da war man immer willkommen, wenn man der SED was am Zeuge flicken wollte. Da wurde auch nicht gefragt: glaubst du an GOTT??
Sondern wer immer Politik gegen die SED machen wollte, hatte unter dem Dach der Kirche ein warmes Plätzchen, das ist Fakt. Damit hatte die DDR im Grunde genommen (aus reiner Schwäche!) ihren eigenen Untergang besiegelt. Denn die Kirche hatte Zugriff auf westliche Infos, auf Devisen, auf alle möglichen Sachen, die es nur im Westen gab. Auch auf Unterstützer, die Pakete in den Osten schickten.
Deswegen waren wir (als Dissidenten) besser gekleidet als die Roten, weil wir die Klamottenpakete aus dem Westen bekamen.
So sah das damals aus…:-))
@Flash
> Die Kommunisten haben damals die ideologischen Gegener sehr stark respektiert!!
Hm, am Respekt (gegenüber Personen und gegenüber der Idee, deren andere Standpunkte könnten unter Umständen tatsächlich legitim sein) scheint es mir bei den SJWs tatsächlich zu fehlen.
Eine Frage, die mich schon länger interessiert: Wie war das mit Fr. Merkel (née Kasner) und deren ‘Kirchenzugehörigkeit’? (Konfirmiert, aber Mitglied von Pionieren und FDJ). Durften die Dissidenten eigentlich studieren?
Wie würdest Du Fr. Merkels ‘Dissidentenstatus’ einschätzen, eingedenk der Tatsache, dass sie nicht nur studiert hat, sondern auch an einem Studentenaustausch mit der Soviet-Union (1974) teilnehmen durfte? War das nicht sozialistischen Kadern vorbehalten?
Besten Dank für Deine Einschätzung!
Solange die weiter Wahlkampfspenden aus Israel bekommen, sind die sich für nichts zu blöde. Und einen Deutschen als neues Feindbild halten sie angesichts ihrer Geldgeber wohl für besonders passend.