Ansichten eines Informatikers

Die Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik

Hadmut
23.6.2015 22:50

Ich war heute bei einem Vortrag von Cornelia Rogall-Grothe vor Juristen.

Leser wissen, dass ich die schon öfters mal kritisch erwähnt habe, weil mir nicht einleuchten will, warum man da auf so eine Stelle eine Juristin setzt, in deren Lebenslauf IT eigentlich nicht vorkommt.

Genau so wurde sie auch vorgestellt: Juristin, Ministeriumskarriere von der Referatsleiterin über Unterabteilungsleiterin zur Staatssekretärin zur IT-Beauftragten mit 38 Jahren Karriere im Bundesinnenministerium.

Der Vortrag war, um es ehrlich zu sagen, für mich stinklangweilig und einschläfernd. Es ging um den IT-Planungsrat und die Verwaltungs- und Verfassungsrechtlichen Aspekte der Frage, wie man es schaffen könnte, dass Bund und Länder da zusammenarbeiten, damit das Zeug irgendwie kompatibel werde. Dazu habe man einen IT-Planungsrat geschaffen, der – damit nicht der Eindruck der Dominanz entsteht – der Vorsitz ständig wechselt. Außerdem habe man Art. 91 c ins Grundgesetz eingefügt, damit Bund und Länder in IT-Fragen überhaupt zusammenarbeiten könnten.

*Gähn* Juristen bekommen da sicher Erektionen und Feuchte im Schritt, aber mir geht da eher so „where’s the beef!?” durch den Kopf.

Außerdem können man dadurch ja enorme Marktmacht erreichen, wenn man zusammen einkauft, denn der Bund gebe jährlich 3 Milliarden für IT aus (die Frage, ob die Neuinstallation des Bundestages da schon mit drin ist, habe ich mir verkniffen), und Bund und Länder zusammen würden 20% der IT-Beschaffung in Deutschland ausmachen. Würde man sich da zusammentun, können man da doch sicherlich Preise diktieren.

*Gähn* Buchhalter bekommen da sicher Erektionen und Feuchte im Schritt, aber mir geht da eher so „Kartell” durch den Kopf.

Naja, und man wolle gemeinsame IT-Lösungen finden, die interoperabel sind. Und dem Bund die Gesetzgebungskompetenz für IT-Fragen geben. Der IT-Planungsrat solle führendes Gremium werden, der alle anderen Gremien ablöst.

Ach ja, und auch IT-Sicherheitsthemen würden zunehmend betrachtet. Es gäbe aber noch einen Vorstoß der Regierung, weitere Felder zu definieren. Allerdings hätten auch viele Gruppen den IT-Planungsrat als politisches Steuerungsgremium erkannt.

*Gähn* Politiker bekommen da sicher Erektionen und Feuchte im Schritt, aber mir geht da eher so durch den Kopf, dass der IT-Planungsrat dann kein IT-Planungsrat mehr sein kann, wenn er ein politisches Steuerungsgremium ist. Oh, ist das langweilig. Und das noch in so einem monotonen Tonfall.

Die Bundesregierung habe dazu im August eine digitale Agenda „2014-2017” beschlossen, die aus 7 Handlungsfeldern bestünde.

Sie hat die 7 Handlungsfelder relativ schnell und ohne sprachliche Trennung aufgezählt. An meinem Versuch, das schnell genug mitzuschreiben und nur ja nichts zu verpassen, und alle 7 Handlungsfelder notiert zu bekommen, bin ich leider insofern gescheitert, als ich danach 8 Handlungsfelder auf dem Papier hatte. Ich verweise deswegen einfach mal auf deren Webseite. Liest sich für mich aber wie leeres Blabla. „Innovativer Staat” – öff, ja, schön, nett, will jeder, heißt aber so gar nichts. Oder „Digitale Lebenswelten in der Gesellschaft gestalten”. Was’n hohler Scheiß. Aber schon 2017 soll’s fertig sein. Kommt raus, wenn sich Laien mit Polit-Schwafel-Beratern und Web-Designern zusammentun.

Dann erwähnte sie noch ein paar Behördenprobleme, etwa die Schriftformerfordernis, die ein Problem wäre, wenn man Behördengänge per Internet erledigen will. Sie hätten mal durchgezählt und allein im Bundesrecht 3.500 Schriftformerfordernisse gefunden, die müssten sie jetzt alle auf digital umbügeln.

Außerdem wollten sie ein Bürgerkonto einrichten, dass jetzt aber Servicekonto heißt, und über das der Bürger alle seine Behördengänge erledigen kann, und das zentral verwaltet wird (die Personenkennziffer lässt grüßen…). Und überhaupt, die Telefonnummer 115 (kannte ich, aber als sie in das Publikum fragte, wer die kennt, hat sich keiner gemeldet, die guckten nur alle verdutzt) sei so toll und erfolgreich.

Und dann die Publikumsfragen.

Ich als erster. Zwei Fragen habe ich ihr gestellt (der Moderator lobte sie am Ende der Veranstaltung dafür, die Contenance bewahrt zu haben – was ich noch nie als Abschlusslob eines Vortrages gehört habe – und guckte mich dabei an).

Meine erste Frage war: Ich als Informatiker würde unter einer „Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik” dem Begriff und der Aufgabenstellung nach einen IT-Profi mit 30 Jahren IT-Erfahrung und nicht einen Juristen mit 30 Jahren Ministeriumserfahrung erwarten, warum man die Stelle trotzdem mit Juristen besetzt.

Und meine zweite Frage war: Mir sei aufgefallen und habe mir einigen beruflichen Aufwand und Verdruß bereitet, dass die Bundesregierung mit Dingern wie Kinderpornosperre, ePerso, DeMail einen Rohrkrepierer nach dem anderen loslässt. Das wirke nicht nur inkompetent. Die Frage sei: Warum ist das so?

Zur ersten Frage sagte sie, es sei nicht Aufgabe, sich auf Technik zu verstehen. (Haha, deshalb heißt’s wohl Beauftragte für Informationstechnik…) Es ginge darum, die Zusammenhänge zu sehen (Haha, das geht wohl leichter, wenn man die Technik nicht versteht.)

Da trat das aber für mich so richtig plastisch heraus, wie das da läuft: Da geht’s nicht um Sachkunde. Das ist so eine brisante Mischung aus Fortsetzung der Ministeriums-Karriereleiter, Frauenquote, Ignoranz und der Überzeugung, dass Juristen alles und alles am besten können. Nach der Stufe Staatssekretär wird man einfach Bundesbeauftragter für Irgendwas, was gerade frei ist. »Frau« ist quotengeschützt und darf alles, »Jurist« kann alles, was braucht es mehr? Und wem das noch nicht reicht: Sie hat ja einen Doppelnamen. In der Politik schwimmt man damit sowieso ganz oben.

Etwas später sagte sie dazu noch, dass das Ministerium sich gewandelt habe, früher habe man da nur Juristen gehabt, heute säßen da ganz viele Fachleute, Informatiker, Mathematiker und so weiter.

Zur zweiten Frage sagte sie, einiges, aber wenig Inhalt. Zur Kinderpornosperre gar nichts, die war ihr aber anscheinend peinlich. DeMail sei ganz toll, damit würde man in Dresden gerade alles, einfach alles machen können. Der ePerso sei doch ganz toll, das wäre ja weltweit anerkannt, wie gut der doch wäre und was für ein tolles Ding das wäre und so beliebt. Auf meinen Einwand, dass sie gerade auf alles, nur nicht auf das eigentliche Problem eingehe, nämlich die gruselige Anwendungssoftware, meinte sie, da habe man jetzt aber gerade ganz wunderbare Software nachgelegt, außerdem wäre man damit wohl zu früh gewesen, der Ausweis würde dann zum Brüller, wenn man den per Handy auslesen und verwenden könne. Das Problem sei lediglich gewesen, dass die Behörden sich nicht gut auskannten und falsch beraten habe, aber sie habe sich begeistert die Funktion freischalten lassen. Und natürlich sei die Nummer 115 auch eine tolle Leistung.

Meine Frage war da verbraucht, da sich schon viele andere gemeldet hatten. Ein anderer aus dem Publikum griff das aber später auf und fragte sie direkt, wie oft und wofür sie persönlich denn De-Mail, ePerso und 115 schon benutzt habe. Sie wollte sich erst um eine Antwort drücken und fragte so im Versuch, da einen Spaß draus zu machen, zurück, das sei jetzt wohl im Spaß gemeint. Nöh, antwortete der trocken, das sei sein voller Ernst. Er wolle wissen, wie oft sie das schon verwendet habe.

Ähm, ja, also den ePerso noch nie, De-Mail auch noch nie, aber die 115 habe sie schon benutzt, wisse jetzt aber auch nicht mehr, wofür.

Toll.

Später fragte noch ein anderer, so mit erkennbarem Hinblick auf NSA und Geheimdienste, wie sie eigentlich den Konflikt auflösen wollen, einerseits sämtliche Behördeninformationen über Bürger zentral und automatisiert zu sammeln, und trotzdem vertraulich zu behandeln. Da hat sie sich dann irgendwie außenrum geredet, aber die Frage überhaupt nicht beantwortet.

Eindruck bei mir:

Dieses Innen-Ministerium, diese Bundesregierung ist mit IT-Fragen hoffnungslos überfordert und betrachtet das als Juristenaufgabe und Politfasel-Olympiade, aber hat überhaupt keinen inhaltlichen Bezug. Das wird abgehandelt wie jedes andere Thema auch. Müssten sie Hundefutter bundesweit vereinheitlichen, würden sie genauso vorgehen.

Ich habe inzwischen sogar den Eindruck, dass gar nicht mal nur die konkrete Besetzung des Ladens das Problem ist, sondern dass das Prinzip Politik-Bundesministerium schlechthin an der Aufgabe scheitert, und dass deshalb alles schiefgehen muss, was auf diesem Prinzip der Polit-Karriere mit Posten als obere Stufe der Karriereleiter einfach scheitern muss. Weder eine Politik- noch eine Juristenkarriere befähigen zu dieser Tätigkeit und Aufgabe, und das Prinzip ist, alle Posten mit Juristen und Politikern zu besetzen, am besten wenn sie beides und Frau sind. Die merken es nicht mal, dass was faul ist, wenn man es ihnen sagt. Warum auch, es interessiert sie ja nicht. Die lösen keine IT-Probleme, die erklimmen die nächste Stufe auf der Karriereleiter, und sonst gar nichts.

Ich sehe da derzeit keinen Hoffnungsschimmer.

56 Kommentare (RSS-Feed)

Emil
23.6.2015 23:56
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> Die lösen keine IT-Probleme, die erklimmen die nächste Stufe auf der Karriereleiter,
> und sonst gar nichts.

Du hast das Peter-Prinzip vergessen:

Peters These ist, dass jedes Mitglied einer ausreichend komplexen Hierarchie so lange befördert wird, bis es das Maß seiner absoluten Unfähigkeit erreicht hat, was in der Regel das persönliche Maximum der Karriere­leiter markiert und weitere Beförderungen ausbleiben lässt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

Die Frauenquote verschlimmert das Problem allerdings noch, da bei Mangel an qualifizierten Frauen auch total Unfähige befördert werden müssen, um die Quote zu erfüllen.


Andy
24.6.2015 0:04
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> Ich sehe da derzeit keinen Hoffnungsschimmer.

Denkst Du an Deutschland in der Nacht, bist Du jm den Schlaf gebracht.

Aber was mich stutzig machte…

> denn der Bund gebe jährlich 3 Milliarden für IT aus

Ist das reine Beschaffung (Hardware/Software) oder insgesamt das Budget für Beschaffung und Installation & Instandhaltung (Bioware)?

> Bund und Länder zusammen würden 20% der IT-Beschaffung in Deutschland ausmachen.

Wie ist das zu verstehen? 20% wovon? 20% der nach .de gelieferten Hardware gehen an Bund und Länder? Wohl kaum, oder? Oder war gemeint das 20% der vom Staat angeschafften Hardware an Bund und Länder gehen und die anderen 80% dann an die Kommunen? Oder wie?


Joe
24.6.2015 1:21
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Gescheiterter Staat im Endstadium, ’nuff said


michael
24.6.2015 2:08
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@Andy

Bitte die Softwarekosten nicht unterschätzen: da da jedes Dorf irgendwelche Spezialsoftware braucht, die sich auch noch permanent ändern muß, kommt da einiges zusammen…


Manfred P.
24.6.2015 2:18
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Hm.

Wieso ist im Super-Bildungsland Deutschland eigentlich jeder der Meinung, man könne Experte sein, ohne von der Sache auch nur irgendwas zu verstehen?

Irgendwas läuft doch hier schon im Ansatz gehörig schief.

Wo kommt diese unfassbare Verblödung her?

Es gab da so ein Foto vom Versuchsstand in Peenemünde. Da war an der Konsole ein Schild mit der Aufschrift zu sehen: “Bedienung nur durch den Leitenden Versuchs-Ingenieur!”

Es ist in der Breite eine so unfassbare Illusion der Kompetenz entstanden, die durch nichts mehr zu durchbrechen ist.

Da können die einen riesigen Haufen Mist machen wie im Bundestag, und die halten sich immer noch für die Top-Experten des Planeten.

Schließlich müsse man ja nur die Zusammenhänge verstehen.

Ich hätte wohl gefragt, was für Zusammenhänge die Alte den ganzen Tag so sieht.


Svenska
24.6.2015 3:01
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Typos: “Errektion” mehrfach und “Fälter”.

Dank dem ganzen VoIP-Kram funktioniert faxen nicht mehr so ganz problemlos (hängt von den Endgeräten ab). Faxe sind schnell und rechtlich anerkannt. Bis zu dem Zeitpunkt, wo die Telekom die ganzen Behördenleitungen auf VoIP umstellt (und die Endgeräte noch analog faxen), muss es eine zuverlässige, rechtssichere und gängelfreie Alternative geben – sonst kriegen die damit noch einige Probleme. Ich bin mal gespannt.

In anderen Ländern (Schweden) geht man übrigens schlicht vom Prinzip “Datenschutz” weg und hält sich ein Zentralregister mit eindeutiger ID (Personenkennzahl) und behördenweiten Zugriffsrechten. Da stellen sich dann ganz viele der wirklich schwierigen Fragen garnicht erst.

Nach der Bundestagssache ist es für mich nur noch eine Frage der Zeit, bis in Frankreich oder Skandinavien mal die gesamte Datenbank abhanden kommt. Vermutlich würde das aber auch keinen interessieren.


Miji
24.6.2015 3:44
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Na Ja! Auch ich habe meinen Laden in Europa zugesperrt, da ich nicht mit WU, Jus, etc. Absolventen über Sachen sprechen kann, von denen sie keine Ahnung haben. Einfach deshalb, weil sie zu arrogant sind,(das wäre ja nicht das Problem), sondern von der Materie keine Ahnung haben und immer recht haben wollen. Früher haben Techniker Technikern Aufträge gegeben. Da hat das ganze funktioniert. Ich hatte für diesen jetzigen ablaufenden Scheiß keine Nerven mehr, und seit ich außerhalb Europas bin, geht es mir gesundheitlich und finanziell wesentlich besser.


John Galt
24.6.2015 5:59
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Jetzt erklär mir noch mal einer, warum das alles relevant ist? Es sieht nach Steuerverschwendung aus, aber von allen Dingen, die der Staat falsch machen kann, ist doch ein bisschen Steuerverschwendung für z.B. den e-Perso das allerharmloseste?

Da werden keine dummen Gesetze gemacht die irgendwas verbieten oder Krieg geführt oder relevante Mengen von Geld vernichtet (600 Mrd. nach Griechenland sind eine relevante Menge).

Die Bundesbeauftragte für IT ist gefühlt in etwa so relevant für das tägliche Leben in Deutschland wie die Beauftragte für IT des lokalen Kaninchenzüchtervereins.

Hadmut hält sich ja gedeckt darüber was er beruflich macht aber auf “IT-Zulieferer für den Bund” würde ich da schon tippen, sonst macht das alles keinen Sinn hier.


Peter Suxdorf
24.6.2015 8:07
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Hadmut danke, daß Du Dir das immer wieder antust. Auch für uns. Ich könnte das nicht.


TOPCTEH
24.6.2015 8:35
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“IT-Sicherheitsthemen würden zunehmend betrachtet”?!? Und wie wurden die vorher? Wahrscheinlich gar nicht. *sprachloszubodenstarr*

@Emil: Das Peter-Prinzip in Verbindung mit Frauenquote würde ich dann “Petra-Prinzip” nennen wollen.


peter
24.6.2015 8:47
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Hehe, mal wieder ganz großes Kino. Leider wieder ohne mich.


melursus
24.6.2015 8:54
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OT Beinahe täglich lese ich Danisch. Sie hier wohl auch. Doch möchte uich Ihnen als ergänzende Lektüre in ähnlicher Richtung, Anti-Inkompetenz, antiGender, antiGleichschalterei Milo Yiannopoulos (Nero) empfehlen, auf breitbart com und als video auf bbc, utube cnn
Ähnlich unkorrekt wie danisch, manchmal auch obszön doch, wie hier, informativ und interessant.


CountZero
24.6.2015 8:57
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@.ManfredP
> Wieso ist im Super-Bildungsland Deutschland eigentlich jeder der Meinung, man könne Experte sein, ohne von der Sache auch nur irgendwas zu verstehen?

Offenbar kommt man mit sowas weiter.

Ich habe den Eindruck, dass der Cargo-Cult sich auf immer mehr Bereiche ausbreitet. Der ganze Bericht von Hadmut zeigt doch eigentlich nur Imitation von Kompetenz.


Bernhard
24.6.2015 9:02
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3 Mrd verschenken die als Beratersubventionen an Roland Berger, McKinsey und Co. Wenn das Geld nur irgendwo sinnvoll eingesetzt wäre würde sich das in einer merklichen Steigerung von Kompetenz messen lassen.


peter
24.6.2015 9:18
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PS: habe mehrere Jahre nach dem Studium bei einem Innenministerium eines Bundeslandes bei der IT gearbeitet. Was da an alten, IT-bildungsfernen, inkompetenten Idioten in die Bürostühle gefurzt, war schon kafkaesk. Kleine Anekdote: die haben damals auf “Windows for Workgroups” umgerüstet, die Installation eines PCs dauerte ca. 2 Stunden und die haben eine Mitarbeiterin schön einer nach dem anderen immer der kompletten manuellen Installationsprozess durchführen lassen. Naiv wie ich war, hab ich einfach (in meiner Freizeit) ein kleines Programm geschrieben und auf Bootdiskette gezogen. Ergebnis: 10 Rechner aufstellen, jeweils mit Diskette booten und noch ein paar manuelle Eingaben machen, dann Kaffeetrinken gehen und nach dem Wiederkommen freuen, dass alles fertig ist. Ein Unbedarfter könnte nun glauben, dass sie mich daraufhin zum Mitarbeiter des Monats gemacht hätten oder sogar eine finanzielle Anerkennung gegeben hätten. Weit gefehlt. Das Gegenteil war der Fall. Ohne in die Details zu gehen, einer der Furzer schlug sogar eine Abmahnung vor.
Meine Erfahrung: es gibt eine Wissens- und Kompetenzpyramide in der Verwaltung. Je höher man in der Behördenhierarchie steigt, desto geringer die Kompetenz (Das gilt sowohl innerhalb einer Behörde, als auch in der Hierarchie zwischen den Behörden).


Flomp
24.6.2015 9:22
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“Der Moderator lobte sie am Ende der Veranstaltung dafür, die Contenance bewahrt zu haben – was ich noch nie als Abschlusslob eines Vortrages gehört habe – und guckte mich dabei an”

Seit einer Weile (bzw., seit ich unter anderem dein Blog und andere feminismuskritische Blogs lese) fällt mir auf, dass diese Tendenz immer mehr zunimmt: man geht gar nicht oder kaum auf die Argumente oder die Kritik ein, sondern echauffiert sich über den Tonfall, in dem sie angeblich geäussert wurden. Eigentlich eine brillante rhetorische Taktik.


Oliver K
24.6.2015 9:59
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Das Hauptproblem ist meines Erachtens der Verlust des Horizontes.
Somit bleibt nur Nabelschau, Prozessorientierung (“Feminisierung”).

Und dies kann man im gesamten “Westen” beobachten.

Z.B. die computer-science-Studenten, die ich beobachten kann, legen immer weniger Wert darauf, etwas zu verstehen, sondern sehen sich implizit nur noch als Knoten in einem Netzwerk, ohne groessere eigene Prozessor- und Speicherkapazitaet. Ist ja alles im “Internet”.

Selbst Technikfirmen wie Intel praesentieren “das Technische” als back-office, und geben wohl fuer Werbung wesentlich mehr aus als fuer technische Entwicklung.

Wenn man nirgendswo mehr hinwill, was bleibt dann als permanente Reproduktion?


Bill
24.6.2015 10:02
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ich möchte mal ein wenig kontra geben. Als Chef(in) einer solchen Organisation ist die zentrale Vorraussetzung nicht vertieftes Wissen sondern die Fähigkeit, die Spezialisten an die Arbeit zu setzen und zu koordinieren, also das Management.
Sicher ist ein vertieftes Wissen gut, aber m.E. nicht ausschlaggebend. Der Titel ist misleading, ja aber so what?
Wenn dann in allen Ebenen nur noch “Häuptlinge” sitzen aber keine Indianer ist das natürlich schlecht. Aber das ist eine Frage die getrennt betrachtet gehört.
Meine Erfahrung ist, dass Menschen mit stupendem Wissen/Können eher schlechte Chefs sind, eben weil sie es besser können aber nicht alles gleichzeitig machen können und so alle Projekt durch gut gemeintes aber erratisches Eingreifen unabsichtlich torpedieren.


Oliver K
24.6.2015 10:13
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Ein anderer Aspekt ist: es ist seit jeher ein wichtiges Merkmal von Herrschaft, nicht zu arbeiten, sich nicht die “Haende schmutzig zu machen”. Herrschaft operiert symbolisch.

Damit zusammen haengt vielleicht auch “Unfehlbarkeit”: Rein symbolische Operationen sind praktisch nicht angreifbar. Alles konkrete ist aber immer beschraenkt, hat immer Fehler.

In diesen Kontext passt die Entwicklung zur “Feminisierung”, da es ein fundamentaler Aspekt des “Weibes” ist, Logik zu entgrenzen, so dass es keine Fehler geben kann. Nichts Bestimmtes mehr, nur noch Weiches — die psychotische Unterseite davon ist der Krieg, der gleichzeitig immer hoffaehiger wird, aber nicht als Krieg, sondern als Ausloeschungsoperation, passend zur Entgrenzung.


Hadmut
24.6.2015 19:25
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> Ein anderer Aspekt ist: es ist seit jeher ein wichtiges Merkmal von Herrschaft, nicht zu arbeiten, sich nicht die “Haende schmutzig zu machen”. Herrschaft operiert symbolisch.

Guter Punkt.


Andreas
24.6.2015 10:16
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Zur 115: Ist die allgemeine Behördenrufnummer nicht die 116? Oder ist die 115 doch noch etwas anderes?


desktopadmin
24.6.2015 11:20
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Hier noch ein netter Artikel dazu…
Zitat “Cornelia Rogall-Grothe aus dem Innenministerium ist das Gegenmodell. Die technischen Aspekte des Netzes sind ihr erklärtermaßen fremd.”

http://www.zeit.de/2014/35/digitale-agenda-datenschutz-bundesregierung

LG vom Desktopadmin

P.S. Was macht eigentlich unsere Lieblings-Internet-Gesche-Designerin?
Hört man genauso viel von wie von der Bundesdatenschutzbeauftragten…


Raik Berger
24.6.2015 11:35
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@John Galt
>600 Mrd. nach Griechenland sind eine relevante Menge.

o.t.
Nach Griechenland doch nur ein kleiner Teil. Die 600 Mrd. sind für Banken und eurorettung. Mit anderen Worten, Deutschland hat für andere Länder die Schulden übernommen und bleibt natürlich auf diesen sitzen. Die Schulden können nicht abgebaut werden in diesem kranken System.


maSu
24.6.2015 12:20
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Wo sind die ganzen Bullshit-Bingo-Spiele eigentlich immer? In Berlin? Wieso kann man da so etwas abhalten? Das Publikum schien ja doch kritisch, d.h. man sollte meinen, dass man mit solchen Peinlichkeiten nicht vor Publikum treten wollen würde.

Aber immerhin:
Sie hat die Contenance bewahrt, diese Hybris muss man ihr hoch anrechnen. Denn gemessen an ihrer Fachkompetenz und dem geringen Inhalt ihrer Antworten, hätte sie eigentlich in Tränen ausbrechen müssen und um Verzeihung bitten müssen.

Es gilt doch weiterhin:

Wer irgendwas kann, der macht dieses “irgendwas” dann einfach in der freien Wirtschaft und nicht bei Politik oder Verwaltung.


DarkynanMP
24.6.2015 12:59
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Meiner Meinung nach werden mit der 115 und dem immer häufigeren Verweis auf unpersönliche Bearbeitungswege, unangenehme Rückfragen von Bürgern zu speziellen topoi ausgeblendet.

Neben den Panzertüren und den Urlaubsvertretungsschildern an den internen Türen werden also, immer weiter fortschreitend, Barrieren zwischen Bürger und Bürokratie aufgebaut.
In der Praxis kann das dann dazu führen, daß nun einerseits durch die ohnehin nicht mehr vorhandene parlamentarische Bürgervertretung und die mangelnde Gewaltenteilung im Allgemeinen und andererseits der schon heute fast immer aussichtslose direkte Bürgerkontakt mit Vertretern der Bürokratie, …
bald nur noch ein staatliches unhinterfragbares Befehlssystem bestehen wird, daß nur durch Staatssekretäre und Ministerialdirigenten gesteuert werden wird.

Ich hatte da vor kurzem wieder mal so eine sehr charakteristische Begegnung mit der Unfähigkeit im Amt in Sachen Personalausweis und Führerschein, die noch nicht einmal auf der Amtsleitungsebene ordentlich abgehandelt werden konnte.


Thiel
24.6.2015 13:18
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Juristen sind der Krebs der BRD.
Das wusste schon der Soldatenkönig:
“„Wir ordnen und befehlen hiermit allen Ernstes, dass die Advocati wollene schwarze Mäntel, welche bis unter das Knie gehen, unserer Verordnung gemäß zu tragen haben, damit man diese Spitzbuben schon von weitem erkennen und sich vor ihnen hüten kann.“”
Leider heute fast die größte Berufgruppe im Bundestag.


Volker
24.6.2015 13:38
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… fällt mir dazu ein – (evtl. hier mal gelesen):

Kompetent ist, wer mit Fassadenkompetenz seine Inkompetenz kompetent zu kaschieren versteht

Gruß Volker


Johann
24.6.2015 13:45
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3500 kodifizierte Schriftlichkeitserfordernisse ->

“§ 4 öSigG. (1) Eine qualifizierte elektronische Signatur erfüllt das rechtliche Erfordernis einer eigenhändigen Unterschrift, insbesondere der Schriftlichkeit …”

sind dann zwar einige Ausnahmen enthalten, aber so erschlägt man den Wust an Schriftformerfordernissen mit einem Gesetz. Scheint man in Deutschland nicht so gemacht zu haben (?).


Alexander
24.6.2015 13:47
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Wer soll die Weiber noch ernst nehmen? Bei Exemplaren wie Cornelia Rogall-Grothe?

Heute morgen las ich in der Zeitung:
“Skinny Jeans”: Frau landet mit zu enger Hose in Notaufnahme

Die Hose war so eng, dass die Blutzufuhr unterbrochen wurde.

Da zwägen sich die Weiber in viel zu enge, unbequeme Jeans. Haben im Winter Miniröckchen an und frieren wie Sau. Stehen jeden Tag um eine 3/4 Stunde früher auf um sich schichtweise Farbe ins Gesicht zu donnern. Fallen durchs Leben auf 10 Zentimeter hohen Absätzen und brechen sich dabei fast die Beine.

Und das machen sie natürlich niemals nicht, um Aufmerksamkeit von den Männern (also den gutverdienenden Alphatierchen) zu bekommen. Das machen sie natürlich nur, weil sie es so wollen und weil so ja ach so selbstbestimmt sind.

Wer solche “Wesen” ernst nimmt, dem kann echt nicht mehr geholfen werden.


Brahmane
24.6.2015 14:25
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Trotz der Diagnose “keine Hoffnung” ein amüsant geschriebener Text. Die Selbstentblößung der Beauftragten als Labertasche für all die tollen Rohrkrepierer, die sie noch nie (länger) genutzt hat: sehr schön!

Ich weiß nicht einmal, wozu man einen ePerso brauchen kann oder einen vom Bundestag zusammengeflickten Mailaccount brauchen sollte.

Das Service-Konto wird sicherlich ebenso ein epochaler Kracher wie die elektronische Gesundheitskarte, auch in Sachen Datenschutz.


Missingno.
24.6.2015 15:45
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Die 115-Nummer kannte ich jetzt noch nicht. Sie ist hier aber auch gar nicht verfügbar. Sonst hätte ich die gleich heute noch getestet. 😉


Andy
24.6.2015 15:51
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Weil es gerade passt wie die Faust aufs Auge:

https://netzpolitik.org/2015/cloudflare-deutscher-bundestag-bezieht-schon-wieder-internet-von-us-anbietern-diesmal-fuer-die-eigenen-webseiten/

“Der Deutsche Bundestag schickt alle Besucher seiner Webseiten zu Servern von US-Anbietern, auch E-Mails könnten von diesen überwacht werden. Das passiert seit mindestens drei Monaten, wahrscheinlich sogar einem halben Jahr. Was das vor dem Hintergrund der NSA-Spionageaffäre bedeutet, konnte uns der Bundestag nicht sagen – dort verstand man die Frage nicht.”


Schwärmgeist
24.6.2015 17:29
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Da ja hier echte IT-Experten (Hadmut, bitte mit Bindestrich, “IT Planungsrat” sieht deppenlückert und wenig professionell aus) am Start sind, sei mir vielleicht mal eine Programmierfrage gestattet.

Ich hab hier ein Programm, das in einem rekursiven Suchalgorithmus bis zu 16.000 Ebenen in die Tiefe geht. Es handelt sich um eine Endrekursion, also eine sogenannte Tail recursion. Dummerweise beherrscht der Java-Compiler keine Tail-call optimization, und weil ich den Stack nicht so sehr belasten möchte, will ich den Source jetzt per Hand so umschreiben, daß er nicht mehr rekursiv ist.

Keine Ahnung, ob das so einfach möglich ist — ich mach mir hier gerade ‘nen Knoten ins Gehirn und finde bei Tante Google nichts Passendes. Hat jemand Wissen dazu oder einen Link parat, wie man generell und formal endrekursiven Code umstricken kann?


Hadmut
24.6.2015 19:35
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@Schwärmgeist: Man kann jede Rekursion flach programmieren, indem man den „Stack” per push/pop selbst programmiert. End-Rekursionen kann man sogar durch while-schleifen ersetzen.


Wolf S.
24.6.2015 18:07
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@CountZero
> Der ganze Bericht von Hadmut zeigt doch eigentlich nur Imitation von Kompetenz.

“Inkompetenzkompensationskompetenzdichte schafft Spitzenleistungssimulation.”

(ich denke, ich habs in diesem Forum gefunden)


Striesen
24.6.2015 18:44
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Eigentlich OT, passt aber gut zum “Gescheiterten Staat im Endstadium”:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/recht-steuern/agg-hopping-scheinbewerber-agieren-immer-dreister-13665240.html

Ein schöne Zusammenfassung davon, wie weit man heute mit Missbrauch des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes durch Scheinbewerbungen kommen kann.


Wolf S.
24.6.2015 20:32
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@Schwärmgeist (offtopic)

Tail-Rekursiv:

f(a, b, c, …) {

….
if (..) return …
….

return f(x, y, z, …)
}

Als Schleife:

f (a, b, c, …) {

for (;;) {

….
if (..) return …
….

(a, b, c, …) = (x, y, z, …)
}
}

Das Letzte ist eine Parallelzuweisung. Die wird natürlich in Einzelzuweisungen aufgelöst. Da die Variablen der linken Seite auch in den Ausdrücken der rechten Seite vorkommen können, heißt es aufpassen, dass man nicht eine Variable überschreibt, die man noch für eine andere Zuweisung braucht. Also listige Reihenfolge oder (in manchen Fällen unvermeidbar) temporäre Variablen nutzen.


Keppla
24.6.2015 23:58
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@Manfred P.

[blockquote]Wieso ist im Super-Bildungsland Deutschland eigentlich jeder der Meinung, man könne Experte sein, ohne von der Sache auch nur irgendwas zu verstehen?[/blockquote]

Ich glaube, weil ein Funken Wahrheit darin ist.

Damit will ich nicht die üblichen Idioten, deren Hirn nichtmal in der Lage ist, einfache Aussagesätze in eigenen Worten wiederzugeben, rechtfertigen. Es geht mir nur darum, wie dieses Mem entsteht.

Ich habe in der IT im Bankenumfeld relativ häufig erlebt, dass man in einem Projekte mehrere Parteien (Abteilungen, Zulieferer, ‘Task Forces’, whatever) hat, die (zugegebenermaßen, da im Großkonzernumfeld meist höchstens Mittelmäßig) jeweils behaupten, sie hätten ihren Job erfüllt, bzw, sie der Job, den sie machen, sei der gleiche wie sonst.

Trotzdem ‘klappt es nicht’.

Die ‘Techniker’ sind nun diejenigen, die in einer der Partei sitzen. Ganz einfach deshalb, weil sie da richtig sind: es ging darum, etwas zu Programmieren, etwas zu Warten etc. Das ist ihr Job.
Und sie sind nun diejenigen, die sich hier meist nicht von einer sehr buchstäblichen Interpretation der Vorgaben trennen können, und sich nicht für das ‘Große Ganze’ interessieren.

Teilweise zu unrecht: Zu erwarten, dass die Specs 100% stimmen, ist ähnlich naiv, wie zu glauben, dass man ein recht großes Programm am Stück schreiben kann, und es auf Anhieb compiled und Bugfrei ist.
Und klar mag es sein, dass man komplett Schuldfrei aus Sicht der Spec ist. Nur ist auch ein schuldfrei entstandenes nutzloses Programm in erster Linie erstmal nur nutzlos.

Größtenteils aber zurecht: würden sie Dinge nicht Wörtlich nehmen, wäre man jetzt nicht beim Integrationstest, sondern noch bei ‘Syntax Error in line 2’, und das Ziel des ‘Großen Ganzen’ ist nicht ihr Job, sonst würden sie kaum jetzt erst davon erfahren. Ihr Job ist es, Spezifikationen umzusetzen.

So oder so sind sie nun aber in einer Lage, die sie selbst meist nicht Lösen können.

Nun kommt jemand hinzu, der von ‘ganz oben’ beauftragt wurde, die Situation zu klären. Dieser Mensch ist in einer Fundamental anderen Lage als die Techniker: er hat eine implizite Autorität, dadurch, dass er jeden, der nicht macht was er will, dem Managament als das Problem nennen kann. In Interessiert die Politik nur am Rande, weil er weiß, dass er später nicht mehr Teil davon sein wird. Er kennt das Ziel des ‘Großen Ganzen’, weil er genau damit beauftragt wurde, aber keine technischen Details.

Und so ein Mensch _kann_ einiges rausreißen. Oft genug reicht es, die unangenehmen Fragen zu stellen. In solchen Momenten fällt dann z.B. auf, dass 2 Parteien mit bestimmten Anforderungen Probleme haben, sie aber aufwändig erfüllen, weil sie glauben, die jeweils andere Partei fordert das so.
Zack, weg damit, und schon ist eines der Probleme mangels Streitobjekt verschwunden. Und dann geht’s dominomäßig weiter: wenn wir X nicht brauchen, brauchen wir auch all die Dinge, die nur eine Abhängigkeit von X waren nicht. Ich habe in solchen Situationen schon erlebt, dass Manndekaden an vermutetem Aufwand einfach wegfielen.

Aber auch wenn sich der Consultant nicht so supergut anstellt: am Ende läuft es meist, und sei es nur, weil er einer Partei effektiv genug droht, dass sie die Fehler der anderen ausbügelt.

Man hat nun ein Erfolgreiches Projekt(tm), und es wird geguckt, was für Skills genutzt wurden, um es aufzuräumen. Und da sagt der Consultant Häufig eben das: er hat keine Ahnung von Technik, er hat nur den Überblick. Was dann eine erfolgreiche Verbreitung dieses Mems ist.

Das ganze ist imho aber eben nur ein Funken Wahrheit.

Zum einen stimmt es zwar, dass der Consultant oft kein Techniker ist, aber das ist nicht die Kausalität. Technikaffine interessieren sich meist einfach nicht für eine solche Position, und wie oben aufgezeigt ist ohne die Authorität der Position kaum was zu reißen. Er ist also nicht gut, _weil_ er kein Techniker ist, sondern _erstmal unabhängig davon_, dass er keiner ist.

Zum anderen nutzt der Consultant, wenn er erfolgreich ist, ein sehr technisches Skillset: er abstrahiert Funktionalitäten zu ‘Black Boxes’ mit Spezifikationen, aus deren Kombination dann das Gesamtprodukt erstellt wird. Je exakter er dabei sein kann, desto besser wird das Resultat, weil es weniger Missverständnisse gibt.

Bei einem Guten Consultant(tm) ist das ‘ich hab keine Ahnung von Technik’ eher gemeint wie ein ‘ich kann dir nicht sagen, was da in Maschinensprache rauskommt’ eines Javaprogrammierers. Weniger arrogant, als vielmehr eine klarstellung der relevanten Abstraktionsebene.

Weiterhin haben die Guten(tm) meist oft mehr Ahnung von Technik als sie meinen. Nicht auf einer ‘So sieht ein TCP-Header aus’-Ebene, aber auch wenn wir Nerds auf solche Dinge gerne hinabschauen, ‘was ist ein[e] Server/Client/Datenbank/CVS/’ IST technisches Wissen, was man bitterlich merkt, wenn’s dann mal fehlt (“Was war nochmal ein Browser?”).

Dieses “Konzentieren auf’s Wesentliche” ist auch wieder ein eher Technisches Skill: Ein guter Programmierer kennt meist nicht die ganzen APIs auswendig, die er nutzt. Wozu auch, dafür gibt’s die Doku. Noch seltener kennt man die Interna der genutzten Bibliotheken. Wozu, dazu hat’s die APIs. Unabdingbar sind aber die Grundlagen: für einen Funktionsaufruf darf ich nicht in die Sprachreferenz gucken müssen. Der Gute Consultant(tm) kann Analog dazu als ‘Doku’ die Parteien befragen. Aber gefälligst danach, was z.B. dieser konkrete Server TUT, nicht danach, was eigentlich ein Server _überhaupt_ ist.

Die ganze Wahrheit ist also imho eher: als Consultant braucht man sehr gutes Abstraktionsvermögen und eine solide technische Grundlage, aber ab einem gewissen Grad nützt einem mehr technisches Wissen nicht (man soll ja nicht den Job der Parteien machen, sondern dafür sorgen, dass die das können) mehr.

Um mal etwas konstruktiv zu sein: Ich denke, es würde allen helfen, wenn wir bei eher organisatorischen Jobs nicht auf die falsche Dichotomie ‘Techniker’/’Nichttechniker’ reinfallen, sondern die guten als ‘welche von uns’ akzeptieren, so dass die sich von den schlechten distanzieren können.


Schwärmgeist
25.6.2015 7:09
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Danke an Hadmut, daß er meine Off-topic-Frage zugelassen hat, danke an Wolf, das reicht mir als Antwort! Himmel, den Stack selbst zu verwalten, das habe ich zuletzt im vergangenen Jahrtausend zu meinen BASIC-Zeiten machen müssen, als Prozeduren unerschwinglicher Luxus waren …

Weil es off-topic ist, nur noch eine kurze, abschließende Anmerkung dazu: Jetzt haben wir in Java 8 endlich schicke Lambdas und praktische Methodenreferenzen, aber der funktionale Ansatz wurde nur halbherzig umgesetzt. Für das volle Vergnügen braucht man auf jeden Fall noch generische Tupel und Tail-call optimization. So bleibt Java eine Kindersprache. Ich las neulich bei Heise, Swift wird open source. Ist das der C++-Killer?


Missingno.
25.6.2015 10:56
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@Keppla
Es gibt doch dieses schöne Bild:
http://www.emotedigital.com.au/blog/wp-content/uploads/2014/06/image.png

@Schwärmgeist
Wieso(,) braucht es einen C++-Killer?


dustbunny
25.6.2015 11:59
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@Schwärmgeist

So bleibt Java eine Kindersprache.

Das Problem ist nicht Java, sondern die JVM. Andere Sprachen die darauf “laufen”, haben Übersetzer, die damit umgehen können. Siehe und dabei insbesondere hier.

Ich las neulich bei Heise …

Ja nee, is klar.


dustbunny
25.6.2015 12:01
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Hmm, wo sind die Links hin? Hier nochmal:

(…) Siehe und dabei insbesondere hier. (…)


Manfred P.
25.6.2015 14:12
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@Keppla

Das ist alles recht schlüssig, was Du da ausführst. Im Prinzip begreife ich das ganz ähnlich. Natürlich muss jemand, der ein Projekt managed, nicht so tief in der Materie drinstecken wie derjenige, der Aufgaben im Projekt implementiert.

Trotzdem fordere ich von mir selbst, soviel von der Materie zu verstehen, dass ich auch technischen Ausführungen wenigstens in Grundzügen folgen kann, um bewerten zu können, ob der Typ mir da Käse erzählt oder nicht.

Wir hatten mal einen unzufriedenen Kunden, der sauer auf einen Zulieferer war, weil auf einem Prüfstand das An- und Abschalten anderer Aggregate angeblich die Messwerte verfälscht haben soll. Das konnte der erstmal nicht glauben.

Also sollte ich mit dem Zulieferer telefonieren und mir das Problem erklären lassen. Er kam mir erst recht oberflächlich, aber ich bohrte weiter nach und bat ihn, er solle mir mal das Messprinzip ordentlich erklären. Das tat er dann auch, und dann war mir auch klar, wo das Problem lag und warum die das hatten. Dann erklärte er mir, was sie dagegen tun wollen und auch das klang sinnvoll.

Das habe ich dann dem Kunden auch so vermitteln können, und alle waren zwar grummelig wegen der Verzögerung, aber es gab keinen größeren Unfrieden, wie er hätte entstehen können.

Natürlich habe ich auch keine Ahnung von den technischen Feinheiten, und ich könnte mich morgen auch nicht hinsetzen und deren Lösung selber zusammenlöten und den Microcontroller programmieren. Aber immerhin verstehe ich genug davon, dass ich beurteilen konnte, dass der mir keinen Käse erzählt hat.

Wie gesagt: Der Kunde glaubte das, der dachte, die werden verarscht, weil die das Problem nicht verstanden haben.

Insofern: Man muss schon die Grundzüge der Problematik begriffen haben, sonst kann man sowas doch nicht wirksam managen.

Wie das bei so einer Quoten-Juristin laufen soll, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.


Yoshikawa
25.6.2015 14:52
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@hadmut
“(die Personenkennziffer lässt grüßen…)”

Die gibt es schon längst. Sie nennt sich Steueridentifikationsnummer.


Yoshikawa
25.6.2015 15:01
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@Andy, 24.6.0:04
Die Beträge umfassen das von Dir genannte, sowie Eigenentwicklungen. Zurzeit steht die Gründung eines Regierungs-IT-Brontosaurus`an:
http://www.behoerden-spiegel.de/icc/Internet/sub/715/7150ed6c-ac4d-41df-0ea4-e307b988f2ee,,,aaaaaaaa-aaaa-aaaa-bbbb-000000000003&uMen=1f75009d-e07d-f011-4e64-494f59a5fb42.htm
Alle RZen des Bundes mit Ausnahme des AA und BMVg werden da fusioniert. Als Betroffener (ZIVIT.DE) kann ich nur sagen…


Manfred P.
25.6.2015 16:51
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@Schwärmgeist

Sogar Fortran wird heute noch aktiv in der Entwicklung von HPC-Anwendungen eingesetzt.

Z.B. die Intel MKL-Libraries, die einige Matrix-Verfahren implementieren, sind meines Wissens in Fortran geschrieben, werden aber ganz normal von C++ aus verlinkt. Weil der Fortran-Compiler weiß, dass Arrays nicht von anderen Zeigern referenziert werden (können), kann er auf diese Weise viel effizienteren Code generieren.

Ich meine, dass es in neueren Implementierungen von C das Schlüsselwort __restrict__ gibt, das dieses Verhalten in C abbilden soll. Ist aber glaube ich kein Standard. Jedenfalls schafft es C durch __restrict__, bei Array-Operationen eine ähnlich hohe Effizienz wie compilierter Fortran-Code zu erreichen.

Will damit sagen, dass C++ vermutlich so schnell nicht aussterben wird. Ich glaube gelesen zu haben, dass Google jetzt auch einige kritische Anwendungen in C++ implementieren lässt, um Server-FLOPS zu sparen.

Ich denke mal, dass es nie wieder wie früher sein wird, wo es eine handvoll Sprachen gab, in denen man alles programmiert hat. Es wird sich wahrscheinlich weiter ausdifferenzieren, und man wird weiterhin domain specific languages haben.

Wahrscheinlich werden Kernel-Entwickler auch in den nächsten 20 Jahren nicht von C weggehen.


Missingno.
25.6.2015 20:06
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@Manfred P.
So lange Linus am Drücker ist, bleibt es beim Kernel bei C. Das, so Linus, verhindert, dass schlechte Coder den Kernel verhunzen, weil die von C abgeschreckt werden.

http://article.gmane.org/gma%3Cne.comp.version-control.git/57918


Emil
25.6.2015 21:50
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@Keppla
> Und sie sind nun diejenigen, die sich hier meist nicht von einer sehr buchstäblichen
> Interpretation der Vorgaben trennen können, und sich nicht für das ‘Große Ganze’
> interessieren.

Ich bin selbst Software-Entwickler und hinterfrage erst mal alles, was ich als Spec reinbekomme. Oft frage ich beim Kunden nach: “Meinen Sie das wirklich ernst, was sie da spezifiziert haben?”

Meiner Erfahrung nach kennen sich nach einer gewissen Zeit Entwickler besser mit den Produkten ihrer Kunden aus, als selbst viele Angestellten dieser Kunden. Ich habe schon öfter erlebt, dass Vertriebler den Entwickler empört anriefen, weil die Software angeblich Fehler macht, und der Entwickler dann dem Vertriebler ihr Produkt-Sortiment erklären musste.


yasar
26.6.2015 9:10
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So lange Linus am Drücker ist, bleibt es beim Kernel bei C. Das, so Linus, verhindert, dass schlechte Coder den Kernel verhunzen, weil die von C abgeschreckt werden.

Das müßte eher heißt, daß noch schlechtere Coder den Kernel noch mehr verhunzen. Der ist jetzt schon wie ein Kraut und Rübenacker, der schlecht bearbeitet wird.

Immerhin aber ein Acker, der genügend Leute ernährt. 🙂


Manfred P.
26.6.2015 9:54
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@Missingno.

Ja, den Rant von Linus habe ich auch mal gelesen 🙂

So unrecht hat er damit ja auch nicht. Es gibt ja kaum etwas, das systemnaher ist als der Kernel. Da mit C++ rumzupimmeln klingt tatsächlich nicht nach einer guten Idee.

Ich selber neige inzwischen auch mehr dazu, für den persönlichen Gebrauch in Richtung C zu gehen.


Manfred P.
26.6.2015 9:58
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@yasar

Kann sein, aber auf meinen Rechnern läuft der Kernel bombenstabil. 🙂

Angeblich haben sich Tannenbaum und Linus gefetzt, weil Tannenbaum ein großer Fan von Microkernel-Architekturen ist. Soweit ich weiß, basiert auch der Mac OSX-Kernel auf einem Microkernel.

Linus ist aber der Meinung, dass shared memory viel schneller ist als message passing und beharrt auf dem monolithischen Kernel. Hat er auch nicht ganz Unrecht mit.

Aber ich denke, auch schlechte C-Programmierer können jede Menge Unsinn fabrizieren.


Knut
26.6.2015 12:08
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@Schwärmgeist: “So bleibt Java eine Kindersprache.”

Da macht der Compiler das was du schreibst und nicht das was du meinst.
Und du schiebst dein Unvermögen auf die Sprache.

Bis Compiler existieren, die das Problem verstehen und selbständig die “beste” Lösung finden, wird es noch etwas dauern. Insbesondere haben wir dann das Problem Probleme korrekt zu beschreiben, was schon immer ein Problem war. Der Entwickler löst vieles, weil er den Aufgabenkontext kennt und von daher Ungenauigkeiten auflösen kann. Solange der Computer unsere Welt aber nicht versteht, muss man der Maschine alles erklären. Z.B. das Gegenstände sich normalerweise nicht durchdringen und das Schwerkraft fast überall da ist. Bei Programmen gibt es häufig den Zielkonflikt zwischen Speichernutzung und CPU-Nutzung. Der Entwickler ist da meist besser im Bilde als die Entwicklungsmaschine, der die Zielmaschine nicht vorgestellt wurde.

Bestimmte Optimierungen existieren oder nicht. Davon muss man sich nicht abhängig machen, wenn man es auch anders implementieren kann. Insbesondere, wenn man schon weiß, wie man das Problem effizient löst, ist es doch wenig sinnvoll den Algorithmus in der ineffizienten Form hinzuschreiben, damit der Compiler auch was zu tun bekommt. Nachfolgende Mitarbeiter freuen sich dann bei der Wartung, dass sie einfacher verstehen können, was das Programm macht.


Knut
26.6.2015 12:22
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Cornelia Rogall-Grothe zeigt das typische Scheuklappendenken der Karrieristen. Da wird die Mainstreammeinung in die Gegend gestreut um nach oben gutes Wetter zu machen.

Dabei darf nicht reflektiert werden. Das sie selbst, nach eigener Aussage, keine Erfahrung mit den Produkten hat, hindert sie kein Stück jede Kritik abzuschmettern. Das sie selbst keine Alltagsverwendung für den e-Perso und DeMail hat, ist kein Grund die zugetragenen Informationen einer Prüfung zu unterziehen.

Das ist die Krankheit der Nurjuristen. Die entscheiden nach Aktenlage. Und wenn diese noch so sehr der Alltagserfahrung widerspricht. Das ist irre, aber die Realität in der Juristerei. Die Akte toppt immer den gesunden Menschenverstand. Deshalb muss man auch völligem Unsinn widersprechen. Wenn so jemand Projekte in der Realität betreut, ist mit Scheitern zu rechnen, wenn sich die Realität nicht an die Papierlage anpassen lässt.


Schwärmgeist
27.6.2015 17:47
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Knut, in der funktionalen Programmierung wird Rekursion häufig einfach als Syntactic sugar eingesetzt. Die “Funktionalen” lieben halt ihre kryptischen, Berge verschiebenden Einzeiler. Von Lisp und C weiß ich, daß viele Compiler Rekursionen wegoptimieren können, in Scala kann man sich das sogar garantieren lassen. Das ist also kein Luxus, sondern gehört zum Rüstzeug der funktionalen Programmierung dazu.

Wie auch immer, ich melde Vollzug und Erfolg. Ganz so einfach wie von Wolf beschrieben wurde es dann doch nicht, da ich die Rekursion in einer `for’-Schleife hatte, aber es mußten nur ein paar Zeilen umgeschrieben werden, damit es iterativ läuft. War ganz interessant und lehrreich für mich. Danke nochmal.


Knut
28.6.2015 15:34
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“Das ist also kein Luxus, sondern gehört zum Rüstzeug der funktionalen Programmierung dazu.”

Das stimmt schon, ist aber normalerweise irrelevant. Es steht genügend Stack zur Verfügung und die Allokation ist billig. Wenn Performance von Nöten ist, halte ich es für sinniger, das auch so zu formulieren, um anzuzeigen, dass es an dieser Stelle um die Wurst geht.

Wie dem auch sei: Es ist eine Eigenschaft des Compilers und nicht der Sprache. Der Quellcode ändert sich ja in keiner Weise, wenn der Compiler Endrekursionen weg optimiert.


Schwärmgeist
29.6.2015 7:04
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> Es steht genügend Stack zur Verfügung.

Sagt wer? In Java war standardmäßig eine Rekursionstiefe von 14.000 nicht zu haben, da mußte ich mit dem JVM-Switch -Xss rumspielen. Aber mit Hadmuts und Wolfs Hilfe habe ich ja nun den Stack in den Heap verlegt. Nur ist der Source jetzt nicht mehr ganz so hübsch. Manche Dinge lassen sich rekursiv einfach natürlicher ausdrücken und auch besser lesen.