Phantasie-Studiengänge
Netter Artikel in der WELT über die Verblödung der Universität: Immer mehr Hobbies und Steckenpferde werden zu Studiengängen aufgepumpt. Immer mehr Minifachidioten halten sich für Akademiker.
28 Kommentare (RSS-Feed)
Na, da wird der Taxischein mit dem Bachelor erworben.
Was mir direkt auffällt: alles Laberfächer, der klassische MINT Bereich wird in dem Artikel gar nicht erwähnt.
Die gute Nachricht: die Zahlen im MINT-Bereich sind halbwegs stabil. Soll heißen der Hautzulauf für diese Spielzeugfächer kommt aus den Leuten, die eh kein richtiges Studium packen würden. Und wahrscheinlich auch keine Berufsausbildung . . .
Wobei einen begleitenden Kurs zum RICHTIGEN Design eines Studiengangs (Prüfungsordnung, Lehrinhalte, Struktur, SWS etc.), den könnten viele Profs gut selber belegen. Also wenn es denn überhaupt zu vermittelnde Inhalte gibt.
Den Vogel schießt Herr Hippler ab:
“Welche dieser ausdifferenzierten Studiengänge auf längere Sicht Bestand haben werden, wird die studentische Nachfrage regeln”, sagt Hippler.
Irgendwann kommt auch das Angebot an Flughäfen mit der Nachfrage in Berlin ins Gleichgewicht, nur kein dirigistischer Aktionismus!
Man will damit vielleicht die Ausbildungskosten für
die Arbeitnehmer reduzieren.
„Den Studenten wird vorgegaukelt, dass es für ihr spezifisches Profil tatsächlich ein echtes Jobangebot gibt. Da wird eine Sicherheit suggeriert, die sehr trügerisch sein kann.“ trifft es auf den Punkt.
Das ist eine ganz große Verarsche, ganz besonders im Bereich der Geisteswissenschaften. Die halben Kinder, die heute an die Hochschulen getrieben werden, sind ja in der Regel auch gar nicht in der Lage, das einzuschätzen. Und wenn sie dann absolviert haben, lernen sie umso härter das echte Leben kennen, denn einen geisteswissenschaftlichen Lobbyjob bekommen ja längst nicht alle. Und für diesen Irrsinn werden Unmengen an Steuergeldern verpulvert.
Der Satz „hätte ich doch was Anständiges gelernt“ kommt heute viel seltener von Arbeitern als von gescheiterten Schmalspurakademikern.
Volkskunde – dafür interessierten sich an der Universität Regensburg lange Zeit bloß ein paar Dutzend Studenten. Der Name des Fachs klang wohl einfach zu muffig. Nicht cool genug. Doch dann wurde er geändert. Mit Einführung des Bachelors wurde 2005 aus Volkskunde Vergleichende Kulturwissenschaft. Die Folge war beinahe der Kollaps des Nischenfaches. Angelockt durch den schnieken Titel, schrieben sich plötzlich Hunderte ein.
Kulturwissenschaft scheint bei den Hühnern zur Zeit wirklich der Renner zu sein. Statt “irgendwas mit Medien” nun irgegendwas mit Kultur. Zwei Töchter von Bekannten studieren das jetzt auch. Mit einer habe ich mich mal unterhalten. Die glaubt, sie käme anschließend im Staatsdienst unter und könnte dann Ausstellungen und kulturelle Events mit Promis veranstalten. Ihre 200 Studienkollegen glauben das anscheinend auch.
> Die glaubt, sie käme anschließend im Staatsdienst unter und könnte dann Ausstellungen und kulturelle Events mit Promis veranstalten. Ihre 200 Studienkollegen glauben das anscheinend auch.
Manchmal könnte man meinen, die kämen mit sowas wirklich unter – und wir müssen das alles bezahlen.
Leider ist dieser Artikel wieder einmal miserabel recherchiert.
Zum Beispiel Körperpflege an der TU Darmstadt: Das ist ein Lehramtsstudiengang für Berufsschullehrer. Der lächerlich klingende Name ist vom Ministerium (ich meine, sogar von der KMK) vorgegeben. Das Studium ist überwiegend harte Biochemie, zugeschnitten auf die Zielsetzung Körperpflege. Zielgruppe sind Meisterinnen in den entsprechenden Handwerken, die Berufsschullehrerinnen werden wollen. Da gibt es einen großen Mangel.
Nicht alles, was auf den ersten Blick lächerlich aussieht, ist es auch. Guter Journalismus würde differenzieren.
(@ https://www.danisch.de/blog/2015/09/27/phantasie-studiengange/#comment-98893)
Die riesige, kaum überschaubare Breite an staatsnahen Stiftungen, Instituten, Veranstaltern etc. usw. dürfte auf lange Sicht durchaus in der Lage sein, eine enorme Zahl entsprechender Jobs zur Verfügung zu stellen. Auf Staatskosten direkt (z.B. Parteien) oder bei Stiftungen über eingesparte Steuern
Arche B Passagiersanwärter.
Und die werden mit der nächsten Robotisierungswelle auch nicht auf die Strasse gesetzt weil die Wegrationalisierung, anders als in der Industrie, keine finanziellen Vorteile bringt.
Die pure Existenz der Stellen ist deren Exisztenzberechtigung, die Stellen waren nie darauf angelegt, irgend etwas Brauchbares zu liefern sie waren immer nur dafür gut, um durch Absonderung von genehmen Veröffentlichungen oder dem Abhalten von Veranstaltungen getroffenen Entscheidungen den Anschein von Legitimität zu verleihen.
Natürlich sind das auch ideale Versorgungsposten für Parteigänger.
Im alten Rom nannte man das “Clientes”.
@Emil
So eine Nichte habe ich auch. Wenn es mit Staatsanstellung nichts wird, will sie zu “Entschio”. Ich mußte dreimal nachhaken. Sie will dann zu einer NGO. Die Idee, daß sie vielleicht etwas wertschaffendes studieren hätte können, kam ihr auch in intensiven Gesprächen nicht: “Ich will doch nicht mein ganzes Leben etwas machen, was ich nur zum Geldverdienen machen muß!” Und das in einem Alter, in dem bei mir die Kinder schon aus dem gröbsten raus waren. So kommunistisch überzeugt waren zu meiner Zeit nicht die führendsten Genossen: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“. Marx hätte sich nicht träumen lassen, daß das eines Tages die bedrängte Kreatur als “Ich will nur das machen, was mir Spaß macht!” interpretiert.
Dass man in DE auf solche Pseudostudiengänge abfährt, hat doch schon Loriot gezeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=zNRSp9M3b0g
“Loriot – Die Jodelschule 1984”
>Manchmal könnte man meinen, die kämen mit sowas wirklich unter – und
>wir müssen das alles bezahlen.
Ernsthaft:
Das IST bereits so.
Als Lohnabhängiger und Konsument – was genau (nenne auch nur eine Sache!) bezahlst du denn nicht?
Es gibt exakt zwei Gruppen, die nicht die Zahltrottel sind:
(1)Sozialsystemschamlosoptimalausnutzer
(2)Reiche mit derart hohem Kapitaleinkommen, daß sie nicht arbeiten müssen
Alle anderen, deren Arbeitskraft durch Steuern und Profite abgezapft wird – egal ob Straßenkehrer oder Gehirnchirurg – sind Einzahltrottel.
Insbesondere Gruppe (2) hat aber ein sehr großes Interesse daran, die Einkommen aller Nichtgruppe(2)ler möglichst auszugleichen: Denn dann gibt es mehr Konsumenten, die letztlich das Kapitaleinkommen von Gruppe (2) generieren.
Beispiel:
Inkompetente Weiber. Zahlreich vorhanden. Leider ohne Konsummöglichkeiten, da kompetenzbedingt einkommensschwach. Wenn die aber mehr kaufen würden, hätte (2) noch viel mehr Geld. Also müssen Mechanismen her, um inkompetente Weiber mit ordentlichen Einkommen zu versorgen – ausgeben tun sie es trefflichst selbst.
Woher kann aber das Einkommen dieser inkompetenten Weiber herkommen? Na aus der einzigen Gruppe, die auch alles
andere Geld generiert, das dann zu Staat und Reichen umverteilt wird: Leistenden Männern (und einer winzigen Gruppe kompetenter, leistender Frauen).
Und damit das Geld von den Männern über die inkompetenten Weibermassen zu den (2) fließt, braucht es Feminismus, Gender, Unterhaltszahlungen … egal was und wie, Hauptsache, am Ende arbeiten die Männer wie verrückt und liefern ihr Geld brav an alle anderen ab – egal ob an Porsche, die Ehefrau, Geliebte, Genderprofessorin, Frauenbeauftragte oder Fakultäten für Gefühle tanzen.
Ganz konkretes Beispiel:
Rockstars und Schaupsieler und Sänger.
Nehmen wir mal Justin Bieber her – jung, naiv, kann nichts.
Verdient aber dutzende Millionen im Jahr, sein Management wohl noch mehr.
Woher kommt das Geld?
Ich kenne weder erwachsene Frauen oder Männer, die Justin Bieber Geld geben würden. Schon gar keine
hunderten Millionen Dollar. Dennoch fließt dieses Geld zu ihm.
Und wir wissen: Der Ursprung praktisch allen Geldes ist der arbeitende Mann.
Wie kommt aber nun das Geld vom Mann zum Justin Bieber?
Alle Männer würden sich wohl lieber selbstkasteien als 100 Euro an Justin Bieber zu schenken.
Dennoch fließen diese 100 Euro:
Natürlich: Es ist eine Frau im Spiel.
Ein besonders gefährliches Exemplar: Eine sogenannte Tochter.
Erhält u.a. Taschengeld. Letztlich vom Mann. Papa. Der dafür außer Arbeit, Schlafen und Stuhlgang eigentlich kaum noch Leben hat.
Aber Tochter BRAUCHT die Produkte von Justin Bieber.
Und sie MUSS zu seinen Konzerten – die Karten sind teuer!
Ganz zu schweigen von den Justin Bieber -Postern, -CDs, -Fanapps, -Tshirts, -Federmäppchen, -Socken, -Zeitschriften und -Toilettenpapier – wovon endlich evtl. Papa auch erstmals etwas hätte, falls er die Zeit
für Heim***eißen findet – die Konkurrenz auf Arbeit ist nämlich hart, andere Papis haben auch teure Töchter, und die Jungspunde, die noch keine Töchter haben, aber alles Geld dringend brauchen, um Frauen zu beeindrucken, um dann mal Töchter haben zu können, drücken von unten karrierewillig nach.
Vielleicht kann sich Hadmut Photographie, Reisen, Boote und IT-Konsumartikel zu seiner eigenen Freude nur leisten, weil er keine Tochter hat.
Aber immerhin bezahlt er Susanne Bär, ProfX und all die anderen…
… hm wenn man das so ließt, könnte man ja einen schwunghaften Handel mit Magischen Bohnen aufziehen …
“Zwei Töchter von Bekannten studieren das jetzt auch. Mit einer habe ich mich mal unterhalten. Die glaubt, sie käme anschließend im Staatsdienst unter und könnte dann Ausstellungen und kulturelle Events mit Promis veranstalten. Ihre 200 Studienkollegen glauben das anscheinend auch.”
Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich. Es wäre nicht das erste Mal, daß da per Frauenquote derartige Sinnlosjobs geschaffen werden.
Bloss gut, das ich “irgendwas mir BWL und IT” erst gelernt, dann studiert hab. Als staatlich geprüft. Also neben 40 std. Vollzeitjob und Haus und Kindern. “Irgendwas mit Medien” hatte ich davor schon gemacht, als Supporter für den WDR.
Ja aber, Ethnologie hat doch nichts mit Kunstbetrieb zu tun..? Da wäre doch Kunsthistorik/Theaterwissenschaften und BWL rein vom Arbeitsmarkt und -selektion wegen intelligenter.
Vielleicht könnte die Nachfrage der Studenten auch regeln, was in Prüfungen und Klausuren verlangt werden sollte.
@DrMichi
> Ja aber, Ethnologie hat doch nichts mit Kunstbetrieb zu tun …
Kulturwissenschaft ist heute oftmals breiter angelegt. Die Unis machen sogar Reklame damit, dass man anschließend im Kulturbereich arbeiten kann:
http://www.fernuni-hagen.de/KSW/bakwmfs/studiengang/
https://www.uni-koblenz-landau.de/de/koblenz/fb2/ik/
https://www.zak.kit.edu/begleitstudium-bak.php
http://www.uni-saarland.de/master/studienangebot/geschkult/akw/info.html
@DrMichi: >>Ja aber, Ethnologie hat doch nichts mit Kunstbetrieb zu tun..? <<
Die geben nachher häufig „interkulturelle Trainings“ und unterweisen die Leute in „Willkommenskultur“. Seitdem das z.B. fast jede größere Behörde zwangsweise mit allen Mitarbeitern macht, ist hier ein Riesenmarkt entstanden. Und wer bezahlt es – s.o.!
Mein Lösungsvorschlag wird vielen nicht gefallen: Lass die Studenten das Studium selbst bezahlen. Besser noch: Lasst die Uni ein Ranking der Studenten erstellen. Die besten 10% eines Faches / Jahrgang bekommen das Studium kostenlos, die schlechtesten 10% bezahlen doppelt. Dieses Ranking zieht arme aber begabte Studenten an und verbessert das Image der Uni.
Die Beobachtung in den USA ist, dass Studenten die was vernünftiges studiert haben (MINT), problemlos Jobs finden, Einstiegsgehälter > 100.000 Dollar erzielen (ja, dass ist in Ballungszentren durchaus normal) und ihre Studienkosten im ersten Jahr bezahlt haben. Und danach lebenslänglich von ihrem Studium finanziell deutlich besser als Nichtstudenten leben.
Es gibt in den USA trotzdem einen endlosen Reigen von Kunststudenten. Aber die liegen nicht der Gesellschaft auf der Tasche (ok, auch dort gibt es eine gigantische Menge von Staatsjobs).
Zu den Kosten: Ich habe zweimal ein privates Studium finanziert und mache aktuell mein drittes (Fern-)Studium im Bereich klassischer Kunst. Das Kunststudium ist mit Abstand das teuerste Studium überhaupt. Die reinen Gebühren sind so um 20.000,- EUR (ich studiere in UK). Hinzu kommen aber noch Materialkosten und die liegen irgendwo bei 250-500,- EUR im Monat. Insgesamt wird mich das Fernstudium so um die 50-60.000 EUR kosten. Studium ist gar nicht so teuer. Und gerade die Fächer für echte Männer (TM) also Informatik oder Mathematik sind die vermutlich preiswertesten Studienfächer überhaupt.
Die hohen Studiengebühren in den USA liegen daran, dass dort in den Gebühren Essen, Studentenwohnheim, teilweise Bekleidung und Krankenversicherung enthalten sind. Aber wer sich im Hotel Mama beköstigen lässt, kann sein Studium auch bei deutschen Einstiegsgehältern im ersten Berufsjahr komplett abbezahlen. Jedenfalls wenn er was richtiges studiert.
@ Hadmut
Manchmal könnte man meinen, die kämen mit sowas wirklich unter – und wir müssen das alles bezahlen.
Ja, der Return of Invest im Studienbetrieb wird inzwischen sträflich vernachlässigt. Nur eine Frage der Zeit, bis wir uns das nicht mehr leisten können.
Studienfreie Grüße,
Euer Dirk
>Vielleicht könnte die Nachfrage der Studenten auch regeln, was in Prüfungen und Klausuren verlangt werden sollte.
Das möchte aber wiederum die Uni nicht.
@tuka
>Aber wer sich im Hotel Mama beköstigen lässt, kann sein Studium auch bei deutschen Einstiegsgehältern im ersten Berufsjahr komplett abbezahlen. Jedenfalls wenn er was richtiges studiert.
Ich weiß nicht, wie lange der Berufseinstieg bei dir her ist, aber momentan sieht der Jobmarkt gerade für Berufseinsteiger eher mau aus, da viele typische Einstiegsjobs ins Ausland verlagert werden. Da ist man als Einsteiger momentan froh, wenn man die 10000€ Bafögrückzahlung in einem Jahr durch hat. Das läuft aber auch nur, wenn man in dem Jahr weiter wie ein Student lebt: 20m² Wohnung, kein Auto etc.
@ Karl
Ich weiß nicht, wie lange der Berufseinstieg bei dir her ist, aber momentan sieht der Jobmarkt gerade für Berufseinsteiger eher mau aus, da viele typische Einstiegsjobs ins Ausland verlagert werden.
Ich würde eher sagen, dass es darauf ankommt, was man studiert hat und wie flexibel man räumlich ist. Ich glaube kaum, dass ein Informatiker oder ein Ing. Probleme hat, einen Job zu finden. Vielleicht nicht am Studienort, aber generell sind die Aussichten in diesen Fachbereichen eher gut.
Optimistische Grüße,
Euer Dirk
@79
Amüsant, aber der Fehler liegt in der Annahme “Umverteilung von Geld –> mehr Konsumenten –> mehr Einnahmen für ‘Kapitalisten'”
Da die Geldmenge und die Wirtschaftsleistung nämlich so nicht steigen, geht diese Rechnung nicht auf. Eventuell würde die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht, was volkswirtschaftlich ein Vorteil wäre, aber demgegenüber stehen die Reibungsverluste durch den Umverteilungsapparat.
Nein, wenn man mehr Wachstum in der heimischen Volkswirtschaft generieren will als mit der vorhandenen Bevölkerung, dann muss man Menschen importieren.
@Hadmut
In diesem Zusammenhang ein schon ein paar Jahre alter Artikel aus der Daily Mail, trotzdem gerade jetzt lesenswert. http://www.dailymail.co.uk/debate/article-2165584/Peter-Sutherland-globes-grandee.html
Etwas für einen Blog-Artikel?
Mehr über Sutherland hier: http://www.quarterly-review.org/corporate-globalism-meets-leftist-internationalism/
> Einen Studiengang Studiengangdesign haben sich Professoren und Hochschulen noch nicht ausgedacht.
Es ist noch Potential nach unten da.