Ansichten eines Informatikers

“Do it for me” statt “Do it yourself”

Hadmut
2.1.2016 20:54

Ist das nicht traurig?

Ich bin gerade über einen Artikel über die Silikon-Reparaturknete Sugru gestolpert.

Ich hab das Zeug noch nie benutzt, weil ich noch keinen konkreten Verwendungszweck dafür hatte und es mir zum Rumprobieren viel zu teuer ist. Es war aber mal für gewisse Zeit bei den Kollegen in Mode, nämlich als das neu rauskam. Unter Informatikern gibt es halt viele „early adopter” und Neuigkeitenfreaks. Vor allem, weil es bunt ist. Bunt ist bei verspielten Informatikern ganz wichtig.

Der damit auffälligste Kollege war einer, der unter dem Problem leidet, dass ihm an seinen Apple-Netzteilen für die PowerBooks immer das Kabel an der Tülle bricht weil die Gummitülle nicht lange hält. Er ist halt sehr häufig mit dem Ding unterwegs und stopft seine Netzteile immer in die Tasche. Deshalb wollte er die kaputte Tülle mal mit Sugru reparieren, bevor wieder auch das Kabel hin und ein neues teures Netzteil fällig ist.

Sah mit Sugru dann beknackt, aber bunt aus. Übermäßig viel gebracht hat es aber auch nicht so, letztlich hat sich das nur als Provisorium und Überbrückung für gewisse Zeit herausgestellt.

Ich hatte bisher angenommen, dass das von irgendeinem Chemiekonzern in den Markt gedrückt wurde. Tatsächlich aber ist das Zeug Produkt des Startups einer jungen Frau. Deren Firma macht – bisher – nichts anderes, als das Zeug mühsam erfunden zu haben und nun in Mengen zusammenzurühren. Respekt. Zumal sie nicht mal Chemikerin oder sowas ist. Und nun versuchen sie eben – naheliegenderweise – noch mehr von dem Zeug zu verkaufen. Aussage dazu:

Die Chefin hofft nun, dass ihre Silikonmasse mehr junge Verbraucher dazu bringt, ihre Geräte selber zu reparieren. “Im Heimwerkermarkt findet derzeit ein Generationswechsel statt”, heißt es in einem im Juni veröffentlichten Report von Euromonitor International. Doch jüngeren Konsumenten zwischen 20 und 30 fehle “die Fähigkeit, die meisten Heimwerkertätigkeiten selber zu erledigen”. Statt “do it yourself” heiße es deshalb immer öfter “do it for me”. Die Verbraucher bestellen also tendenziell eher Handwerker, als dass sie selber anfangen zu schrauben.

Das ist doch mal ne Aussage über die Jugend. (Wohlgemerkt, nicht von der Chefin, sondern von Euromonitor International.)