“Heute quatscht einfach jeder mit”
Oha. Die Presse jammert darüber, [Nachtrag]
dass sie ihr Meinungsmonopol, ihre Lufthoheit über die veröffentlichte Meinung verloren hat.
Dabei hatten sie das nie ernstlich wegen Könnens oder Qualität, sondern aufgrund technischer Gegebenheiten des 19. und 20. Jahrhunderts, als man nämlich einen großen Verlag brauchte, um Herstellung und Vertrieb von Zeitungen zu bewerkstelligen.
Auf einmal sehen sie sich einer Konkurrenz ausgesetzt.
“Keine ethischen Standards in Social Media”
Die Selbstreflexion von Journalisten habe in den letzten Monaten stark zugenommen, bestätigte auch HAZ-Chefredakteur Hendrik Brandt. Die Bedeutung sozialer Online-Netzwerke sei inzwischen eben immens. “Heute quatscht einfach jeder mit.” Das gehe schon in Ordnung, aber im Gegensatz zu professionellen Medien gebe es bei der Verbreitung von Informationen auf Facebook, Twitter oder “WhatsApp” keine handwerklichen und ethischen Standards.
Handwerkliche und ethische Standards?
Die gibt’s bei Journalisten doch schon lange nicht mehr (so es sie denn überhaupt je gab).
Professionelle Journalisten würden im Internet teilweise sehr hart angegangen, kritisierte er.
Sie teilen ja auch hart aus. Anscheinend aber wollen sie selbst so viel sanfter angefasst werden, als sie andere anfassen.
Denkt mal daran, dass Journalisten die Bevölkerung nicht mehr (nur) informieren, sondern ganze Bevölkerungsteile (Männer,Nicht-Mainstream-Meinungen,…) permanent beschimpfen und für alles verantwortlich machen. Und selbst regen sie sich auf, wenn ein passendes Echo kommt?
Im letzten Dreivierteljahr hätte seine Redaktion viel über die Abläufe im Internet gelernt. Zu Jahresbeginn etwa mussten HAZ-Redakteure täglich rund 500 Facebook-Kommentare löschen, weil sie Hetze enthielten. “Das ist eine Drecksarbeit. Das ist widerlich.” Dies habe die Redakteure auch an körperliche Grenzen gebracht, sagte Brandt, der das Blatt seit 2011 leitet.
Und?
Den Müll der Presse geradezuziehen und zu kommentieren ist auch Drecksarbeit und anstrengend.
Die muten sich dem Rest der Welt ja auch zu.
Nachtrag: Weil sich doch die Medien als die Handwerks- und Ethik-Verfechter darstellen und meinen, die bösen social media, in denen sich alle auskotzen, würden sie unter Druck setzen: Guckt mal, was der Fußballtrainer Christian Streich über den Umgang der Medien im Fall der Entlassung von Bruno Labbadia und der Lolita-Affäre bei Hertha BSC sagt:
Die haben’s gerade nötig, sich über social media zu mokieren.