Krimis nach der Jahrtausendwende
Wenn der Zeitgeist zuschlägt.
Aus einem Interview über den Tatort-Krimi im Ersten:
Die Welt: Sie haben die Frauen vergessen. In den ersten Jahren gab es noch keine Kommissarinnen.
Hißnauer: Richtig, die erste Ermittlerin trat ihren Dienst 1978 in Mainz an, das war Marianne Buchmüller …
Die Welt: … Nicole Heesters, eine Tochter von Johannes Heesters.
Hißnauer: Das hing auch damit zusammen, dass es damals kaum Frauen bei der Kriminalpolizei gab – und wenn doch, dann waren sie für Jugendliche oder Gewalt in der Familie zuständig, aber nicht für Morde.
Die Welt: Dagegen sind die Frauen heute im “Tatort” überrepräsentiert.
Hißnauer: Das ist in allen Krimis so, nicht nur im “Tatort”. Weibliche Ermittler bringen eben noch mal eine andere Farbe hinein. Es wird ihnen unterstellt, sie seien emotionaler oder mitfühlender. Der “Tatort” wurde nach der Jahrtausendwende vor allem mit Blick auf die Zuschauerinnen feminisiert. Es geht darum, Identifikationsangebote für sie zu schaffen.
Es gab mal eine Zeit, in der hatten Krimis noch die Aufgabe, spannend zu sein und nicht „Identifikationsangebote” zu liefern.