Autos für Schwule und Zierfischhalter
Äh… ja. Das auch noch.
In der Zeit kritisiert ein schwuler Autor in lesenswerter Weise den Pro-Schwulen-Zeitgeist, in dem plötzlich jeder, sogar Donald Trump, Schwulenversteher sein will.
Ich glaube, es ist überhaupt ein Missverständnis, dass sich schwule Werbung an Schwule richtet. Dafür sind wir als Zielgruppe einfach nicht groß genug. Nehmen wir mal an, zehn Prozent der Menschheit sei homosexuell – ich rechne außerdem großzügig und beziehe Kinder und Greise in meine Rechnung mit ein: Das macht dann vier Millionen schwuler Männer in Deutschland. Wenn man für ein Massenprodukt werben möchte, ist diese Zahl überschaubar. Es gibt zum Beispiel drei Millionen Zierfischhalter in Deutschland. Aber ich habe noch nie von einem Autobauer gehört, der Werbespots für Menschen schaltet, die für Zierfische schwärmen.
Öh…mmmh… jaaaa.
Den Unternehmen geht es gar nicht darum, dass Schwule ihre Autos kaufen oder sich in ihre Züge setzen. Sie wollen sich mit diesen Werbespots tolerant und fortschrittlich präsentieren. Sie wollen Schwulenversteher sein, wie Donald Trump. Eigentlich müsste man sich da als schwuler Mann instrumentalisiert vorkommen. Ich bin lieber ein geschätzter Käufer als ein missbrauchter Werbeträger.
Es gibt nur wenige für Schwule maßgeschneiderte Produkte, die ein Erfolg sind. Schwule Romane und Spielfilme sind etwas für die Nische. Beim Thema Reisen funktioniert es, man kann schwule Mittelmeerkreuzfahrten buchen und in schwule Hotels einchecken. In den Hotels sind keine Kinder erlaubt. Das macht sie wohl auch für Hetero-Reisende attraktiv. Die Homo-Hotelkette Axel jedenfalls beschreibt sich als “heterofriendly”.
Ein gutes Geschäft scheint auch schwule Pornografie zu sein. Ich habe bei Pornhub, einer der größten Pornoseiten der Welt, nachgefragt, wie hoch der Anteil schwuler Videos ist. Sie haben mir per E-mail geantwortet: Insgesamt schauen alle Besucher der Seite jeden Tag zwölf Millionen Stunden lang Pornos. Zwei Millionen Stunden davon seien Gay Porn. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Zwei von zwölf. Das ist viel mehr als zehn Prozent, fast ein Fünftel! Entweder, die Schwulen sind tatsächlich konsumfreudiger als andere Menschen. Oder selbst Gay Porn richtet sich nicht nur an Gays.
Lass ich jetzt ausnahmsweise einfach mal so stehen.