Ansichten eines Informatikers

Geplante Obsoleszenz

Hadmut
12.8.2016 23:25

Nikon geht mir gerade gewaltig auf den Sack.

Die Profi-Kameras von Nikon sind gut, aber das Normalkundenzeugs ist irgendwie nichts.

Ich habe mir vor ein paar Jahren als normale Taschenkamera eine Nikon P7000 gekauft. Weiß nicht mehr genau, so um 2010, die war damals gerade neu herausgekommen. Weil sie einerseits zwar schwer, aber ansonsten relativ klein und handlich ist, man an der ziemlich viel auch manuell einstellen kann, vieles auch direkt über Knöpfe und Einstellräder (und nicht nur über fummelige Menüs), sie einen robusten Eindruck machte und gute Testberichte bekam.

So richtig große Freude kam damit nie auf. Zwar macht sie – so rein technisch-optisch – für ihre Größe schon sehr gute Bilder, da gibt’s gar nichts zu meckern. Aber die Bedienung ist gruselig. Das Ding ist einfach viel zu langsam, das dauert immer gefühlte Ewigkeiten, bis das Ding reagiert. Der Zoom nervt, weil er nur in Stufen und mit Verzögerung reagiert, man braucht immer ne Weile hin- und her, bis das Ding wenigstens ungefähr da ist, wo man will. (Das ist bei Kompaktkameras übrigens eine gängige Masche, ein Objektiv als Zoom zu verkaufen, obwohl es in Wirklichkeit nur einige wenige Stellungen gibt, für die die Kamera intern ein paar zusammenpassende Einstellungen kennt und in Kennfeldern abgelegt hat. Und der Sucher ist ne Katastrophe, so ein wüstes Guckloch vom Schlage Schätzeisen. Ich fotografiere nicht gerne über den großen Monitor mit ausgestreckten Armen. Und die Menüs – nicht gelungen. Manchmal sucht man sich blöde nach der richtigen Einstellung.

Wirklich viel einstellen kann auch nicht, der Blendenspielraum ist schon sehr gering. Dafür gibt es auch mal wirklich nützliche Sonderfunktionen wie beispielsweise die Museumsfotografie: Ohne Blitz bei schlechtem Licht verwackelt man gerne. Da macht die Kamera einfach automatisch kurz hintereinander 10 Fotos ohne Verschlussbewegung (und damit ohne Verwackler) und sucht die schärfste Aufnahme raus. Da kriegt man eigentlich immer was Ordentliches hin.

So richtig Spaß kam aber nicht auf, weil die Kamera für bewegtes eben einfach zu langsam ist. Und Videos mit 720p waren auch nicht so der Brüller, kurz danach von jedem Handy überholt.

Aber ich hatte sie halt, im Rahmen der Langsamkeit machte sie gute Bilder und sie hat sich als robust erwiesen.

Vor einiger Zeit fiel mir aber ein erstes technisches Problem auf:

Immer wenn ich den Akku gewechselt habe, war danach die Uhrzeit weg und auch alle Einstellungen.

Und man muss ab und zu den Akku rausnehmen, weil man den nicht in der Kamera laden kann. Ich habe zwar mehrere, aber ein paar Sekunden dauert das immer. Und irgendwann haben auch die paar Sekunden nicht mehr gereicht. Jedesmal: Datum/Uhrzeit/Einstellungen weg.

Kameras müssen nämlich auch ohne Akku mal ihre Uhrzeit weitertickern können und brauchen dafür Strom. Sonstige Einstellungen sollten eigentlich in EEPROM oder sowas liegen und damit Stromunabhängig sein. Spart aber Kosten, wenn die nur im RAM liegen.

Kameras brauchen deshalb eine Pufferbatterie. Bei manchen ist das eine Knopfzelle oder eine sehr kleine Batterie als zusätzliche Stromquelle, die man alle Jubeljahre mal auswechselt, häufig findet man das Batteriefach nicht so leicht, weil versteckt. Andere haben einfach einen Kondensator. Der hält dann nur ein paar Stunden, aber das reicht locker für den Akku-Wechsel.

Bei der Nikon kann man nichts selbst austauschen. Weil also offenbar der Kondensator kaputt war (Batterie sollte ja austauschbar sein), habe ich beim Nikon-Service angefragt, was der Wechsel kostet.

Die Pufferbatterie ist leider nicht einzeln erhältlich . Es müßte die Sub Platine ersetzt werden. Kosten ca. 100 Euro.

Ich bin begeistert.

Eine Batterie, die man nicht einzeln austauschen kann, sondern eine ganze Platine mit austauschen muss, für 100 Euro.

Wer baut denn so einen Scheiß?

Die sind von vornherein auf begrenzte Lebensdauer gebaut, wenn die Batterie leer ist, setzt der Nerv-Faktor ein.

Obwohl der Rest der Kamera sehr robust ist und eigentlich immer noch ziemlich neuwertig wirkt und locker nochmal 10 Jahre halten würde. Und es ist auch jetzt nicht so, dass die Kamera nicht mehr funktioniert, sie ist nur eben noch umständlicher und schlechter zu bedienen, wenn man die Einstellungen ständig verliert.

Jetzt überlege ich gerade, ob ich sie noch nerviger weiter verwende, die 100 Euro investiere um eine Kamera auf dem technischen Stand von vor 6 oder 7 Jahren zu benutzen oder doch mal wieder eine neue kaufe.

Mich ärgern daran zwei Dinge besonders:

Früher war alles besser. In meiner Jugend gab es auch kleine gute Kameras, wie die Rollei 35 oder die Minox 35. Von beiden hatten wir je zwei in der Familie (ich habe ne Minox), und die funktionieren alle heute noch einwandfrei, 30, 40 Jahre später. Aber halt mit Film. Nicht mehr in Gebrauch.

Auch die Nikon hätte jetzt das Potential, ohne weiteres 10 bis 15 Jahre zu funktionieren, das wirkt alles wie am ersten Tag, nur ein paar ganz leichte Gebrauchsspuren, wird halt an den Kanten etwas speckig-glänzend, und etwas Staub in den Ritzen. Wenn die nicht konstruktiv durch die innen fest eingebaute Batterie von vonherein auf Alterung und Verschlechterung eingestellt wären.

Was mich noch mehr ärgert: Ich wollte die eigentlich letztes Jahr schon ersetzen und habe mir für die Urlaubsreisen eine wasserdichte Nikon 1 AW 1 gekauft, gab’s gerade im Sonderangebot im Blödmarkt. Zum Schnorcheln, Tauchen, Segeln. Da gibt’s nicht viel Alternativen, und die legendäre Nikonos gibt’s ja nicht mehr. Da dachte ich mir, das wäre doch eine schöner Ersatz, steig ich halt für das kleine praktische in das Nikon-1-System ein und habe gleich Wechselobjektive.

Mit der 1 AW 1 bin ich aber so gar nicht zufrieden. Gut, sie ist wasserdicht. Das war’s dann aber auch schon. Die Bedienung ist lausig, die Bildqualität naja, und die Videoqualität ne Katastrophe. RAW gibt’s nicht, das Panorama-Stitchen oft zwischen Fehlerhaft und Katastrophe, die Videoqualität mit Interlaced miserabel, und einer GoPro in Sachen Videoqualität hoffnungslos unterlegen.

Und dann hatte ich noch Softwareproblem, denn ich hatte mir von einem Dritthersteller ein Fischauge gekauft, allerdings ein billiges Wechselstück, das sie für viele Kameras anbieten und nur unterschiedliche Bajonette ohne Elektronik anbieten. Das ist bei Fischaugen normalerweise unproblematisch, an der großen Nikon ist das gar kein Problem.

Die AW 1 sabotiert das aber wieder mal. Ohne Chip im Objektiv geht kein Automatik mehr, keine Belichtungsmessung. Nur Manuell. Und keine Indikatoren für Über- oder Unterbelichtung.

Das ginge ja alles noch. Aber das fiese Ding zeigt im Monitor immer ein belichtungsgessenes und angepasstes Bild an (es geht also, sie kann es), macht das Bild dann aber mit den eingestellten Werten. Man sieht also ein ordentliches Monitorbild, aber das Foto ist dann meist komplett über- oder unterbelichtet, und man weiß nicht, wieviel. Bis man das ausprobiert hat, ist der Tag vorbei. Auch da wieder so die eingebaute Sabotage, um Kunden zum Kauf zu bringen.

Geht mir auf den Sack.

Ich hätte ja kein Problem damit, ein Stück Geld für ne gute Kamera hinzulegen. (bzw. habe das ja für die Profi-Nikon auch getan). Aber die muss dann auch dauerhaft funktionieren und darf nicht solche Schikanen haben. Keine Ahnung, wo es das noch gibt.

Geht mir aber auf den Sack.