Kamera-Akkus ausmessen: Wohl ne gute Lösung gefunden
Ich habe neulich gefragt, wie man das am besten macht. Und ganz viele Zuschriften bekommen. Und habe wohl eine brauchbare Lösung gefunden. [Update]
Ich habe ganz viele Zuschriften bekommen und auch einiges ausprobiert – oder sagen wir mal, bestellt. Manche Messgeräte und Entladeschaltungen kommen aus China, das dauert 3 Wochen, bis die da sind. Am günstigsten erscheinen mir die kleinen Messgeräte, die man in die USB-Zuleitung stecken kann. Allerdings sei auch da zur Vorsicht geraten: Ich habe welche aus China bestellt, die definitiv auch die Ladungsmenge mitmessen, denn sie haben eine separate Anzeige dafür, sieht man auch auf den Produktfotos, aber die sind noch nicht da. Die messen zwar beim Laden zuviel, nämlich auch den Eigenverbrauch des Ladegerätes, aber zum Vergleich mehrerer Akkus gleichen Typs reicht das. Ich habe mir ähnliche von einem deutschen Versand bestellt, die zwar innerhalb von 2 Tagen gekommen sind, aber nicht das, was ich wollte. Denn bei denen werden die Messwerte auf nur einer 4-Segment-LED-Anzeige zyklisch angezeigt, weshalb aus Produktfotos nicht klar wird, was die anzeigen. Die Beschreibung sprach von „Stromzähler”, was aber wohl nur ein Übersetzungsfehler aus dem Chinesischen. Die zeigen nämlich nur Strom und Spannung an, sie integrieren nicht auf. Insofern ein Fehlkauf, aber bei 4 Euro für 2 Stück habe ich die halt behalten, das lohnt den Aufwand der Beschwerde nicht, zumal man die auch für anderes nutzen kann (ich hatte allerdings schon zwei ähnliche Geräte, brauchte also nicht noch zwei, aber kein Problem).
Eine ordentliche und halbwegs preisgünstige Lösung scheint aber die zu sein:
Ich habe mir auf Leser-Hinweis bei eBay dieses Akku-Lade- und Entladegerät gekauft: iMAX B6 Lipo NiMh Li-ion Ni-TJ RC Battery Balance Digital Charger Discharger TJ.
Braucht ein externes 12-Volt-Netzteil, aber sowas hatte ich in der Bastelkiste. In der Bedienung etwas ungelenk und nicht ganz logisch in der Menüstruktur, aber nach einigem Aha ordentlich zu bedienen (Hinweis: Irgendwann ist man durchgestiegen und hat die Parameter eingestellt, aber immer wenn man auf „Start” drückt, weil es losgehen soll, kommt man wieder in den Editier-Modus um die Werte zu verstellen. Verflixt, wie geht’s denn jetzt endlich los? Tief in der Anleitung verborgen: Man muss die „Start”-Taste 3 Sekunden lang drücken damit sie wie „Start” und nicht wie „Enter” wirkt. )
Das Ding hat zwei ordinäre Bananenstecker-Buchsen, dazu noch jede Menge Akku-Anschlusspins für Balanced Charging (mit denen ich mich nicht auskenne, anscheinend einzelne Leitungen zwischen den einzelnen Zellen um die einzeln auszumessen).
Problem war ja, wie man nun die Akkus anschließt. Krokodilklemmen usw. halten da nicht.
Ich habe aber eine Lösung gefunden. Ich kaufe normalerweise keine Original-Akkus als Ersatzakkus, sondern in der Regel günstige vom Drittanbieter. Außer seltenen Inkompatiblitätsproblemen, in denen die Kamera mit dem Chip nicht wollte, habe ich bisher mit denen immer gute Erfahrungen gemacht. Und meistens sind da praktische Ladegeräte dabei, die aus einem Universalgerät und einer austauschbaren Ladeschale bestehen. Diese Ladeschalen sind die Lösung des Problems. Fast. Denn die haben unten auch nur glatte Kontakte, damit verlagert man das Problem nur und löst es nicht. Außerdem sind die Ladeschalen nicht alle gleich, die haben je nach benötigter Spannung unterschiedliche Kontaktlayouts und brauchen verschiedene Ladegeräte (die gibt es für die verschiedenen Spannungen).
Ich habe deshalb mal mit einer ausgemusterten alten Kamera angefangen, die ich kaum mehr benutze und deren Akkus schon älter sind und dabei das billige Zusatzladegerät „geopfert”. War nämlich nicht nur geschraubt, sondern auch geklebt und nur mit destruktiver Gewalt zu öffnen (gut, könnte man wieder zukleben…) und die Oberplatte von den Kabeln abgeschnitten, um sie Elektronikfrei zu verkabeln und damit die Oberseite des Ladegerätes zu haben, auf das man dann die Ladeschalen packen kann. Erster Versuchsdurchlauf. Sieht dann so aus (unten rechts der abgeschnittene untere Teil des aufgebrochenen Fremd-Ladegerätes, oben dessen Oberteil mit aufgesetzter Ladeschale für diese Akkutyp und eingesetztem Akku, von hinten mit Krokodilklemmen angeschlossen):
Und scheint zu funktionieren, das Gerät hat den Akku richtig erkannt (Achtung: Auf die Einstellung des richtigen Akku-Typs und der Zellenspannung achten!) und entlädt ihn gerade. Mehr als das wollte ich gar nicht, zum Laden habe ich ja noch die Original-Ladegeräte.
Damit habe ich jetzt ein Universal-Ladegerät mit 4,2 Volt geopfert um an dessen Gehäuseoberteil zu kommen, um die Universalplatten draufzupacken (die werden dabei ja nicht beschädigt). Wenn’s zufriedenstellend funktioniert, muss ich noch eines mit 8,irgendwas Volt opfern, um auch für die anderen Akkus eine Basis zu haben und dann deren Universalladeschalen temporär draufzustecken. Da habe ich noch ein paar ältere, die da fällig wären, weil ich inzwischen die neueren mit USB-Strom-Ein- und Ausgang bevorzuge. Und dann natürlich richtig Kabel anlöten, nicht nur mit Krokodilklemmen.
Vor- und Nachteil zugleich ist, dass dieses Lade- und Entladegerät nicht auf einen bestimmten Typ beschränkt ist, sondern im Prinzip an alles parametrisierbar ist. Geht deshalb an jedem Akku, aber wenn man die Werte falsch einstellt, geht’s halt auch schief.
Update: So, der erste Akku ist durch. Ich habe natürlich experimentell erst man mit den alten, ranzigen Akkus angefangen. Ein 3,7 Volt China-Akku, der als Kopie zu einem Pentax D-LI63 gekauft wurde. Hat auch lange Jahre gute Dienste geleistet, also nichts gegen diesen Billig-Akku zu meckern. Ist aber inzwischen auch – weiß nicht, habe gerade keine Lust, nach Rechnungen zu suchen – irgendwie so knapp 10 Jahre alt. Kapazität steht nicht mal drauf, nur „High Capacity”. Der Original-Akku hat nominell 740mAh.
Ich habe zunächst einen Entladestrom von 300mA gewählt. (Hab ich beim nächsten auf 400 erhöht.) Das (Ent-)Ladegerät ist der festen, nicht änderbaren Meinung, dass man einen solchen Akku nicht unter 3,0 Volt entladen soll, wenn der 3 Volt erreicht, wäre Ende und Leer. Gut, nehmen wir das mal so. Das Ladegerät hat mit 300mA Entladung angefangen, der Akku ist dann aber relativ schnell an die Untergrenze von 3,0 Volt gestoßen und hat dann den Ladestrom auf 200mA und beim nächsten Mal auf 100mA reduziert.
Is ja klar, weil der Innenwiderstand bei alternden Akkus schlechter wird. Da bricht dann die Spannung bei höheren Strömen früher ein.
Das verfälscht natürlich das Ergebnis, weil das Ladegerät damit noch Kapazität rausholt und misst, wenn die Kamera schon längst abgeschaltet hat. Andererseits weiß ich nicht, wieviel die Kamera in Spitzen zieht.
Jedenfalls war das Ladegerät irgendwann der Meinung (die es mit tadelndem Piepen kund tat), dass auch bei 100mA die Spannung unter 3 Volt geraten sei und damit deshalb jetzt Schluss mit Entladen wäre, der Akku sei leer. Gemessene Kapazität sei 194mAh. (Von gewünschten 740) Was erstens nicht überaschend ist, ich habe ja für die Tests mit den ranzigen alten Akkus angefangen, und zweitens bedeutet, dass ich sie jetzt auch guten Gewissens und voller Überzeugung in den Batterieentsorgungssammler geben kann. (Ich grüble gerade, inwieweit es sinnvoll ist, eine 10 Jahre alte 7-Megapixel-Kamera aufzuheben, die einstmals wasserdicht war, deren Dichtungen aber sicherlich genauso gealtert sind.)
Fazit: Funktioniert so, wie ich mir das vorgestellt habe.