Wenn die Presse die Social Media unterwandern will
Oh, jetzt geht’s aber völlig bergab mit dem Journalismus.
Oder: Wenn Journalisten ihren eigenen Realitätsverlust für Überlegenheit halten.
Ein törichter Tropf namens Armin Wolf hat bei den Münchner Medientagen einen Vortrag gehalten und den Text online gestellt.
Scheint, als ginge denen der Arsch (und das Bankkonto) auf Grundeis.
“Wir müssen Social Media mit Journalismus infiltrieren.”
„Unser Nachrichten-Ökosystem hat sich in den letzten fünf Jahren dramatischer verändert als in den 500 Jahren davor.“
Heute wissen sehr viele Menschen das, was sie über die Welt wissen, nicht mehr aus den Massenmedien, sondern aus den Sozialen Medien, aus social media. Aus ihren Facebook- und Twitter-Feeds und aus einer unübersehbaren Vielzahl von Blogs und Websites, die oft aussehen wie das, was wir herkömmlich unter Medien verstehen, die aber doch etwas völlig anderes sind.
„Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten“, hat der Journalist Paul Sethe 1965 geschrieben. Und kein Satz könnte heute falscher sein. Heute ist Pressefreiheit die Freiheit von über drei Milliarden Menschen mit Online-Zugang, ihre Meinung ins Netz zu stellen.Früher mussten Sie, um gehört zu werden, in ein professionelles Medium kommen oder – was sehr schwierig und vor allem sehr teuer war – ein eigenes Medium gründen. Heute können Sie aus ihrem Wohnzimmer einen YouTube-Kanal betreiben, eine technisch einwandfreie Live-Übertragung oder einen Podcast senden, eine Website vollschreiben und ein Dutzend Social Media-Kanäle bespielen.
Sowas in der Art hatte ich der Pressekammer des Berliner Verwaltungsgerichts auch geschrieben.
Sie können Ihr eigenes Medium betreiben – aber Millionen andere auch. Und die Aufmerksamkeit von Lesern, Seherinnen, Hörerinnen oder Usern, um die es ja eigentlich geht, ist nicht beliebig vermehrbar. Trotz der Explosion an Medienangeboten ist die individuelle Medien-Nutzungszeit in Deutschland in den letzten zehn Jahren nicht mehr gestiegen. Viel mehr als durchschnittlich knapp zehn Stunden am Tag gehen sich offenbar nicht mehr aus, wenn man auch noch ein analoges Leben hat, mit Job, Familie, Freunden, Hobbies und Hund.
Das heißt, wer gehört werden will, muss in dieser gewaltigen Kakophonie auffallen. Aber womit geht das?
Zum Beispiel indem Sie lauter sind als andere, schriller, schräger, aufregender oder extremer.
Oder einfach besser? Kommt bei dem nicht vor.
Gawker war lange eine hocherfolgreiche Gossip-Website, spezialisiert auf virale Scoops. Und einer ihrer bekanntesten Redakteure, Neetzan Zimmermann, beschreibt das Erfolgsrezept so: „Heute ist es nicht mehr wichtig, ob eine Geschichte wahr ist. Das einzige das zählt ist, ob sie wer anklickt. Wenn jemand eine Nachricht nicht teilt, ist sie im Kern keine Nachricht.“ Dieses Problem betrifft aber nicht alle „Nachrichten“ gleichermaßen.
Haben nicht genau so die Medien, die Presse in den letzten 20 Jahren funktioniert? Die uns ständig Müll auftischten, den ganzen linken Gender-Quatsch, der frei erfunden war? Und ist nicht das ein wesentlicher Grund dafür, warum viele die klassischen Medien nicht mehr sehen wollen (so wie die Wähler in den USA von Obama die Schnauze voll haben)?
Dem US-Senator Patrick Moynihan wird das berühmte Diktum zugeschrieben: „Sie haben jedes Recht auf Ihre eigene Meinung. Aber Sie haben kein Recht auf Ihre eigenen Fakten.“ Dieses Zitat klingt heute ähnlich alt, wie jenes von Luhman über die Weltaneignung via Massenmedien. Denn seit ein paar Monaten sprechen wir ja alle von der postfaktischen Gesellschaft – und tatsächlich ist nicht völlig undenkbar, dass die mächtigste Demokratie der Welt jemanden zum Präsidenten wählt, von dessen öffentlichen Aussagen mehr als 70 Prozent nachweislich faktisch falsch sind.
Das ist wohl wahr. Aber wessen Werk ist diese „postfaktische Gesellschaft”?
Sind es nicht gerade die Medien, die uns diesen Quatsch anerzogen haben? Werden wir nicht seit Jahren systematisch desinformiert, auf Political Correctness getrimmt, belogen, betrogen, darauf gedrillt, das für wahr zu halten, was politisch gewollt ist, und das für unwahr zu halten, was unerwünscht ist?
Wer hat diesen Scheiß denn angerührt?
Ist es nicht herrlich ironisch, dass die Presse, der Journalismus, die kommerziellen Medien gerade an dem zugrundegehen, was sie selbst erzeugt haben, sich ihr eigenes Biotop vergiftet haben?
Aber was heißt das für den E-Journalismus – eben jenen Journalismus, der mich interessiert? Die zentrale Aufgabe von E-Journalismus ist es eben nicht, Menschen zu unterhalten, abzulenken oder aufzuhetzen – sondern sie aufzuklären. E-Journalismus möchte seinem Publikum helfen, qualifizierter am demokratischen Diskurs teilzunehmen, so hat es die BBC mal für sich definiert.
Na, das Ziel hat man meilenweit verfehlt.
Hat man nicht jahrelang wie blöde gegen den „weißen Mann” gehetzt? Haben wir das nicht gerade zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre lang mitgemacht? Und jetzt tun sie so, als wären sie die gute Fee gegen die Unwahrheit?
Informationen zu verifizieren – das war schon immer die Aufgabe von Journalisten. Heute ist es aber auch unser Job, sogenannte Informationen zu falsifizieren. Die vielen Gerüchte, Behauptungen und Geschichten, die vor allem via Social Media auftauchen und sich rasant verbreiten, weil sie so reißerisch klingen und so großartig ins Vorurteil passen. Diesen Geschichten nachzugehen, ist ein elementarer Teil unseres Jobs geworden.
Ach. Wieviele Journalisten haben auch nur einen Tag, eine Stunde Zeit dafür eingesetzt, den ganzen feministischen Quatsch, den sie uns seit Jahren auftischen, zu verifizieren oder falsifizieren?
Ich war auf genug Journalistenkonferenzen, auf denen man sich gegen jede Verifikation oder Falsifikation gesperrt und jeden frontal angegriffen und in der community zusammengetreten hat, der auch nur den leisesten Zweifel oder die geringste Abweichung äußerte.
„Journalismus ist der Versuch der Wahrheit, so nahe wie nur irgendwie möglich zu kommen“ – „the best obtainable version of the truth“, predigt Watergate-Legende Carl Bernstein seit Jahrzehnten. Medien sind Instanzen der Wirklichkeitsbeschreibung.[…]
Genau das unterscheidet Journalismus ja von Propaganda: der offene Blick, die ehrliche Neugier, die unvoreingenommene Recherche. Die Skepsis nach allen Seiten. Und die Fähigkeit zur Einordnung.
Hahahaaaa.
Ja, das war zur Zeit des Watergate-Skandals vielleicht mal so. Heute Journalisten, vor allem die Quoten-Journalistinnen, haben mit Wahrheit und Recherche nicht nur nichts mehr zu tun, sie sind durch eine „Universitätsausbildung” gegangen, die sie ihnen nicht nur nicht beigebracht, sondern systematisch ausgetrieben hat.
Oder um es mal deutlicher zu sagen: Die Journalisten von heute sind dafür viel zu dämlich, zu ideologisch, zu ungebildet, zu unfähig, zu verlogen, zu abhängig.
Wir müssen also dorthin, wo das Publikum ist. Und wenn viele, vor allem junge Menschen, auf Social Media sind, dann müssen wir auch dorthin. Wir dürfen die Aufmerksamkeit und die Facebook-Feeds nicht nur Katzenvideos, Listicles und lustigen GiFs überlassen. Wir müssen, wo immer es geht, die algorithmus-produzierten Filterblasen aufstechen und die Newsfeeds mit ordentlichem Journalismus infiltrieren.
Hört sich nach Jagd an. Niemand darf der Propaganda und Indoktrinierung durch die Politpresse entkommen.
Miriam Meckel hat kürzlich mit ihrer Diagnose für einiges Aufsehen gesorgt, via Social Media könnte man „die Demokratie hacken“. Wenn wir mal davon ausgehen, dass Social Media nicht so schnell verschwinden werden – und davon gehe ich aus –, brauchen wir da eine Gegenstrategie. Und vielleicht muss diese Gegenstrategie der Gegenangriff sein. Und wir Journalisten, vor allem wir E-Journalisten, müssen Social Media-Plattformen hacken.
Man höre sich diesen Scheiß an.
Will man von solchen Leuten noch belehrt werden? Will man nicht. Deshalb rücken sie einem jetzt auf die Pelle.
Man muss sich mal klarmachen, was die Medien in den letzten Jahren als „Demokratie” hingestellt haben: Wenn der Bürger kritiklos die etablierten Parteien wählt, das wählt, was er wählen soll, was die Politik ihm über die Medien vorschreibt. Demokratie nach Meinung der Medien ist, wenn der Bürger nicht wählt, was er wählen will, sondern das, was die Medien ihm vorschreiben.
Und diese Meschpoke maßt sich an, andere über Demokratie belehren zu wollen?
Wieso glaubt dieser Quatschkopf eigentlich, dass Journalisten, dass er selbst das überhaupt besser beurteilen könnte als andere Leute?
Mein Vorschlag wäre trotzdem, dass wir Social Media nützen, um in die Echokammern ihrer Abermillionen Nutzer hineinzubrüllen oder auch hineinzuflüstern, dass es da draußen auch noch was anderes gibt als ulkigen Unsinn und paranoide Propaganda. Und dass wir ihre Nutzer dazu verführen, sich näher anzuschauen, was wir E-Journalisten so treiben.
Kauft man die Presse nicht mehr, dann rücken sie einem eben auf den Pelz. Es gibt kein Entrinnen.
Ich habe da eine ganz schlechte Nachricht für diesen Schwätzer:
Ich habe mir näher angeschaut, was E-Journalisten so treiben. Und das war unter Null. Weit unter Null.
Das Problem des Journalismus ist nicht der Leser, den man gerade nach der feministischen Universalausrede der stets anderen, die dran schuld sind, beschimpft. Das Problem ist der massive Qualitätssturz. Das, wovon der da redet, Recherche, Wahrheit, Fakten, Verifizieren, Falsifizieren, das müssten die alle erst mal lernen. Da ist nur keiner mehr, von dem sie es noch lernen könnten. Und so bleibt ihnen nichts als die Beschimpfung der (Nicht-mehr-)Leser, um ihnen sodann auf die Pelle zu rücken.
Journalisten sind Händler, die ihre Kunden beschimpfen und ihnen dann vorwerfen, dass sie nicht mehr ihre Kunden sein und ihr schlechtes Produkt nicht mehr kaufen wollen.