Kneipe wegen Kriminalität geschlossen
In Berlin ging heute eine Meldung durch die Zeitungen.
Siehe BZ, Berliner Zeitung, Morgenpost, BerlinOnline, FOCUS.
Es geht darum, dass ein Wirt verkündet hat, er habe seine Kneipe wegen der ansteigenden Kriminalität in Schöneberg zugemacht, die Gäste blieben weg.
Naja, ist jetzt halt auch so ein Interpretationsding, denn Primärgrund war wohl, dass die Kunden wegblieben und das Ding sich wohl nicht mehr getragen hat.
Die BZ:
Vor lauter Kriminalität liefen ihm die Kunden weg. Nun reicht es Thorsten Baumert, Anfang November hat er seine Schwulenbar in Schöneberg geschlossen. […]
Erst lief der Schöneberger Ableger gut, die Kunden kamen gern. Bis die Kriminalität überhandnahm.
Es begann mit Taschendiebstählen, später häuften sich auch Raubüberfälle und Körperverletzungen. Die Kunden blieben aus, der Besuch von Baumerts Bar wurde ihnen zu riskant. Selbst die Mitarbeiter seien beim Abschließen der Bar überfallen worden, sagte Baumert dem Magazin „Siegessäule“.
Trotz erhöhter Polizeipräsenz habe sich kaum etwas verbessert. Mit dem Ableger seiner Bar Rauschgold hat Baumert nun erst einmal abgeschlossen. Im „Siegessäule“-Interview klagte Baumert: „Dieser Kiez gilt in der Welt als eines der Aushängeschilder für schwules Leben, und ich wünsche mir, dass er das auch mal wieder wirklich wird.“
Momentan sei es aber nicht so. Mit Homophobie hätten die Taten nichts zu tun, so Baumert. Beschaffungskriminalität sei eher das Problem.
Das hat so ein G’schmäckle von „selbst schuld”. Nicht Homophobie, sondern Drogen.
Schauen wir uns das mal näher an. Die Landkarte zeigt, dass die Kneipe nahe am Nollendorfplatz lag. Im Artikel der Berliner Zeitung zu der Kneipenschließung heißt eine Bildunterschrift:
Rund um den U-Bahnhof Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg befinden sich viele Schwulenkneipen.
Nollendorfplatz.
Nollendorfplatz?
War da nicht was?
Oh, ja. Da in der Gegend, eine Straße weiter, um die Ecke, in der Motzstraße, haben sie Volker Beck geschnappt: Siehe etwa Tagesspiegel, Berliner Zeitung, RP Online. (Letztere beschreibt auch, dass Erich Kästners Emil und die Detektive rund um den Nollendorfplatz spielt. Aber eben auch:
Aber die Gegend hat ein Drogenproblem, das bestreitet rund um den Nollendorfplatz niemand. In den Clubs und Bars gibt es Rauschmittel für jeden, der welche haben will. Crystal Meth heißt häufig einfach nur “Tina”, wird in Foren mit einem “T” verklausuliert. Es gibt Schwulen-Sex-Partys, die speziell unter dem Einfluss dieser Droge stattfinden. Crystal Meth unterdrückt Müdigkeit, Hunger und Durst, steigert die körperliche Leistungsfähigkeit und das sexuelle Verlangen, sagen Experten. Wohl auch deshalb soll Crystal Meth in der Berliner Partyszene beliebt sein. Und wohl auch deshalb observierte die Polizei laut “Bild” eine Drogenwohnung in direkter Nachbarschaft zum Nollendorfplatz. […]
Dass es so brutal zugehe im Kiez, wollen zwei Gäste in der Schwulen-bar “Hafen” an der Motzstraße nicht bestätigen. In ihren Augen bildenmittlerweile Taschendiebe das weitaus größere Problem. Junge Männer hätten es mit dem Antanztrick vor allem auf schwule Touristen abgesehen. “Auswärtige fühlen sich von den Typen geschmeichelt – Zack, ist das Geld weg”, sagt ein Gast.
Die Frage wäre also, ob Schwulenszene, Drogenszene und Raubkriminalität nur zufällig dort zusammentreffen, oder ob es doch eine Korrelation gibt, und welche Kausalität da wohl dahinterstecken könnte. Ziehen vielleicht die einen die anderen oder die anderen die einen an?
Hat man sich da vielleicht selbst die Drogenszene geschaffen, die einem nun das Leben schwer macht?