Ansichten eines Informatikers

Meine Güte, ist das langweilig…

Hadmut
25.12.2016 22:08

Demnächst schalten sie das kostenlose Privatfernsehen hier ab. Is OK.

Ich hatte gerade so beim Bloggen nebenher den Fernseher laufen. ZDF Helene Fischer ist unerträglich. Also habe ich es mit RTL Winnetou versucht.

Als Kind war ich Winnetou nicht völlig abgeneigt. Ich fand die Filme zwar übertrieben schmalzig und hölzern, aber eben doch auch ein bisschen spannend. Ein paar Karl-May-Bände hatte ich gelesen, aber waren nicht so mein Ding. Eher Perry Rhodan (hätte ich mir auch nie gekauft, aber ich habe aus der Familie eine Kiste alter Hefte geschenkt bekommen.)

Viel wichtiger war da ein altes Dia aus der Familiengruft. Taditionelles Familienurlaubsziel war Yugoslawien, und da wurden die Filme schließlich gedreht. Auf besagtem Dia war mein Großvater im Urlaub zufällig bei den Dreharbeiten vorbeigekommen und das Foto zeigte ihn inmitten der falschen Rothäute inmitten der falschen Prachtprärie. Die Rothäute (leider nicht der edle Winnetou, sondern die einfachen Dienstgrade von der Statistentruppe) hatten gerade Mittagspause und waren zu Späßen aufgelegt, wie Touristen an den Marterpfahl zu binden oder fotogen zum Skalpieren auszuholen. Er meinte aber, den Lex Barker hätte er da auch kurz gesehen, davon gibt’s aber leider kein Foto. So kam es also, dass mein Großvater mit Karl May im Wilden Westen war. Schon das allein war Grund genug, die Winnetou-Filme zu gucken, weil ich gucken wollte, ob ich die Pseudo-Indianer auf dem Foto wiederentdecken würde (und als kleiner Kerl wider besseres Wissen insgeheim spekuliert habe, ob mein Großvater nicht vielleicht zufällig mal im Bild zu sehen gewesen wäre, was er natürlich nicht war). Ich hätt’s so gern gezeigt, doch leider ist das Familiendia irgendwo verschollen und vermutlich längst hinüber. Denn eine andere Familientradition besagte, dass Dias bei uns stets nur in geglasten Rahmen aufbewahrt werden, damit nichts drankommt. Dias in geglasten Rahmen schimmeln. Das haben praktisch alle der Familienfotos nicht überstanden. (Deshalb habe ich dann selbst nie geglaste Rahmen verwendet.) Deshalb gehe ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Winnetous Indianer nicht nur verschollen, sondern vor allem auch verschimmelt sind.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich bin trotz allen Schmalzes und aller Klischees Winnetou nicht abgeneigt.

Die Handlung war zwar hölzern doof, aber die Bildgewalt war grandios, die Musik war einfach der Brüller, Cowboy und Indianer lag bei Fasching im Trend (Genderisten gab’s ja noch nicht), es gab edle Wilde in einer Zeit, als man die im allgemeinen Leben noch nicht so kannte und auch nicht so viel reiste (weiter als bis Yugoslawien ging’s ja nicht, also musste man von Amerika träumen, wo es ja viel schöner aussah als in Yugoslawien), und vor allem: Es gab ja nichts anderes. Was hätte man sonst toll finden können? Naja, Pan Tau gab’s noch. Kurz: Winnetou war der Held der Mädchen, Old Shatterhand der der Jungs.

Doch das, was RTL da abliefert… Boah ist das öde. Boah ist das langweilig.

Keine gescheiten Landschaftsaufnahmen. 08/15-Dudelmusik. Winnetou- und Oldshatterhand wie aus dem Vorabendprogramm. Ein Rede-/Diskutier-/Schwafel-Film.

Früher haben die das wenigstens auf den Punkt gebracht. Bleichgesicht redet mit gespaltener Zunge. Bleichgesicht stirbt am Marterpfahl. Hough! Fertig. Reicht. Mehr braucht man nicht. Alle gesagt und der Handlung keine Zeit gestohlen. Und wenn mit einem Schuss fünf Indianer vom Pferd fallen ist das auch nur effizient und zeitsparend, das lässt Luft für Handlung.

Aber dieser verkopfte Käse? Ständiges Geschwafel. Oh je, oh je.

Stinkend langweilig.

Der einzige Lichtblick ist, dass sie ja zum Jahresende Tutti Frutti nochmal neu machen wollen. Ich fürchte aber nun, dass sie da ne politische Talkshow draus machen.

Demnächst wird das kostenlose Privatfernsehen über DVB-T abgeschaltet, dann kostet es Gebühr. Kein Problem, denn Geld werde ich für Werbefernsehen nicht ausgeben und ansonsten ist es auch kein Verlust. Demnächst dann Dschungelcamp mit „Stars”, von denen ich noch nie gehört habe.