Ansichten eines Informatikers

Pleite

Hadmut
20.5.2017 11:06

Schade. Wieder mal einer in Berlin draufgegangen.

Golem berichtet, dass der Berliner Hersteller einer Panorama-Kamera, die hochgeworfen wird und am oberen Scheitelpunkt der Flugbahn mit vielen Kameras ein Panoramafoto macht, Insolvenz angemeldet hat.

Gut, nun wird der Haarspalter sagen, dass eine Insolvenz noch nicht die Pleite ist, Insolvenz heißt Krankenhaus, Pleite heißt tot.

Aber das wird da wohl nichts mehr.

Eigentlich fand ich die Idee recht gut, als ich das erste Mal davon gehört habe, endlich mal eine Idee aus deutschen Universitäten. Allerdings eher als Spielzeug und Amateurgerät, denn profipraxistauglich ist sowas nicht. Die werfen nicht mit Dingen um sich.

Verschiedene Aspekte sorgten aber dann für Stirnrunzeln:

  • Die kamen nicht in die Pötte, das Ding wurde irgendwie nicht fertig. Muss man halt auch sehen, dass die „Erfindung“ schon 2011 veröffentlicht wurde. In mittlerweile über 6 Jahren mit einem technisch gesehen eher simplen Produkt nicht zu Potte zu kommen, das ist einfach nichts.

    Außerdem war das Ding damals interessant, heute ist es überholt.

  • Obwohl das Ding von seiner Ausrichtung in den Amateurmarkt passt, wollten sie in den Profi-Markt. Profis werfen nicht mit Kameras.
  • Das Ding macht nur Fotos. Einzelbilder. In fast der gesamten Fotobranche ist aber zu beobachten, dass das einzelne Foto an Bedeutung verliert und der Trend stark in Richtung Video geht.
  • Die Kamera kann wirklich nur eines: Panoramafotos. Sonst nichts.

    Das ist zwar an sich schön, aber irgendwie hat man sich daran auch sattgesehen. Vor Jahren gab es sehr viele Panoramafotos und „little planets“, sieht man heute aber wieder seltener, weil der „Ohhh—Ahhh“-Effekt weg und abgenutzt ist.

  • Und zeigt mal wieder ein typisches Problem deutscher Hochschulen, das mir ja damals auch schon die Karriere versaut hat: Die Arroganz, dass es dabei bleiben muss, eine Idee und Formalen an die Tafel zu schreiben und ein Paper darüber zu veröffentlichen. Dass es dann erst richtig losgeht und man im Anschluss eine Firma gründen, die Finanzen und Finanzierung im Griff haben, Produktion, Vertrieb, Marketing, Personal leiten muss, kommt in deren Weltbild nicht vor.

    In den USA ist das ganz anders, da sind die Universitäten sofort dahinter her, Ideen auf den Markt zu bringen und Firmen zu starten. So sind Firmen wie Google, Sun usw. entstanden. Bei uns? Fehlanzeige.

    Sollen die Leute selbst sehen, wie sie damit klarkommen. Und das geht schief, weil man das beispielsweise in einem Informatik-Studium nicht lernt. In den USA gehört es zumindest an manchen Unis mit zum Curriculum oder Lehrangebot, wie man aus einer Produktidee eine Firma macht, und der Kontakt zu Investoren wird gleich auf dem Campus hergestellt.