Ansichten eines Informatikers

Die Arroganz des Kirchentages

Hadmut
24.5.2017 21:35

Heucheln statt beten?

Wieder gab es einen Anschlag aus religiöser Motivation, Kinder sind tot. Und wieder mal hat es rein gar nichts mit Religion zu tun.

Man sagt politische Auftritte in Festzelten ab, weil man meint, dass es unangemessen sei, fröhlich zu sein, wenn anderswo Menschen getötet wurden, obwohl kein Zusammenhang besteht. Man würde es für geschmacklos halten, wenn man Fröhlichkeit zeigt, wenn andere gestorben sind, auch wenn jeden Tag, jede Stunde, jede Minute mehr Menschen sterben.

Aber man sieht nicht davon ab, Religiosität zu demonstrieren. Niemand kommt und sagt, dass er es für geschmacklos hält, am Tag danach Religion zu feiern und sich ein fröhliches Stelldichein zu geben. Niemand hält es für ein Gebot des Respektes, auf das öffentliche Zurschaustellen von Religion zu verzichten.

Man hält ein religiöses Fest ab, und sorgt sich dabei um die Sicherheit, was man tun könnte, um Anschläge aus religiösem Terrorismus abzuwehren. Und denkt sich nichts dabei. Gar nichts.

Ständig trommeln sie, man dürfe niemanden diskriminieren, niemanden brüskieren, niemanden frustrieren.

Wie wirkt dieses Fest auf Muslime?

Wie eine Demonstration von „gute Religion – schlechte Religion“? Die Aussage, dass „unsere“ Religion so schön, so rein, so sauber ist, und wir gegen andere LKW-Sperren aufstellen und sie zum Thema Kindermord zeigen? Müsste ein Islamist da nicht gerade erst recht denken „Euch zeig ich’s!“ ? Ist es nicht geradezu arrogant, auf diese Weise vorzuführen, dass man seine eigene Religion für etwas besseres hält?

Gelegentlich wirft man dem Islam vor, dass er Religion und Politik nicht trennt.

Die WELT berichtet aber, dass der Protestantismus – sollte man zwischen Protestanten und Protestantisten unterscheiden? – zunehmend vom Staat vereinnahmt und mit politischer Agitation verflochten werden. Dass die evangelische Kirche längst feministisch unterwandert und durchgegendert ist, und sie es längst mehr mit Genderismus und Frauenquoten als mit Jesus zu tun hat, ist bekannt. Sie gilt eigentlich nur deshalb noch als religiös, weil Gender ja auch nur eine Religion ist. Man hat nur den Götzen ausgetauscht gegen die Götzin. Letztlich ist es nur noch eine linke Polit-Veranstaltung, bei der die Religion als das Honigfass dient, um die Leute anzulocken.

Vielleicht lockt es aber auch nicht mehr so. Die TAZ meint (oder hofft?), es würden immer weniger.

Und die TAZ schreibt auch, dass Barack Obama kommt.

Was ist das für ein Kirchentag, an dem die größte Attraktion der Vorzeigelinke ist?

Apropos Obama.

Es ist überraschend, aber sogar bei der ARD brennt doch noch Licht und gibt es noch kritische Hirnmasse, wie man an diesem kurzen aber rattenscharfen und überaus hörenswerten Kommentar zu Obama und dem heuchlerischen zweierlei Maß, mit denen Obama und Trump gemessen werden, doch noch erkennen kann.

Insofern passt ja mal wieder alles zusammen.