Ansichten eines Informatikers

Filmkritik Valerian – Die Stadt der tausend Planeten

Hadmut
21.7.2017 0:04

Ich war gerade im Kino.

Der Film von Luc Besson wurde ja so hochgelobt, ach wie toll soll er sein. Und die Hauptdarstellerin, und überhaupt, so bunt, so toll so geil.

Naja. Wie soll man sagen. Wirkt wie eine Mischung aus Fifth Element (Luc Besson vor 20 Jahren), den albernen Teilen von Star Wars (wobei Lucas von Valerian abgekupfert hat, nicht umgekehrt), Avatar (es hieß ja, dass Besson sich erst daran getraut hat, nachdem er sich bei Avatar angesehen hat, wie es geht, und genau so sieht’s dann auch aus) und der Muppets Show. Mit je einer Prise James Bond und Tick, Trick und Track und diversen Anleihen bei Star Trek.

Die Handlung

Entgegen anderslautenden Filmkritiken gibt es eine. Ob sie für den Film von Vorteil ist, sei dahingestellt. Am Anfang werden die Charaktere durch Action eingeführt, was tatsächlich einen ungewöhnlichen geile-Idee-Effekt hat, dabei fällt ihnen was in die Hände, es gibt einen Schurken und sie retten die Welt. Diesmal nicht die Welt, sondern nur eine von vielen. Reicht aber.

Es wird sogar spannend. Aber gerade das hat mich gestört. Weil sie nämlich einen 200-Millionen-Euro-Film drehen und dann die Spannung erzeugen, indem Bomben mit Zeitzünder ausgelöst werden, die 5 Minuten runterzählen und das immer schön anzeigen, und man dann verzweifelt versucht, den Zünder zu unterbrechen, bis es jemand schließlich bei 0:01 schafft, einen bunten Draht durchzuschneiden.

Wann hätte man sowas schon mal in einem Film gesehen?

Liebe Drehbuch-Idioten: Keine Armee dieser (oder irgendeiner anderen) Welt wäre so dämlich, einen solchen Zeitzünder auszulösen, wenn sie etwas in 5 Minuten vielleicht sprengen wollen und sich noch nicht so sicher sind, ob es eine gute Idee ist, um dann alles daran zu setzen, das wieder abzuschalten.

Ich erklär’s Euch: Wenn man etwas in 5 Minuten vielleicht sprengen will, und dabei nicht auf die altmodischen Sprengschnüre angewiesen ist, die man anzünden und dann wegrennen muss, sondern so geile Fernsteuerungen hat, dann macht man einfach 5 Minuten lang gar nichts und dann drückt man auf den Knopf oder lässt es bleiben. Zumal Elitesoldaten, die was sprengen wollen, dazu auch nicht 5 Minuten warten und rumstehen, die machen das gleich. Warum sollten die warten? Und es gibt auch keine Bomben mit großen roten leuchtenden Zahlen, noch weniger mit Monitoren. Das war in den ersten 300 Filmen, die das benutzt haben, ja noch ganz lustig, aber irgendwann ist das einfach durch. Es zeigt einfach, dass Euch nichts eingefallen ist. Zumal sowieso klar war, dass die Guten im letzten Augenblick noch wegkommen.

Die Hauptdarsteller

Er: Dane DeHaan. Ne Fehlbesetzung. Nicht dass er schlecht spielt, jedenfalls nicht schlechter als Daniel Radcliffe den Harry Potter. Aber er passt einfach nicht auf die Rolle. Und ist ziemlich farblos und zwar ständig im Bild, aber eigentlich unauffällig. Den brauchten sie aber, damit keiner der Hauptdarstellerin die Show stielt.

Sie: Cara Delevingne. Klare Sache, sie ist und macht den Film, und das macht sie recht gut. Sie spielt ihn locker an die Wand, was aber eben auch daran liegt, dass er da wenig entgegenzusetzen hat.

Alle jubelten, wie gut sie aussieht, und ihre Augenbrauen seien so toll.

Ich sehe das etwas anders. Ich weiß nicht, wie Euch das geht, aber irgendwie sehe ich Schönheit bei Frauen immer auf zwei getrennten Kanälen: Statische und Dynamische Schönheit. Hängt vielleicht auch mit dem Fotografieren zusammen oder umgekehrt. Es gibt in meiner Sichtweise Frauen, die sehen unglaublich schön aus, solange sie still halten, können sich aber nicht bewegen. (In La Reunion habe ich neulich so eine gesehen, die war vom Aussehen her der Superbrüller, Topmodel, aber eine Motorik wie eine Bauernmagd und eine Mimik, die einfach hilflos war.) Ganz viele Frauen haben keinen schönen, eleganten Bewegungsablauf, bewegen sich unbeholfen. Übrigens ein Grund, warum Reiche und Adlige früher ihre Töchter zum Balett geschickt haben.

Cara Delevingne ist – wenn nicht gerade extrem auf Model geschminkt und aufgedonnert – für mich keine herausragende Schönheit. Die erinnert mich im Gegenteil ständig an Daniel Brühl, sieht aus wie seine kleine Schwester, und er ist ja schon keine Schönheit. Sie ist aber auffällig, hat ein (bei Frauen) seltenes Aussehen, sticht hervor, hat große Augen. Was sie aber hat, ist eine dynamische Schönheit, die kann sich bewegen und hat Gestik und Mimik drauf. Und das können nicht viele Schauspieler. Und ihr nimmt man die Rolle ab, und sie füllt sie und den Film auch aus. Dazu noch einen geilen, Möpse-betonenden Kampfanzug und einen goldscheißenden Weltraumhamster, und gut ist. Mit ihr steht und fällt der Film.

Fifth Element wäre nur die Hälfte ohne die Diva Plavalaguna. Das wollten sie wiederholen, und lassen Rihanna auftreten. Rihanna sieht einfach verdammt gut aus (statisch, auch dynamisch, allerdings hatte ich da den Verdacht, dass der Teil unterhalb des Kopfes bei der Akrobatik von jemand anderem stammt) und macht das ganz nett, hat einen tollen Auftritt als Liza-Minelli-Verschnitt. Schade allerdings, dass sie in der Handlung nicht viel mit ihr anfangen konnten. Sie ist als Verzierung da, dann noch ein gekünsteltes Einflicken in etwas Handlung, und dann muss sie auch schon sterben (natürlich stirbt sie schön), weil sie nicht mehr wussten, was sie mit ihr anfangen sollten und auch nicht wussten, wie sie sie wieder loswerden.

Die Optik

Alle jubeln sie wegen der Optik. So bunt, so toll, so viel Phantasy.

Äh… ja.

Stimmt. Zuviel bunt, toll, Phantasy. Was die Handlung nicht hergab, sollte die Optik ausgleichen. Zwar ist die toll und einwandfrei, und zeigt, auf welchem Wahnsinnsniveau die Computergraphik heute angekommen ist, aber es war zuviel, und das dann noch zu dick aufgetragen.

Da merkt man, wie gut Star Wars eigentlich ist: im Dantoine-Look laufen auch Roboter und sowas herum, aber eigentlich sieht man davon immer nur wenige, wenn nicht gerade Sturmtruppen und sowas rumlaufen. Man kann sich da auf das konzentrieren, was man sieht: Ein Sauerier, ein Roboter, der gerade die Rolle spielt. Hier ist es anders, von allem läuft einfach zuviel herum. Es ist einfach von allem zuviel da. Das war mehr so eine Leistungsschau als ein Film.

Und die dramaturgischen Zentralpersonen sehen einfach zu sehr nach Avatar-Abklatsch aus.

Der Witz und die Komik

Unterbelichtet. Man wollte witzig sein, schaffte es aber nicht. Er meint, dass ein weiblicher Geist in ihn gefahren ist und ihm Eingebungen gibt. Sie lässt ihm den Vortritt und sagt dazu „Ladies first“. Hohoho, hahaha, was haben wir gelacht…

Fazit

Schlecht war er nicht. Gut auch nicht. So mittendrin. Strohfeuer, das man schnell wieder vergessen hat.

Kommt in meinen Augen nicht entfernt an Fifth Element heran. Zumal in Fifth Element sowohl die beiden Hauptdarsteller, als auch die Bösewichter einfach viel, viel besser waren. Die Musik auch. Die Klamotten auch. Die Story auch. Die Witze auch. Der wollte Fifth Element wiederholen und hat es nicht geschafft.

Was nicht heißt, dass der Film schlecht ist.

Der Film hat aber ein Problem: Er lebt von der überdrehten Optik, und ohne die bleibt nichts übrig. Ich habe mir das auf der großen Leinwand in 3D angesehen. Da war es OK. Auf dem Fernseher wäre das ein 08/15-Film, der so nebenher läuft, während man in der Küche was kocht.

Der Film kam eigentlich zu früh. Den hätte man später und anders drehen müssen. Der Film wäre ein Brüller auf VR-Brillen. Aber dazu hätte man ihn dann auch mit voller stereoskopisch-sphärischer Darstellung produzieren müssen. Das wäre sogar möglich gewesen, weil da ja sowieso alles aus dem Rechner kommt. Dazu hätte man dann aber eben noch viel mehr entwerfen und modellieren müssen. Aber zur Story und zur Optik hätte das sehr, sehr gut gepasst.