Tomatensuppe, Chinesische Art
Muss das denn sein?
Ich habe im Büro im Schreibtisch meist so ein oder zwei „Notrationen“, wenn einen mal ein unvorhergesehener Hunger erwischt, unsere Büro-Obstkörbe mal wieder leergefressen sind, und man keine Zeit, zum Bäcker oder Supermarkt zu gehen. Aktuell waren das so ein paar Tütchen Suppe, Pulver, das man in eine Tasse füllen und aus der Kaffeemaschine heißes Wasser dazugeben kann, umrühren, fertig.
Ich weiß, der Leser wird mich dafür verachten.
Aber manchmal geht’s nicht auf ordentliche Art, und es ist ja auch nur für Notfälle.
Drum hatte ich neulich im Supermarkt zwei Packungen Suppentütchen gekauft. Die einen, irgendeine Suppe nach Asienart, war so schlecht, dass ich die gleich wieder weggeworfen habe, einfach verwürzt.
Dann hatte ich noch „Tomatensuppe, Chinesische Art“. Die hat eigentlich nicht schlecht geschmeckt, sofern man die große Tasse nicht voll macht, sondern nur soviel Wasser wie in einer kleinen Tasse reinfüllt. War schon OK. Aber irgendwie hatte ich da so einen Chemieverdacht und habe mal auf die Zutatenliste gesehen. Erste (!) Zutat: Zucker
Oh, nääh, muss denn das sein? (Geht mir nämlich auf den Wecker, wo überall massenhaft Zucker drin ist.)
Was hat denn Zucker in einer Tomatensuppe zu suchen? (Ich habe inzwischen gehört, es gibt tatsächlich Rezepte für Tomatensuppe mit Zucker, finde ich aber daneben.) Ich habe mal den Hersteller angemailt, wieso da Zucker drin ist:
Sehr geehrter Herr Danisch,
vielen Dank für Interesse an einem Produkt aus unserem Hause.
Es trifft zu, dass das genannte Produkt in seiner Zusammensetzung von einer üblichen Tomatensuppe abweicht.
Dies hängt in erster Linie damit zusammen, dass es sich nicht um eine “übliche” Tomatensuppe, sondern um eine “Tomatensuppe, Chinesische Art” handelt. Gerade die chinesische Küche besticht durch ihre Vielfalt. Und so werden in einzelnen Regionen Chinas insbesondere süß-saure Gerichte bevorzugt, die, statt wie in Europa üblich einen würzigen, einen eher süßen Charakter aufweisen. Um diesen Geschmack nachzuempfinden, ist es oft, so wie in diesem Fall, notwendig und üblich, Zucker einzusetzen.
Bei weiteren Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.
So?
Ich könnte mich jetzt ad hoc nicht erinnern, in der chinesischen Küche schon mal Zucker unter den Zutaten gesehen zu haben. Ich sehe zwar ein, dass die da auch sowas wie Honig verwenden, und sich Honig nicht in Tütensuppentüten einpulvern lässt.
Aber irgendwie läuft doch da was schief, wenn wir andauern und überall durchgezuckert werden.
Das komische daran ist: Es gab ja schon öfters Beschwerden und Diskussionen über den hohen Zuckergehalt von Industriefutter. Es gab ja auch schon mal irgendwelche Vorschläge und Forderungen für Kennzeichnungspflichten, irgendwas mit Ampelsymbolen.
Dieselben Politiker, die jetzt beim Dieselskandal so eine große Klappe haben und sich als die Kontrolleure und Saubermänner aufspielen, haben meines Wissens bisher jeden Verbraucherschutz verhindert.
Wer ist eigentlich Verbraucherschutzminister?
Ach ja, Heiko Maas. Der, der sich um Hatespeech bei Facebook als wichtigstes Thema, nicht aber um pseudochinesische Tomatensuppen kümmert.