Zweierlei Maß beim Bedrohungsgefühl
Nochmal was zu Politik und Medien:
Ich erinnere gerade nochmal an den Tagesthemen-Beitrag, in dem man auf einer Frau herumhackt, die sich von einer Vergewaltigung bedroht fühlt, die laut Tagesthemen-Recherche nicht stattgefunden hat:
Am Montag traf unser Reporter eine verunsicherte junge Frau aus Dresden. Wie begründet sind ihre Ängste? #nachgehakt https://t.co/w2lyHCbX1I
— tagesthemen (@tagesthemen) 28. September 2017
Gab noch mehr Sendungen, in denen man auf Leuten herumhackt, die sich „bedroht fühlen“, weil man denen gerade die AfD-Wahl zur Last legt.
In Garbsen findet man aber folgendes:
… denn abends unterwegs zu sein ist kein Luxus.
In der Stadt Garbsen fährt seit 1991 von 19 Uhr bis zum Betriebsschluss der öffentlichen Verkehrsmittel täglich das Nacht-Taxi für Frauen und Mädchen. Damit unterstützt die Stadt Garbsen die gleichberechtigte Teilhabe der Frauen und Mädchen am öffentlichen Leben, denn zwei Drittel von ihnen fühlen sich bedroht, wenn sie abends allein unterwegs sind. Die Angst vor Gewalt führt ansonsten dazu, dass viele, insbesondere ältere Frauen, abends nicht mehr weggehen und somit vom öffentlichen Leben ausgeschlossen sind.
Das Frauen-Nacht-Taxi kann für Fahrten innerhalb des Stadtgebietes von den Bussen und Bahnen aus im Voraus bestellt werden, aber es ist auch eine Nutzung von Tür zu Tür möglich.
Es werden nach Möglichkeit Sammelfahrten zusammengestellt, so dass eine Wartezeit von bis zu 30 Minuten in Kauf genommen werden muss.
Für jede Fahrt zahlen die Nutzerinnen pauschal 7 Euro, den Restbetrag finanziert die Stadt Garbsen als Zuschuss.
Das Garbsener Frauennachttaxi kann unter der Rufnummer (0 51 37) 32 32 angefordert werden.
Seit 1991 gibt es da Nachttaxis, die aus Steuergeldern bezuschusst werden, damit Frauen eine „gleichberechtigte Teilhabe“ (was ist daran gleichberechtigt, wenn Männer nicht mit diesen Taxis fahren dürfen?), weil man sagt, dass schon sich bedroht zu fühlen die Teilhabe beeinträchtigt.
Wenn’s drum geht, öffentliche Gelder rauszuschmeißen, dann reicht das reine Angstgefühl, weil man sagt, dass schon die subjektive Angst – auch dann, wenn ihr nichts greifbares zugrunde liegt – einen Ausschluss vom öffentlichen Leben bedeutet. Wählen die Leute dann aber AfD, kommen Politik und Presse daher und sagen, da war doch gar nichts, deine „Ängste“ sind haltlos, unberechtigt, unbeachtlich.
Muss man sich auch mal klarmachen, wie der gleiche Sachverhalt völlig unterschiedlich bewertet wird, je nachdem, wie man es gerade braucht und haben will.