Ansichten eines Informatikers

Wie man Frauen stark darstellt

Hadmut
1.11.2017 20:03

Neues aus dem Reich der Fotografie…

Der stern meint, er habe den ultimativen Bildband ausgegraben: Nackte Frauen.

Das ist jetzt mal was Neues, einen Bildband mit nackten Frauen gab’s noch nicht.

In dem Bildband “Sex & Cigarettes” zeigt die schwedische Fotografin Daniella Midenge Frauen als das wahre starke Geschlecht.

Ja, wenn es von einer schwedischen Fotografin ist, dann muss die natürlich recht haben. Fotografierte ein Mann nackte Frauen wäre es übler Sexismus, aber wenn’s ne Frau macht, dann ist das politisch korrekt. Nackte Frauen in Werbung geht gar nicht, aber um sie stark zu zeigen, geht es natürlich.

Und wie macht man Frauen heute stark? Mit ner Kippe in der Hand. (Würg…)

Ein Problem von Aktfotografie liegt oftmals in ihrer Künstlichkeit. In der Annahme, der Betrachter könne dies erotisch finden, werden Models dazu genötigt, die unnatürlichsten Verrenkungen vorzunehmen. Ganz anders sind dagegen die Bilder Daniella Midenges. Die schwedische Fotografin hat einen großen Vorteil: Sie kennt beide Seiten. Sie drückt nicht nur auf den Auslöser, sie hat auch selbst als Model gearbeitet und unter anderem das Cover des “Playboy” geziert. Deswegen vermeidet sie diesen Fehler der unnatürlichen Inszenierung.

Die in dem Bildband “Sex & Cigarettes” dargestellten Models wirken hier in jeder Hinsicht lässig, in voller Kontrolle über den kreativen Prozess. Denn die Fotografin bringt ihren Objekten Respekt entgegen: Hier wird niemand voyeuristisch zur Schau gestellt, tatsächlich erscheinen die Frauen auf den Fotografien jederzeit als das wahre starke Geschlecht.

Ja, klar, Frauen die unmotiviert und ziellos irgendwo nackt rumstehen oder rumliegen, wie bestellt und nicht abgeholt, und rauchen, sind total normal und natürlich.

Und eine Frau, die nackt auf einem Esstisch herumliegt, ist ja so stark. Und natürlich. Machen die ja ständig. Würde ein Mann eine nackte Frau auf den Tisch legen, hieße es, er stellt sie als schwach und verfügbar dar. Die meisten Leser werden da noch nicht geboren worden sein, aber Hans-Joachim Kuhlemkampff hatte vor vielen Jahren mal in einer seiner Fernsehshows einen Witz gemacht, als er zum Thema Peep-Show sagte, man solle einfach seine Frau nackt ausziehen, auf den Tisch legen und drumherum laufen, das käme viel billiger. Oh, gab das einen #Aufschrei. Wie könne man Frauen nur so herabwürdigen. Legt aber ne schwedische Fotografin eine nackte Frau auf den Tisch, dann soll die plötzlich stark sein.

Davon abgesehen ist es auch fachlich falsch.

Darüber, was ein Foto oder eben die auf dem Foto abgebildete Frau erotisch macht, haben sich schon sehr viele den Kopf zerbrochen. Und verschiedene Stilrichtungen entwickelt. Mir fällt gerade nicht mehr ein, wer genau das war, aber irgendeiner der Topfotografen hat mal erläutert, dass eben gerade die unnatürliche Pose, die Körper-Spannung, und ganz wichtig eine Pose und eine Perspektive, in der die Brüste nicht gleich groß erscheinen, weil die Symmetrie sonst die Spannung heraus nähme, seien.

Das Problem bei Aktfotografie ist viel mehr, dass das Thema so ziemlich aus- und totfotografiert ist. Da muss man schon verdammt gut und außergewöhnlich sein, um da noch einen Punkt zu setzen. Ein paar Kippen und eine Fotografin reichen da nicht.