Ansichten eines Informatikers

TAZ zweifelt an ZDF-Story

Hadmut
30.11.2017 9:25

Es stinkt.

Das ZDF hatte neulich eine Story, wonach fiese Wachmänner als Zuhälter agieren und Flüchtlinge in die Prostitution drücken.

Die TAZ schreibt nun, die Senatsverwaltung habe das sehr ernst genommen und Aufklärung versprochen.

Ergebnis der Aufklärung sei allerdings, dass nichts davon einer Nachprüfung standhielte.

Im Zentrum der Vorwürfe stand die inzwischen geschlossene Notunterkunft im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf. Holger Michel hat dort jahrelang ehrenamtlich Flüchtlinge unterstützt. Er sagt: „Der Vorwurf der Zwangsprostitution wird sich nach unserem jetzigen Kenntnisstand als haltlos erweisen.“ Ein anderer Mann, der dort ehrenamtlich arbeitete und nicht namentlich genannt werden möchte, will wissen, dass sich „nach jetzigem Kenntnisstand der Ermittlungen“ die Vorwürfe in wenigen Wochen als konstruiert herausstellen werden. Er stütze sich dabei auf Aussagen von Ermittlern ihm gegenüber.

Ist das ZDF einer Falschinformation aufgesessen oder hat es einen Fake gesendet? Oder stimmt es doch? Da muss man ja immer vorsichtig sein, wenn einer beschuldigt und der Beschuldigte es abstreitet, könnte auch der Beschuldigte lügen, das ist also sehr unklar, vor allem, wenn da jemand sagt „wird sich erweisen”, es sich also noch nicht als unwahr erwiesen hat. Und auch die Formulierung „wird sich in wenigen Wochen herausstellen” ist jetzt auch nicht sehr glaubwürdig, entweder es hat sich herausgestellt, oder eben nicht. Solche Prognosen sind heiße Luft.

Dazu sagen sie aber auch:

Betreiber der Notunterkunft war bis zur Schließung vor wenigen Tagen der Arbeiter-Samariter-Bund. Dessen Sprecherin Melanie Rohrmann sagt: „Wir haben unmittelbar nach Ausstrahlung des Beitrages interne Ermittlungen eingeleitet und mit Bewohnern, Mitarbeitern, Security-Männern und Ehrenamtlern gesprochen. Wir können sagen, dass weder die im Beitrag gepixelt gezeigte Sozialbetreuerin noch die beiden Securitymänner je Teil unseres Teams waren. Auch den gefilmten Bewohner können wir unserem Haus nicht zuordnen.“

Komisch: Die TAZ schreibt, dass das ZDF dieses Haus zwar gezeigt, inhaltlich aber nur irgendwie von Wilmersdorf geredet habe. Man müsste sich den Beitrag also mal anschauen um sich eine Meinung zu bilden.

Christian Rohde von „Frontal 21“ weist die Vorwürfe zurück, dass die Redaktion eine Geschichte konstruiert habe. „Wir haben seriös gearbeitet. Wir stehen zu unserer Recherche. Mehrere Quellen, sowohl Flüchtlinge als auch Sicherheitsleute, haben uns die Geschichte so erzählt, wie wir sie gesendet haben.“

Und jetzt der Knackpunkt:

Wie alle Medien gewährt auch „Frontal 21“ seinen Informanten Quellenschutz. Das heißt, die Redaktion darf ihre Gesprächspartner anonymisieren. So will es das Presserecht – aus gutem Grund. Christian Rohde will deshalb auch nicht sagen, in welchem Flüchtlingsheim die Gesprächspartner der Redaktion genau gearbeitet haben.

Wäre also denkbar, dass an der Story doch was dran ist, das ZDF sie aber aus „Quellenschutz” dem falschen Flüchtlingsheim angehängt hat und die Ermittlungen deshalb nichts ergeben.

Da kann man sich jetzt (eigentlich noch nicht) überlegen, ob man sowas für Fake hält oder nicht – und am besten abwarten, was da von dem, was noch ans Licht kommen soll, tatsächlich auch ans Licht kommt.