Star Wars VIII: The Last Jedi
Ich war im Kino.
So. Den letzten Urlaubstag – der Urlaub musste weg, ich hatte aber gerade keine Lust zu verreisen, ab jetzt wird wieder abends gebloggt – habe ich damit verbracht, im Kino zu sitzen. Lange Jahre hatte ich mir das Kino ganz abgewöhnt, weil immer teurer und immer unangenehmer, die Filme immer schlechter. In letzter Zeit habe ich mir dann aber doch wieder so zwei oder drei Filme im Jahr genehmigt, wenn sie mir wichtig waren oder ich sie in 3D sehen wollte. Mein Fernseher ist zwar 3D-tauglich, es taugt aber nichts. Es funktioniert nur mit viel Abstand auf der großen Leinwand, weil sich sonst das Gehirn beschwert, weil einerseits der Hirnteil für räumliches Erfassen sagt, da ginge es vor und zurück, während der für die Sehschäre zuständige Teil sagt: Nöh. Das ist alles gleich weit weg und bewegt sich nicht (nämlich die Leinwand). Das funktioniert nur mit genügend viel Abstand. Das Kino muss groß sein. Um es vorweg zu sagen: Die 3D-Wirkung des Films ist gut, aber – angenehm – zurückhaltend, keine Albernheiten und aufdringlichkeiten mit hervorstehenden Brüsten oder Lanzen, die einem ins Auge stochern. Es wirkt eigentlich nicht so 3D-lastig, sondern gut.
Ich war um 11:30 im Kino. Also am Mittag.
Nur die allerwenigsten Bekloppten gehen zu Mittag ins Kino. Das ist der Punkt. Den Luxus gönn’ ich mir dann. Ein riesengroßes Kino, und außer mir habe ich drei Leute gesehen. Niemand neben mir, der mir auf den Wecker geht. Niemand vor mir im Bild. Kein Geschwätz, kein Gerede, kein Rascheln, kein Knistern, kein Lachen, keine Diskussionen, keine Handys. Kein „Mama, warum macht der das?”. Keiner, der nach Zigaretten stinkt. Keiner, der aufsteht und zweimal an allen vorbei muss, um zu pinkeln. Oder zehnmal, um zu rauchen. Benehmen lässt ja immer stärker nach.
Kino ist heute eigentlich nur noch gut, wenn es a) sehr, sehr groß ist und man es b) praktisch für sich alleine hat. Genau so hatte ich das heute.
Den vorhergehenden Teil VII hatte ich auch schon in einem fast leeren, riesigen Kino am ersten Tag gesehen, damals in Abu Dhabi. Was nahelag, weil dort gedreht. Allerdings haben die dort eine andere Kino-Kultur und schon ein nur mit 2% besetztes Kino gleicht dort einer Klapsmühle, die kommen und gehen und quatschen, wie sie wollen, da läuft der Film nur als Hintergrundmusik während der persönlichen Unterhaltung. Den Film VII fand ich enttäuschend und belanglos, Rogue One dagegen deutlich besser.
Die Story
Nein, kein Spoiler hier. Oder nur der: Da gibt’s nicht viel zu spoilern. Es gibt kaum Story.
Die machen einfach das übliche Business, was sie sonst auch den ganzen Tag so machen: Es läuft nicht gut, man hat’s nicht leicht und es bleibt schwierig. Von morgens bis abends Laserschießereien, mal mit Sturmtruppen, mal im Weltraum, mal auf öden Planeten. Seltsame Raumkneipen, urige Reittiere, gruselige Gefängnisse. Komische Roboter, komische pelzige Wesen, komische andere Wesen mit komischen Rüsseln. Man fliegt mit schrottigen Raumschiffen herum, ab und zu knallt mal irgendwo einer dagegen, und die Chefs der Bösen werden chefig böse, weil irgendein Versager in schwarzer Uniform mal wieder die Rebellen nicht bekommen hat. Und ständig hört man dazu auch noch die immer gleiche Musik. So ein Rebellenleben ist schon eintönig. Und C3PO und R2D2, müssten die nicht inzwischen auch schon so um die 80 oder 100 Jahre alt sein, wenn man über die Story mal nachdenkt?
Noch eine rein physikalische Anmerkung hätte ich: Raumschiffe brauchen keinen Treibstoff, um im Weltall einfach geradeaus zu fliegen, und sie bleiben auch nicht stehen, wenn der Treibstoff alle ist.
Physikalisch positiv dagegen ist mir aufgefallen, dass sie endlich mal eine akkustisch überzeugende Raumschiffexplosion haben, man hört nämlich – gar nichts. Eine Weile. Dann hört man viel, was genau meinen Vorstellungen einer Weltraumexplosion entspricht, die hört man nämlich durchaus, aber erst dann, wenn man von den entweichenden Gasen oder Teilen getroffen wird.
Und natürlich sind sie gnadenlos durchgegendert. Allerdings nicht sehr fair. Bei den Bösen sitzen in der Führungsebene nur Männer. Als Alibi rennt die verchromte Phasma herum, von der man aber auch nur die Stimme hört und einmal kurz ein Auge sieht. Sie müssen da extre Szenenfotos in der Presse verbreiten, damit man merkt, dass das eine Frau sein soll. Sie meinen, das gehöre jetzt so, damit man Frauen nicht nach ihrem Aussehen beurteilt. Laut IMDB noch eine Frau bei den Bösen, fällt mir jetzt aber gerade nicht mehr ein. Dafür gibt es bei Rebellen Szenen, in der die gesamte Brückenbesatzung nur aus Frauen besteht. Sollen die Guten sein. Bei der einen mit der lila Frisur und der anderen mit der Nase (glaubt’s mir einfach) dachte ich mir dann, dass die Idee mit dem Helm vielleicht gar nicht so schlecht ist. Es kann von Vorteil sein, nicht nach dem Aussehen beurteilt zu werden. Und in der Story haben sie einmal so richtig moralinsauer ausgegossen, dass man männliches Gehabe nicht brauchen kann und nur das Weibliche die Rettung brächte.
Apropos Helm: Ich finde des Bösewichts Kylo Ren misslungen und halte Adam Driver für eine Fehlbesetzung, aber beide schon mal deutlich besser als im vorangegangen Teil. Er mausert sich vom kleinen Drecksack zum großen Drecksack. Und gleich zu Anfang sagt ihm sein Sith-Chef, er soll endlich den lächerlichen (sic) Helm absetzen. Anscheinend hören selbst die Sith noch auf das Publikum.
Generell besteht der Film aus einer Aneinanderreihung von kleinen Episoden verschiedener Handlungsstränge, beschreibt damit viel klein-klein, aber fast keine große Geschichte. Sie prügeln sich halt überall und wirklich jeder mit jedem mal. Business as usual.
Und das mit dem business as usual meine ich ernst: Denn wieder sind sooo viele Szenen sind aus den alten Filmen, insbesondere dann dem V Rückkehr der Jedi, entnommen und leicht verändert, mit veränderten Rollen nochmal aufgekocht. Als wollte man sich ständig selbst zitieren. Als hätte man sich gesagt „Wozu brauchen wir eine neue Handlung, wir haben doch noch die alte, die tut’s doch noch, die kann man doch nochmal benutzen”. Selbst die Optik wird rezitiert, etwa die Walker auf dem weißen Wüstenplanet.
Zwar kann man sich jetzt denken, wie es im nächsten Teil weitergeht, aber immerhin hat die Story diesmal genug Fragen und Ansatzstücke offengelassen, damit man überhaupt über einen nächsten Teil nachdenkt.
Genug gemobbert. Kommen wir in aufsteigender Reihenfolge zu den guten Punkten:
Die Schauspieler
Wie gesagt, Adam Driver als Kylo Ren (Ben Solo) passt mir nicht. Einige Frauenfiguren liefen da recht unpassend oder unmotiviert herum, Frauenquote halt.
Generell aber: Die Schauspieler sind sehr gut. Daisy Ridley hat sich in Rey sehr gut reingefunden und spielt die wirklich prima. Auch ansonsten alles durchgeweg sehr gut besetzt.
Schade ist, dass Carrie Fisher als Leia zu kurz kam, es war wohl so gedacht, dass VII der Teil für Han Solo, VIII der Teil für Luke Skywalker und IX der Teil für Prinzessin Leia wird, und nun ist sie leider gestorben. Im letzten Film hatte sie ja praktisch gar nichts zu tun als mal mit Han Solo zu weinen, jetzt hat sie eine Führungsrolle, aber etwas monoton. Nimmt sich selbst etwas auf die Schippe: Sie trifft nach unendlich langer Zeit Luke wieder, und der wichtigste Gesprächspunkt: Sie hat eine neue Frisur.
Kameraführung und Regie
Grandios.
Wozu braucht man noch Handlung, wenn es sowas zu sehen gibt?
Der Film ist wirklich ein Seh-Film, einer der über die optische Wirkung lebt.
Das ist mir wirklich aufgefallen, dass der sich in der Kameraführung, in der Darstellung, in der optischen Erscheinung von allen anderen Star-Wars-Filmen nach oben abhebt.
Da gab’s immer wieder Ansichten, bei denen ich mir dachte: Was bin ich gerade froh, hier in diesem weichen Liegesessel zu liegen und das zu sehen, Riesenleinwand und in 3D. Da waren Leute dran, die wirklich verdammt gut sind.
Mark Hamill als Luke Skywalker
Die Tage kam irgendwo im Fernsehen ein Interview mit Mark Hamill, in dem er sagte, dass er Angst vor der Rolle gehabt habe. Luke Skywalker ist eine Ikone, aber auserzählt. Er habe Angst gehabt, das nur noch verhunzen zu können.
Dazu kommt, dass das schauspielerische Talent Hamills in den ersten drei Teilen (IV bis VI), naja, sagen wir überschaubar war. Das war halt damals so, und er sollte ja auch nur den ungestümen Jungen vom Land spielen, was bei IV und V noch klappte, aber bei VI schon irgendwie überfordert wirkte. Dann war er mal in irgendeinem unbedeutenden Road Movie und bei der Muppets Show, und dann weg von der Leinwand. Dem muss ja die Berufspraxis einfach fehlen. Schauspielern hat vor allem was mit sehr viel Übung zu tun. Und alt ist er ja inzwischen auch.
Die Rolle ist eigentlich auch schon scheintot, Skywalker als verbitterter, entäuschter, alter Greis, der sich, die Jedi und einfach alles aufgegeben und sich ans Ende des Universums verkrochen hat, um dort nun zutiefst beleidigt auf sein Ende zu warten. Während die jungen Hüpfer jetzt die Story feministisch vorantreiben. Das ist schon von der Rolle her chancenlos und riecht nach Altersheim.
Und im letzten Film bekam er ja schon nicht mal eine Sprechrolle, nur mal kurz in die Kamera gucken. Da dachte ich mir schon, die werden wissen, warum.
Ich hatte mir da von Skywalker nicht mehr viel mehr als eine Art Cameo-Auftritt erwartet, quasi so ein „Lasst ihn halt mitspielen, sonst sind die Fans sauer”.
Und dann kommt der daher und spielt die alle an die Wand.
Das ist der mit Abstand beste Luke Skywalker der Reihe, und damit holt der die Tiefe nach, die die Figur bisher nicht hatte.
Ich habe keinen Überblick über die anderen Filme des Jahres, und kann den im Vergleich nicht einordnen. Aber da hätte der meines Erachtens einen Oscar verdient.
Den fand ich richtig, richtig gut. Es gibt eine Szene, die ich jetzt nicht verrate, in der er von unten gefilmt wird, die man sogar zweimal fast gleich sieht, wo ich dachte, Wow, allein in die drei Sekunden hat er mehr reingepackt als in die drei ersten Filme zusammen.
(Den Cameo-Auftritt gibt es dann auch, aber den hat ein anderer.)
Fazit
Für sich alleine kann der Film nicht stehen, dazu erzählt er zuwenig. Er funktioniert nur als Passteil zu den anderen Filmen.
Im Vergleich zum optisch guten, aber inhaltlich misslungenen vorangegangenen Teil VII eine deutliche Verbesserung, obwohl (oder weil) weitgehend inhaltslos.
Hamill als Skywalker und die Kamera, die machen diesen Film aus.