Die Seeigelwüste: Der Biorassismus der TAZ
Nur mal so:
Lest mal diesen Artikel in der TAZ über die Klimarwärmung, und die Verdrängung des Seetangs durch aggressive gefräßige Seeigel vor den Küsten Australiens und an anderen Küsten.
Bedrückend. Keine Rettung mehr. Es sind nicht nur die Korallen vor dem Great Barrier Reef, es sind auch andere Meeresbewohner, die an der Erwärmung (und dem damit einhergehenden veränderten Gas-Gehalt und Ph-Wert des Wassers) kaputt gehen.
Dabei leben die Tiere so dicht, dass sie die Vegetation am Meeresgrund auslöschen und eine Art Sperre gegen ökologische Veränderungen schaffen. „Wenn ein Gebiet erst mal in eine Seeigelwüste umgekippt ist, gibt es faktisch keine Chance auf eine Erholung“, sagt Johnson. An der Südwestküste der japanischen Insel Hokkaido und vor den Aleuten bestehen solche Wüsten seit Jahrzehnten. Lediglich den Südosten Tasmaniens haben die Seeigel bisher noch nicht überrannt. „Aber wir sehen, dass sich das Problem nach Süden bewegt“, sagt Johnson. Rund die Hälfte der Küste werde sich in eine Seeigelwüste verwandeln, fürchtet er. […]
Seeigelwüsten gelten als stabiler Zustand eines Ökosystem. Das heißt, die Tiere müssten fast komplett ausgerottet werden, damit wieder Tangwald entstehen kann. „Man braucht viel mehr Seeigel, um eine Wüste zu schaffen, als um sie aufrechtzuerhalten“, so Johnson. Seeigel sind zudem extrem widerstandsfähig und verhungern kaum. Wenn sie alle Pflanzen aufgezehrt haben, überleben sie fast alle anderen konkurrierenden Organismen.
Liest man den Artikel genauer, könnte man auf den Gedanken kommen, dass Klimaerwärmung nicht die zentrale Ursache ist, sondern die Eingriffe in das Ökosystem durch Überfischung und damit durch Überbevölkerung. Hummer weg, Seeigel wachsen stark an.
Ich will aber auf etwas ganz anderes hinaus.
Nämlich die stark unterschiedlichen und willkürlichen Maßstäbe der TAZ.
Stellt Euch mal vor, jemand würde einen ähnlichen Artikel in ähnlicher Diktion – ob nun berechtigt oder nicht ist eigentlich gegal und sei vorgelassen – über Menschen schreiben. Der würde sofort niedergemacht und als Rassist gekreuzigt. Auf die Idee, dass ihr Artikel hier aber rassistisch, seeigelophob und seetangnormativ ist, kommen sie nicht. Es schreibt auch keiner, dass man das Zusammenleben im Meer täglich neu verhandeln müsste, oder dass das Meer schon zu lange vom Seetang beherrscht wurde und man dessen Funktion endlich überwinden müsste. Man ändert auch die Lehrpläne der Schulen nicht, um Leute zur Akzeptanz von Seeigeln zu erziehen.
Und so richten sich journalistische – angeblich so wichtige und unverzichtbare – Anforderungen doch immer nach dem, was man politisch gerade braucht.
Man sollte Journalisten immer wieder die Willkürlichkeit ihrer Kriterien vorhalten.