„Solche Menschen braucht das Land”
Zum Stand in Berlin.
Die Woche war wieder hart. Praktisch jeden Tag berichte über wüste Gewalttaten, man kann sich die schon gar nicht mehr alle merken. Am Mittwoch war’s die 87-jährige, die man überfallen und – weil sie ihre Tasche festhielt – einfach hinter sich hergeschleift hatte, wobei sie schwerverletzt wurde, die Blutlachen am Boden sind beredt. „Ihr Gesicht ist großflächig entstellt. […] Sie hatte kein Gesicht mehr, alles hing herunter, war voller Blut. Polizisten haben geweint. ”
Vorgestern wurde einer überfallen, dem man so in den Rücken trat, dass man einen Wirbelsäulenbruch vermutet.
Gestern wurde ein Arzt vor seiner Praxis erschossen.
Nacht für Nacht eine Verfolgungsjadg mit Schaden.
Gut, da steht nichts über die Nationalität der Täter dabei und einer war über 35, aber es sind Symptome einer generellen Verwahrlosung und des Versinkens in Kriminalität.
Und dann kommt Malte Lehming, Leitender Redakteur des Tagesspiegels, und schreibt:
In Berlin gibt es ausländische Jugendbanden. Das ist ein Problem. Noch größer wäre das Problem, wenn es sie nicht gäbe.
Sie sind jung, mutig, mobil, hungrig, risikobereit, initiativ. Solche Menschen braucht das Land. Natürlich ist es nicht schön, wenn Jugendliche – ob mit türkischem oder libanesischem Hintergrund – in den Straßen von Berlin Banden bilden, Reviere verteidigen und mit Messern hantieren. Aber hinter der Kritik an ihrem Verhalten verbirgt sich oft bloß der Neid derer, die Vitalität als Bedrohung empfinden, weil sich die eigene Mobilität auf den Wechsel vom Einfamilienreihenhaus in die Seniorenresidenz beschränkt. Lieber ein paar junge, ausländische Intensivtäter als ein Heer von alten, intensiv passiven Eingeborenen. […]
Eine solche Gesellschaft braucht vor allem junge, tatkräftige, durchsetzungsfähige, agile Menschen, um das psychologische Gesamtgefüge auszugleichen. Ein Volk, das schnurstracks in die Seniorenrepublik der Schneeköpfe tapst, schafft sich in der Tat selbst ab. Zu Recht beklagen wir die Kriminalität vieler ausländischer Jugendgangs. Aber das Maß an Phantasie, Mut und Vitalität, was deren Mitglieder oft aufbringen, zeigt auch: In diesen Menschen steckt, im Gegensatz zu den mentalen Altersheimern, noch ein Wille, ein Drang.
Genaugenommen ist es falsch, was ich geschrieben habe, denn er kam nicht „und dann”, sondern der Text ist von 2010. Lief wohl anders, als gedacht.
Aber, es findet sich darin auch ein neueres Update:
P.S.: Ein Nachtrag im März 2017. Dieser Text löst seit seiner Veröffentlichung im November 2010 in unregelmäßigen Abständen bis heute Wellen zum Teil starker Empörung aus. Vielleicht sind einige Anmerkungen daher dienlich. Der Autor lehnt jede Form von Gewalt ab. Bei der Bestrafung von Verbrechern plädiert er für die Anwendung der vollen Härte der Gesetze. Vermeintlich kulturelle Besonderheiten mindern seiner Meinung nach nicht die Schuldfähigkeit von Delinquenten. Gegenstand des Textes sind weder Terrororganisationen noch Schlägertrupps. Analogien etwa zu dem Massenmörder vom Breitscheidplatz oder zu Formen des reinen Ausagierens körperlicher Gewalt zielen daher an der Sache vorbei direkt ins Leere. […] Diverse Biographien belegen, dass die Zugehörigkeit zu solchen “urban youth gangs” eine spätere berufliche Karriere im zivilgesellschaftlichen Bereich nicht ausschließt. Der Text erschien unter der Rubrik “Kontrapunkt”. Das signalisiert dem aufmerksamen Leser, dass ganz bewusst eine ungewohnte, befremdliche, vielleicht gar verstörende Perspektive eingenommen wird.
Anscheinend war man schon im März 2017 nicht mehr so von den eigenen Worten überzeugt, warten wir mal auf März 2018.
Besonders bemerken sollte man das allerdings auch einfach mal im Vergleich zum Umgang der Presse mit Deutschen, Weißen. In Bezug auf #Aufschrei, #MeToo und so. Während man hier Männer für jeden schiefen Blick, belanglose Bemerkungen oder auch ganz ohne Grund an den Pranger stellt und zum Teufel stilisiert und die „Vergewaltigung” oder auch „Belästigung” zur Todsünde des 21. Jahrhunderts aufpumpt, ist – oder war – man da der Meinung, besser agile Straftäter als gar keine Jugendlichen zu haben.
Stellt Euch mal vor, jemand würde, wenn mal wieder ein Vergewaltigungsprozess läuft oder jemand in der Medienöffentlichkeit gesteinigt wird, weil er irgendeiner Frau den Hintern getätschelt haben soll, zur Verteidigung sagen:
Eine solche Gesellschaft braucht vor allem junge, tatkräftige, durchsetzungsfähige, agile Menschen, um das psychologische Gesamtgefüge auszugleichen.
Könnte man doch auch über Harvey Weinstein sagen, oder? (Jung ist er nicht mehr, aber sie sagen ja, das hätte er schon immer gemacht.)
Wer glaubt dieser Presse noch etwas?