Ansichten eines Informatikers

Die Verzweiflung über die Computersicherheit

Hadmut
1.3.2018 23:32

Am Beispiel der ARD Tagesthemen. [Nachtrag 3 zu Grammatik und Formulierung]

Ich kam vorhin gerade so passend zu den Tagesthemen aus der Kälte, habe den Fernseher noch eingeschaltet, und fand dann, dass es im Fernsehen auch nicht wärmer ist als draußen. Noch sind sie nicht in der Mediathek, aber den Beitrag zum IT-Angriff auf das Regierungsnetz fand ich so richtig symptomatisch für das Versagen des Journalismus.

Eigentlich gab es keine Informationen, viel heiße Luft, aber ohne Richtung. Dann ein Kommentar, in dem einer keine Meinung zustandebrachte, sondern nur Allerweltsfragen stellte. Die letzten 20 Jahre haben sie auch fast nie danach gefragt, jetzt kommen sie aber plötzlich an, und meckern, „warum hat man nicht”. Dass man vor 20 Jahren die IT-Sicherheitsforschung systematisch gestört hat, und die Bundesregierung die IT-Sicherheit – besonders unter Merkel – zum Witz gemacht hat, hat die auch nie interessiert.

Ich hätte den Journalismus höher eingeschätzt, wenn die in den letzten 20 Jahren mal darüber berichtet hätten, wie die Bundesregierung IT-Sicherheit unterlassen, geradezu sabotiert hat.

Ich hätte die Tagesthemen-Fuzzis heute höher eingeschätzt, wenn sie wenigstens so ehrlich gewesen wären zu sagen, dass da irgendwas passiert, was sie alle nicht verstehen, weil es ihnen zu kompliziert ist und sie sich nicht genug damit beschäftigt haben.

Aber diese Art des Vorgehens ist nicht nur dümmlich, sie markiert auch den Anspruch, die Arroganz-Position halten zu wollen.

Die Frage ist: Was nützt uns das?

Nachtrag: Mir fällt gerade auf, dass meine Überschrift sprachlicher Mist ist. Man kann vor etwas Angst haben, aber das mit Verzweiflung vor etwas zu beschreiben, ist falsch. Man kann vor Angst verzweifelt sein. Aber mir fällt gerade auch bei Nachdenken keine treffende Formulierung ein, um Verzweiflung in Sachen IT-Sicherheit zu beschreiben.

Ich werde nochmal darüber nachdenken und dann eine bessere Überschrift nachreichen – falls ich auf eine komme.

Nachtrag 2: Ein Leser meint, es muss über heißen, ein anderer um, aber ich komme zu dem Ergebnis, dass es Verzweiflung an etwas heißen muss.

Nachtrag 3: Nachdem ein weitere Leser meinte, es müsse über heißen, habe ich nochmal darüber nachgedacht: Man verzweifelt an etwas, wenn man es als eigene Aufgabe hat und nicht schafft. Man ist über etwas verzweifelt, wenn der Zustand schon vorliegt, der einen zur Verzweiflung bringt. Tatsächlich wäre hier also über passend.

Muss am Frost liegen. Irgendwie ist mir heute mein Sprachgefühl eingefroren. Selten, dass ich mehrere Versuche brauche, um zu sagen, was ich sagen will.