Fliegende Geburtsurkunden
Neues von der Digitalprinzessin.
Dorothee Bär meint, dass es E-Government wäre, wenn Geburtsurkunden „automatisiert bereitstehen” und das Kindergeld sofort auf dem Konto lande.
Ich bin mir nicht sicher, was sie meint, wenn „Geburtsurkunden automatisiert bereitstehen”. Ich kann mir was darunter vorstellen, wenn Flugtaxis automatisiert bereitstehen, weil die dann vor dem Krankenhaus stehen. Aber Geburtsurkunden, die „bereitstehen”?
Ich war immer der Meinung, sowas könne gar nicht automatisiert geschehen, weil dazu doch erst mal die Eltern so ganz undigital und analog einen Namen finden und benennen müssen. Aber vielleicht digitialisiert man ja auch die Namenswahl, setzt da einen Zufallszahlengenerator oder ein KI-System ein. Gleich mit der Geburt bekommt die Mutter dann den Namensbescheid für das Kind auf ihr Smartphone.
Jeder Bürger solle erkennen können, dass dank E-Government “sein Leben viel entspannter geworden ist” und Online-Dienste der Behörden “für jeden Einzelnen was Positives” bewirken, sagte Bär. Einer Gründerin etwa müsse es möglich sein, innerhalb 48 von Stunden ein Startup anzumelden.
Klar. Frauen müssen Startups immer spontan und ohne große Überlegung anmelden können, innerhalb von 48 Stunden. Warum? Solange ihr „Gründungsperiode” anhält? (Ich will jetzt niemandem den Spaß verderben, aber ein Gewerbe kann man in Berlin schon längst per Webseite anmelden.) Die Frage wäre eher, was eigentlich der Unterschied zwischen einem Gewerbe und einem „Startup” ist. Gleich als GmbH anfangen? In 48 Stunden?
Dann sei es für sie auch nicht mehr nötig, “ein Ticket nach San Francisco für Seed Funding zu lösen”.
Ach so, es geht darum, Frauen nicht nur mit Geburtsurkunden, sondern auch mit bereitstehendem Geld zu versorgen.
Offenbar ist sie bei „digital” allein auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet. Männer kommen da eigentlich nicht vor.
Umso erfrischender, dass ein erboster Vater sie da mal über die analogen Anforderungen einer Geburt belehrt. Und der sagt, dass es schnurzegal ist, ob mit der Geburt Geburtsurkunde und Kindergeld bereitstünden. Viel wichtiger wäre, dass es erstens noch Krankenhäuser mit Geburtsstation gäbe, die man auch ohne Flugtaxi noch rechtzeitig erreichen kann, und dass es da zweitens noch Hebammen gibt. Beides nämlich habe die Regierung ziemlich verbockt. Krankenhaus und Hebamme, so die Stimme eines Mannes, seien zur Geburt wichtiger und dringender, als automatisierte Geburtsurkunden und das Kindergeld.
Nun ja, die analogen partriarchalischen Bedürfnisse rückständiger Männern unterscheiden sich halt grundlegend von den digitalen Vorstellungen moderner Frauen.
Mit der werden wir noch viel Spaß haben.