Ansichten eines Informatikers

Fahrschule

Hadmut
4.5.2018 22:23

Besser sieht’s da auch nicht aus.

Heute dachte ich wieder, ich stamme aus einem anderen Universum und bin wie Käpt’n Kirk durch eine Raum-Zeit-Spalte gerutscht und versehentlich in einem Paralleluniversum gelandet.

Als ich Führerschein gemacht habe (2x, 1984 zivil, 1986 LKW Bundeswehr), galt das als normal und Ehrensache, dass man auf Anhieb besteht. In Theorie durchzufallen wäre ein arger Gesichtsverlust gewesen und in Praxis – höchstens ein mitleidiges „Kann ja mal passieren”, muss wohl ein Versehen gewesen sein. Ich hatte im Bekanntenkreis den Fall einer Frau, die beim ersten Mal durchgefallen war, weil sie in eine wirklich schwierige Verkehrssituation geraten war und die eben nicht gemeistert hat. Da kamen alle zum Trösten. Der Fahrlehrer, bei dem ich meinen zivilen Führerschein gemacht habe, hatte damals mehrere hundert bestandene Fahrprüfungen in Folge ohne einen Durchfaller. Er hat extra gesagt, dass er niemanden zur Prüfung lässt, der seine Glückssträhne gefährdet. (Ich habe ihn etwas später zufällig mal getroffen und danach gefragt, und er sagte, eine Schülerin wäre mal durchgefallen, aber das wäre auch nur Pech gewesen, eigentlich wäre sie gut und prüfungsreif gewesen.) Es ging das Gerücht über einen bestimmten Fahrprüfer, dessen Frau von einer jungen Fahrerin, die wenige Tage zuvor erst ihren Führerschein gemacht hatte, auf einem Zebrastreifen über- und zum Krüppel gefahren worden sei, weshalb er bei Fahrschülern, besonders Frauen, unerbittlich sei und selbst kleinste Fehler gnadenlos ahnde, und er deshalb die weit und breit höchste Durchfallquote habe und dafür berüchtigt sei, galt aber deshalb schon als weithin bekannte Ausnahme. Genau bei dem Prüfer hatte ich Prüfung und fand den eigentlich nur vom Tonfall, nicht in der Sache zu streng, eigentlich ganz in Ordnung. Ich wurde spitz belehrt, dass ich beim Anfahren vom Fahrbahnrand nur in den Spiegel hätte schauen und mich nicht nach links hätte hinten umdrehen sollen. Sonst war nichts. Aber selbst der war schon so ungewöhnlich, dass er weithin bekannt war.

Bei der Bundeswehr hieß es dann, Durchfallen gäbe es einfach nicht, weil die Ausbildung (6 Wochen, je halbtags Theorie und Praxis) den Steuerzahler viel Geld koste, und deshalb auch nur die Leute den Führerschein machen, die man braucht, und deshalb Erfolg erwartet werde. Und der Prüfer auch nur einmal da war. Sollte sich irgendjemand den frechen Ungehorsam herausnehmen, durchzufallen, werde die Wiederholungsprüfung am selben Tag stattfinden. Es fiel keiner durch.

Doch inzwischen haben wir deutschlandweit eine Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen von 37% – Tendenz steigend. In Berlin noch höher. Dabei sollte man meinen, das seien die Fahrprüfungen, aber es sind die Theorieprüfungen, bei denen die Quote so hoch ist. Bei Fahrprüfungen sind es 28%.

Aus der Community

Dann müssen in Berlin eben – in Anlehnung ans Schulsystem – die Anforderungen bei der Prüfung gesenkt werden: Die Antworten werden so formuliert, dass mindestens 2/3 richtig sind und ein richtiges Kreuz pro Frage genügt.

…schreibt NutzerIn db0815

Gendern eben. Niedrigere Anforderungen für Minderheiten und so.

Die höchsten Misserfolgsquoten in der Theorie waren in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu verzeichnen. Diese Länder wiesen einen Anteil von jeweils über 40 Prozent an nicht bestandenen theoretischen Prüfungen auf. In Berlin wurden im vergangenen Jahr 44,3 Prozent der theoretischen Prüfungen nicht bestanden, eine Zunahme der Durchfallquote von knapp sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nur in Sachsen-Anhalt war der Anteil noch höher: Hier waren knapp 45 Prozent der theoretischen Prüfungen erfolglos.

Ursachen:

Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Gerhard von Bressensdorf, führt die Steigerung in erster Linie auf den größeren Anteil nicht-deutschsprachiger Bewerber zurück. Ihnen falle die Theorieprüfung schwer, zudem seien sie oft mit einer anderen Verkehrskultur aufgewachsen und bräuchten oft drei bis fünf Anläufe bis sie bestehen, sagte Bressensdorf. In der Praxisprüfung gebe es durch den zunehmenden Verkehr immer mehr Fehlerquellen für Prüflinge.

Ich halte das für einen Denkfehler. Denn es zielt darauf ab, ob man den Leuten einen Vorwurf daraus machen kann, dass sie durchgefallen sind. Es darf aber eigentlich nicht oder nur sekundär um eine Verschuldensfrage oder Ursachen gehen, sondern nur um die Frage, ob man das Fahren im Straßenverkehr beherrscht.

Allerdings heißt es im Spiegel auch, dass die theoretische Prüfung heute schwieriger sei als früher:

Dieter Quentin: Da muss man zwischen der theoretischen und der praktischen Prüfung unterscheiden. Die Theorieprüfung läuft heute elektronisch ab, nicht mehr auf Papier, und ist dadurch deutlich schwieriger geworden. Es gibt zum Beispiel Filmsequenzen, in denen eine komplexe Verkehrssituation gezeigt wird, zu der Sie dann Fragen beantworten müssen. Das hat es vor zehn Jahren noch nicht gegeben, da hat man zur Not die Fragen und Antworten auswendig gelernt. Das geht heute nicht mehr, heute ist jede Frage und jeder Prüfungsbogen anders.

Schaue ich mir hier in Berlin den Verkehr an, dann habe ich den Eindruck, dass viele nie einen Führerschein gemacht haben können. Kurioserweise bestätigen Polizeikontrollen gelegentlich diesen Eindruck.

Letztlich aber dürften selbstfahrende Fahrzeuge aber zur Notwendigkeit werden.