Ansichten eines Informatikers

In 5 bis 10 Jahren sind die meisten Geisteswissenschaftler erledigt

Hadmut
19.6.2018 22:44

Überflüssig sind viele jetzt schon, aber bis dahin sind sie dann obsolet.

Dass es schon Software gibt, die Zeitungsartikel schreibt oder Gerichtsurteile zumindest vorbereitet, ist bekannt. Auch dass Sportmeldungen inzwischen manchmal von Software geschrieben werden, wissen wir.

IBM hat nun ein KI-basiertes Debattiersystem erstellt, das ihm Argumentationsduell mit zwei echten Menschen ein Unentschieden erzielt hat – einmal verloren, einmal gewonnen.

Zu einem Thema hat das Ding gegenüber einem Publikum überzeugender argumentiert als der menschliche Gegner.

Wenn wir das Debattieren automatisieren, was bleibt dann noch von Geisteswissenschaftlern (außer körperlicher Gewalt)? Wozu noch Talkshows?

Das wird nicht lange dauern, und jede Partei hat ihr Rechenzentrum, auf dem irgendeine Argumentations- und Debattiersoftware läuft, über die die sich dann da bekriegen. Anfangs vielleicht noch als Fernsehshow. So, wie man bisher die Spitzenkandidaten zum Duell bittet.

Wenn die Bundestagsdebatten nicht mehr von Menschen, sondern von „Algorithmen” bestritten werden.

Das könnte auch kuriose Auswirkungen auf die Demokratie haben. Statt Volksentscheiden oder Bürgerbefragungen schickt man die KI-Systeme der Widersacher in den Ring und lässt die das ausdiskutieren.

Richtig gruselig wird es dann, wenn davon die Billigversion zu haben ist und die anfangen, in den Social Media mit den Leuten zu debattieren und sie zu belabern.

Wir sollten uns mal um ein digitales Grundrecht kümmern, nämlich jederzeit zu wissen, ob das Gegenüber Mensch oder Maschine ist. Und wir sollten es tun, solange wir beim Debattieren darum noch gewinnen können.